Bild: CCNULL, Marco Verch, Bildlizenz: CC-BY 2.0

Bald auch hier: Der Hunger in den USA und Mit­tel­amerika explo­diert (+Videos)

Der reiche Onkel aus Amerika war in den sech­ziger und sieb­ziger Jahren eine gängige Rede­wendung. Damals boomte die Wirt­schaft, die Men­schen waren stolz auf ihr Land und ihre Freiheit. Heute ver­sinkt der Erdteil immer mehr im Elend. Zwanzig Prozent der Men­schen haben nicht regel­mäßig zu essen, noch mehr haben zwar jeden Tag etwas, aber nicht genug. Vor den ame­ri­ka­ni­schen „Tafeln“ stehen die Leute Schlange. Und es ist durchaus nicht nur die Unter­schicht. Die Corona-Pan­demie hat auch den Mit­tel­stand in die Knie gezwungen. Das, was bei uns gerade anfängt sichtbar zu werden.

In West Vir­ginia, dem Land der Berge, haben sich die Zahlen der Bedürf­tigen seit der Pan­demie fast ver­doppelt. Und die Armut hat sich in die gesell­schaft­lichen Bereiche hin­ein­ge­fressen, die vorher noch zu den Spendern für die Tafeln gehörten. „Facing Hunger“ (etwa „dem Hunger ins Auge blicken“) heißt eine der Orga­ni­sa­tionen, die sich um das Heer der arbeitslos und mit­tellos Gewor­denen kümmert. Ein wenig Erleich­terung brachten die Schecks, die der neue Prä­sident Biden sofort ver­teilte. Jetzt können vorerst wieder einige im Super­markt das Nötigste kaufen. Wie lange das gut geht, wissen die Helfer nicht.

Ins­gesamt hat sich der Anteil der US-Ame­ri­kaner, die nicht mehr genug zu essen haben, seit 2019 ver­doppelt. Schon im ersten Jahr der Corona-Pan­demie war diese Armuts­quote auf 10,5% der Bevöl­kerung gestiegen. Über das Jahr 2020 hat sich die Krise ver­stärkt. Broo­kings Insti­tution, ein US-ame­ri­ka­ni­scher Thinktank, ver­öf­fent­lichte bereits im Mai 2020 eine Studie, die fest­stellte, dass haupt­sächlich Haus­halte mit Kindern unter 12 Jahren nicht genug zu essen haben und unter echtem Hunger leiden. Im Ver­gleich zu 2018, wo 3,1 Prozent der Mütter mit Kindern unter 12 angaben, dass ihre Kinder zu wenig zu essen bekommen, weil das Geld für Lebens­mittel fehlt, hat die Häu­figkeit hun­gernder Kinder seit dem Pan­de­miejahr 2019 um 460 Prozent zugenommen.

Das Kli­entel: 89 Prozent derer, die an den Essens­aus­gaben anstehen, sind Familien, alte Leute, Behin­derte und Obdachlose. Die „unde­r­em­ployed families“ – also Familien, wo die Eltern oder jungen erwach­senen Kinder zwar irgend­welche Jobs haben, von denen man aber nicht leben kann, sind der Hauptteil. Meistens haben sie mehrere Hun­gerlohn-Jobs. Die Arbeit­geber ver­geben meistens nur Teil­zeitjobs, um keine Sozi­al­leis­tungen bezahlen zu müssen – und weil sie wissen, dass aus der Not heraus jeder Job ange­nommen wird.

Das Per­sonal an den Ver­tei­lungs­stellen, wo man sich kos­tenlos Essen abholen kann, stellt fest, dass mitt­ler­weile 40 Prozent ihrer „Kund­schaft“ vor der Pan­demie noch nie auf „Tafeln“ ange­wiesen waren. Manche weinen, wenn sie zum ersten Mal kommen, so sehr emp­finden sie das als eine Demü­tigung, als den Beweis des Gescheitert-seins, als Verlust ihrer Würde. Manche leben mit ihren Kindern im Auto, weil sie aus der Wohnung geräumt wurden.

Die Biden-Regierung stampft ange­sichts des galop­pie­renden Elends eine Hun­ger­hilfe-Kam­pagne aus dem Boden und erhöht die zur Ver­fügung ste­henden Gelder um ‑zig Mil­li­arden Dollar:

„Die Kam­pagne hat die Lebens­mit­tel­marken um mehr als 1 Mil­liarde Dollar pro Monat erhöht, bedürf­tigen Kindern pro Tag einen Dollar für Snacks zur Ver­fügung gestellt, eine Nah­rungs­mittel-Zulage für Schwangere und Kinder auf­ge­stockt und das größte Kinder-Sommer-Ernäh­rungs­pro­gramm der Geschichte genehmigt.

James P. Ziliak, Ökonom an der Uni­versity of Ken­tucky stu­diert Ernäh­rungs­pro­gramme. Er staunt, wie schnell die Zahlen nach oben schießen: „Seit der Gründung des modernen Lebens­mit­tel­mar­ken­pro­gramms im Jahr 1977 haben wir keine solche Expansion der Nah­rungs­mit­tel­hilfe in dieser Grö­ßen­ordnung gesehen. Das ist eine tief­grei­fende Veränderung.“

42 Mil­lionen US-Ame­ri­kaner – also im Prinzip halb Deutschland oder ein Achtel der US-Gesamt­be­völ­kerung — sind mitt­ler­weile von soge­nannten SNAP-Gut­scheinen (Sup­ple­mental Nut­rition Assis­tance Program) abhängig. Das sind im Prinzip Lebens­mit­tel­marken, die man in Super­märkten gegen Ess­bares ein­tau­schen kann. Diese Hilfen bekommt man sehr schnell für kurz­fristige Not­lagen, sie sind aber befristet und werden dann zuge­teilt, wenn sich die Lebens­si­tuation plötzlich ändert und die Zuteilung von Lang­zeit­pro­grammen erst einmal durch den Behör­denweg laufen muss.

Bislang waren es haupt­sächlich Schwarze und His­panos, die an der Hun­ger­grenze lebten. Seit Ende 2020 kommen riesige Zahlen an weißen Arbeiter- und Mit­tel­stands­fa­milien dazu. Und diese Zahlen steigen weiter und schneller. Die neue Regierung ver­sucht, durch vor­über­ge­hendes Kin­dergeld das Schlimmste abzu­federn, um die Kin­der­armut zu hal­bieren. Viele Familien bekommen nun auch Zuwen­dungen aus einem wei­teren Pro­gramm namens „Pan­demic EBT“. Das Pro­gramm gibt elek­tro­nische Gut­scheine für Lebens­mittel aus, die die Mahl­zeiten der Schul­kinder ersetzen, die nor­ma­ler­weise in der Schule aus­ge­geben werden. Durch die Pan­demie und die geschlos­senen Schulen haben gerade am Exis­tenz­mi­nimum lebende Familien plötzlich neben Ein­kom­mens­ein­bußen auch noch höhere Lebens­mit­tel­aus­gaben, weil die Schul­spei­sungen entfallen.

Ein wei­teres Problem ist, dass viele der üblichen Ver­teil­stellen wegen der Pan­demie geschlossen sind, wie Kirchen, Gemein­desäle, Kin­der­gärten etc. und die Leute viel weitere Wege in Kauf nehmen müssen, um an die Essens­aus­ga­be­stellen zu kommen. In Zeiten wie diesen ist auch eine Anfahrt von nur zwei Kilo­metern mehrfach die Woche ein Kos­ten­faktor. Zu Fuß ist das eine anstren­gende und lang­wierige Geschichte, besonders, wenn man auch noch kleine Kinder dabei hat und alles selber schleppen muss. Öffent­liche Ver­kehrs­mittel sind tra­di­tionell wenig aus­gebaut in den USA, weil man da nor­ma­ler­weise mit seinem Auto fährt.

Daher stellen viele Bürger am Stra­ßenrand Klapp­tische auf und geben aus ihrer pri­vaten Tasche Lebens­mittel an die Bedürf­tigen aus. Etwas typisch Ame­ri­ka­ni­sches. In solchen Situa­tionen sind die Men­schen dort sehr soli­da­risch und hilfsbereit.

Die NZZ trifft bei ihren Recherchen in Chicago zu dem Thema auf den deut­schen Ein­wan­derer Karl. Der war Elek­tro­tech­niker und ver­diente gut. Heute, mit 77 Jahren, stellt er sich für eine warme Mahlzeit zusammen mit anderen Obdach­losen in der Schlange an. Selbst Qua­li­fi­zierte können innert Wochen abstürzen. Viele Leute, die für eine kos­tenlose Mahlzeit anstehen, sind gut aus­ge­bildet und hatten qua­li­fi­zierte Jobs, bis sie abrupt abstürzten, so wie Karl.“ 

Aber auch Mit­tel­amerika und Süd­amerika erfahren durch die Covid-19-Pan­demie eine deutlich ver­schärfte Hun­ger­krise. Die Lock­downs haben auch dort die Wirt­schaft lahm­gelegt und viele um Lohn und Brot gebracht. Von den 16 Mil­lionen Gua­te­mal­teken litten etwa zwei­einhalb Mil­lionen schon vor der Pan­demie an chro­ni­scher Unter­ernährung. Nun sind noch Mil­lionen dazugekommen.

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Der Leiter des World Food Program WFP (Welt­ernäh­rungs­pro­gramm) schlägt Alarm. Überall auf der Welt geraten die Men­schen in eine Krise, die weniger von der Pan­demie als von den Ein­däm­mungs­maß­nahmen dagegen ange­trieben wird. Nach Angaben des Leiters des WFP, David Beasley, ver­dop­pelte sich bereits weltweit die Zahl der Men­schen, die wegen der wirt­schaft­lichen Aus­wir­kungen der Corona-Ein­däm­mungs­maß­nahmen von Hunger bedroht sind. Seine War­nungen sind erschreckend:
„Der WFP-Direktor, der zuvor gewarnt hatte, dass die ‚Medizin‘ gegen die COVID-19-Pan­demie nicht schlimmer sein dürfe als die ‚Krankheit‘, erklärte vor wenigen Tagen vor der Gene­ral­ver­sammlung der Ver­einten Nationen, dass infolge der wirt­schaft­lichen Corona-Aus­wir­kungen nun 270 Mil­lionen Men­schen ‚in Richtung Hun­gertod mar­schieren‘.“

Erinnern wir uns nicht alle daran, dass die Corona-Ein­däm­mungs­maß­nahmen im Frühjahr 2020 mit dem Schlachtruf „jedes Leben zählt!“ aus­ge­rufen wurden? Nun zeigt sich, dass fast das Hun­dert­fache der Coro­na­toten an Hun­ger­toten pro­du­ziert wird. Am 11. April Ortszeit 18:15 gab es bisher weltweit 2.920.537 Coro­natote, in Worten: 2 Millionen-Neunhundertzwanzigtausend-und-Fünfhundertsiebenunddreißig.

Ins­gesamt beträgt die Welt­be­völ­kerung etwa 7,8 Mil­li­arden, selbst eine Todeszahl von 3 Mil­lionen Corona-Toten sind nur ca. 0,03 Prozent davon. Das ist in keiner Weise eine Recht­fer­tigung für die Zer­störung der Welt­wirt­schaft, was ca. drei Prozent der Menschheit einen elenden Hun­gertod sterben lassen könnte, wenn David Beasley Recht behalten sollte.

Jedes Leben zählt?

David Beasley sagt: „Basierend auf dem, was wir in dieser Phase des Spiels sehen, wird es kata­strophal werden.“

Auch in Europa bauen sich dunkle Wolken zusammen. Auch hier brechen die Lie­fer­ketten der Lebens­mittel und anderer Güter ein durch die Ein­däm­mungs­maß­nahmen. Es ist fast unmöglich, die Waren­lie­fe­rungen nach Europa hin­ein­zu­bringen und trotz aller War­nungen von Spe­di­teuren und Wirt­schafts­ma­nagern hält die EU an strikten Ein­fuhr­kon­trollen und Tests fest.

Die Seite Arm­strong eco­nomics ist sehr bekannt. Die Ana­lysen treff­sicher und intel­ligent geschrieben. Es gehört nicht zu den Gewohn­heiten dieser Wirt­schafts­seite, den Teufel an die Wand zu malen. Wenn hier also ein solches Sze­nario wie das Fol­gende ent­worfen wird, sollte man sich Gedanken machen und viel­leicht besser darauf vor­be­reiten. Dass die Lie­fer­ketten für Lebens­mittel zu brechen beginnen, wird schon seit Wochen in Wirt­schafts­seiten the­ma­ti­siert. Der Bürger wird aber im Dunkeln gelassen. Die Main­stream­m­edien ver­breiten statt­dessen Hof­be­richt­erstattung und Inzidenzzahlen.

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Arm­strong eco­nomics schreibt:

„Wir sehen einer bevor­ste­henden, ernsten Lebens­mit­tel­krise in Europa direkt ins Gesicht. Die Lebens­mit­tel­preise steigen ständig und weitere dra­ko­nische COVID-Maß­nahmen innerhalb der EU werden die Lebens­mit­tel­ver­sor­gungs­ketten zum Erliegen bringen. Unsere Modell­rechnung haben besorg­nis­er­re­gen­der­weise ergeben, dass diese über acht Jahre andau­ernde, zyklische Welle bis 2024 eine Inflation bei den Roh­stoff­preisen werden wird, die aber eher auf eine Man­gel­si­tuation als auf spe­ku­lative Nach­frage zurück­zu­führen ist. Alle Anzeichen sprechen dafür, dass die Welt auf eine ernste Lebens­mit­tel­preis­krise zusteuert. (…) Unsere Modelle pro­gnos­ti­zieren, dass sich der preis­liche Auf­wärts­trend des FFPI bis ins Jahr 2024 noch ver­stärken wird. (…) So sieht der Deutsche Frucht­han­dels­verband die Ver­sorgung mit Obst und Gemüse aus dem Ausland erheblich gefährdet, da die Importe aus­ge­setzt worden sind. Grund dafür ist die Ver­schärfung der Corona-Ein­fuhr­re­gelung durch die Bun­des­re­gierung. Die Ver­schärfung der Ein­rei­se­sperre in Europa schränkt die Lie­fer­ketten mehr und mehr ein, was die Ver­sorgung mit Lebens­mitteln immer weiter reduziert.“

Es steht außer Frage, dass der Auf­wärts­trend der Preise durch die Corona-Ein­däm­mungs­maß­nahmen in Gang gesetzt wurde. Es gibt genügend Videos von Bauern, die ihre Ernte unter­pflügen oder ihr Vieh töten müssen, weil sie ihr Produkt nicht auf den Markt bringen konnten. (…) Während diese wirt­schaft­liche Insta­bi­lität, ent­fesselt von diesen Poli­tikern durch ihre dra­ko­ni­schen Coro­na­maß­nahmen, anhält, spitzt sich das Risiko eines totalen Zusam­men­bruchs der Ver­sor­gungs­ketten weiter zu. Wenn das pas­siert, dann werden sich sämt­liche Waren inklusive Lebens­mittel dras­tisch ver­teuern, was sich auch noch durch weitere Ver­knappung des Angebots und der Ver­sorgung beschleunigt wird.“

Der Beitrag sieht soziale Unruhen in Europa aus­brechen, wenn es zu einer erheb­lichen Nah­rungs­mit­tel­knappheit kommt. Dies wie­derum werde poli­tische Umwäl­zungen bewirken. Das Miss­ma­nagement der EU-Regierung könnte ihr schmerzhaft auf die Füße fallen. Die Ange­stellten und Arbeiter ver­lieren ihre Arbeits­plätze, der Mit­tel­stand seine Existenz und die Europäer werden auf breiter Front erheb­liche Kauf­kraft­ver­rin­gerung erfahren, die dann auch noch auf eine Preis­in­flation bei Nah­rungs­mitteln trifft. Eine bri­sante Mischung.

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 Die Welt ist in keinster Weise auf eine Nah­rungs­mit­tel­krise vor­be­reitet. In den großen Städten wird die Krise richtig schlagend werden. In Deutschland liegt die Mehr­wert­steuer bei 19% auf Grund­nah­rungs­mittel und andere Artikel des täg­lichen Bedarfs. Die hohen Ein­kom­mens­steuern in Europa und die dras­ti­schen Mehr­wert­steuern redu­zieren noch einmal die Kauf­kraft des nor­malen Bürgers. Dazu kommt noch das Problem, in einer solchen Krise Nah­rungs­mittel in den Städten zu ver­teilen. Es ist schon lange bekannt, dass sogar Städte wie New York allen­falls für sieben Tage Nah­rungs­mit­tel­vorräte hat. Eine Krise, die länger dauert, wird zu einem Kollaps der zivilen Ordnung führen.“ 

Dazu kommt auch noch in den USA, dass zwi­schen 2011 und 2018 mehr als 100.000 land­wirt­schaft­liche Betriebe auf­geben mussten. Das Time Magazine schrieb 2019, die ame­ri­ka­ni­schen Klein­bauern würden geradezu aus­ge­rottet: „Sie ver­suchen uns von der Land­karte zu löschen“. Kleine Höfe werden schlicht zer­rieben zwi­schen Steu­erlast und Über­re­gu­lierung, die Klein­bauern haben keine Chance mehr – und Bill Gates kauft das ganze Land auf. Er ist mitt­ler­weile der größte Land­be­sitzer in den USA. Ein Schelm, wer dabei denkt, dass das wohl ange­sichts einer Nah­rungs­mit­tel­krise das beste Investment ist.