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Ver­ge­wal­tigung & Miss­brauch auf Palm­öl­feldern in Ver­bindung mit Top-Kos­me­tik­marken (+Videos)

Ein 16-jäh­riges Mädchen beschreibt, wie ihr Chef sie inmitten der hohen Bäume auf einer indo­ne­si­schen Palm­öl­plantage ver­ge­wal­tigte, die einige der bekann­testen Kos­me­tik­marken der Welt beliefert. Dann setzte er ihr eine Axt an die Kehle und warnte sie: „Erzähle nichts.“ Auf einer anderen Plantage klagt eine Frau namens Ola über Fieber, Husten und Nasen­bluten, nachdem sie jah­relang ohne Schutz­aus­rüstung gefähr­liche Pes­tizide ver­sprüht hat. Es sind genau diese Kon­zerne, die von sich behaupten, dass es nach­haltig pro­du­ziertes Palmöl in großen Mengen gibt.

Es mag kleinere Plan­tagen geben, die nach­haltig, also nicht auf Kosten von Men­schen und Umwelt pro­du­zieren. Diese für den lokalen Ver­brauch arbei­tenden Betriebe tragen jedoch nur äußerst geringe Mengen zum weltweit her­ge­stellten Palmöl bei. Zwar berufen sich die auf Zer­ti­fi­zie­rungs­systeme wie der Round Table on Sus­tainable Palmoil von WWF; aller­dings sind diese Zer­ti­fi­zie­rungs­systeme unzu­rei­chend und können keine Nach­hal­tigkeit gewähr­leisten. Die Palm­öl­in­dustrie ist nicht nur ein Haupt­ver­ur­sacher des Kli­ma­wandels, sondern auch Schau­platz von anhal­tenden Men­schen­rechts­ver­let­zungen. Palmöl findet sich in allem, von Kar­tof­fel­chips über Pillen bis hin zu Tier­futter, und landet auch in den Lie­fer­ketten einiger der größten Namen im $530 Mil­li­arden schweren Schön­heits­ge­schäft. Es sind Kon­zerne, wie L’Oréal, Uni­lever, Procter & Gamble, Avon und Johnson & Johnson, die Frauen auf der ganzen Welt helfen, sich ver­wöhnt und schön zu fühlen. Würden sich diese Frauen auch noch durch diese Marken schön fühlen, wenn diese Pro­dukte Men­schen­handel, Kin­der­arbeit und regel­rechte Skla­verei ent­halten? Es sind Mädchen und Frauen, die in der Palm­öl­branche mit einigen der schwie­rigsten und gefähr­lichsten Jobs belastet sind. Sie ver­bringen Stunden hüfttief in Wasser, das durch che­mische Abwässer ver­un­reinigt ist, und tragen Lasten, die so schwer sind, dass mit der Zeit ihre Gebär­mutter zusammenbrechen.

Ver­ge­wal­tigung, Miss­brauch auf Palm­öl­feldern in Ver­bindung mit Top-Kosmetikmarken

Rape, abuses in palm oil fields linked to top beauty brands

Eine aktuelle AP-Unter­su­chung über die Behandlung von Arbei­te­rinnen auf Palmöl-Plan­tagen in Indo­nesien und Malaysia findet sexuelle und andere Formen von Missbrauch.

Die Nach­rich­ten­agentur AP befragte mehr als drei Dutzend Frauen und Mädchen aus min­destens 12 Unter­nehmen in beiden Ländern. Da frühere Berichte zu Repres­salien gegen die Arbei­te­rinnen geführt haben, werden sie nur mit Teil­namen oder Spitz­namen genannt. Die malay­sische Regierung sagte, sie habe keine Berichte über Ver­ge­wal­ti­gungen auf den Plan­tagen erhalten, aber Indo­nesien räumte ein, dass kör­per­licher und sexu­eller Miss­brauch ein wach­sendes Problem zu sein scheint, wobei die meisten Opfer Angst haben, sich zu äußern. Dennoch sagte die Nach­rich­ten­agentur AP, dass sie in der Lage war, eine Reihe von Geschichten der Frauen zu bestä­tigen, indem sie Poli­zei­be­richte, juris­tische Doku­mente, Beschwerden, die bei Gewerk­schafts­ver­tretern ein­ge­reicht wurden, und Berichte lokaler Medien überprüfte.

Die Reporter befragten auch fast 200 andere Arbeiter, Akti­visten, Regie­rungs­beamte und Anwälte, ein­schließlich einiger, die gefan­genen Mädchen und Frauen zur Flucht ver­halfen, die bestä­tigten, dass es regel­mäßig zu Miss­hand­lungen kommt.

In beiden Ländern fand die AP-Unter­su­chung Gene­ra­tionen von Frauen aus den­selben Familien, die als Teil des Rück­grats der Industrie gedient haben. Einige begannen als Kinder an der Seite ihrer Eltern zu arbeiten, sam­melten lose Kerne und räumten Gestrüpp von den Bäumen, ohne jemals lesen oder schreiben zu lernen.

Andere, wie eine Frau, die ihren Namen als Indra angab, ver­ließen die Schule als Teenager. Sie nahm einen Job bei Sime Darby Plan­ta­tions in Malaysia an, einer der größten Palm­öl­firmen der Welt. Jahre später sagt sie, dass ihr Chef anfing, sie zu beläs­tigen und Dinge sagte wie: „Komm, schlaf mit mir. Ich werde dir ein Baby schenken.“

Frauen arbeiten auf den Plan­tagen, seit euro­päische Kolo­ni­sa­toren vor mehr als einem Jahr­hundert die ersten Bäume aus West­afrika mitbrachten.

Im Laufe der Jahr­zehnte wurde Palmöl als Ersatz für unge­sunde Trans­fette zu einem wich­tigen Bestandteil der Lebens­mit­tel­in­dustrie. Und Kos­me­tik­firmen wurden von seinen wun­der­samen Eigen­schaften in den Bann gezogen: Es schäumt in Zahn­pasta, spendet Feuch­tigkeit in Seifen und schäumt im Shampoo.

Ständig werden neue Arbeiter benötigt, um die uner­bitt­liche Nach­frage zu befrie­digen, die sich in den letzten 20 Jahren ver­vier­facht hat. Auf fast allen Plan­tagen sind Männer die Vor­ge­setzten, was sexu­eller Beläs­tigung und Miss­brauch Tür und Tor öffnet.

Margie Mason und Robin McDowell von Asso­ciated Press gewannen für ihre Recherche den Sidney Award  für „Ver­ge­wal­tigung, Miss­brauch in Palm­öl­feldern im Zusam­menhang mit Top-Beauty-Marken“, der die schreck­lichen Arbeits­be­din­gungen auf­deckt, unter denen Mil­lionen von Frauen auf Plan­tagen in Süd­ost­asien arbeiten und das Palmöl pro­du­zieren, das seinen Weg in unzählige Kon­sum­güter findet, dar­unter Angebote von L’Oreal, Colgate-Palm­olive und Cargill. Dies ist der zweite in einer drei­tei­ligen Serie über Miss­bräuche in der Palmölindustrie.

„Unfälle und toxische Expo­si­tionen sind Routine. Viele Frauen trauern um Fehl­ge­burten, die pas­siert sind, nachdem sie mas­siven Mengen an Her­bi­ziden aus­ge­setzt waren und ihnen eine ange­messene gynä­ko­lo­gische Ver­sorgung ver­weigert wurde. Frauen müssen sogar während der Schwan­ger­schaft ein Viel­faches ihres Kör­per­ge­wichts heben. Dieses unsi­chere Heben trägt zu einer Epi­demie einer schmerz­haften Erkrankung bei, die als „Ute­rus­prolaps“ bekannt ist und bei der die Gebär­mutter aus dem Körper her­ausragt,“ so Margie Mason und Robin McDowell. 

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Die Früchte ihrer Arbeit: Miss­brauch in der Palmölindustrie

Die Recherche von Mason und McDowell bestätigt, dass was bereits seit Jahren bekannt ist doch nur wenige Ver­braucher möchten sich der Rea­lität hinter der Hoch­glanz­ver­pa­ckung stellen.  Ein indo­ne­si­sches Mädchen erzählte, wie sie von ihrem Arbeit­geber nicht nur einmal, sondern viermal ver­ge­waltigt wurde. Diese erschüt­ternde Geschichte eines sexu­ellen Über­griffs spiegelt eine Rea­lität wider, in der es immer wieder zu Men­schen­rechts­ver­let­zungen auf kom­mer­zi­ellen Palmöl-Plan­tagen kommt. Dazu auch: Das schmierige Geschäft mit Palmöl – „Palmöl-Krieg“, Men­schen­rechts­ver­let­zungen und rigorose Prak­tiken – mit Unter­stützung durch Steuergelder

Die Palm­öl­in­dustrie ist nicht nur ein Haupt­ver­ur­sacher des Kli­ma­wandels, sondern auch Schau­platz von anhal­tenden Men­schen­rechts­ver­let­zungen. Diese finden auf Plan­tagen statt, die einige der größten Unter­nehmen der Welt beliefern, dar­unter auch bekannte Kosmetikmarken.

Ohne dass es vielen bewusst ist, gehört der Konsum von Palmöl für die meisten von uns zum Alltag. Es ist ein sehr viel­sei­tiges Pflan­zenöl, das in einer Vielzahl von Pro­dukten von Brot über Deodorant bis hin zu Shampoo ver­wendet wird, doch seine Viel­sei­tigkeit hat ihren Preis. Das Öl kann billig pro­du­ziert werden, was zu einer unglaublich hohen Nach­frage nach der Umwandlung von Regenwald in Plan­tagen führt, die große Mengen an Koh­len­stoff­emis­sionen in die Luft abgeben. Sobald die Bäume zu hoch wachsen und es zu schwierig machen, die Früchte zu erreichen, werden neue zusätz­liche Hektar von Regenwald abgeholzt.

Neben der Abholzung der Wälder gibt es auch Hin­weise auf schwere Men­schen­rechts­ver­let­zungen auf den Plan­tagen, dar­unter Kin­der­arbeit, sexu­eller Miss­brauch und unsi­chere Arbeitsbedingungen.

DIE AUS­BEUTUNG VON ARBEITERN

Obwohl die Bäume ursprünglich aus Afrika stammen, befindet sich der Großteil der Plan­tagen in süd­ost­asia­ti­schen Öko­sys­temen, ins­be­sondere in indo­ne­si­schen und malay­si­schen Wäldern. Auf Indo­nesien und Malaysia ent­fallen zusammen 85 % der welt­weiten Palm­öl­ver­sorgung (geschätzter Wert: 65 Mil­li­arden Dollar).

Palm­öl­plan­tagen werden nicht nur ohne Kon­sul­tation der lokalen Gemeinden über die Nutzung ihres Landes ent­wi­ckelt (indigene Gemeinden in Indo­nesien werden regel­mäßig gewaltsam ver­trieben), sondern es hat sich auch eine Kultur der Aus­beutung von Arbeitern ent­wi­ckelt, die Ähn­lich­keiten mit euro­päi­schen Kolo­ni­al­plan­tagen auf­weist. Im Laufe der Zeit hat sich nicht viel geändert.

Mit der weltweit stei­genden Nach­frage nach Palmöl steigt der Bedarf an schlecht bezahlten Arbeits­kräften, um dem Kon­sum­wachstum gerecht zu werden. Und die Arbeit ist nicht einfach. Männer und Frauen waten in uner­träg­licher Hitze durch manchmal über­flu­tetes Dschun­gel­ge­lände, tragen und schneiden schwere, sta­chelige Früchte und arbeiten unter mise­rablen Bedin­gungen mit wenig Lohn und ohne Sicherheit.

Der gestiegene Bedarf an Arbeits­kräften hat zu einer Ver­rin­gerung der sicheren Arbeits­be­din­gungen und zu einem Miss­brauch der Arbeits­rechte geführt, ein­schließlich des Fehlens einer fairen Bezahlung. Kos­me­tik­marken beziehen ihre Palmöl-Lie­fe­rungen von Plan­tagen, auf denen viele nur zwei Dollar pro Tag ver­dienen. Die schlechten Arbeits­be­din­gungen haben dazu geführt, dass Frauen über Nasen­bluten und Fieber klagen, nachdem sie jah­relang gefähr­lichen Pes­ti­ziden aus­ge­setzt waren, und dass sie keine gesunden Kinder zur Welt bringen können.

Die Aus­wir­kungen der Luft­ver­schmutzung durch Wald­brände und Par­aquat, einer gif­tigen Che­mi­kalie, die in der EU ver­boten ist, werden von den Arbeit­gebern nicht durch ange­messene Schutz- und Sicher­heits­aus­rüstung gemildert.

Kin­der­arbeit kommt vor allem auf den Plan­tagen vor, wo die Ange­hö­rigen die Quoten nicht erfüllen können und die Kinder vor allem beim Sammeln der Früchte helfen. Die Kinder helfen nach der Schule, wobei einige von ihnen schließlich die Schule ganz abbrechen. Dieser uner­bitt­liche Kreislauf hat viele daran gehindert, sich aus der Armut zu befreien, da sie nicht in der Lage sind, ihre Aus­bildung fort­zu­setzen und andere Fähig­keiten zu ent­wi­ckeln. Obwohl ein umfas­sender arbeits­recht­licher Rahmen exis­tiert, ist die Durch­setzung dieser Rechte man­gelhaft und die Arbeiter auf den Palm­öl­plan­tagen sind von dem Arbeits­schutz, der anderen Branchen gewährt wird, ausgeschlossen.

Bemer­kenswert ist, dass viele Unter­nehmen zu Fragen der sexu­ellen Über­griffe auf Frauen auf Palm­öl­plan­tagen weit­gehend geschwiegen haben. In Sumatra beschrieb im November 2020 ein 16-jäh­riges Mädchen, wie sie von ihrem Chef ange­griffen und in einen abge­le­genen Teil der Plantage, ver­steckt zwi­schen den Bäumen, gebracht wurde. Nachdem sie ver­ge­waltigt worden war, „setzte er ihr eine Axt an die Kehle und warnte sie: Erzähl es nicht“. Aus Angst vor Ver­gel­tungs­maß­nahmen trauen sich die Frauen nicht, den regel­mä­ßigen Miss­brauch zu melden und sind oft nicht einmal bereit, ihren vollen Namen zu nennen. Während Malaysias Regierung behauptet, keine Berichte über Ver­ge­wal­ti­gungen auf Plan­tagen erhalten zu haben, hat Indo­nesien ein­ge­räumt, dass sexu­eller Miss­brauch ein wach­sendes Problem darstellt.

Ver­schleierung in den Eti­ketten als eine Zutat, die unter mehr als 200 Namen auf­ge­führt wird

Die Bedenken hin­sichtlich der Umwelt und der sozialen Gerech­tigkeit haben die Palm­öl­in­dustrie offenbar nicht davon abge­halten, ihre Pro­duktion zu stoppen, und wir kämpfen immer noch darum, nach­haltige und ver­ant­wor­tungs­volle Prak­tiken bei der Beschaffung und Her­stellung von Palmöl ein­zu­führen. Seine Ver­schleierung in den Eti­ketten als eine Zutat, die unter mehr als 200 Namen auf­ge­führt wird, flößt der Industrie noch mehr Miss­trauen ein.

Zu diesen Namen gehören

  • Hydro­genated Palm Gly­ce­rides, Ethyl Pal­mitate und Octyl Palmitate.

Um Pro­dukte mit Palmöl zu ver­meiden, kann es so einfach sein, in der Zuta­ten­liste nach dem Wort Palm zu suchen. Als Ver­braucher werden wir ermutigt, bewusster mit unseren Ent­schei­dungen umzu­gehen und aktiv zu ent­scheiden, welche Marken und Unter­nehmen wir unter­stützen möchten.

Die Argu­men­tation „Palmöl ist nach­hal­tiger als andere Fette“

Befür­worter des RSPO und des der­zei­tigen Umgangs mit Palmöl argu­men­tieren: Die Ölpalme ist extrem effi­zient und damit „viel nach­hal­tiger“ als andere Ölsaaten.  Wollte man also das Pro­duk­ti­ons­er­gebnis, das pro Hektar mit Ölpalmen erwirt­schaftet werden kann, z.B. mit Son­nen­blumen- oder Rapsöl erzielen, müsste man ein Viel­faches an Flächen bewirt­schaften. Deshalb, so die Argu­men­tation, ist Palmöl das kleinere Übel.
Auch das „kleinere Übel“ darf nicht hin­ge­nommen werden. Würde man sich bemühen, Wege zu finden, effi­zi­enter zu wirt­schaften und gleich­zeitig den Bedarf an Palmöl zu redu­zieren, müssten keine Regen­wälder mehr gerodet werden, wie es bisher noch in hohem Ausmaß der Fall ist.

Wie der Eco­nomist  berichtete, hat kein Land auf der Welt in den ver­gan­genen hundert Jahren Wälder schneller ver­loren als Indo­nesien – und viel davon ist auf Palm­öl­plan­tagen zurück­zu­führen. In Indo­nesien gibt es etwa 11,7 Mil­lionen Hektar Ölpalm­plan­tagen in ver­schie­denen Regionen. Zum Bei­spiel rühmt sich der RSPO, dass seine Bemü­hungen zu einem 10-pro­zen­tigen Anstieg des höheren Natur­schutz­werts im Ver­gleich zu 2015 geführt haben. Das klingt beein­dru­ckend, denn das ent­spricht einer Fläche von 200 000 Fuß­ball­feldern, die durch die Ent­wäs­serung von Mooren, Rodungen, Brand­ro­dungen und andere Rodungs­ver­fahren ver­schont geblieben sind. Das Problem ist jedoch, dass seit Anfang der 1990er Jahre rund 70 000 Qua­drat­meilen (etwa 18 Mil­lionen Hektar) Land in Palm­öl­plan­tagen umge­wandelt wurden. Laut Daten von der Union der besorgten Wis­sen­schaftler  sind das fast 34 Mil­lionen Fußballfelder.

Hier ein Bei­spiel für die Ver­flechtung der großen Palm­öl­lie­fe­ranten – hier RSPO-Mit­glied Wilmar Inter­na­tional – des größten Palm­öl­ver­ar­beiters der Welt

Abholzung für neue Plalmöl-Plan­tagen Indonesien

Hierzu – RSPO-Mit­glied Nestlé

Amnesty Inter­na­tional hat einen Bericht 2017 ver­öf­fent­licht mit dem Vorwurf der Ver­letzung von Arbeits­stan­dards und Men­schen­rechten bei einem Palm­öl­lie­fe­ranten, Wilmar inter­na­tional. Nestlé ist Kunde von Wilmar. Hierzu seine eigenen Aus­sagen:  „Wilmar inter­na­tional beliefert uns seit über zehn Jahren mit Palmöl. Wir beziehen derzeit circa 10 % unseres Bedarfs von Wilmar. Das Unter­nehmen hat sich unserem „respon­sible sourcing“ (ver­w­ant­wor­tungs­volle Beschaffung) Pro­gramms ver­pflichtet, welches unter anderem klare Regeln zu Arbeits­rechten und der Ver­hin­derung von Ent­waldung beinhaltet. Wir haben 2015 ungefähr 420 000 Tonnen Palmöl von meh­reren Unter­nehmen aus Malaysia, Indo­nesien und anderen Ländern ein­ge­kauft. Das ist ungefähr 1 % der welt­weiten Pro­duktion. Haupt­sächlich nutzen wir Palmöl als Speiseöl und als Zutat in unseren Lebens­mitteln.“ – so Nestlé.

2010 wurde Nestlé laut eigenen Angaben mit dem Vorwurf kon­fron­tiert, von einem Lie­fe­ranten Palmöl zu beziehen, für dessen Anbau Regen­wälder zer­stört würden. Das Unter­nehmen hat dar­aufhin mit Unter­stützung von The Forest Trust (TFT) strenge Richt­linien ein­ge­führt und damit begonnen, die Lie­fer­kette bis in den Anbau zu unter­suchen und ent­spre­chend umzustellen.

The Forest Trust (TFT) sind aber wieder die gleichen Kon­zerne, u. a. auch die großen Palm­ö­lie­fe­ranten wie WILMAR oder New Britain Palm Oil, CARGILL oder Bunge Limited und auch LOUIS DREYFUS COMPANY.

Bei­spiel RSPO – Mit­glied BASF:

Ein wich­tiger nach­wach­sender Roh­stoff für BASF ist laut eigener Aussage Palm­kernöl sowie dessen primäre Derivate, die haupt­sächlich zur Her­stellung von Inhalts­stoffen für Kos­me­tik­pro­dukte und Wasch- und Rei­ni­gungs­mittel sowie für Nah­rungs­mittel ver­wendet werden. Im Jahr 2016 hat BASF ihr Beschaffungsvolumen:

2017 trat BASF dem „Forum Nach­hal­tiges Palmöl“ bei, einer Mul­tistake­holder-Initiative, die derzeit 52 Mit­glieder zählt – dazu gehören 48 ordent­liche Mit­glieder sowie vier Sup­porter – aus ver­schie­denen Sek­toren und Branchen. Zu den Mit­gliedern gehören Pri­vat­un­ter­nehmen, Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tionen, Ver­bände sowie das Bun­des­mi­nis­terium für Ernährung und Land­wirt­schaft (BMEL).

Mit­glieder sind u. a. Uni­lever, EDEKA, REWE, die Bun­des­ver­ei­nigung der Deut­schen Ernäh­rungs­in­dustrie e. V., die Bei­ersdorf AG u. a. und der WWF, als Sup­porter u. a. die BASF und die IOI Oleo GmbH.

Noch einmal zur Ver­deut­li­chung: Die IOI Oleo GmbH gehört zur IOI Group, einem füh­renden Akteur auf dem Palm­öl­markt und einer der größten Inves­ti­ti­ons­gruppen in Malaysia. Sie steht selbst in der Kritik wegen Ver­brechen, wofür das „Forum Nach­hal­tiges Palmöl“ steht. 

Da die Palm­öl­plan­tagen auf Kosten bio­lo­gisch reicher Torf­wälder weiter rasch wachsen, rücken sie immer näher an Schutz­ge­biete heran.

Ein solches Gebiet ist das kri­tische Leuser-Öko­system in Sumatra. Dies ist der letzte ver­bliebene Hafen der Erde, in dem bedrohte Orang-Utans, Tiger, Nas­hörner und Ele­fanten in freier Wildbahn neben­ein­ander exis­tieren und von denen Mil­lionen der indi­genen Acehnese-Völker für ihren Lebens­un­terhalt abhängig sind. Bei 6,5 Mil­lionen Hektar ist es nach natio­nalem indo­ne­si­schem Recht geschützt. Palm­öl­plan­tagen und andere indus­trielle Ent­wick­lungen expan­dieren jedoch wei­terhin illegal und gefährden das gesamte Öko­system .

 

Keine Firma kann derzeit garan­tieren, dass das ein­ge­setzte Palmöl aus umwelt­ver­träg­licher Pro­duktion stammt. Siehe dazu auch: USA ver­bietet die Einfuhr von Palmöl vom malay­si­schen Lie­fe­ranten von Nestle, L’Oréal und Uni­lever, wegen Zwangs­arbeit – U.S. Blocks Palm Oil From Company That Sup­plies Major Brands After Inves­ti­gation Alleges Forced Labor

L’Oréal – Palmöl

 

Ungefähr 98 Prozent der 60.000 Tonnen Palmöl, die L‘Oréal jedes Jahr kauft, kommen aus Malaysia und Indo­nesien. Immer mehr Men­schen wird bewusst, dass sie zu der ver­hee­renden Situation bei­tragen, die durch die Palm­öl­in­dustrie ver­ur­sacht wird. Es kann jedoch eine weitere erschre­ckende Über­ra­schung sein, dass selbst die erfah­rensten Käufer noch immer zu dieser „grau­samer“ Industrie bei­tragen, indem sie kos­me­tische Pro­dukte kaufen, die Palmöl oder ihre Derivate ent­halten, ohne zu wissen, dass sie unter einer Vielzahl ver­schie­dener Namen gekenn­zeichnet werden können. Es wird nach Angaben von L’Oreal auf Grund seiner Eigen­schaften als Weich­macher größ­ten­teils in Haut- und Haar­pfle­ge­pro­dukten verwendet.

L’Oréal – Werk in Jababeka

2012 war es soweit – L’Oréals größte Fabrik der Welt, Jababeka in Indo­nesien, wird eröffnet. Das 66.000 Qua­drat­meter große Gebäude befindet sich im Jababeka Indus­trial Estate, West Java, Indo­nesien, etwa 60 Kilo­meter östlich von Jakarta. Mit einer gestaf­felten Inves­tition von ins­gesamt 100 Mio. EUR (ca. 1,25 Bil­lionen IDR) wird diese neue Fabrik als Dreh­scheibe für die Pro­duktion in Süd­ost­asien dienen. Im neuen Werk in Jababeka werden Pro­dukte für die Haut- und Haar­pflege für die Mas­sen­marken L’Oréal Paris und Garnier hergestellt.

21 % des weltweit geern­teten Palmöls werden für Seifen und Kos­metika ver­wendet. So auch in Kos­metika von L’Oréal – und lange Anfahrtswege können nun gespart werden, denn man ist mitten in den Palmölfeldern.

Man ver­wendet es oft, ohne es zu wissen, da Palmöl sehr selten als solches bezeichnet wird:

  • Pflan­zenöl
  • Pflan­zenfett
  • Palmkern
  • Palm­kernöl
  • Palm­fruchtöl
  • Palmate
  • Pal­mitate
  • Palm­olein
  • Gly­ceryl (Stearate)
  • Stearate
  • Stearin­säure
  • Elaeis Gui­neensis
  • Pal­mi­tin­säure
  • Palm­stearin
  • Pal­mitoyl Oxostearamide
  • Pal­mitoyl Tetrapeptide‑3
  • Natriumdodecylpoly(oxyethylen)sulfat
  • Natri­um­lau­ryl­sulfat
  • Sodium Ker­nelate
  • Sodium Palm Kernelate
  • Lac­tyl­milch­säu­re­ester Natri­umsalz / Natriumlaurylsulfat
  • Hydrierte Fett­säure-gly­zeride
  • Ethyl­pal­mitat
  • Ethyl­he­xyl­pal­mitat bzw. Octylpalmitat
  • Pal­mi­tyl­al­kohol bzw. 1‑Hexadecanol

Wie in der Lebens­mit­tel­in­dustrie sollten Sie sich jedoch nicht von Unter­nehmen täu­schen lassen, die behaupten, dass ihre Pro­dukte natürlich oder orga­nisch sind. Iro­ni­scher­weise sind diese Unter­nehmen am schlech­testen für die Ver­wendung von Palmöl, da es eine Pflanze ist und daher eine „natür­liche Zutat“ ist „. Leider ist es noch schwie­riger, kos­me­tische Pro­dukte wie Foun­dation, Mascara und Lip­pen­stift zu finden, die kein Palmöl ent­halten, aber kei­neswegs unmöglich.

Nach­hal­tiges Palmöl gibt es prak­tisch nicht. Der Ölpal­men­anbau und die Ver­ar­beitung ist eine höchst umwelt­schäd­liche Industrie. Die Tau­sende Hektar großen Mono­kultur-Plan­tagen in den Ländern Indo­ne­siens sind häufig Resultate von Abholzung des Regen­waldes oder der Ver­treibung von Kleinbäuer*innen. Sie laugen die Böden aus, sind sehr was­ser­in­tensiv und benö­tigen große Mengen an che­mi­schen Düngern und Pes­ti­ziden. Ebenso ver­hindern sie klein­bäu­er­liche Sub­sis­tenz­land­wirt­schaft, sind bekannt für die mise­rablen Arbeits­be­din­gungen und Bezahlung der Palmölarbeiter*innen  und tragen somit zu ver­mehrten Land­kon­flikten, Ver­armung und Hunger bei.

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Quelle: netzfrauen.org