Deutschland, eine Insel im Würgegriff der „Notlage von nationaler Tragweite“. Woanders ist die Pandemie offiziell schon Geschichte. In drei Ländern in Europa haben die Regierungen das Ende der Pandemie ausgerufen: Das dänische Parlament hat kürzlich entschieden, dass ab dem 1. Oktober sämtliche Corona-Maßnahmen beendet werden sollen. Es wird demnach keine Maskenpflicht mehr geben, und das Testregime wird abgeschafft. Das Gleiche gilt für Holland und England. Die Deutschen dagegen werden weiter mit 3G und scharfen Auflagen traktiert, auch wenn sie in Länder reisen, die von der Bundesregierung zu Hochrisikogebieten erklärt wurden. Wie sieht es tatsächlich aus im Grenzgebiet? Vera Wagner hat mit Christian Pommerenke gesprochen, der mitten im Urlaub von der Meldung überrascht wurde, dass er sich nun in einem Hochrisikogebiet befindet.
Herr Pommerenke, zunächst waren Sie mit Ihrem Sohn in Wien. Wie haben Sie die Stadt in Zeiten der Pandemie erlebt?
Schon die Einreise war ein kleines Erlebnis, entgegen aller vollmundiger Nachrichten beider Länder gab es beim Grenzübertritt in Passau keine Kontrollen, jedenfalls keine, als wir die Grenze passierten, keine Zöllner, kein Durchwinken, einfach durchfahren war angesagt und ab nach Wien. Wien selbst hat die 3G-Regel, die auch an allen Punkten in der Innenstadt, wo touristischer Verkehr herrscht, kontrolliert wird, auch die Außengastronomie war nur unter Kontrolle möglich, wie auch der Besuch aller Museen und anderer kultureller Betriebe. Aber schon in den näheren Außenbezirken, in kleinen Kneipen, Restaurants, Einkaufslädchen war unser noch in Deutschland gemachter Test nicht nötig. Wien ist eine Multikulti-Stadt mit weltoffenen Menschen, die die offizielle Lesart der Pandemie zwar kennen, aber mit einer gewissen Lockerheit umsetzten. Österreich hat, wohl aufgrund der offeneren Streitkultur in den Medien, eine direkt zweigeteilte Bevölkerung, die Impfquote liegt bei 50/50, und das ist halt spürbar.
Dann sind Sie weitergefahren nach Tschechien, dort ereilte Sie nach einigen Tagen die Nachricht, dass die Tschechische Republik als Hochrisikogebiet eingestuft wird. Sie gehören zu den Unbeugsamen: weder geimpft, noch genesen. Wie sind Sie über die Grenze gekommen?
Der Grenzübertritt fand genauso statt wie der erste vor der Einstufung Tschechiens ins Hochrisikogebiet; wir fuhren von Wien Richtung Brünn zum Grenzübergang bei Drasenhofen, immerhin ein Hauptreiseweg, und niemanden interessierte unser gehirnbohrender Test, Tschechien wurde als Hochrisikogebiet von unserem schönen Heimatländle eingestuft, aber die netten Tschechen interessierte dies überhaupt nicht, völlig unbeeindruckt von unserer Einstufung konnten wir in Tschechien in jedes Restaurant, in jede Kneipe, dazugesagt, wir waren nicht in den Großstädten, und in jeden Markt gehen, egal, ob wir mit oder ohne Maske hineingingen, es machte einfach keinen Unterschied. Die Einstufungen verschiedener Länder als Hochrisikogebiete findet ja zwei Meinungen. Die einen sagen, die dortigen Lockerungen machen es gefährlich, sich dort aufzuhalten, die anderen sagen, man will nicht, dass wir dort hingehen, weil, man könnte ja sehen, wie gut das klappt, irgendwo in der Mitte wird die Wahrheit liegen.
Mitten im Lockdown vergangenes Jahr machte ein Video in den alternativen Netzwerken die Runde, das zeigte, dass ein deutscher Tourist mitten im Lockdown unbehelligt mit dem Auto in Kroatien einreisen und dort ganz entspannt Urlaub machen konnte. Ein Freund von mir hat sich während des Lockdowns bei der Einreise nach Holland einfach einen „grünen Grenzübergang“ gesucht und schwupp, war er in den Niederlanden. Manchmal habe ich das Gefühl, man will uns mit all diesen Meldungen vor allem Angst machen. Wie sehen Sie das?
Auf unserer Rückreise nach Deutschland über Prag wurde uns die Absurdität der in Deutschland gebräuchlichen, offiziell verbreiteten Meinungen wirklich klar. Wir hatten uns überlegt, ob wir uns für diesen Grenzübertritt noch einmal testen lassen. Wir waren vorher drei Tage wandern im Riesengebirge, und unsere Tests waren längst abgelaufen. Zwei Tage vorher war in den offiziellen Kanälen gemeldet worden, dass aufgrund der hohen Inzidenzen wieder an allen Grenzen die 3G-Regel gilt, und dass auch überall kontrolliert werden würde. Wir dachten „los, wir lassen es drauf ankommen, die werden doch nicht jedes Auto kontrollieren — wir rutschen einfach durch“. Wie gesagt, wir fuhren auf der Hauptroute Prag — Deutschland … wir kamen an die Grenze, kein Zollposten, keine Schranke, kein Zöllner, kein Testzentrum, ein einfaches Nichts an Kontrolle, ein reibungsloses, übergangsloses Überfahren der tschechisch-deutschen Grenze. Einsam stand rechts nach dem Überqueren der Grenze eine riesige LED- Tafel mit dem Hinweis ” Beachten Sie in Deutschland die geltenden Coronaregeln”. Tolle Show!
The show must go on. Christian Pommerenke, weder geimpft, noch genesen, noch getestet, ist ohne jede Kontrolle mit dem Pkw aus dem Hochrisikoland Tschechien zurück nach Deutschland gefahren. Herzlichen Dank für das Interview!
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