Das vom WEF gesponserte Planspiel simuliert virtuelle Cyberattacken, die das globale Finanzsystem zum Einstürzen bringen könnten.
In den Mainstream-Medien wurde bislang kaum über das Event “Cyber-Polygon” berichtet. Doch die Übung, bei der Konzerne Cyberattacken simulieren, ist wichtig. Angekündigt wurde sie anfangs Februar 2021 vom Weltwirtschaftsforum (WEF) und der russischen Sberbank und ihrer Cybersecurity-Tochter BI.ZONE.
Ziel der Simulation ist es, die Teilnehmer bei der «Entwicklung sicherer Ökosysteme» zu unterstützen, indem Cyberangriffe auf die Lieferkette von Unternehmen simuliert werden. «In diesem Zusammenhang reicht ein einziges verwundbares Glied aus, um das gesamte System zum Einsturz zu bringen, wie beim Dominoeffekt», heisst es auf der Veranstaltungswebsite des Events, zu deren Partnern auch das WEF gehört. Deshalb könne nur ein sicherer Ansatz die digitale Entwicklung der Menschheit für die nächsten Jahrzehnte bestimmen.
Die heutige Übung ist nicht die erste dieser Art. Bereits im Juli 2020 fand die Simulation «Cyber Polygon 2020» statt, an der vor einer tödlichen «Pandemie» von Cyberangriffen gewarnt wurde. Im Fokus standen dabei das Gesundheits- und das Finanzwesen – beides Wirtschaftssektoren, die besonders bedroht seien. An der Übung nahmen Kadermitarbeiter von grossen Tech-Konzernen und internationalen Behörden wie beispielsweise Interpol teil. Zu den Partnern des Events gehörte auch 2020 das WEF.
Wer den Hintergrund der neuerlichen Simulation verstehen will, sollte den Bericht «International Strategy to Better Protect the Financial System» lesen. Dieser befasst sich mit dem möglichen Zusammenbruch des Finanzsystems und Cyberattacken. Verfasst wurde der Bericht im November 2020 vom WEF und der Denkfabrik Carnegie Endowment for International Peace. Die investigative US-Journalistin Whitney Webb, die über den Bericht schrieb, wies darauf hin, dass zahlreiche Kader von Finanzkonzernen ebenfalls an diesem mitgewirkt hatten. Vertreter der US-Zentralbank Federal Reserve, der Bank of England, des Internationalen Währungsfonds (IWF), des Wall-Street-Giganten JPMorgan Chase sowie auch von Amazon hätten die Autoren unterstützt.
Der Bericht beginnt mit der Feststellung, dass das globale Finanzsystem eine «beispiellose digitale Transformation durchläuft», die durch die Coronavirus-«Pandemie» noch beschleunigt werde. Dabei wird gewarnt:
«Bösartige Akteure machen sich diese digitale Transformation zunutze und stellen eine wachsende Bedrohung für das globale Finanzsystem, die finanzielle Stabilität und das Vertrauen in die Integrität des Finanzsystems dar. Bösartige Akteure nutzen Cyber-Fähigkeiten, um Finanzinstitute, Investoren und die Öffentlichkeit zu bestehlen, zu stören oder anderweitig zu bedrohen. Zu diesen Akteuren gehören nicht nur immer dreistere Kriminelle, sondern auch Staaten und staatlich gesponserte Angreifer.»
Der Bericht verweist auf Christine Lagarde. Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank habe bereits im Februar 2020 davor gewarnt, dass ein Cyberangriff eine schwere Finanzkrise auslösen könnte. Gleiches habe auch der Chef der japanischen Zentralbank, Haruhiko Kuroda, gesagt. Haruhiko warnte 2019, dass Cybersicherheit in naher Zukunft zum «grössten Risiko für das Finanzsystem» werden könnte.
Weiter betonten die Autoren, dass das Ausnutzen von Cyber-Schwachstellen das Vertrauen der Öffentlichkeit in das derzeitige Finanzsystem erheblich beeinträchtigen könnte. Zudem könne es zu Verlusten bei Anlegern führen. Dabei betreffe diese Bedrohung die ganze Welt. Der Bericht kommt zum Schluss, dass ein Zusammenbruch des Finanzsystems bevorsteht. «Es ist nicht die Frage, ob ein grösserer Vorfall passieren wird, sondern wann», heisst es in dem Bericht.
Besonders spannend sind vor diesem Hintergrund die Lösungen, welche die Autoren des WEF-Carnegie-Berichts präsentieren. Anvisiert wird eine Verschmelzung von Geschäftsbanken, den Finanzbehörden, die sie beaufsichtigen, den Tech-Konzernen und staatlichen Stellen. Dies, weil laut den Autoren des Berichts die derzeitige «Fragmentierung» zwischen den genannten Akteuren die grösste Schwachstelle bilde.
Da der Finanz- und der staatliche Sicherheitsapparat sowie die diplomatische Gemeinschaft zu wenig eng vernetzt seien, bestehe eine besondere Gefahr. Diese müsse durch eine verstärkte, globale Koordination behoben werden. Weiter heisst es:
«Dies erfordert, dass sich die Länder nicht nur im eigenen Land besser organisieren, sondern auch die internationale Zusammenarbeit stärken, um zukünftige Angriffe abzuwehren, zu untersuchen, zu verfolgen und idealerweise zu verhindern. Dies bedeutet, dass der Finanzsektor und die Finanzbehörden regelmässig mit den Strafverfolgungsbehörden und anderen nationalen Sicherheitsbehörden auf beispiellose Weise zusammenarbeiten müssen, sowohl im Inland als auch international.»
Einige Beispiele für diese notwendigen «beispiellosen» Interaktionen zwischen Banken und dem nationalen Sicherheitsstaat sind in den Empfehlungen des Berichts enthalten. Zum Beispiel heisst es in dem Bericht: «Die Regierungen sollten die einzigartigen Fähigkeiten ihrer Sicherheitsbehörden nutzen, um ihre Finanzmarkinfrastruktur und kritische Handelssysteme zu schützen, einschliesslich des Austauschs von Informationen über Bedrohungen.»
Zudem fordern die Autoren, dass Sicherheitsbehörden sich mit kritischen Cloud-Service-Anbietern wie zum Beispiel Amazon Web Services beraten – das Unternehmen ist einer der Partner der WEF-Carnegie Cyber Policy Initiative. Damit will man bei der Identifizierung und Überwachung von sogenannten «Bedrohungsakteuren» («threat actors») Mechanismen entwickeln, um passende Informationen über diese mit Tech-Unternehmen zu teilen. Der Bericht stellt auch fest, dass die Finanzindustrie «ihr Gewicht in die Waagschale» werfen sollte, um Cyberkriminalität «effektiver zu bekämpfen» – zum Beispiel durch eine stärkere Beteiligung an Strafverfolgungsmassnahmen.
Zuletzt kommen die Autoren zur Erkenntnis, dass die Verschmelzung des staatlichen Sicherheitsapparats und der Finanzindustrie als Vorbild für alle anderen Wirtschafssektoren dienen könnte. «Der Schutz des internationalen Finanzsystems kann ein Modell für andere Sektoren sein», heisst es im Bericht. Die Konzentration auf den Finanzsektor biete so einen Ausgangspunkt, der den Weg für einen besseren «Schutz» anderer Sektoren in der Zukunft ebnen könnte.
Über die Pläne schrieb Journalistin Webb wenig schmeichelhaft: «Sollten alle Sektoren der Wirtschaft mit dem nationalen Sicherheitsstaat verschmelzen, würde dies eine Realität schaffen, in der kein Teil des täglichen Lebens nicht mehr von diesen beiden bereits sehr mächtigen Entitäten kontrolliert wird.»
Und weiter:
«Dies ist ein klarer Plan zur Etablierung des globalen Techno-Faschismus. Wie dieser WEF-Carnegie-Bericht deutlich macht, wurde das Rezept, wie ein solcher Alptraum umsetzbar ist, bereits in Abstimmung mit genau den Institutionen, Banken und Regierungen entworfen, die derzeit das globale Finanzsystem kontrollieren.»
Webb merkte im Zusammenhang mit «Cyber-Polygon 2021» auch an, dass solche Simulationen in der Vergangenheit oftmals eben nicht bloss «Übungen» blieben. Sie verwies dabei unter anderem auf «Event 201», an dem eine fiktive Pandemie durchgespielt wurde, wenige Monate bevor es im Frühling 2020 zur tatsächlichen «Pandemie» kam (Corona-Transition berichtete).
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Carnegie Endowment for International Peace: International Strategy to Better Protect the Financial System Against Cyber Threats — 20. November 2020
Unlimited Hangout: WEF Warns of Cyberattack Leading to Systemic Collapse of the Global Financial System — 9. April 2021
Quelle: corona-transition.org
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