Und täglich grüßt Nawalny — Straf­lager, Hun­ger­streik und jetzt Krankenhaus

Irgendwie hat „der Westen“ kein so glück­liches Händchen mehr bei der Wahl seiner Umsturz-Agenten. In Vene­zuela ist es sehr ruhig geworden um den ach-so-beliebten Volks­helden Juan Guaidó. Selbst die EU hat ihn fallen lassen. Nachdem Herr Alexej Nawalny, der Zögling und die Hoffnung des Westens im bösen, bösen Russland, wegen seiner Vor­strafen nicht als Prä­si­dent­schafts­kan­didat antreten darf und dar­aufhin mal eben kraft eigener Macht­voll­kom­menheit die Wahlen von vor­ne­herein für ille­gitim erklärte, wurde er wegen Ver­stoßes gegen seine Bewäh­rungs­auf­lagen ver­haftet und in ein Straf­lager ver­bracht. Dort hat er seit über zwei Wochen einen Hun­ger­streik ange­fangen. Jetzt soll sein Zustand kri­tisch geworden sein und die west­liche Welt fordert unter Dro­hungen seine Freilassung.

Alle Medien empören sich und tun so, als sei Nawalny der große Held in Russland, Mil­lionen folgen ihm, und der rus­sische Demo­kratie-Messias werde nun quasi vom fins­teren Putin in Ker­ker­mauern ver­recken gelassen, nachdem der letzte Gift­an­schlag ja nicht funk­tio­niert hat.  Welche Schande für Russland, seinen bekann­testen und belieb­testen Oppo­si­ti­ons­po­li­tiker so zu behandeln.

Ganz so ist es aber nicht. Thomas Röper, eine unent­behr­liche Stimme aus Sankt Petersburg, die stetig diese und andere anti­rus­sische Hetze uner­müdlich gera­de­rückt, berichtet immer wieder, dass Herr Nawalny in Russland eigentlich nur eine kleine Anhän­ger­schar hat und ansonsten gar nicht besonders ernst genommen wird. Über die Hin­ter­gründe haben wir bereits berichtet:

„Die Wahr­nehmung des Herrn Alexej Nawalny könnte kaum unter­schied­licher sein als ‚im Westen‘ und Russland. Hier im Westen wird der Oppo­si­ti­ons­po­li­tiker als unter­drückter Frei­heitsheld und der eigent­liche ‚Prä­sident der Herzen‘ gefeiert, der von den fins­teren Mächten des Kreml unter­drückt wird und einen Mord­versuch nach dem anderen aus dem ‚Reich des bösen Zaren Putin‘ überlebt. In Russland dümpelt seine Beliebt­heitsrate im ein­stel­ligen Prozentbereich.“

Im Westen wird es aber ganz anders dar­ge­stellt: Die Deutsche Welle meldet hierzu:

„Nawalny-Pro­teste: ‚Russland ohne Putin!‘ In ganz Russland haben Men­schen gegen die erwartete Wie­derwahl von Prä­sident Wla­dimir Putin demons­triert. Den bekannten Kreml­kri­tiker Alexej Nawalny nahm die Polizei vor­über­gehend wieder fest.“

Alexej Nawalny musste also nun wegen seiner Ver­stöße gegen die Bewäh­rungs­auf­lagen in Haft. Quer durch die west­lichen Medien ist er natürlich ein „Gewis­sens­ge­fan­gener“, ein edler Kämpfer für das Gute. Was Thomas Röper aus Russland berichtet zeigt aber, dass der Edle in Russland auch seine wenigen Anhänger verliert:

„Navalny hat sich in dem letzten Prozess wegen Belei­digung eines Welt­kriegs­ve­te­ranen gesell­schaftlich ins Abseits geschossen. Während seine Anhänger am ersten Ver­hand­lungstag noch vor dem Gericht für seine Frei­lassung demons­triert haben, ist am dritten Ver­hand­lungstag kein ein­ziger mehr zur Unter­stützung Navalnys vor dem Gericht erschienen.“

Das Trauma und der unglaublich hart erkämpfte Sieg Russ­lands im Zweiten Welt­krieg hat dort große Bedeutung. So sind rus­sische Welt­kriegs­ve­te­ranen absolut sakro­sankt. Thomas Röper über­setzt einen Kom­mentar aus den rus­si­schen Medien zu diesem Prozess und dem Urteil, den man unbe­dingt lesen sollte. Ein Zitat aus dem über­setzten, rus­si­schen Kommentar:

„Navalny hat objektiv im aus­län­di­schen Interesse gehandelt, im Interesse derer, die mit unver­hoh­lenem Neid auf die Land­karte des größten Landes der Welt mit all seinen Reich­tümern blicken. Und da Navalnys Sabotage auch noch von den Ame­ri­kanern vor­be­reitet wurde, hat ihn das zu einem ein­fachen Agenten gemacht und ihn aller Chancen einer poli­ti­schen Zukunft beraubt.“

Dass Herr Nawalny tat­sächlich ein aus­ge­bil­deter ame­ri­ka­ni­scher Ein­fluss­agent und pro­fes­sio­neller Auf­rührer ist, habe ich hier dar­gelegt:

„Nawalny (…)  gilt als der per­fekte Kan­didat, um ein rechts­extremes Bündnis zwi­schen Faschisten, Olig­archen und Teilen des oberen Klein­bür­gertums zu schaffen, dessen Ziel die Ein­setzung eines pro-ame­ri­ka­ni­schen Mario­net­ten­re­gimes wäre. Und dem­entspre­chend wurde der junge Mann von den USA und ihren Struk­turen auf­gebaut und gefördert, um in Russland als ‚Oppo­si­ti­ons­po­li­tiker‘, Spaltpilz und Ein­fluss­agent der USA ein­ge­setzt zu werden. Im Jahr 2010 kam er im Rahmen eines Sti­pen­diums in das ‚Yale World Fellows-Pro­gramm‘. Nicht wenige Absol­venten dieses Pro­gramms sind im Fol­genden direkt in der Maidan-Revo­lution in der Ukraine aktiv geworden und auf Funk­tio­närs­posten auf­ge­stiegen. Der Kern dieses Yale ‚World Fellows‘-Programms ist eine 15-wöchige Aus­bildung in ‚glo­balen Ange­le­gen­heiten‘, wo die Eleven fit gemacht werden, als zukünftige ‚aus­län­dische Füh­rungs­kräfte‘ in ihrem Hei­matland Politik und Ein­fluss­nahme für die US-Inter­essen zu ver­folgen und aus­zuüben. Es sind die Agi­ta­toren der berühmten ‚Farb­re­vo­lu­tionen‘ und Nawalny ist einer davon.“

Seine durchaus rechts­extreme Gesinnung und sein blanker Ras­sismus wird hier im Westen kom­plett ver­schwiegen. Auf Twitter findet man bei­spiels­weise heute noch ein ras­sis­ti­sches Video von ihm, wo er Men­schen aus dem Süd­kau­kasus und andere Migranten mit Unge­ziefer und Kaker­laken ver­gleicht: Mus­li­mische Migranten seien Kaker­laken, sagt er da, während eklige Unge­ziefer-Horror-Puppen ein­ge­blendet werden. Am Ende erschießt er einen solchen Migranten:

https://twitter.com/ValLisitsa/status/1353317434002989056?

Navalnys Anti­se­mi­tismus ist seit langem bekannt. Viele seiner Posts hat er zwar gelöscht, aber was noch da ist, ist empörend genug: ‚Geplant ist, den Drecks­juden die Werk­stätten auf­heizen‘, sagt Navalny. (Anm. d. Übers.: Das rus­sische Wort жид, das Navalny benutzt, ist die här­teste Beschimpfung, die die rus­sische Sprache zu bieten hat und ich über­setze sie sinn­gemäß mit ‚Drecks­juden‘)“

Amnesty Inter­na­tional hatte Herrn Nawalny den Status eines „Gewis­sens­ge­fan­genen“ (Pri­soner of Con­science) bzw. eines „gewalt­losen poli­ti­schen Gefan­genen“ zuge­teilt, diesen aber auf­grund von Herrn Nawalnys zahl­reichen, dis­kri­mi­nie­renden, ras­sis­ti­schen, gewalt­ver­herr­li­chenden Äuße­rungen wieder aberkannt. Man fordert aber dennoch seine Freilassung.

Unge­achtet all dessen über­schlagen sich wieder die Medien in Soli­da­ri­täts­be­kun­dungen zu Herrn Nawalny, der nun durch seinen Hun­ger­streik in Lebens­gefahr geraten sein soll. Berichten zufolge ist er in ein Kran­kenhaus in einer anderen Straf­ein­richtung verlegt worden und hat dort einer Sup­ple­men­tierung mit Vit­aminen und Spu­ren­ele­menten zugestimmt.

Die Frank­furter Rund­schau berichtete am Montag davon und dass Herr Nawalny und seine Unter­stützer in Russland zu Mas­sen­pro­testen auf­rufen. Seine Ver­treter, Herr Leonid Wolkow und Herr Iwan Schdanow bezeichnen den Zustand des Häft­lings (in Russland wird Herr Nawalny auch gern der „Ber­liner Patient“ genannt in Anspielung auf seine Behandlung nach der mut­maß­lichen Ver­giftung in Deutschland) als „dra­ma­tische Ver­schlech­terung seines Zustandes“. Er sei gefährlich krank und könne „jede Minute sterben“. In einem Video wurde sogar von „Mord“ an Herrn Nawalny gesprochen:

„‘Haben Sie jemals mit eigenen Augen gesehen, wie ein Mensch ermordet wird? Sie sehen es gerade jetzt‘, sagte Wolkow. Er fügte hinzu: ‚Wenn wir uns jetzt nicht zu Wort melden, stehen uns die dun­kelsten Zeiten für freie Men­schen bevor. Russland wird in völ­liger Hoff­nungs­lo­sigkeit versinken‘.“

Die rus­sische Gefäng­nis­be­hörde dagegen teilte mit, dass Herr Nawalny in ein Kran­kenhaus für Häft­linge verlegt werde und sein Zustand „akzep­tabel“ sei.

Selbst­ver­ständlich droht die neue US-Regierung mit „Kon­se­quenzen, sollte Nawalny sterben“. Da gebe es ver­schiedene Mög­lich­keiten, drohte US-Prä­sident Joe Bidens natio­naler Sicher­heits­be­rater  Jake Sul­livan im Fern­seh­sender CNN. Und auch unser Bun­des­au­ßen­mi­nister, Herr Heiko Maas, beob­achtet die Vor­gänge um den rus­si­schen Oppo­si­ti­ons­führer intensiv. Er laste Russland in dem „Fall Nawalny“ Men­schen­rechts­ver­let­zungen an.

Da braucht unser hoch­ge­schätzter Außen­mi­nister gar nicht intensiv bis Russland zu schauen. Die findet er hier auch. Und letzt­endlich hat sich Herr Nawalny ohne jeden Zwang zu einem Hun­ger­streik ent­schlossen. Mög­li­cher­weise sogar auf Anraten seiner west­lichen Unter­stützer, die die „Causa Nawalny“ am Kochen und die Mos­kauer Regierung unter Druck halten wollen.

Es ist schmerzhaft zu sehen, wie die Presse bei uns geflis­sentlich all diese Dinge ver­schweigt, obwohl sie bekannt sind. Sie machen sich zu Erfül­lungs­ge­hilfen einer Politik, die immer deut­licher auf einen sehr ernsten Kon­flikt mit Russland zusteuert. Warum? Haben wir nichts aus der jün­geren Geschichte gelernt?