Covid-19-Impfung: Men­schen­ver­suche jetzt auch in Deutschland

Gleich in drei deut­schen Städten stehen Men­schen­ver­suche für einen Impf­stoff gegen Covid-19 an. Das Paul-Ehrlich-Institut in Langen hat dem Tübinger Unter­nehmen Curevac erlaubt, mit der kli­ni­schen Prüfung zu beginnen. In Han­nover, München und Tübingen sucht die Firma CureVac daher nach frei­wil­ligen Pro­banden. 40 Test­per­sonen werden gesucht. Wis­sen­schaft­licher Begleiter der Studie an den Pro­banden ist die Medi­zi­nische Hoch­schule Han­nover.

Die Frei­wil­ligen müssen reprä­sen­tativ sein, also in den Alters­stufen zwi­schen 18 und 60 Jahren, sie müssen gesund sein und aus Frauen und Männern bestehen. Andere Gender scheinen nicht gefragt zu sein. Zwar verfügt die Medi­zi­nische Hoch­schule Han­nover (MHH) über eine Daten­sammlung von Per­sonen, die sich immer wieder als Frei­willige für solche For­schungen zur Ver­fügung stellen und schon bei meh­reren Studien tapfer ihre Gesundheit für die All­ge­meinheit ris­kiert haben, aber man sucht auch außerhalb.

Die erste Kohorte an Ver­suchs­per­sonen erhält laut MHH nur eine abge­schwächte Impf­dosis, man testet also vor­sichtig an, ob eine negative Reaktion auf­tritt und wenn ja, dass diese auf­grund der nied­rigen Dosierung so milde ist, dass sie mit medi­zi­ni­scher Hilfe ohne gra­vie­rende Folgen abge­fangen werden kann. Das ist auch sehr wichtig, denn bei solchen Studien an Frei­wil­ligen in Seattle mit dem mRNA-Impf­stoff „mRNA1273“ traten in der Gruppe, die die volle Impf­stoff­dosis ver­ab­reicht bekamen, bei 20% der Pro­banden sehr ernste Kom­pli­ka­tionen auf:

„… drei der 15 Pro­banden, die in der „Hoch­dosis-Kohorte (es gab drei Kohorten mit jeweils 15 Frei­wil­ligen), die 250 mcg erhalten haben, zeigten innerhalb von 43 Tagen nach Erhalt der Impfung mit der mRNA-Sub­stanz das, was die Pres­se­mit­teilung so beschreibt:

‚To date, the most notable adverse events were seen at the 250 µg dose level, com­prising three par­ti­ci­pants with grade 3 sys­temic sym­ptoms, only fol­lowing the second dose.‘

(Bis heute wurden die bemer­kens­wer­testen uner­wünschten Ereig­nisse bei der Dosis von 250 g beob­achtet, die drei Teil­nehmer mit sys­te­mi­schen Sym­ptomen der Stufe 3 umfasste, als Folge auf die zweite Dosis.)

„Sys­te­mische Sym­ptome der Stufe 3“ bedeutet laut Defi­nition der FDA (Food and Drugs Admi­nis­tration): „Ver­hin­derung täg­licher Akti­vi­täten und die Not­wen­digkeit einer medi­zi­ni­schen Inter­vention“. Dabei handelt es sich also nicht um ein bisschen Tem­pe­ratur oder Schnupfen. Diese drei Pro­banden wurden ernsthaft krank. Was genau an Sym­ptomen auftrat und wie schwer­wiegend diese sind/waren geht aus der Pres­se­meldung nicht hervor. Die For­mu­lierung lässt aber den Schluss zu, dass sie gra­vierend waren und dass auch in den nied­riger dosierten Gruppen Neben­wir­kungen auf­traten, nur nicht in dieser ernsten Ausprägung.

Noch einmal: Die Pro­banden waren kom­plett gesund und im besten Nicht-Risiko-Alter. Und dennoch traten bei 20%, ernste Kom­pli­ka­tionen auf. Was pas­siert erst, wenn das kränk­liche Leute, Vor­ge­schä­digte, Kinder und alte Men­schen bekommen?

Aber rechnen wir einmal hoch, was eine solche Erkran­kungs- oder gege­be­nen­falls Todesrate (bei emp­find­li­cheren Men­schen) bedeutet, wenn sieben Mil­li­arden Men­schen damit geimpft würden. 20 Prozent ent­sprächen 1,5 Mil­li­arden Menschen!“

Der Impf­stoff wird dann, wie bei diesen Tests üblich, in drei ver­schie­denen starken Dosie­rungs­ein­heiten ver­ab­reicht. Für jede Dosis­stärke werden 56 Test­per­sonen gesucht. In jeder Dosie­rungs­gruppe (Kohorte) sollen jeweils 48 das echte Impf­serum bekommen und acht Pro­banden ein Placebo (Injektion ohne Wirk­stoff). Die Teil­nehmer jeder Kohorte bekommen zwei Imp­fungen im Abstand von einigen Tagen.

Weitere Test­reihen sollen in Tübingen, München und Belgien (Gent) erfolgen. Ins­gesamt sollen 168 Per­sonen getestet werden, aber in erster Linie auf die Ver­träg­lichkeit des Impf­serums. In der zweiten Phase soll dann geprüft werden, ob der Impf­stoff tat­sächlich vor einer Infektion mit Covid-19 schützt. In dieser Phase sollen 2.000 mensch­liche Test­per­sonen ein­ge­setzt werden.

Die Stu­di­en­teil­nehmer, die jetzt den neuen Impf­stoff ver­ab­reicht bekommen, werden nach der letzten Injektion ein Jahr lang genau über­wacht, sagte Mariola Fotin-Mleczek, ein für Tech­no­logie zustän­diges Mit­glied des Vor­standes bei CureVac: „Wir wollen wissen, wie lange der Schutz besteht und wie stabil die Anti­körper bleiben. Wir sind auf diese Daten sehr gespannt.“ Unter­neh­menschef Haas sieht erste, valide Ergeb­nisse im Herbst. Besteht der Impf­stoff bis dahin die Prüfung und ist die optimale, erfor­der­liche Dosis ermittelt, erfolgt noch ein grö­ßerer Versuch mit 10.000 Pro­banden. Hier ver­sprechen sich die Wis­sen­schaftler, auch selten vor­kom­mende Neben­wir­kungen zu sehen.

Wie die Impf­stoff­tests in UK und den USA zeigen, ist die Studie für die Frei­wil­ligen nicht risi­kolos. Ein junger Mann in Seattle brach mit ernsten Gesund­heits­kom­pli­ka­tionen zusammen. Die FAZ zitiert den Prä­si­denten des Paul-Ehrlich-Insti­tutes, Klaus Cichutek, das dem Unter­nehmen grünes Licht für den Stu­di­en­start gab:

„‘Das ist uner­wünscht‘, sagte Cichutek. Ebenso kann es vor­kommen, dass das Immun­system der Test­per­sonen anders auf den Impf­stoff reagiert als erwartet. Dann könnte es zu Organ­schäden kommen. ‚Bisher wurden diese Risiken nicht gezeigt‘, sagte Cichutek mit Blick auf die kli­ni­schen For­schungs­er­geb­nisse. Jeder Impf­stoff müsse ein ‚akzep­tables‘ Ver­hältnis von Risiko und Nutzen haben.“

Die Geschwin­digkeit, mit der das Impf­serum an Men­schen ein­ge­setzt wird, erstaunt und dürfte die Akzeptanz dieser Imp­fungen in der Bevöl­kerung dämpfen. Waren bislang jah­re­lange Pro­be­läufe vor­ge­schrieben, um eini­ger­maßen Sicherheit in Bezug auf „uner­wünschte Neben­wir­kungen“ (auch gerne Impf­schäden genannt) zu erzielen, so werden nun in Groß­bri­tannien, den USA und nun auch Deutschland in Warp-Geschwin­digkeit Impf­stoffe her­ge­stellt und gleich wil­ligen Testern verabreicht.

Das Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­terium gab am Montag dieser Woche bekannt, sich mit 300 Mil­lionen Euro an dem Unter­nehmen Curevac zu betei­ligen. Außerdem sollen 23 Prozent der Fir­men­an­teile vom Bund über­nommen werden. Dieser Schritt soll das Unter­nehmen CureVac auch gegen eine mög­liche Über­nahme aus dem Ausland absi­chern: Gemeint ist hier wahr­scheinlich die von den USA als Fake bezeichnete Meldung, Prä­sident Trump habe ver­sucht, CureVac kom­plett auf­zu­kaufen, um den gefun­denen Impf­stoff gegen Covid-19 aus­schließlich den US-Ame­ri­kanern zugute kommen zu lassen.