Ver­un­glimpfung auf Wiki­pedia: schrei­bender Scharf­richter „Feliks“ muss 8.000 € Strafe zahlen (+Video)

Die meisten Leute finden die Online-Enzy­klo­pädie „Wiki­pedia“ eine tolle Sache. Ist sie auch, wenn es um Technik, Bio­logie und voll­kommen neu­trale Dinge geht. Sobald es aber um Politik, Welt­an­schauung, Geschichte, Gesundheit und andere Dinge geht, die irgend­etwas mit „abwei­chenden“ Mei­nungen zu tun haben, ist das digitale Nach­schla­gewerk mit äußerster Vor­sicht zu genießen. Das erstaunt die meisten, aber nun ist amtlich: Nicht nur Anhänger alter­na­tiver Medizin oder „Truther“ lernen die heim­tü­ckische Art der breit­flä­chigen, anonymen Dif­fa­mierung durch Wiki­pedia kennen. Jetzt hat das Land­ge­richt Koblenz einen der aggres­sivsten Wiki­pedia-Autoren ver­ur­teilt, weil der einen islän­di­schen Kom­po­nisten auf Wiki­pedia als unglaub­wür­digen Ver­schwö­rungs­theo­re­tiker beleidigt und Anti­zio­nisten nie­der­ge­macht und ihm eine Nähe zum ehe­ma­ligen ira­ki­schen Dik­tator Saddam Hussein unter­stellt hatte.

Der Isländer hatte wohl einige Bei­träge über die ver­hee­renden Sank­tionen gegen den Irak geschrieben, die dem „Wiki­pe­dianer“ Feliks über­haupt nicht passten, und so nutzte es der Wiki­pedia einmal mehr für seine Hass­pro­pa­ganda und fügte dem Kom­po­nisten erheb­lichen Schaden zu, indem  „Feliks“ die beruf­lichen Fähig­keiten des Musikers bewusst wahr­heits­widrig her­ab­wür­digte. So behauptete Feliks, dass die Werke des Kom­po­nisten niemals auf­ge­führt worden seien und er kom­po­niere lediglich Übungs­stücke für Kinder.

Das Land­ge­richt Koblenz hat diesen „Feliks“ nun wegen vor­sätzlich began­gener Per­sön­lich­keits­rechts­ver­letzung zu 8.000 € Geld­strafe ver­ur­teilt. Der Wiki­pe­dia­eintrag dieses Herrn Feliks lasse weder eine „innere Logik und Nach­voll­zieh­barkeit“ erkennen, noch die Anwendung irgend­welcher „sach­licher Kri­terien“. Alle die von Herrn Feliks getrof­fenen Behaup­tungen haben nach Ansicht des Gerichtes eines „gemein, dass die den Kläger in ein nega­tives Licht rücken und dies nach Ansicht des Gerichtes auch beab­sich­tigten“, heißt es in dem Urteil. Überdies habe Herr Feliks auch Fehler in Bezug auf die Bio­grafie des Kom­po­nisten gemacht.

Das ist aller­dings nicht das erste Mal, dass Herr „Feliks“ wegen seiner absichtsvoll negativ ein­ge­färbten Ein­träge vor dem Kadi steht. Die Koblenzer Richter zitierten auch Pas­sagen aus einem Urteil des Ham­burger Land­ge­richtes, dass Herrn Feliks für „ten­den­ziöse Bear­bei­tungen von Ein­trägen zum Nah­ost­kon­flikt“ ver­ur­teilt hatte. Damals waren linke Poli­tiker und bekannte, jüdische Pro­mi­nente von seinen Bei­trägen in ihrem Ruf geschädigt worden.

Nun muss Herr Felix nicht nur 8.000 € Strafe zahlen, sondern auch noch einige Tausend Euro Pro­zess­kosten. Die Strafe fiel auch deshalb hoch aus, weil der Geschä­digte keine Mög­lichkeit einer ent­spre­chenden Ver­öf­fent­li­chung einer Gegen­dar­stellung gehabt habe. Wie viele Ver­un­glimpfte das schon erfahren mussten, unter­bindet ja Wiki­pedia bei solchen „sen­siblen“ Themen jede Mög­lichkeit, selber die Falsch­dar­stel­lungen zu berich­tigen, was aber eigentlich möglich ist und sein müsste. Bei wie­der­holten Ver­suchen wird der Beitrag dann kom­plett gegen jeden Versuch der Änderung gesperrt. Bisher sind aber immer noch viele Falsch­be­haup­tungen und Ver­un­glimp­fungen auf Wiki­pedia, an die kein Her­an­kommen ist. Nur, weil ein sehr hart­nä­ckiges Recher­cheteam zweier gestan­dener Jour­na­listen nicht locker ließ, konnten ein paar der ruf­schä­di­genden Wiki­pedia-Autoren dingfest gemacht werden. Diese Arbeit war geradezu ein Krimi und wurde auch als Doku verfilmt:

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Warum aber hat sich besagter „Feliks“ mit soviel Ingrimm auf einen islän­di­schen Kom­po­nisten gestürzt? Dazu ein paar Infor­ma­tionen über den Herrn „Feliks“.

Die beiden inves­ti­ga­tiven Jour­na­listen Dirk Pohlmann und Markus Fiedler haben in detek­ti­vi­scher Klein­arbeit her­aus­ge­schält, wer sich hinter „Feliks“ ver­birgt. Auf KenFM schreibt Dirk Pohlmann im Februar 2019:

„Feliks ist Jörg Egerer alias Jörg Mathias Claudius Grü­newald, wie er nach einer Heirat hieß. Warum hatten wir den Klar­namen von Feliks ver­öf­fent­licht? Weil wir Anti­se­miten mit Ver­nich­tungs­willen sind, wie von Mit­gliedern seiner immer noch anonymen und kri­mi­nellen Unter­stüt­zergang in Wiki­pedia behauptet wird? Die Wiki­pedia Junta hat ange­sichts der Mani­pu­la­tionen, die er zu ver­ant­worten hat, mit einer Wagen­burg­men­ta­lität geant­wortet und Soli­da­ri­täts­adressen abge­geben statt aufzuräumen.

Nun, uns inter­es­sierte, warum sich ein Wiki­pedia Editor vor allem mit zwei The­men­ge­bieten beschäftigt: mit 51 Abge­ord­neten und Poli­tikern der Linken und mit israe­li­scher Außen- und Mili­tär­po­litik sowie dem Vorwurf des Anti­se­mi­tismus an z.B. den Kaba­ret­tisten Uwe Steimle, Max Uthoff und Klaus von Wagner von der Anstalt, um nur einige besonders gro­teske Fälle zu nennen.“

Man muss dazu anmerken, dass jener Jörg Egerer alias „Feliks“ sich erst einmal juris­tisch gegen die Offen­legung seiner Iden­tität wehrte und eine einst­weilige Ver­fügung dagegen erwirkte. Das­selbe Ham­burger Land­ge­richt (wie oben erwähnt) ent­schied aber, dass diese einst­weilige Ver­fügung auf­ge­hoben wurde (bis auf einen unbe­deu­tenden Punkt). Es darf also über die wahre Iden­tität des Herrn Jörg Egerer „Feliks“ berichtet werden.

Weiter berichtet Dirk Pohlmann:

„Wir fanden heraus, dass Feliks/Egerer/Grünewald ein Mit­glied der Linken im Orts­verband München Süd ist und konnten nach­weisen, dass er sich 1994 als Bun­des­tags­kan­didat der PDS auf­stellen ließ. Wir fanden weiter heraus, dass Feliks/Egerer/Grünewald vor wenigen Jahren vom katho­li­schen zum jüdi­schen Glauben kon­ver­tierte, was nach jüdisch-ortho­doxer Ansicht nicht möglich ist. Er ist jetzt aber sogar Vor­stand in einer liberal-jüdi­schen Gemeinde, die Kon­ver­titen zulässt. Feliks hatte aber bereits vor seiner Kon­version Anfang der 2000er Jahre als Frei­wil­liger der israe­li­schen Streit­kräfte bei der Einheit Sar El Dienst geleistet.“

Inter­essant: Jörg Egerer war mehrfach Teil­nehmer bei Sar-El, einem Frei­wil­li­gen­pro­gramm der israe­li­schen Streit­kräfte für Aus­länder, bei dem aber kein Dienst in aktiven Kampf­ein­heiten geleistet wird. […] Egerer/Grünewald ist außerdem Ober­leutnant der Reserve der Bun­deswehr und Mit­glied im „Bund jüdi­scher Sol­daten e.V.“, wo er auch Kas­sen­prüfer ist. Er führt mili­tä­rische Fall­schirm­ab­zeichen der US Army, der tsche­chi­schen, kroa­ti­schen und bel­gi­schen Streit­kräfte, was er aber anscheinend in seinem linken, poli­ti­schen Umfeld verheimlichte.

Die Wiki­pedia-Deck­namen suchen sich die Autoren dort selber aus. Jörg Egerers/Grünewalds Wahl für seinen Wiki­pedia-Namen fiel auf „Feliks“, was sich nach seinen eigenen Angaben auf einen  Feliks Dsc­herdsch­inski bezieht, den Gründer und Chef der Tscheka und des NKWD. In dieser Funktion sorgte Dsc­herdsch­inski für die Ermordung/Liquidierung der „alten bol­sche­wis­ti­schen Garde“ während des „“Großen Terrors“ der Drei­ßi­ger­jahre in der Sowjet­union. Nach ver­schie­denen Quellen soll er für die Ermordung von 50.000 bis 250.000 poli­ti­schen Gegnern ver­ant­wortlich sein.

Die Neue Züricher Zeitung schreibt über den NKDW:

„Die rus­sische Men­schen­rechts­or­ga­ni­sation Memorial hat unter nkvd.memo.ru ein Ver­zeichnis mit Namen von 40.000 Mit­ar­beitern der sowje­ti­schen Geheim­po­lizei NKWD während der Jahre 1935 bis 1939 ver­öf­fent­licht. Stalin stand damals als Dik­tator auf dem Höhe­punkt seiner Macht und führte umfang­reiche Säu­be­rungen in der Partei, im Staats­ap­parat und in der Armee durch. Auch zahl­reiche Intel­lek­tuelle, Künstler und Schrift­steller wurden ver­haftet und nach kurzem Prozess erschossen. (…) Die genauen Opfer­zahlen der Repres­sionen lassen sich kaum ermitteln – die ent­spre­chenden Doku­mente ver­teilen sich auf viele Archive, die teil­weise schwer zugänglich sind. Die Schät­zungen für die Gesamtzahl der Opfer im Zeitraum von 1920 bis 1950 schwanken zwi­schen 5 und 50 Mil­lionen. Davon wurden etwa 700.000 sofort hin­ge­richtet, viele andere wurden zu lang­jäh­rigen Lager­strafen ver­ur­teilt – was aber oft nur einen qual­vollen Auf­schub der Todes­strafe bedeutete.“

Das ist die ideo­lo­gische und welt­an­schau­liche Heimat des Herrn „Feliks“.

Wenden wir uns nun dem islän­di­schen Kom­po­nisten zu, dessen Name in den Mel­dungen nicht erwähnt wird. Eine kurze Nach­frage bei Freunden auf Island und eine kleine Netz­re­cherche lässt aber die starke Ver­mutung zu, dass es sich um Elias Davidsson handelt.

Betrachtet man seine eigene Web­seite, weiß man auch, warum Herr „Feliks“ ihm an den Kragen wollte. Das sind genau die „Ver­schwö­rungs­theorien“, bei denen Wiki­pedia immer steil geht.

Die neue, mitt­ler­weile von Dif­fa­mie­rungen gesäu­berte Wiki­pedia-Web­seite über Elias Davidsson offenbart auch noch weitere Gründe, warum Herr „Feliks“ Herrn Davidsson atta­ckierte (Fett­stellung durch mich):

Elias Davidsson (islän­dische Schreib­weise Elías Daví­ðsson); geboren als Elisha Kahn (Cahn) am 23. Januar 41 im Völ­ker­bunds­man­dats­gebiet Palästina ist ein in Deutschland und Reykjavík lebender islän­di­scher Kom­ponist und poli­ti­scher Autor. (…) Seit 2008 lebt Elias Davidsson in Deutschland. Sein Musik­ver­leger bezeichnet ihn als poli­ti­schen Akti­visten. Er trat unter anderem für die Rechte der Paläs­ti­nenser ein und befür­wortet einen „gerechten Frieden in Palästina“. 2011 war er Erst­un­ter­zeichner des Anti­kriegs­auf­rufes „Frieden für Libyen – Soli­da­rität mit dem liby­schen Volk“. (…) Seit den 1980er Jahren publi­ziert Elias Davidsson zu poli­ti­schen Themen, etwa Kolo­ni­al­ge­schichte, Men­schen­rechte, Wirt­schafts­sank­tionen und Zio­nismus. (…) Seit 2013 ver­öf­fent­lichte er eine Reihe von Büchern zum Thema Ter­ro­rismus und äußerte sich auch in Vor­trägen und Inter­net­pu­bli­ka­tionen dazu. (…). Den Anschlag auf den Ber­liner Weih­nachts­markt an der Gedächt­nis­kirche hält Davidsson für insze­niert (Der gelbe Bus). Die Ter­ror­an­schläge am 11. Sep­tember 2001 sind seiner Ansicht nach eine „gewaltige Lüge“. Er behauptet, dass die Anschläge 9/11 ein Auf­tragswerk des US-Minis­terium waren. Isla­mis­ti­schen Terror bezeichnete er als „Mythos“.“

Das, was Elias Davidsson (falls er der besagte Kom­ponist und Kläger ist, wofür alles spricht) so betreibt und umtreibt, ist fast alles ein knall­rotes Tuch für einen Mann mit der Welt­sicht eines Herrn Egerer/Grünewald/Feliks.

Das Koblenzer Urteil ist ein Hoff­nungs­schimmer für viele, die in dieser Enzy­klo­pädie ver­leumdet, dif­fa­miert und mit fal­schen Angaben lächerlich und unmöglich gemacht werden, weil Leuten wie Herrn „Feliks“ ihre Sicht­weise und ihre Welt­an­schauung nicht passt. Selbst­ver­ständlich hat Herr „Feliks“ das Recht, seine Meinung zu haben und auch zu sagen oder zu schreiben. Aber eine weltweit sehr bekannte und fre­quen­tierte Enzy­klo­pädie — mit dem Anspruch und Image, valide Infor­ma­tionen zu liefern — dazu zu miss­brauchen, Men­schen absichtlich mit ver­fälschten und ver­bo­genen, angeb­lichen Fakten zu dis­kre­di­tieren … und dann noch eine Rich­tig­stellung zu ver­hindern, das ist schändlich. Besonders, wenn man sich auch noch mit Deck­namen vor Recht und Gesetz feige ver­steckt und seine Rufmord-Attentate aus dem Dunkel verübt.