Vera Lengsfeld: Deutschland 2020 — Bür­ger­rechtler werden ver­haftet, Links­ra­dikale ins Ver­fas­sungs­ge­richt gewählt (+Video)

Während im Landtag von Meck­lenburg-Vor­pommern eine ehe­malige DDR-Juristin zur Ver­fas­sungs­rich­terin gekürt wurde, spielten sich am Samstag auf dem Alex­an­der­platz Szenen ab, wie wir sie aus DDR-Tagen kennen und nie wieder erleben zu müssen glaubten. Die Polizei nahm meine alte Freundin Angelika Barbe, Mit­strei­terin seit den Tagen des Pan­kower Frie­dens­kreises, Mit­be­grün­derin der SDP, später SPD der DDR, Kol­legin im ersten gemein­samen Bun­destag nach der Ver­ei­nigung, Mit­be­gründern des Bür­ger­büros für die Opfer der SED-Gewalt­herr­schaft fest.

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Dabei ging sie mit bru­taler Gewalt gegen die frisch am Knie ope­rierte Dame vor, die nicht so schnell laufen konnte, wie die Poli­zisten sie weg­zerrten. Hier gingen die Beamten, die gegen die Antifa, die gerade im Gegensatz zu Angelika, wirklich auf dem Alex demons­trierte, passiv blieben, die bei den Revo­lu­tio­nären 1.Mai-Demos gegen ver­mummte Ran­da­lierer lieber „dees­ka­lierend“ wirken, als durch­zu­greifen, die gegenüber kri­mi­nellen Clans lieber Nach­sicht zeigen, als kri­mi­nelle Akti­vi­täten zu unter­binden, mit aller Härte vor. Eine behin­derte ältere Dame zu schickanieren, ist ja auch gefahrlos. Ich habe bisher immer viel Sym­pathie für die Polizei gehabt und für sie Partei ergriffen, wenn sie von den Linken ange­prangert wurde, aber das Vor­gehen gegen Angelika Barbe ist unwürdig und grund­getz­widrig. Denn noch gilt Artikel 2 (2): Jeder hat das Recht auf Leben und kör­per­liche Unver­sehrtheit. Die Freiheit der Person ist unver­letzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes ein­ge­griffen werden.

Hier Ange­likas Stellungnahme:

Liebe FB-Freunde, 


wir sind gerade zurück, nachdem wir von der Polizei auf dem Alex­an­der­platz abge­führt wurden. Diese Fest­nahme ist in mehr­facher Hin­sicht scho­ckierend, nicht nur wegen der ent­wür­di­genden Filmaufnahmen. 

Wir trafen gegen 14:50 Uhr auf dem Alex ein, der nicht sehr belebt war und wun­derten uns über einen abge­sperrten Bereich mitten auf dem Platz. Ich wandte mich an einen Poli­zisten, der mir freundlich erklärte, das sei der geneh­migte Teil für die Demo der Antifa. Wenn wir daran teil­nehmen wollten, könnten wir das gern tun. Inzwi­schen waren mehrere Pas­santen neu­gierig geworden, wir kamen ins Gespräch. 

Plötzlich wurde ich von einem Poli­zisten mit der Nummer 34113 ange­blafft, ich sollte den Alex ver­lassen. Perplex ant­wortete ich, daß ich mit einer Freundin und meinem Mann hier sei, mich mit Men­schen unter­halten und auch ein­kaufen wolle. Es erzürnte ihn offen­sichtlich, daß ich nicht sofort seinem Befehl gehorchte. Er sprach mir sofort einen münd­lichen Platz­verweis aus. 

Ver­wundert wandte ich mich an einen anderen Poli­zisten und fragte, warum die Antifa geschützt würde, wir Pas­santen aber nicht bleiben dürften. Er for­derte mich eben­falls auf zu gehen. Ich lenkte ein und erklärte, ein­kaufen zu wollen, er ließ mich dar­aufhin weiter laufen. Wenige Augen­blicke später kam 34113 hin­ter­her­ge­stürmt und rief: „Nein, die zeigen wir an!“ 
Dar­aufhin stürzten etwa 5 Poli­zisten von hinten auf mich zu, zwei ergriffen rabiat und scho­nungslos meine Arme, schleiften mich mit Gewalt weiter, zwei flan­kierten den Zugriff. 

Da ich kürzlich eine Knie-OP hatte und noch immer unter Schmerzen leide, kann ich nicht so schnell laufen und rief immer, sie sollten langsam sein und mich nicht hetzen, ich würde keinen Wider­stand leisten und selbst gehen. Im Gegenteil, sie liefen schneller, drehten mir noch den Arm um und ver­bogen meine linke Hand, was die Zuschauer nicht sehen konnten. Ich zeigte auf meine Knienarbe und bat ver­zweifelt um lang­sames Gehen. Das wer­teten sie als Wider­stand. 
Es war eine will­kür­liche Ver­haftung, ich habe keinen Wider­stand geleistet und wurde aus der Gesprächs­gruppe herausgefischt. 

Mein Mann fragte die Poli­zisten, warum sie aus­ge­rechnet mich gefaßt hätten, zumal etliche eben­falls auf dem Platz standen und unbe­helligt blieben.
Er wartete dann weitab von anderen Pas­santen vor der Absperrung, wo die Anzeigen erfolgten und wurde auf­ge­fordert, sofort den Alex­an­der­platz zu ver­lassen. Er erwi­derte, daß er auf mich warte. Dar­aufhin wurde er in bewährter DDR-Sip­penhaft auch noch wegen angeb­licher „Gefährdung der Sicherheit“ mit­ver­haftet. Wir bekamen nach ein­einhalb Stunden einen Platz­verweis für den 16. Mai und jeder eine Anzeige. Sie erklärten uns nicht wofür. 

Eigentlich wurden wir nur daran gehindert, der Antifa zuzu­hören. Die Vor­würfe, den Abstand nicht ein­ge­halten bzw. keinen Maulkorb getragen zu haben, erhoben sie nicht. 

Zu Weih­nachten wurden Omas noch als Umweltsäue ver­un­glimpft und jetzt werden sie abge­führt, wenn sie dort stehen, wo sie nicht stehen sollen. Aber noch wurde nicht befohlen, daß Rentner bei Rot über die Kreuzung zu gehen haben. 
Scho­ckierend waren Aggression und über­griffige Gewalt­an­wendung der Polizei. Scho­ckierend war der will­kür­liche Zugriff belie­biger ein­zelner Per­sonen aus der Men­schen­menge. 
Es ging darum, Angst zu erzeugen mit total unan­ge­mes­sener, völlig über­zo­gener und unver­hält­nis­mä­ßiger Gewalt­an­wendung gegenüber gewalt­losen Bürgern. 

Man wollte Bilder aus der Vor­woche ver­meiden, als Tau­sende auf dem Alex „Freiheit“ und „Wir alle sind das Volk“ riefen.
Wenn das Recht nicht mehr gilt, dann sind wir alle der Willkür des Staates aus­ge­liefert –auch hin­sichtlich von Zwangs­imp­fungen. Deshalb sind und bleiben Demons­tra­tionen für die Freiheit wichtig.

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Vera Lengsfeld — Erst­ver­öf­fent­li­chung auf dem Blog der Autorin www.vera-lengsfeld.de