President John F. Kennedy in the Oval Office on July 11th, 1963. (Cecil Stoughton, White House / John F. Kennedy Library) - flickr.com - CC BY-ND 2.0

Neuer Film: Oliver Stone über das Kennedy-Attentat – warum sogar Trump nicht alle Akten freigab (+Videos)

Nach seinem Spielfilm von 1991 widmet sich Oliver Stone in seinem neu­esten Doku­men­tarfilm erneut der Ermordung John F. Ken­nedys. Im Interview sprach Stone über den Film, seine Bewun­derung für Kennedy und darüber, warum sogar Prä­sident Donald Trump nicht alle Akten freigab.

Ist Geschichte einmal fest­ge­klopft, lässt sie sich nur schwer wieder auf­graben. Oliver Stone tut es in seinem neu­esten Film aber doch. In der Doku­men­tation „JFK Revi­sited: Through the Looking Glass“ ist der 74-Jährige mit­hilfe neuer Beweis­mittel dem Attentat auf Prä­sident John F. Kennedy (JFK) erneut auf die Spur gegangen, das sich im Jahr 1963, vor fast 60 Jahren, ereignete.

Anlässlich der Vor­führung auf den Film­fest­spielen in Cannes sprach Stone in der Sendung Going Under­ground mit Afshin Rat­tansi über sein neu­estes Werk.

In der Ver­gan­genheit hatte Stone bereits an zahl­reichen Spiel- und Doku­men­tar­filmen als Regisseur, Pro­duzent und Dreh­buch­autor gear­beitet. Dreimal wurde er mit dem Oscar aus­ge­zeichnet, davon zweimal als bester Regisseur für die Viet­nam­kriegs­dramen „Platoon“ und „Geboren am 4. Juli“ und einmal als bester Dreh­buch­autor für das Drama „Mid­night Express“.

Im Jahr 1991 hatte sich Stone schon einmal mit dem Thema des JFK-Attentats in Form eines Spiel­films aus­ein­an­der­ge­setzt. Die Handlung des Films folgt dem Bezirks­staats­anwalt von New Orleans, gespielt von Kevin Costner, beim Versuch, die wahren Umstände um die Ermordung Ken­nedys aufzudecken.

Seit dem Ende der 1990er-Jahre pro­du­ziert Stone mehr­heitlich Doku­men­tar­filme, zuletzt im Jahr 2017 „Die Putin-Interviews“.

Kennedy war ein „Kämpfer für den Frieden“

Für die meisten ist JFK Geschichte, nicht so für Stone. Kennedy habe viel mehr getan als das, wofür er heute aner­kannt wird. Das sei falsch, zumal er auch ein deko­rierter Veteran des Zweiten Welt­kriegs war. „JFK war ein Kämpfer für den Frieden!“ Zu seinen Erfolgen als Prä­sident habe u. a. gehört, Kuba die Hände gereicht zu haben.

Stone ist sich sicher: Der Kalte Krieg neigte sich eigentlich schon 1963 dem Ende zu. Mächtige Figuren im Hin­ter­grund hatten aber andere Pläne. Daher habe man auch bis heute die Embargo-Politik mit Kuba nicht beendet:

„Die heu­tigen Nach­richten zu Kuba sind eine Schande!“

Für Stone war Kennedy zudem der letzte Prä­sident, der wirklich am Frieden in der Welt gear­beitet hat. Ebenso war er ein über­zeugter Gegner des Kolo­nia­lismus. Aus Vietnam wollte er in einer zweiten Amtszeit die Armee abziehen, den Krieg beenden – auch gegen die Über­zeugung seines Vize­prä­si­denten Lyndon B. Johnson.

Zweifel an der Warren-Kommission

An der offi­zi­ellen Dar­stellung der Ermordung Ken­nedys durch die Ermitt­lungs­be­hörden hat es immer Zweifel und Kritik gegeben. Die Warren-Kom­mission unter dem dama­ligen Obersten Richter des Supreme Courts Earl Warren arbeitete mit großer Eile. Bis zur Wahl im November 1964 wollte man die Ange­le­genheit erledigt haben. Schluss­endlich plä­dierte der Bericht der Kom­mission für die Ein­zel­tä­ter­theorie. Der alleinige Schuldige: der später eben­falls ermordete Lee Harvey Oswald.

Eine Menge Beweis­ma­terial war durch die Kom­mission aber nie berück­sichtigt worden oder wird teil­weise bis heute offi­ziell unter Ver­schluss gehalten. Laut Angaben der JFK Ass­as­si­nation Records liegt der größte Teil der Sammlung (88 Prozent) seit dem Ende der 1990er-Jahre der Öffent­lichkeit vor. In den Jahren 2017 und 2018 wurden erneut Zehn­tau­sende ehemals geheime Doku­mente frei­ge­geben. Auch aus dieser Sammlung bezieht Stone seine Erkenntnisse.

Robert Kennedy: „Habt ihr es getan?“

Zum Bei­spiel habe sich Oswald gar nicht im sechsten Stockwerk des Gebäudes befunden, aus dem der töd­liche Schuss abge­feuert worden sein soll. Keiner sah ihn, aber die Warren-Kom­mission habe die betref­fenden Zeu­gen­aus­sagen verändert.

Auch die Reaktion Robert Ken­nedys, JFKs Bruder, spreche für ein Kom­plott. Laut Robert Ken­nedys Sohn habe sein Vater nach Meldung des Attentats bei der CIA ange­rufen und gefragt: „Habt ihr es getan?“ Robert Kennedy plante, die Warren-Kom­mission erneut auf­zu­rollen, strebte auch deshalb die Prä­si­dent­schaft an – und wurde wie sein Bruder ermordet.

Ken­nedys Feinde: Geheim­dienste und Militär

Seinen Gene­rälen ver­traute JFK nie, denn sie drängten den jungen Prä­si­denten, eine Invasion auf Kuba zu starten. Doch Kennedy und der Gene­ral­se­kretär der KPdSU Nikita Chruscht­schow konnten sich einigen.

Auch in der CIA habe Kennedy Feinde gehabt. Und pikan­ter­weise saß der von Kennedy ent­lassene ehe­malige Chef der CIA Allen Welsh Dulles nach der Ermordung seines Prä­si­denten in der Waren-Kom­mission – und machte sich für die Ein­zel­tä­ter­these stark. Viele der in der Warren-Kom­mission nicht berück­sich­tigten Beweise sprächen aber dafür, dass die Ermordung einer geheim geplante Ope­ration folgte – und Ken­nedys Nach­folger Johnson sogar bei der Ver­schleierung geholfen habe.

Die oft behauptete Kon­ti­nuität der Politik Ken­nedys durch Johnson hält Stone für Unsinn. Ken­nedys Politik sei durch Johnson rück­gängig gemacht worden, mit Aus­nahme des Civil Rights Act von 1964, den Kennedy 1963 vor­ge­schlagen hatte. Die Ermordung Ken­nedys sei letztlich ein „Wechsel unseres Systems“ gewesen. Seitdem habe es keine Regierung mehr geschafft, den Militär- oder Geheim­dienst­sektor in die Schranken zu weisen.

Frei­ge­gebene Doku­mente und offene Fragen

Wie­der­keh­rende Kritik an der wider­sprüch­lichen Ein­zel­tä­ter­these, aber auch Stones Spielfilm aus dem Jahr 1991 hatten dazu bei­getragen, dass ver­schlossene Akten­schränke vor­zeitig geöffnet wurden.

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So fand man heraus, dass damals das FBI die Warren-Kom­mission nach eigenem Ermessen mit Infor­ma­tionen gefüttert hatte. Durch die bereits öffent­lichen Doku­mente, die Stones Film als Belege nutzt, wisse man aber, dass bestimmte Berichte gezielt zurück­ge­halten worden waren: die der FBI-Agenten James Sibert und Francis O’Neill zur Aut­opsie JFKs.

Doch selbst Donald Trump schreckte davor zurück, alles frei­zu­geben, obwohl er es zuvor ver­sprochen habe – aus Gründen der natio­nalen Sicherheit. Effektiv hat Trump die Ange­le­genheit seinem Nach­folger Joe Biden auf­ge­drückt – der die Doku­mente nun illegal zurückhalte.

Medien ver­ant­worten „Erin­ne­rungsloch“

Doch trotz frei­ge­ge­bener Doku­mente und inves­ti­ga­tiver Recherchen zwi­schen 1994 und 1998 sei der Fall JFK zu einem Erin­ne­rungsloch geworden. Schuld daran seien die US-Medien, die das Thema schon immer spärlich und ein­seitig behandelt hätten.

Anlässlich des 60. Jah­restags des Attentats im Jahr 2013 wid­meten sich zwar die großen Netz­werke Ken­nedys Ermordung, aber erneut nur mit Bezug auf den Bericht der viel kri­ti­sierten Warren-Kom­mission. Stones Spielfilm, der eine alter­native Version vor­ge­bracht hatte, wurde kom­plett über­gangen: „Die Warren-Kom­mission wurde von der Presse gekauft, und vom ersten Tag an wurde der ame­ri­ka­ni­schen Öffent­lichkeit die Ein­zel­tä­ter­these verkauft.“

Zudem sei lächerlich, wie in Trumps Fall nach 60 Jahren noch mit „natio­naler Sicherheit“ zu argu­men­tieren. Dafür soll sein neuer Film jetzt mehr Material liefern. Ins­gesamt zwei Stunden sei er lang. Stone zeigte sich sichtlich stolz auf das Ergebnis. Vor dem Label Ver­schwö­rungs­theorie habe er keine Angst. Das ist schließlich eine Erfindung der psy­cho­lo­gi­schen Kriegs­führung, um Gegner zu dis­kre­di­tieren. Der Hang zur Ver­schwörung liege in der Natur des Menschen.

„Wir zeigen das ganze ori­ginale Beweis­ma­terial und zeigen, dass alles ein Schwindel war.“

USA haben Angst vor Angriffen auf ihre Werte

Dass der Film nun in Cannes vor­ge­stellt wird und nicht auf US-Strea­ming­diensten, hat durchaus Gründe. Stones Doku­men­tation wurde nicht in den USA finan­ziert, die Strea­ming­dienste lehnten ab.

Statt­dessen hatte die unab­hängige bri­tische Firma Inge­nious die Finan­zierung über­nommen. Wie es beim Ver­trieb aus­sehen wird, müsse man abwarten. Stone hoffe hier, dass US-Firmen Mut zeigen.

Angst vor Ablehnung, Angst vor Angriff auf ihre Werte mache die US-Regierung leider blind. Aus Angst vor Angriffen auf ihre Werte habe man sich zur Zensur auf YouTube und Facebook hin­reißen lassen. Auf Twitter wird sogar ein ehe­ma­liger Prä­sident geblockt, und auch RT wird immer wieder unter Druck gesetzt. Stone bleibt aber zuversichtlich:

„Die USA sind ein mäch­tiges Land, aber sie werden es nicht schaffen, diese Neu­ig­keiten zurückzuhalten.“

https://youtu.be/SsrwbkN9HK4

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Quelle: pravda-tv.com