Eine heute in Berlin vorgestellte Datenerhebung zu Glyphosatrückständen im Urin weist eine deutliche Belastung von über drei Vierteln der Bundesbevölkerung mit Glyphosat nach. Demnach liegt bei 75 Prozent der Bürgerinnen und Bürger die Belastung mit mindestens 0,5 ng/ml um ein Fünffaches höher als der Grenzwert für Trinkwasser mit 0,1 ng/ml zulässt. Ein Drittel der Bevölkerung hat sogar eine 10-fache bis zu 42-fache Menge der für Trinkwasser zulässigen Grenzwerte im Urin.
Bereits 2013 hatte eine Studie Glyphosat im Urin von Großstädtern aus 18 europäischen Staaten nachgewiesen.
Nun kommt eine neue Studie, also drei Jahre später zu einem noch gravierendem Ergebnis!
Die höchsten Belastungen ließen sich nach Altersgruppen aufgeschlüsselt bei Kindern von 0–9 und Kindern/Jugendlichen von 10–19 Jahren nachweisen, nach Berufsgruppen vor allem bei Landwirten. Fleischessende Studienteilnehmer, sogenannte Mischköstler, wiesen höhere Belastungen als Vegetarier und Veganer auf. Bio-Esser sind weniger belastet als Menschen, die sich konventionell ernähren.
Nachweis von Glyphosat im Urin freiwilliger, selbstzahlender Studienteilnehmer – „Urinale 2015“
Am 4. März 2016 wurden in der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin die Ergebnisse der »Urinale 2015« vorgestellt. Von 2009 auswertbaren Proben sind 99,6 Prozent mit Glyphosat belastet. Lesen Sie hier die statistische Auswertung:Textteil und Datenteil.
Hintergrund
Glyphosat ist ein so-genanntes Breitbandherbizid gegen ein- und zweikeimblättrige Pflanzen – ein Gift, das prinzipiell zum Tod aller Pflanzen führt, die mit ihm in Kontakt kommen. Nur gentechnisch veränderte Pflanzen sowie auf natürlichem Weg resistent gewordene Gewächse widerstehen der Chemikalie. Glyphosat ist das weltweit am meisten verkaufte Ackergift. Der größte Produzent ist Monsanto mit seinen »Roundup«-Produkten.
WHO: Glyphosat ist krebserregend
Ob die Bezeichnung »Gift« auch bezüglich der Einnahme des Wirkstoffs Glyphosat auf den Menschen zutrifft, ist derzeit strittig. Dass Glyphosat auf den Menschen zumindest gesundheitsschädlich wirken kann, darf schon allein aus der Festsetzung von Grenzwerten durch die Zulassungsbehörden geschlossen werden. Die Krebsforschungseinrichtung der Weltgesundheitsorganisation WHO hat kürzlich Glyphosat als »wahrscheinlich krebserzeugend für den Menschen« eingestuft. Studien aus Schweden, den USA und Kanada an kranken Landwirten, die mit Glyphosat gearbeitet hatten, stärken demnach den Verdacht, dass Glyphosat für Krebserkrankungen des Lymphsystems verantwortlich sein könnte. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zweifelt diese Bewertung an und stützt sich dabei zu großen Teilen auf Studien der Industrie. Das BfR arbeitet dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zu, das beim europäischen Zulassungsverfahren für Glyphosat federführend ist.
Glyphosat hat in unserem Essen nichts zu suchen!
Erste Untersuchungen von Urinproben deuten darauf hin, dass auch in der Bundesrepublik Deutschland nicht nur Landwirte Glyphosat in ihrem Körper haben, sondern auch Menschen, die nicht in der Landwirtschaft arbeiten. Die Rückstände von Glyphosat und seinen Nebenprodukten scheinen daher mit großer Wahrscheinlichkeit durch die Nahrungsaufnahme verursacht worden zu sein.
Das BfR und der zuständige Bundesminister sehen auf Grund der bisherigen Datenlage keinen Anlass zu einem Verbot von Glyphosat. Siehe auch Glyphosate study: EU-Entscheidung rückt näher – use increasing rapidly as EU decision nears
Insgesamt ließen sich bei 99,6 Prozent von insgesamt 2009 Probanden eindeutig verifizierbare Glyphosatrückstände nachweisen. An der Erhebung nahmen Freiwillige aus allen Postleitzahlenbereichen der Republik im Rahmen der Urinale 2015 teil, einer Aktion der Bürgerinitiative Landwende und der Bio-Supermarktkette Basic. Die Analyse der Proben wurde von den Teilnehmern mit jeweils 50 Euro selbst bezahlt.
Johannes Heimrath von der Bürgerinitiative Landwende erklärte:“Mit dieser Aktion wollten wir herausfinden, wie weit Glyphosat bereits in die Umwelt vorgedrungen ist. Bisherige Untersuchungen basierten stets nur auf kleinen Datenmengen im zweistelligen Bereich. Nun haben wir über 2000 Datensätze, und 99,6 Prozent der Proben enthalten Glyphosat – das heißt, wir alle sind belastet. Bei Bier kann ich entscheiden, ob ich Alkohol zu mir nehme oder nicht. Diese Freiheit habe ich demnach bei Glyphosat nicht – und ob das gesundheitsgefährdend ist oder nicht, kann bis heute niemand mit Sicherheit sagen. Da die Behörden es bisher versäumt haben, so eine Feldstudie zu machen, musste es eben die Zivilgesellschaft selbst in die Hand nehmen.“
Die von der emeritierten Veterinärmedizinerin Prof. Monika Krüger betreute und vom akkreditierten Labor BioCheck-Holzhausen durchgeführte Untersuchung ist die weltweit größte bisher durchgeführte Felduntersuchung zum Nachweis von Glyphosat in Urinen.
„Die durchgeführte Untersuchung bestätigt die Ergebnisse des Umweltbundesamtes, dass Glyphosat im Urin bei einem Großteil der deutschen Probanden nachweisbar ist“, stellte Monika Krüger fest. „Es ist die zahlenmäßig bisher größte Untersuchung dieser Art weltweit und mit Probanden aus ganz Deutschland. Die nachgewiesenen Glyphosatkonzentrationen in den Urinen belegen eine erhebliche Belastung der Probanden. Zur gesundheitlichen Bedeutung dieser Ergebnisse müssen weitergehende wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt werden, um Zusammenhänge zwischen der Belastung mit Glyphosat durch Lebensmittel, durch Trinkwasser, durch beruflichen Kontakt etc. und dem Gesundheitsstatus sowie bestimmten Erkrankungen in der Bevölkerung zu erkennen“, so Krüger.
Die »Urinale 2015«
Ab Mitte September lud die Kampagne »Ackergifte? Nein danke!« mithilfe einer Vielzahl einzelner lokaler Partner ein zur großen Urinale! Bundesweit gab es kleinere und größere Veranstaltungen, bei denen sich interessierte Menschen zum Thema Glyphosat und Ackergifte informieren und austauschen konnten. Dabei wurden Urinprobensets ausgeteilt, die einfach zu Hause befüllt und anschließend an das mit uns kooperierende Labor eingeschickt wurden. So konnten die persönlichen Glyphosatwerte aus dem eigenen Urin erfahren werden. Darüber hinaus ermöglichten die Teilnehmer*Innen damit die Datenerhebung – Voraussetzung für eine wichtige wissenschaftliche Studie in der Debatte um die Zulassung von Glyphosat.
Die Untersuchungen wurden mit dem Abraxis-ELISA-Test im akkreditierten Labor BioCheck-Holzhausen nach Angaben des Herstellers durchgeführt. Die Validierung des ELISA-Tests erfolgte mit einer für den Glyphosatnachweis zugelassenen Methode (GC-MS/MS, Krüger et al. 2014). Mit den Untersuchungen sollten folgende Fragestellungen beantwortet werden: 1. Sind die Probanden mit Rückständen belastet? 2. Gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern? 3. Spielen Essverhalten, Alter, Wohnort, BMI sowie hauptsächlicher Kontakt zu Glyphosat eine Rolle für die Konzentrationen im Urin?
Die vollständige Studie ist als Download unter www.urinale.org verfügbar.
Bereits 2009 war bekannt, dass Monsantos Unkrautvernichtungsmittel „Roundup“ mit Hilfe von chemischen Zusätzen in die Nahrungsmittel eindringt.
Schon damals waren gesundheitliche Schäden dokumentiert und somit nicht von der Hand zu weisen. Die Zulassung von Glyphosat in Europa läuft Ende Juni aus. Die EU-Kommission will die Zulassung um 15 Jahre verlängern.
Während die Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation WHO das Mittel als „wahrscheinlich krebserregend“ einstuft, kamen Aufsichtsbehörden in Deutschland und der EU zum gegenteiligen Schluss.
Bereits 2009 „bat“ die Regierung Monsanto ganz lieb, damit aufzuhören. Monsanto Deutschland lehnte ab! Mittlerweile ist Roundup in Kalifornien auf die Liste der krebserregenden Stoffe aufgenommen worden.
Aktion – Schützt unsere Gesundheit, stoppt Glyphosat!!
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Die Unkrautvernichtungsmittel gefährden bereits die Ungeborenen, das dürfen wir nicht einfach tolerieren. Wir haben eine Verantwortung gegenüber unseren Kindern, unseren Tieren und unserer Umwelt. Wir müssen endlich Maßnahmen ergreifen, denn was auf den Äckern geschieht, ist Mord auf Raten.
Die Menschen in den USA glauben, hier in Europa habe das Glyphosat noch keine Spuren hinterlassen. Das ist falsch, denn in unserem Beitrag Das tägliche Gift Pestizide – “Mord auf Raten” – doch Brüssel erkennt die neue Studie nicht an! wiesen wir auf die Sturheit der EU hin. Sie stecken doch alle unter einer Decke, wie unser Beitrag TTIP – die vielen weitreichenden Verflechtungen in der Politik und Wirtschaft zeigt.
Lasst uns alle zusammen gegen diese Konzerne Monsanto und Co. aktiv werden. Wir müssen uns weltweit vernetzen. Helfen Sie uns, teilen sie unsere Nachrichten, informieren Sie die Organisationen, die weltweit aktiv sind, dass auch wir hier, in Europa mit dem was geschieht, nicht einverstanden sind.
Helfen Sie mit, dass Glyphosat aus unserem Leben verschwindet, denn dort hat es nichts zu suchen!
Netzfrau Doro Schreier
Quelle: netzfrauen.org
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