Indo­nesien – Zunahme Ver­ge­wal­tigung von Kindern und Mas­sen­be­schnei­dungs­ze­re­monie für Mädchen (+Video)

Ein Mädchen legt sich auf einen Tisch, eine Beschnei­derin nimmt ein Messer oder auch eine Glas­scherbe und beginnt mit einer Pro­zedur, nach der nichts mehr sein wird wie zuvor: die Genitalverstümmelung.

Nicht selten sterben Mädchen an den Folgen des Ein­griffs, weil kein ste­riles Ope­ra­ti­ons­be­steck ver­wendet wird. Die grausame weib­liche Geni­tal­ver­stüm­melung (FGM) wird nicht nur auf dem afri­ka­ni­schen Kon­tinent prak­ti­ziert, sondern auch auf anderen Kon­ti­nenten wie Asien. Da die meisten Kran­ken­häuser in Indo­nesien sich weigern, eine Geni­tal­ver­stüm­melung durch­zu­führen, gibt es Mas­sen­ze­re­monien, wo Eltern die Geni­talien von Mädchen ver­stümmeln lassen. Bei dieser Zere­monie ist das Ver­fahren kos­tenlos und die Eltern erhalten sogar Geld und Geschenke, wenn sie daran teil­nehmen. Während der Fokus der Öffent­lichkeit eher die Gewalt an Kindern im Zusam­menhang mit Indien bringt, spielt sich auch in Indo­nesien eine Tra­gödie ab. In Indo­nesien werden Kinder ver­ge­waltigt und wird vor­ehe­licher Sex sogar mit Gefängnis geahndet!

Indo­nesien – Zunahme der Ver­ge­wal­tigung von Kindern und Mas­sen­be­schnei­dungs­ze­re­monien von Mädchen

FGM wird häufig mit afri­ka­ni­schen Ländern in Ver­bindung gebracht, wo inter­na­tionale Bemü­hungen dazu bei­getragen haben, dass dieses grausame Ritual dort beendet wird. Weniger wird über die Geni­tal­ver­stüm­melung in Indo­nesien berichtet, doch dort sind 60 Mil­lionen Frauen und Mädchen betroffen und es wird ver­mutet, dass die Dun­kel­ziffer sogar noch schlimmer ist.

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Salsabila war nur eines von ungefähr 150 Mädchen im Alter von 3 Monaten bis 11 Jahren, deren Eltern sie zur Mas­sen­be­schneidung brachten. Ab 4 Uhr morgens ver­sam­melten sich die Familien vor dem öffent­lichen Gebäude in Bandung, Indo­ne­siens fünft­größter Stadt, in der die Ver­an­staltung stattfand. Eltern haben ihre Kinder über WhatsApp für das Ver­fahren ange­meldet. Es war nicht nur das Geld in Höhe von 200.000 Rp (14,57 USD), die Farah dazu bewog, ihre Tochter dort beschneiden zu lassen, sondern auch Glaube und Tradition.

„Ich wurde beschnitten, meine Groß­mutter und Urgroß­mutter auch. Wir glauben, dass die Beschneidung eine reli­giöse Lehre ist “, sagte sie in einem Interview mit VICE, die an einer Mas­sen­ver­an­staltung teil­ge­nommen haben.

FGM in Indo­nesien ist stark mit Kultur und Religion ver­bunden. In Gorontalo, einer indo­ne­si­schen Provinz auf der Insel Sulawesi, werden Mädchen vor ihrem dritten Geburtstag in einer tra­di­tio­nellen Zere­monie namens Mon­gu­bingu beschnitten.

Die Hälfte der Mädchen unter 11 Jahren in Indo­nesien wird nach den Erkennt­nissen von UNICEF beschnitten, so die Meldung aus 2016 in Jakarta Post. Der Grund war die alar­mie­rende Zunahme in Indo­nesien von FGM. Es war das erste Mal, dass Indo­nesien mit auf die Liste der Länder gesetzt wurde, wo FGM häufig ange­wendet wird. Den Daten zufolge gehört Indo­nesien neben Gambia und Mau­re­tanien zu den drei Ländern mit der höchsten Prä­valenz von FGM in der Alters­gruppe von 14-jäh­rigen Mädchen. Die Praxis ist in Jakarta üblich, das mit 68,1 Prozent zu den 10 Pro­vinzen mit dem höchsten Anteil an beschnit­tenen Mädchen unter 11 Jahren gehört.

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Eine kürzlich ver­öf­fent­lichte Studie ergab, dass Ignoranz und sozialer Druck die Ursachen für die weit ver­breitete Praxis der weib­lichen Geni­tal­ver­stüm­melung in Indo­nesien sind

Nicht alle Frauen, die FGM durch­führen, haben einen medi­zi­ni­schen Abschluss, einige haben kei­nerlei medi­zi­ni­schen Hin­ter­grund und führen trotzdem die Geni­tal­ver­stüm­melung durch.

In Pro­vinzen wie Süd-Sulawesi werden Beschnei­dungs­ri­tuale von Frauen häufig von Fei­er­lich­keiten begleitet, an denen Groß­fa­milien beteiligt sind. An anderen Orten bleibt die Praxis ein „Geheimnis“ zwi­schen Mutter und Hebamme.

Die in Indo­nesien am häu­figsten vor­kom­mende Form von FGM, die in sechs von sieben unter­suchten Gebieten gefunden wurde, wird von der WHO als Typ 4 ein­ge­stuft. Dabei wird die Vagina ver­letzt, bis sie ein wenig blutet, und die Kli­toris abge­kratzt,  bis sich Blut auf der Ober­fläche zeigt.

Weib­liche Geni­tal­ver­stüm­melung ist ein glo­bales Problem. Schät­zungen der UN zufolge sind weltweit min­destens 200 Mil­lionen Frauen und Mädchen Opfer von Geni­tal­ver­stüm­melung geworden. Das sind rund 70 Mil­lionen mehr als bislang ange­nommen. Auch in der EU sind es Hun­dert­tau­sende.

Frauen sind noch immer nicht sicher vor sexu­ellem Miss­brauch in der indo­ne­si­schen „Ver­ge­wal­ti­gungs­kultur“

Laut einem aktu­ellen Bericht steigt in Indo­nesien die Gewalt an Frauen dra­ma­tisch. Die nationale Kom­mission für Gewalt gegen Frauen in Indo­nesien hat einen Anstieg der geschlechts­spe­zi­fi­schen Gewalt ver­zeichnet. Etwa 350.000  Fälle werden jährlich gemeldet.

Akti­visten haben vor einer „Epi­demie“ sexu­eller Beläs­tigung und Gewalt gegen Frauen in Indo­nesien gewarnt.

Eine Umfrage, an der 62.000 Befragte aus 34 Pro­vinzen teil­nahmen, ergab, dass mehr als 60% der Frauen in Indo­nesien verbale sexuelle Beläs­tigung erfahren hatten und mehr als die Hälfte vor dem 16. Lebensjahr.

Bei einem schreck­lichen Fall soll ein Mann in Jakarta seiner Frau mit einer Machete die Kehle durch­ge­schnitten haben, nachdem sie sich geweigert hatte, Sex mit ihm zu haben, und das vor den Augen der beiden Kinder, im Alter von sieben und vierzehn Jahren.

Jeden Tag erleben in Indo­nesien 35 Frauen sexuelle Gewalt, doch Frauen, die Opfer von Gewalt sind, erlangen nur selten Gerech­tigkeit. Viele Mädchen und Frauen ver­schweigen lieber, dass sie Opfer von Gewalt oder Ver­ge­wal­tigung werden.

Auch in Indo­nesien werden Babys nicht nur auf dem Schwarz­markt ver­kauft, sondern auch auf Instagram zum Kauf angeboten.

Alar­mie­rende Zunahme von Ver­ge­wal­ti­gungs­fällen und sexu­ellem Kin­des­miss­brauch in Indonesien

Grup­pen­ver­ge­wal­ti­gungen sind haupt­sächlich aus Indien bekannt. Doch laut Witness and Victim Pro­tection Agency (WPS) hat die Zahl der Fälle von Grup­pen­ver­ge­wal­tigung in Indo­nesien seit 2015 stark zuge­nommen und auch die Ver­ge­wal­tigung von Kindern.

Am 24. Februar 2020 hat die Polizei in Balis Regent­schaft Badung einen 43-jäh­rigen Grund­schul­leiter als Ver­däch­tigen für die mut­maß­liche Ver­ge­wal­tigung einer seiner ehe­ma­ligen Schü­lerin fest­ge­nommen. Er soll die Schü­lerin mehrere Jahre ver­ge­waltigt haben. Der Fall wurde erst bekannt, nachdem der Vater des Mäd­chens eine Beschwerde ein­reichte, nachdem sich die mitt­ler­weile 16-Jährige ihm anver­traut hatte.

In einer durch­ge­führten Befragung war die zweit­häu­figste Moti­vation für eine Ver­ge­wal­tigung von Frauen und Kindern eine Form der Unter­haltung, während einige Ver­ge­wal­ti­gungen als Bestrafung dienten, oder weil der Mann wütend war. Über­ra­schen­der­weise war Alkohol am wenigsten verbreitet.

Einer Reihe schreck­licher Fälle, in denen Min­der­jährige ver­ge­waltigt wurden, macht die Frau­en­feind­lichkeit deutlich.

Das öffent­liche Bewusstsein für sexuelle Gewalt stieg nach der Ver­ge­wal­tigung und Ermordung von Yuyun, einer 14-jäh­rigen Schü­lerin, durch 14 Männer und Jungen, auf Sumatra. Ihr Körper wurde zwei Tage später auf einer Gum­mi­plantage nackt und gefesselt gefunden. Der Fall wurde erst ver­tuscht, bis Frau­en­gruppen eine Social-Media-Kam­pagne star­teten, die Gerech­tigkeit for­derte. Andere Fälle wurden sofort öffentlich, dar­unter die Ver­ge­wal­tigung einer 19-jäh­rigen Stu­dentin in Manado, Nord-Sulawesi, wo es sich bei den Tätern um ört­liche Poli­zei­beamte gehandelt haben soll.

  • Indo­nesien gehört zu den zehn Ländern mit der höchsten abso­luten Anzahl an Kinderehen!
  • Indo­ne­sische Kin­derehen werden oft nicht gemeldet.
  • 90% der Mädchen und Frauen, die ver­ge­waltigt wurden, melden dieses nicht aus Angst, selbst bestraft zu werden. Frauen werden oft beschuldigt, sexuelle Über­griffe ein­ge­leitet zu haben. Dies unter­streicht die Tat­sache, dass Indo­nesien zusammen mit so vielen anderen Ländern in Asien ein Ort bleibt, an dem die Gleich­stellung der Geschlechter ein ferner Traum ist.
  • Nach Angaben der Natio­nalen Kom­mission für Gewalt gegen Frauen (KP) sind täglich 35 Frauen in Indo­nesien Opfer sexu­eller Gewalt.

Was mit Mädchen geschieht, die ver­ge­waltigt werden und dann abtreiben, erlebte ein 15-jäh­riges Mädchen. Das 15-jährige Mädchen, das von ihrem Bruder ver­ge­waltigt worden war, wurde vom Bezirks­ge­richt Muara Bulian im Bezirk Batanghari in der Provinz Jambi wegen Abtreibung zu sechs Monaten Haft ver­ur­teilt. Abtreibung ist laut indo­ne­si­schen Natio­nal­recht generell ver­boten und wird bestraft.

Nur weil sie Mädchen sind – Kin­der­handel sowie häus­liche Gewalt sind in Indo­nesien stark ver­breitet. Patri­ar­chale Struk­turen und Werte sind in Indo­nesien stark ver­ankert und die Gewalt an Mädchen und Frauen nimmt weiter zu.

Wenn Länder,wie Indo­nesien Ent­wick­lungs­hilfe oder sogar Rüs­tungs­güter erhalten, sollte man auch auf Men­schen­rechts­ver­let­zungen auf­merksam machen. Aus anderen Gründen wird auch mit Sank­tionen gedroht – so sollte es auch bei der Ver­letzung von Men­schen­rechten der Fall sein.

Netzfrau Doro Schreier


Quelle: netzfrauen.org