„Der Tod der Menschheit ist nicht nur ein denk­bares Ergebnis, wenn der Sozia­lismus tri­um­phiert, sondern er stellt das Ziel des Sozia­lismus dar.“

Refle­xionen zu einer hoch­ak­tu­ellen Schrift**)

(von altmod)

Wie komme ich auf diese Über­schrift? Es ist ein Satz aus dem unbe­dingt lesens­werten Buch

Der Todes­trieb in der Geschichte: Erschei­nungs­formen des Sozialismus“

des sowje­ti­schen Dis­si­denten Igor R. Scha­fa­re­witsch, geschrieben 1975, neu auf­gelegt in Deutsch 2016.

Der Titel „Der Todes­trieb in der Geschichte“ ist aus Sigmund Freuds psy­cho­ana­ly­ti­scher Kul­tur­theorie geborgt. Scha­fa­re­witsch borgt sich den Begriff „mit Vor­behalt“ wie es im Vorwort heißt, meldet Zweifel an der Wis­sen­schaft­lichkeit der Psy­cho­analyse an und ordnet sie mit ihrem Dua­lismus von Eros und Tha­natos, Lebens­trieb und Todes­trieb, dem Gnos­ti­zismus zu. Um das trieb­hafte, also emo­tional gefärbte und kor­rek­tur­re­sis­tente Ver­halten der Sozia­listen zu beschreiben, rückt er den Begriff dennoch ins Zentrum seines Buchs. Warum? Wie er anführt, „spiegelt der Freudsche Begriff des ‚Todes­triebes‘ vieleZüge des Strebens der Menschheit zur Selbst­ver­nichtung wider, das […] die trei­bende Kraft des Sozia­lismus ist“.

Wir wohl­stands­ver­blö­deten Deut­schen – und nicht nur diese, die meisten der „Westler“ ver­kennen allem Anschein nach die Gefahr, der man sich mit seiner Ori­en­tierung auf „Gerech­tigkeit und Gleichheit“, auf Anti­dis­kri­mi­nierung, Gen­de­rismus und jugend­wahn­sinnige öko­lo­gische Welt­rettung, New-World-Order und Gemein­wohl­öko­nomie, dem Streben nach einer Welt der uni­ver­sellen Toleranz und Rela­ti­vität aus­setzt. Lediglich in einigen ehe­ma­ligen Ost­block­staaten wie Polen, Ungarn, zeit­weise durch die Tschechen, wurde durch Wahl­ent­schei­dungen Wider­stand signa­li­siert. Der Versuch, die Macht des linken Estab­lishment in den USA zu brechen, scheint nun mit der Wahl eines Demo­kraten mit einer quasi kom­mu­nis­ti­schen Vize­prä­si­dentin gescheitert.

Ende der Geschichte?

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Nach dem Zusam­men­bruch der Sowjet­union war der ame­ri­ka­nische Poli­tologe Francis Fukuyama mit seinem Essay „Das Ende der Geschichte“ in aller Munde. Er hätte Scha­fa­re­witsch lesen sollen, dann hätte er sich mit seiner Pro­gnose nicht so extrem ver­stiegen. Dass tra­di­tionale tribale Kul­turen und reli­giöse Fun­da­men­ta­lismen unver­gleichlich wider­ständig sind und zum „Kampf der Kul­turen“ (S. Hun­tington) führen mussten, dass auto­ritäre Staa­ten­ge­bilde wie China oder Russland auf­stiegen, widerlegt zen­trale Argu­mente Fuku­yamas. Er ver­kannte schlicht die unge­bro­chene Macht der sozia­lis­ti­schen Idee.

Es kann wohl nur ein vom west­lichen Denken und deren Grund­über­zeu­gungen nicht ange­krän­kelter Kon­zi­pient die in der Mensch­heits­ge­schichte inhä­rente und offen­sichtlich nicht aus­rot­tenbare Idee des Sozia­lismus derart scho­nungslos her­aus­ar­beiten, wie es Scha­fa­re­witsch in seinem Buch getan hat.

Scha­fa­re­witsch schlägt einen Bogen über 2500 Jahre Geschichte des Sozia­lismus. Der ein­fache deutsche Bil­dungs­bürger denkt, dass diese Idee erst mit der fran­zö­si­schen Revo­lution, viel­leicht mit Saint Simon und dann mit Karl Marx in die Welt gekommen sei. Die Idee begann mit Platon, wie Scha­fa­re­witsch mit ein­drück­lichen Belegen auf­zeigt. Davon ange­kränkelt war auch schon Thomas Morus mit seinem „Utopia“ oder der Domi­ni­kaner Tommaso Cam­pa­nella mit seinem „Son­nen­staat“. Es geht weiter mit den Ket­zer­sekten des Mit­tel­alters und der Refor­ma­ti­onszeit, wie die Katharer, Albi­genser, Tabo­riten (Hus­siten), Ana­bap­tisten und andere mehr. Das Ganze kul­mi­niert denn in den großen sozia­lis­ti­schen Bestre­bungen des 19. und 20. Jahr­hun­derts mit dem Mar­xismus-Leni­nismus, Natio­nal­so­zia­lismus, Mao­ismus. Nicht uner­wähnt bleiben soll die sog. Befrei­ungs­theo­logie in Süd­amerika, auf die Scha­fa­re­witsch nicht eingeht. Er ana­ly­siert his­to­rische Reich wie das Inka­reich, die „meso­po­ta­mische Tem­pel­wirt­schaft“, das Pha­rao­nen­reich und das alte China.

Bei der Betrachtung der alten Staaten und Gesell­schaften, erkennt man, dass die Schlüs­sel­zweige der Wirt­schaft in den Händen des Staates lagen, „der auf diese Weise völlige Kon­trolle über das öko­no­mische und poli­tische Leben des Landes“ hat.

Die Par­al­lelen zum heu­tigen Staat, der mit Gesetzen über erneu­erbare Energien seine Hände über die Wirt­schaft legt und durch den Handel mit Emis­si­ons­zer­ti­fi­katen in die Tätigkeit der Unter­nehmen ein­greifen kann, sind unüber­sehbar. Die Euro­päische Union ent­spricht ein­deutig jenen sozia­lis­ti­schen Staaten, die Scha­fa­re­witsch in seinem Buch untersucht.

Die Kon­stanten des Sozialismus

Betrachtet man die erson­nenen Utopien von Plato, von den christ­lichen Häre­tikern bis in die Neuzeit, so lassen sich drei Kon­stanten erkennen:

– Kampf gegen die tra­di­tio­nelle Familie,

– Kampf gegen das Pri­vat­ei­gentum und

– Reli­gi­ons­feind­schaft – nachdem Gott abge­schafft ist.

Das Ziel besteht in allen Fällen in der totalen, nur mit Mitteln äußerster Gewalt her­stell­baren Gleichheit aller Men­schen, in deren aus­schließ­licher Ver­bun­denheit an die gemeinsame Idee und die unbe­dingte Unter­werfung unter das Kol­lektiv. Das mensch­liche Indi­viduum besitzt keinen Wert, es sei denn als nütz­liches Rädchen im Getriebe der Gemeinschaft.

Ein Zitat aus dem Vorwort von Dimi­trios Kis­oudis zu den Aus­ar­bei­tungen von Schafarewitsch

Der Sozia­lismus war (…) nicht die neueste Meta­mor­phose der rus­si­schen Skla­ven­seele oder der asia­ti­schen Des­potie, er kann überall jederzeit auf­tauchen, wenn der Mensch die Ver­bindung zu Gott gekappt hat und das Nichts anzu­beten beginnt.

Das sei jenen Kon­ser­va­tiven und Libe­ralen ins Stammbuch geschrieben, die sich heute noch vor Russland oder China fürchten und die „west­lichen Werte“ für einen Schutzwall vor der Knecht­schaft halten. Den Weg in die Knecht­schaft hat Europa schon längst wieder ange­treten. Die „Kultur des Todes“, wie Johannes Paul II. und Benedikt XVI. sagten, ist auf dem Vormarsch.“

Die intel­lek­tu­ellen und echten Kon­ser­va­tiven sind in unserer Welt offen­sichtlich ver­schwunden, man findet sie ein­ge­zäunt in diesem amorphen Brei des modernen Libe­ra­lismus, der sich gerne noch mit dem Präfix „links“ ver­edeln möchte. Deren Ver­treter sind jedoch nichts anderes, als ver­bissene und unver­bes­ser­liche, in der Wolle gefärbte Sozialisten.

In einem lesens­werten Beitrag auf con­servo zur US-Wahl beschreibt Dr. phil. Mehrens die „klas­si­schen Dogmen des linken Amerika“, mithin – wer mag das bezweifeln – die wenig ver­brämten Haupt­sachen des sozia­lis­ti­schen Programms:

1) Ein­wan­derung ist gut und Natio­na­lismus böse und Kos­mo­po­liten sind die bes­seren Menschen.

2) Wirt­schafts­wachstum und Arbeits­plätze sind im Ver­hältnis zu Umwelt- und »Kli­ma­schutz« nach­rangige Politikziele.

3) Abtreibung ist nicht die Ver­nichtung von wer­dendem Leben, sondern Frei­heits­recht der Frau.

4) Dro­gen­konsum ist nichts Schlimmes, schließlich hat jeder schon mal gekifft.

5) Ob ein Mann einen Mann hei­ratet oder eine Frau oder eine Frau eine Frau und keinen Mann oder doch, ist egal.

Das neue Bild des Sozialismus

Der Sozia­lismus tritt nicht mehr in seinem Namen auf, er kommt – nicht einmal mehr schlei­chend, in Bewe­gungen wie Black Lives Matter, Fridays For Future mit Extinction Rebellion oder durch Cancel Culture daher.

Die „Regie­renden“, nicht nur hier­zu­lande, lassen sie gewähren, hofieren sie und machen sich die kra­keelhaft vor­ge­tra­genen For­de­rungen der modernen Sans­cu­lotten zu eigen.
Sym­pto­ma­tisch auch die staat­liche Unter­stützung gewalt­tä­tiger Orga­ni­sa­tionen wie die Antifa, dazu private Schnüffel- und Denun­zia­tions-Insti­tu­tionen wie die Antonio-Amadeu-Stiftung oder Cor­rektiv. Des Wei­teren eine Presse und Publi­zistik, die sich allein durch Oppor­tu­nismus in Richtung Richtung Herr­scherhof und popu­lis­tische Bot­mä­ßigkeit gegenüber solche ein­fluss­reiche gewordene Cliquen auszeichnet.

Die Deut­schen haben mit Angela Merkel 2005 eine „über­zeugte Jung­kom­mu­nistin“ (Oskar Lafon­taine) zur Bun­des­kanz­lerin gewählt, die ihr Wahlvolk von Wahl zu Wahl neu täu­schen konnte, bis zu ihrer aktu­ellen Selbst­ent­larvung als Des­potin urso­zia­lis­ti­scher Prägung in schein-demo­kra­ti­scher Verbrämung.

Unter ihr konnte der nicht erst von Friedrich Engels pro­pa­gierte Kampf gegen die Familie unge­hindert aus­ge­weitet werden, die Homo-Ehe als Fakt ein­ge­setzt, die Wirt­schaft staat­lichen Zwängen („Ener­gie­wende“ etc.) unter­worfen, nationale Sym­bolik abge­schafft, das Land seiner Ver­tei­di­gungs­fä­higkeit beraubt werden. Es wurde und wird durch sie natio­nales Recht gebrochen, das Par­lament, die Volks­ver­tretung aus­ge­schaltet, das Land schutzlos der Zuwan­derung fremder, aggres­siver fremd­län­di­scher Horden und Aus­beutern aus­ge­liefert. Müßig zu erwähnen, dass durch Besteuerung und Zwangs­ab­gaben, durch „Umver­teilung“ die Axt an das Pri­vat­ei­gentum schon gelegt wurde und wird.

Im Bündnis mit einer gott­losen, angeb­lichen „Gesin­nungs­ethi­kerin“ an der Spitze des Staates betreiben denn die christ­lichen Kirchen unver­hohlen ihre eigene Ent­christ­li­chung und den Mord an Gott und voll­führen Häresien, welch die schon bekannten, alten Hete­ro­doxien bereits übertreffen.

Der Sozia­lismus in seinem Lauf …

Scha­fa­re­witsch äußert am Ende seiner Betrach­tungen die Hoffnung, dass die „tief­ge­hende Erfahrung Russ­lands“ aus­reiche, um den Sinn des Sozia­lismus zu begreifen. „Oder ist es der Menschheit bestimmt, sie in unver­gleichlich grö­ßerem Maßstab zu durch­leben?“ fragt er. Das Buch ist vor der Zeit ent­standen, da immer deut­licher erkennbar wurde, dass die Eliten und die west­liche „Avantgard“ unver­brüchlich an dem Modell eines sozia­lis­ti­schen Welt­staates arbeiten. Scha­fa­re­witsch erkannte aber damals schon die „neue Linke“ klar als Feind, als deren Vor­reiter Marcuse gelten kann. Aber nicht die Psy­cho­logie, sondern die Sozio­logie – die dekon­struk­ti­vis­tische – setzte sich als Leit­wis­sen­schaft dieser poli­ti­schen Bewegung durch.

Nicht der „Todes­trieb“ ent­spre­chend Freud, sondern die sog. Anti­dis­kri­mi­nierung ist die heute wirksame Zer­stö­rungs­kraft der Sozia­listen. Vom Pro­le­tariat spricht heute kein Sozialist mehr.

Wir stehen auf dem Höhe­punkt einer Ent­wicklung, die Scha­fa­re­witsch deutlich benannte: „Die Hoff­nungen werden den Völkern der Ent­wick­lungs­länder, den unzu­frie­denen natio­nalen Min­der­heiten (zum Bei­spiel den Negern in den USA) und den Stu­denten auf­erlegt.“ Man muss nur noch „Stu­denten“ durch „Homo­se­xuelle“ aus­tau­schen und hat eine tref­fende Analyse unserer Gegenwart.

Um der dro­henden Knecht­schaft zu ent­weichen, „um das Bild und das Ebenbild Gottes, die mensch­liche Indi­vi­dua­lität zu retten“, ruft Scha­fa­re­witsch den freien Willen an.

Doch da muss erst einmal ein Wille vor­handen sein, um einen Weg zu beschreiten.

Wer von meinen Freunden in der Sache glaubt nicht, diesen Willen zu haben? Doch mit der Umsetzung tun wir uns dann schwer.

Sollte Hon­ecker doch recht behalten mit seinem „lächer­lichen“ Aus­spruch: „Den Sozia­lismus in seinem Lauf, halten weder Ochs noch Esel auf“. Denn die wollen das offen­sichtlich nicht…

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**) Igor R. Scha­fa­re­witsch „Der Todes­trieb in der Geschichte: Erschei­nungs­formen des Sozia­lismus“ – Licht­schlag Medien und Werbung; Zweite über­ar­beitete deutsche Auflage 2016

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*) Blogger „altmod“ (http://altmod.de/) ist Facharzt und seit vielen Jahren Kolumnist bei conservo


Dieser lesens­werte Beitrag erschien zuerst auf dem Blog von Peter Helmes – www.conservo.wordpress.com