R.Kelly 2008, Wikimedia Commons, Nicholas Ballasy, CC BY-SA 4.0

„Sexu­elles Raubtier“: RnB-Star R.Kelly in allen Ankla­ge­punkten für schuldig befunden (+Videos)

Er gehört zur Creme de la Creme der Musik­szene und arbeitete mit allen, die da von Rang und Namen sind. Weltweit hat er etwa 140 Mil­lionen Ton­träger ver­kauft und ist damit in der Gegenwart einer der Erfolg­reichsten. Er hatte Ansehen, Ein­fluss und Geld. Das machte ihn scheinbar unan­greifbar, denn die Gerüchte und Anschul­di­gungen wegen Miss­brauchs Min­der­jäh­riger und Kin­der­por­no­graphie begannen schon 1994. Doch irgendwie kam er immer wieder davon. Es war prak­tisch ein offenes Geheimnis, dass er es auf blut­junge Afro-Ame­ri­ka­ne­rinnen abge­sehen hatte und da auch kei­nerlei Skrupel kannte. Doch jetzt ist er vor einem New Yorker Gericht in einem großen Prozess in allen Ankla­ge­punkten schuldig gesprochen worden. 

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Obwohl seine rück­sichtslose Aus­beutung junger Mädchen, auch Min­der­jäh­riger, bekannt war, arbeitete der Sänger, Song­schreiber und Musik­pro­duzent Robert Syl­vester Kelly mit den inter­na­tio­nalen Größen der Musik­szene zusammen, wie Michael Jackson Whitney Houston, Mariah Carey, Céline Dion, Britney Spears, Aaliyah, Justin Bieber, Lady Gaga …

Im Mai 2010 stand er vor Gericht wegen Her­stellung von Kin­der­por­no­graphie, wurde aber frei­ge­sprochen. Er war beschuldigt worden, Sex mit seiner 13-jäh­rigen Paten­tochter gehabt zu haben. Sie bestritt aller­dings, genau wie er, dass sie die auf dem Video zu sehenden Per­sonen waren.  Es kam zu der Anklage, nachdem einem Jour­na­listen das Video zuge­spielt worden war:

Die 27 Minuten lange Video­auf­zeichnung war 2002 einem Reporter der Chicago Sun-Times anonym zuge­spielt worden. Nach Angaben der Anklage ist darauf ein schwarzer Mann zu sehen, der Sex mit einem jungen Mädchen hat und auf das Kind uri­niert. Mehr als zwölf Zeugen hätten in dem Mädchen die damals 13-jährige Paten­tochter Kellys wie­der­erkannt. Auch gebe es keinen Zweifel, dass es sich bei dem Mann um den berühmten Sänger handele und er die Auf­zeichnung in den Jahren zwi­schen 1998 und 200 selbst ange­fertigt habe, hieß es. Die Ver­tei­digung machte geltend, dass das angeb­liche Opfer selbst bestreitet, die gezeigte Person zu sein. (…) Außerdem habe ihr Mandant einen mar­kanten Leber­fleck auf dem Rücken, der in dem Videofilm eben­falls nicht zu sehen sei.“

Die sexuelle Aggres­si­vität gegenüber blut­jungen Mädchen und Frauen war so bekannt und die Namen der Miss­brauchten eben­falls, dass der US-Fern­seh­sender „Lifetime“ 2019 an drei Abenden eine Dokuserie unter dem Titel „Sur­viving R. Kelly“ aus­strahlte. In ca. 50 Inter­views sagen darin die­je­nigen aus, die jah­relang ver­geblich ver­sucht haben, den Top-Star der Musik­szene zur Ver­ant­wortung zu ziehen.

Hier der Trailer der Doku­reihe und die Stel­lung­nahme eines seiner Opfer:

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Eine heute 28-Jährige beschreibt in dem jetzt zu Ende gegan­genen Prozess, wie sie als 14-Jährige den Popstar ken­nen­lernte. Sie war ein Fan von ihm und mit 16 hatte sie zum ersten Mal Sex mit ihm. Das habe er sogar gefilmt, was nicht unge­wöhnlich für R. Kelly war. Seine Opfer warfen ihm vor, damit noch wei­teren Druck aus­geübt zu haben. Außerdem habe Kelly sie einmal bewusstlos geschlagen, weil sie gegen seine „strikten Regeln“ in seiner Wohnung ver­stoßen habe.

Anscheinend war R. Kelly nicht nur auf junge Frauen fixiert. Ein männ­licher Zeuge sagte aus, er sei als 17-Jäh­riger von dem Rapper nach einem Konzert ver­ge­waltigt worden.

Der Zeuge schil­derte der “New York Times” zufolge am Montag, wie Kelly ihm im Alter von 17 Jahren Hilfe bei seiner Kar­riere als Rapper ver­sprochen habe. Als Gegen­leistung dafür habe der heute 44-Jährige Sex von dem Min­der­jäh­rigen ver­langt. Zudem sagte eine vierte Zeugin aus. Sie erklärte, sie sei mit 17 Jahren von R. Kelly nach einem Konzert im Back­stage-Bereich ver­ge­waltigt worden.

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Auch R. Kellys Ehe mit der bereits ver­stor­benen Sän­gerin Aaliyah war damals ein Skandal, der aber R. Kelly eben­falls nicht schadete. Sie soll damals 15 Jahre alt gewesen sein, er 27. Eine Back­ground-Sän­gerin beschreibt in der Doku eine Szene im Tourbus mit R. Kelly und Aaliyah:

Wir lagen alle in unseren Kojen und hatten die Vor­hänge geöffnet, als eine Tür im Bus aufflog. Robert hatte Sex mit Aaliyah”, sagt sie und beschreibt “Dinge, die ein Erwach­sener nicht mit einem Kind machen sollte”.

Nun also ereilen den berühmten RnB-Star doch noch die Kon­se­quenzen seiner Rück­sichts­lo­sigkeit. Die Geschwo­renen des New Yorker Gerichtes hatten nach einem sechs Wochen langen Prozess mit vielen Zeu­gen­an­hö­rungen und Hun­derten an Beweis­stücken zwei Tage lang beraten und befanden den heute 54-Jäh­rigen der sexu­ellen Aus­beutung Min­der­jäh­riger, des Kid­napping und der Bestechung für schuldig.

Den Schuld­spruch fällen in den USA die Geschwo­renen, das Strafmaß legt dann der Richter fest. Richter Ann Donelly wird am 4. Mai 2022 die Länge der Haft­strafe ver­künden. R. Kelly sitzt seit seiner Ver­haftung 2019 in Unter­su­chungshaft, und er wird noch lange im Gefängnis sitzen. Wahr­scheinlich wird es eine jahr­zehn­te­lange Haft­strafe werden, wenn nicht eine lebens­lange. Und in den USA heißt das auch lebenslang.

Der Staats­anwalt, Frau Jac­quelyn Kasulis, war mit dem Urteil sehr zufrieden und sagte vor der Presse:

„Dieses Urteil brand­markt R. Kelly für immer als Raubtier, das seinen Ruhm und seinen Reichtum genutzt hat, um junge, ver­letz­liche und stimmlose Men­schen für seine eigene sexuelle Befrie­digung aus­zu­beuten. (…) Die Jury hat eine starke Bot­schaft an Männer wie R. Kelly gesendet: Egal, wie lange es dauert, die Justiz wird Euch kriegen.“

Für die Zeugen und Opfer seiner Taten ist es eine unge­heure Erleich­terung. Eine Zeugin, Jer­honda Pace, hatte aus­gesagt und beschrieb auf Instagram ihre Genug­tuung darüber, dass sie endlich Gehör fand. Sie sei viele Jahre als Lüg­nerin beschimpft worden, aber jetzt sei ihre Stimme gehört worden. Es sei nicht leicht, über Miss­brauch zu sprechen, besonders dann, wenn der Täter so pro­minent ist.

  1. Kellys Ver­tei­diger Deveraux Cannick sagte der Presse, der Musiker sei über­rascht von dem Urteil und auch ent­täuscht. Er will gegen das Urteil Berufung ein­legen, die Zeu­gen­aus­sagen seien wider­sprüchlich gewesen. Es seien aus­ge­dachte Geschichten und über­triebene Erzäh­lungen von Miss­hand­lungen und Missbrauch.

In Illinois und Min­nesota liegen noch weitere Anklagen gegen Kelly vor.