Die mit dem Ungleichgewicht der Geschlechter in Indien und China verbundenen Probleme sind erschreckend. Ob auf Grund der chinesischen Ein-Kind-Politik oder der Frauenfeindlichkeit, die in weiten Teilen der indischen Gesellschaft herrscht. Laut neuen Berechnungen, hat China einen Überschuss von etwa 32 Millionen Männern und in Indien sind es 40 Millionen. Zum Vergleich: Die Gesamtzahl der Soldaten, die von allen Streitkräften der Welt eingesetzt werden, liegt bei 65 Millionen. Dies ist gleichbedeutend mit diesen „überzähligen“ Männern, die niemals heiraten, niemals ein „normales Leben“ führen können.Die Folgen sind gravierend, denn erst kürzlich wurde ein schrecklicher Menschenhandel in Pakistan aufgedeckt. Mädchen und Frauen werden nach China gebracht, und zwar als Sexsklaven. Und das bevölkerungsreichste Land der Welt bekommt seine Vergewaltigungen nicht in den Griff. Alle 30 Minuten wird in Indien ein Kind vergewaltigt.
Sowohl China als auch Indien sind für die Praxis selektiver Abtreibung weiblicher Föten bekannt. Mit ca. 30 000 Abtreibungen pro Tag hält China den traurigen Weltrekord. In Indien werden jedes Jahr hundertausende Mädchen wegen ihres Geschlechts getötet, oder nur weil es ein Mädchen ist, landen Neugeborene auf einer Müllkippe. In der Geschichte der Menschheit ist so ein Geschlechterungleichgewicht noch nicht vorgekommen. Die Folgen sind dramatisch, bis hin zu wachsendem Menschenhandel und der steigenden Gefahr von Kriegen. Internationale Regierungen wurden bereits vor Jahren dazu aufgefordert, die möglichen Folgen des Ungleichgewichts zwischen den Geschlechtern als neuen Faktor in ihre Sicherheitspolitik mit einzubeziehen.
Wachsender Menschenhandel und Gefahr von Kriegen – Zu viele Männer in China und Indien!
Bereits im Jahr 2002 veröffentlichten zwei Politikwissenschaftlerinnen, Valerie Hudson und Andrea M., was passieren wird, wenn es einen gravierenden Überschuss an Männern in einem Land geben wird. Sie veröffentlichten die Gefahren in einem alarmierenden Papier mit dem Titel „Männerüberschuss, Friedensdefizit: Sicherheit und Geschlechterverhältnisse in Asiens größtem Land“. 2004 erweiterten sie ihre Prognosen und erwähnten auch die Gefahren, die es in Indien auf Grund der Frauenfeindlichkeit gegeben wird.
Sie trafen zwei spezifische Vorhersagen zu China und Indien. Sie prognostizierten, dass China seine überschüssigen Männer dazu verwenden wird, „Gewalt im Inland zu unterdrücken und sie durch Kolonialisierung und Kriege ins Ausland zu exportieren“.
Etwa 20 Jahre später, zeigt sich, wie Recht die Wissenschaftlerinnen mit ihrer Vorhersage hatten. In Pakistan werden junge Frauen und Mädchen von chinesischen Menschenhändlern als Sexsklaven nach China entführt.
Ein schrecklicher Menschenhandel wurde im Mai 2019 in Pakistan aufgedeckt. Mädchen und Frauen werden nach China gebracht, und zwar als Sexsklaven. 14 chinesische Staatsangehörige wurden bereits festgenommen. Der China-Pakistan Economic Corridor (CPEC) stellt eine der bislang größten chinesischen Auslandinvestitionen im Rahmen der One Belt, One Road«-Initiative dar. Doch hinter dem Hype wegen des CPEC-Projekts wurde noch etwas anderes, Schreckliches geschaffen, der Menschenhandel mit jungen Frauen und minderjährigen Mädchen. Ihr Schicksal in China ist grausam. Seit letztem Jahr wurden Hunderte von christlich-pakistanischen Mädchen, gerade erst 13 Jahre alt, nach China verschleppt, um als Braut verkauft zu werden!
Die beiden Wissenschaftlerinnen sagten 2004 Indien eine ethnisch heterogene Gesellschaft voraus.
Eine erhebliche Anzahl von unverheirateten Männern kann einen „unverkennbaren erschwerenden und verstärkenden Effekt“ auf die allgemeine Rechtsordnung haben. Es kann vorkommen, dass es auf dem Subkontinent zu größeren Konflikten zwischen den Gemeinschaften kommt.
Bei den in der Studie befragten jungen Erwachsenen ist die Ehe ein zentrales Element im Leben. Fast alle drückten aus, dass sie eine Ehe eingehen werden oder bereits eingegangen sind. Die Interviews ergaben einige interessante Erkenntnisse zum Verständnis des Ehezwanges.
Etwa 20 Jahre später in Indien:
Nicht nur, dass Neugeborene auf dem Müll landen, weil sie Mädchen sind, sondern in Indien werden Babys mithilfe von Ärzten oder Krankenschwestern aus Krankenhäusern gestohlen und an „Adoptionswillige“ verkauft. Indien ist für Mädchen und Frauen das gefährlichste Land der Welt. Ca. 50 Prozent der Mädchen in Indien werden als Minderjährige verheiratet, denn in vielen Gemeinden werden Mädchen als wirtschaftliche Belastung gesehen und somit wird durch eine Ehe die Verantwortung auf ihren Ehemann übertragen. Armut und Heiratskosten wie Mitgift können dazu führen, dass eine Familie in jungem Alter ihre Tochter verheiraten muss, um diese Kosten zu senken. Junge Männer gibt es im Überfluss, etwa 40 Millionen Männer, die verzweifelt eine Frau für die Ehe suchen.
In Bihar sind es sogar etwa 70 % Mädchen, die jung heiraten. Sie müssen ihre Ausbildung unterbrechen, entweder weil sie nicht in die Schule zurückkehren dürfen oder wegen einer frühen Schwangerschaft. Siehe Indien ist für Mädchen und Frauen das gefährlichste Land der Welt
In Indien, zum Beispiel in Haryana, einem indischen Bundesstaat mit rund 25,4 Millionen Einwohnern, werden die Arbeitslosigkeit und die vielen alleinstehenden Männer der Rohstoff für alle Unruhen sein, so die Wissenschaftler. 2019 sind bestimmte Dörfer in Haryana bereits für Verbrechen so berüchtigt geworden, dass die Menschen ihre Töchter nicht in diesen Dörfern verheiraten wollen. Hier sind jetzt schon Vergewaltigungen von Kindern an der Tagesordnung. Fünf Vergewaltigungen, hauptsächlich von Minderjährigen, innerhalb von fünf Tagen, haben das Thema sexueller Gewalt wieder in den Fokus gerückt, doch geändert hat es nichts.
Doch nicht nur in Indien wird die Frauenfeindlichkeit zunehmen, sondern auch in China. Das ging aus einer erneuten Studie aus 2010 hervor. Es gibt ein Zusammenhang zwischen der zunehmenden männlichen Geschlechtsdominanz und der zunehmenden Häufigkeit von Gewalt aller Art, insbesondere gegen Frauen. In China werden Vergewaltigungen und sexuelle Belästigungen immer häufiger vorkommen und es ist unwahrscheinlich, dass die Knappheit von Frauen ihre Position in der Gesellschaft verbessert. Es wird eine steigende Nachfrage nach Sexarbeit und der Entwicklung von wachsendem Menschenhandel geben, denn der Mangel an Bräuten führt dazu, dass man sich diese „stehlen“ oder kaufen wird.
Internationale Regierungen wurden aufgefordert, die möglichen Folgen des Ungleichgewichts zwischen den Geschlechtern als neuen Faktor in ihre Sicherheitspolitik mit einzubeziehen.
Bereits vor Jahren wurden sowohl Indien und auch China von Wissenschaftlern dazu aufgefordert eine Politik zu verfolgen, die die möglichen Folgen des Ungleichgewichts zwischen den Geschlechtern berücksichtigt. Internationale Regierungen sollten diese „neue Gefahr“ in ihre Sicherheitspolitik mit einbeziehen. Die Wissenschaftler behaupten, dass eine beträchtliche Anzahl von unverheirateten Männern einen „unverkennbaren erschwerenden und verstärkenden Effekt“ auf das allgemeine Recht und die Ordnung haben könnte.
Ganz deutlich wird es, wenn Indiens Tiger und Chinas Drache streiten, denn Regierungschef Narendra Modi vertritt Indiens Interessen in der Region aggressiver als seine Vorgänger. Mit dem Ziel, das eigene Arsenal gegen wiederholte feindliche Einfälle chinesischer Truppen aufzurüsten, hat sich Indien in den USA eingedeckt. In dem Indien-China-Konflikt stattete sich Indien mit der neuesten Drohnentechnologie made in USA aus.
Vor mehr als 50 Jahren, im Oktober 1962, führten Indien und China einen kurzen, aber heftigen Grenzkrieg. China drang damals weit in den indischen Bundesstaat Arunachal Pradesh ein und beansprucht dort noch heute fast 90 000 Quadratkilometer Land. Genauso beansprucht Indien die fast 40 000 Quadratkilometer große strategisch wichtige Aksai-Chin-Region nordöstlich von Kaschmir, die unter chinesischer Besatzung steht. Dass Indien seit 1959 der vom Dalai Lama angeführten Exilregierung Tibets Zuflucht gewährt, ist ein weiterer Stachel in den chinesisch-indischen Beziehungen.
Zu viele Männer: China und Indien kämpfen mit den Folgen des Geschlechterungleichgewichts
In den bevölkerungsreichsten Ländern der Welt sind mehr als 70 Millionen Männer gegenüber Frauen in der Überzahl. Die Folgen von zu vielen Männern, die inzwischen erwachsen sind, sind weitreichend: Nicht nur die Gefahr von Kriegen, sondern auch Einsamkeit, Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, steigende Sparquote, sinkender Konsum, steigende Immobilienpreise, steigende Kriminalität und Prostitution, wachsender Menschenhandel.
Nach 35 Jahren schaffte China zwar die Ein-Kind-Politik ab und chinesische Ehepaare sollen nicht wie bisher nur ein Kind, sondern zwei Nachkommen haben dürfen, doch nun kommen die immensen Kosten für den Nachwuchs. Viele Familien können sich einfach nur noch ein Kind leisten. Unterstützt durch ein 20-Millionen-Dollar-Darlehen der Weltbank, den UN-Bevölkerungsfonds und die Internationalen Entwicklungsbehörden begann Indien bereits in den 1970er Jahren massiv damit, die Bevölkerungszahlen einzudämmen. Frauen werden bis heute sterilisiert. Fast 4 Mio Sterilisierungen werden jährlich an Frauen durchgeführt. Viele sterben bei dem Eingriff. Beide Länder versuchen, die Politik in den Griff zu bekommen, die diese Generation der Geschlechterungleichheit erschaffen hat.
Die Gefahren, die in mehreren Publikationen von den beiden Politikwissenschaftlerinnen, Valerie Hudson und Andrea M., veröffentlicht wurden, sind heute, 20 Jahre später, eingetroffen, wie der folgende Beitrag von Simon Denyerannie Gowen zeigt. In China wurde zwar die Ein-Kind-Politik gelockert, aber es gibt weiterhin ein menschenverachtendes Kontrollsystem. Auch in Indien gehen neuere Schätzungen von 2–5 Millonen selektiv abgetriebenen weiblichen Föten pro Jahr aus.
In der Geschichte der Menschheit ist so etwas noch nicht vorgekommen.
Eine Kombination von kulturellen Präferenzen, Regierungsdekreten und moderner medizinischer Technologie in den größten Ländern der Welt hat ein Gender-Ungleichgewicht kolossalen Ausmaßes erschaffen. Männer sind in Indien und China gegenüber Frauen um 70 Millionen in der Überzahl. Die Folgen von zu vielen Männern, die inzwischen erwachsen sind, sind weitreichend: Einsamkeit, Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, steigende Sparquote, sinkender Konsum. steigende Immobilienpreise, steigende Kriminalität und Prostitution, wachsender Menschenhandel.
Diese Folgen beschränken sich nicht auf China und Indien, sondern reichen weit in ihre asiatischen Nachbarländer hinein und beeinflussen [auch] die Wirtschaftsgefüge der europäischen und der amerikanischen Staaten. Diese Entwicklung, bislang kaum zur Kenntnis genommen, steht erst am Anfang.
Unter den 1,4 Milliarden Chinesen gibt es beinahe 34 Millionen mehr Männer als Frauen – mehr als die gesamte Bevölkerung Malaysias – die niemals Ehefrauen finden und nur selten Sex haben werden. Chinas offizielle Ein-Kind-Politik, in Kraft von 1979 bis 2015, hat wesentlich dazu beigetragen, denn Millionen Paare wollten, dass ihr einziges Kind ein Sohn sein sollte.
Indien mit seiner tief verankerten Präferenz für Söhne und männliche Erben, hat einen Männerüberschuss von 37 Millionen laut der jüngsten Volkszählung. Die Zahl neugeborener Mädchen ist weiter stark gesunken, obwohl Entwicklung und Wohlstand gestiegen sind. Das Ungleichgewicht führt zu einem Junggesellenüberschuss und fördert Menschenhandel, sowohl im Hinblick auf Bräute und möglicherweise auch für Prostitution. Beamte schreiben dies der geschlechtsselektierenden Technologie zu, die es seit 30 Jahren gibt. Sie ist zwar [inzwischen] verboten, wird aber immer noch sehr verbreitet angewendet.
In den beiden Ländern sind 50 Millionen der überschüssigen Männer unter 20 Jahre alt. Beide Länder versuchen nun verspätet, diese Situation in den Griff zu bekommen. Demographen sagen voraus, dass es Jahrzehnte dauern wird, bis sie sich verbessern wird.
Teil Eins: Stagnierende Lebensläufe
Die wachsende Zahl heiratsfähiger Männer, die keine Frau finden können, hat große Auswirkungen auf die traditionellen Rhythmen des Familienlebens: Erwachsene Söhne leben bei ihren Müttern und in einigen Fällen bei ihren Großmüttern. Chinesische Frauen mit einer starken Präferenz für Söhne altern. Sie haben immer noch die Last, für ihre Söhne zu kochen und zu waschen, was ihrer Gesundheit abträglich ist. […] Die Gender-Schieflage könnte die „Männlichkeit“ in eine Krise stürzen, weil traditionelle Rollen umgekehrt werden und Männer auf veraltete Haltungen zum Beweis ihrer Männlichkeit zurückgreifen. Dies sagt Prem Chowdhry, Forscher und Sozialwissenschaftler in New Delhi. „Menschen werfen ihre Männlichkeit ab. Wenn sie Singles bleiben, werden sie überhaupt nicht mehr als Männer angesehen. In der ländlichen Gesellschaft ist die grundlegende Rolle des Mannes, eine Familie zu haben und sich um sie zu kümmern.“
„In ländlichen Gegenden werden sie [jedoch] zu Randfiguren, denn ihre Integration in die Dorfgemeinschaft ist schwierig“, sagt Therese Hesketh, Professorin für Globale Gesundheit am University College in London. „Diese Jungs leiden unter Depressionen“.
„Mein Leben ist langweilig und einsam“
Li Weibin hatte nie eine Freundin. In dem abgelegenen Bergdorf, in dem er aufwuchs, gab es viel mehr Jungen als Mädchen, ebenso in den Fabriken, in denen er als Teenager arbeitete, und auch auf den Baustellen, wo er jetzt eine bescheidene Summe verdient.
Heute, mit 30 Jahren, wohnt er zusammen mit fünf anderen Männern in einem kahlen, stickigen Schlafsaal in der Stadt Dongguan, Provinz Guangdong. Stockbetten stehen an der Wand. Der Boden ist voll von Zigarettenkippen.
„Ich möchte eine Freundin finden, aber ich habe nicht das Geld für eine Möglichkeit, sie zu treffen. Mädchen sind sehr anspruchsvoll. Sie möchten ein Haus und ein Auto. Sie wollen nicht mit mir sprechen“.
Lis Problem ist nicht nur die Armut, sondern der Männerüberschuss in China. In diesem Land bedeutet eine Ehe sozialen Status. Außerdem üben Eltern großen Druck hinsichtlich der Zeugung von Enkelkindern aus.
Junggesellen wie Li werden abwertend als „kahle Äste“ bezeichnet wegen ihrer Unfähigkeit, den Familienstammbaum zu erweitern. Aber, wie jeder Förster weiß, stellen „kahle Äste“ eine Gefahr dar, und das nicht nur für sie selbst.
In Donguan, wo es statistisch 118 Männer in Relation zu 100 Frauen gibt, hat es Li de facto aufgegeben, eine Freundin zu finden In seiner Freizeit spielt er Spiele auf seinem Smartphone oder er begleitet seine Kollegen zum Karaoke oder zu einer Fußmassage. „Da gibt es nur mich“, sagt er. „Mein Leben ist langweilig und einsam“.
„Mögest du eine Mutter von 100 Söhnen sein“
Om Pati, eine Bauersfrau im Dorf Bass, Bundesstaat Haryana, bekam insgesamt sieben Söhne, obwohl sie sich sehnlichst Mädchen wünschte. [Im Gegensatz zu ihr] waren ihre Nachbarn deswegen überglücklich. […]
Immerhin werden in dieser Kultur männliche Kinder vor allem gewünscht – um den Scheiterhaufen bei hinduistischen Begräbnissen anzuzünden, um Eigentum zu erben und um für die alternden Eltern zu sorgen. Ein Segensspruch des Sanskrit lautet: „Mögest Du eine Mutter von 100 Söhnen sein“. […]
Om tröstete sich mit dem Gedanken, eines Tages Schwiegertöchter zu haben, um sich mit ihnen Geschichten zu erzählen, mit ihnen den Haushalt zu führen. Und natürlich Enkelkinder von ihnen zu bekommen.
Als jedoch ihr ältester Sohn Sanjay, nunmehr 38 Jahre alt und von Beruf Koch, im heiratsfähigen Alter war, […] suchten sie und ihr Mann eine geeignete Braut für eine arrangierte Hochzeit, wie es immer noch die Norm war, aber es gab keine. […]
Heute ist Om Pati 60 Jahre alt und kocht und wäscht täglich für ihren Mann und ihre erwachsenen Söhne, die zwischen 22 und 38 Jahre alt sind. Sie verschlingen so viele Fladenbrote, die sie alle mit ihren schwieligen Händen knetet, dass sie mehrere Pfund Mehl täglich verbackt.
„Es gibt keine Alternative“, sagt sie. „Wir haben es nicht in der Hand.“
Teil zwei: Die verzweifelte Suche nach einer Braut
Man braucht ein Haus, Ersparnisse und einen guten Job, um eine Braut zu gewinnen. Chinesische Männer arbeiten [immer] härter und nehmen gefährlichere und unangenehmere Arbeiten an, um zum Ziel zu kommen. Auch die Eltern versuchen, ihre Söhne finanziell zu unterstützen. „Auf dem Heiratsmarkt herrscht ein Wettrüsten“, sagt Shang-Jin Wie, Wirtschaftswissenschaftler der Columbia University, USA. Die hohe Sparquote in den Haushalten erklärt zum Teil Chinas riesigen Exportüberschuss. Ein Mann, der billige Schuhe für den Export herstellt, gibt seinen Lohn nicht für importierte Konsumgüter aus. Stattdessen spart er für ein Haus und eine Braut. Eine weiterer unbeabsichtigter Effekt: Preise für Häuser in urbanen Gegenden explodieren.
Männliche Freier bezahlen in China einen „Brautpreis“ für die Zustimmung, ihre „Zukünftige“ heiraten zu dürfen. Wegen des Ungleichgewichts stieg dieser von ein paar hundert Dollar vor ein bis zwei Jahrzehnten auf beinahe 30.000 $ in manchen Gegenden Chinas an. Familien legen dieses Geld zurück, anstatt es auszugeben. Söhne zu haben bedeutete einst die Versicherung gegen Armut im Alter. Inzwischen opfern sich Eltern dafür auf, damit ihre Söhne als heiratsfähig dastehen und um ihre Söhne zu unterstützen, die keine Braut finden. Von Schwiegertöchtern wurde einst erwartet, dass sie sich um die Eltern ihrer Männer kümmern. In Millionen Familien ist dies nicht mehr möglich.
Teil drei: Der Import von Bräuten
Zehntausende fremder Frauen strömen zwecks Heirat nach China, getrieben von Armut in ihrer Heimat und angelockt von Chinas Frauenmangel. Chinesische Männer besuchen Webseiten, die ausländische Bräute anbieten und viele bezahlen 8.00 $ und mehr für eine Tour, um eine Braut zu finden. Für die Bräute ist dies ein großes Spiel: Sie werden mit Jobs angelockt und einige landen in einer Falle und quasi in eine Ehe gekauft. In ihren neuen Familien haben Schwiegertöchter oft den niedrigsten Status.
In jeder Altersgruppe wird ein Teil der Männer keine Braut finden, aber sie bleiben Teil des Heiratsmarkts und konkurrieren mit jüngeren Männern um jüngere Frauen. Das Ungleichgewicht wächst weiter. Christophe Guilmoto, französischer Demograph, schätzt, dass bis 2010 zwischen 150 und 190 Männer auf 100 Frauen auf Chinas Heiratsmarkt kommen werden.
Der Frauenmangel im ländlichen China ist umso größer, da Frauen dort oft „nach oben“ Männer mit etwas höherem Bildungsstand, Wohlstand oder Sozialstatus heiraten. Das entzieht den Dörfern die Frauen […] und macht es für die zurückbleibenden Männer umso schwieriger.
„Du bist meine Sklavin“
Liu Hua kaufte eine Frau aus Kambodscha. Sie war zusammen mit anderen nach China zwecks Partnersuche gekommen.
„Erst prophezeiten mir die Dorfbewohner, Lili würde weglaufen. Ausländische Frauen seien nicht so gut wie chinesische“, sagt Liu, der in Leping in der südöstlichen Provinz Jiangxi lebt. „Aber das tat sie nicht. Lili war freundlich zu den Nachbarn und behandelte sie höflich. Sie gewann schnell deren Sympathie“.
Leping ist zu einem Zentrum für den Handel mit kambodschanischen Frauen geworden. Sie sind leicht zu erkennen. Sie kümmern sich um Kinder, holen sie von der Schule ab oder sitzen draußen, um ihren Männern beim Mahjong zuzusehen.
„Unser Dorf hat 50 oder 60 unverheiratete Männer und nur eine oder zwei unverheiratete Frauen“, sagt Liu. „Für ältere Männer sind kambodschanische Frauen wie eine zweite Chance“.
Jedoch ist es für die betroffenen Frauen ein Risiko wegen des niedrigen sozialen Status‘ von Schwiegertöchtern in chinesischen Familien, besonders des von ausländischen, die „gekauft“ wurden. Kein Wunder, dass sie Lili nicht gehen lassen wollte. […]
In Kambodscha erwartet man von Töchtern, dass sie die Familie finanziell unterstützen. Lilis Vater war gestorben und sie hatte noch drei minderjährige Brüder. In ihrem Dorf gab es keine Jobs.
Lili wurde ein Betrag in Höhe von 450 $ plus Reiskosten bezahlt und ein relativ gut bezahlter Job in einer chinesischen Fabrik nach ihrer Ankunft versprochen, vorausgesetzt, sie stimmt der Heirat zu. „Ich wollte das Geld für meine Mutter haben“, sagt sie.
Liu und Lili bekunden beide, zufrieden zu sein. In ihrem Haus hängen Bilder von ihrer Hochzeit und von ihren beiden Kindern: Siyiuan, ein 4‑jähriger junge und Sisi, seine einjährige Schwester.
Beide bestehen darauf, dass ihre Heirat echt ist und keine bloße Transaktion. Zum Glück ist Lilis Mutter zufrieden damit. Dennoch fühlt Lili sich betrogen. Sie fand heraus, wie viel ihr Mann für sie bezahlt hatte. Der versprochene Job war ein Flop. Und sie ist wütend auf die Heiratsvermittlerin, die fast das ganze Geld eingestrichen hatte.
Lili verbringt ihre Tage mit der Sorge für ihre Kinder. Ihr Mann, ein Maler und Dekorateur, ist oft fort wegen der Arbeit, aber ihre Schwiegermutter ist wohlwollend und sogar stolz auf die junge Frau, die ihr zwei Enkelkinder geschenkt hat.
Einer 32-jährigen Kambodschanerin erging es nicht so gut. Sie wurde nach China mit dem Versprechen eines Jobs gelockt. Als sie dort ankam, wurde sie gezwungen, einen Mann zu heiraten, den sie nicht mochte. „Mein Mann sagte zu mir: ‚du bist meine Sklavin. Ich habe dich gekauft. Ich kann alles mit dir anstellen.’“ Ihre neue Familie sperrte sie im Haus ein. Ihr Mann verlangte viermal am Tag Sex. Wenn sie sich weigerte, wurde sie geschlagen. Schließlich bekam sie eine Tochter. Sieben Tage nach der Geburt, forderte ihr Mann wieder Sex, sie weigerte sich und wurde wieder geschlagen. Zwei Jahre danach hatte sie eine Fehlgeburt. Die Familie ihres Mannes verweigerte ihr medizinische Versorgung und sie wäre beinahe gestorben.
Inzwischen lebt sie in einem grausam zerrissenen Zustand. Sie konnte ihre chinesische Familie verlassen, musste aber ihre Tochter zurücklassen. Sie arbeitet jetzt für einen geringen Lohn in einer Kleiderfabrik am Rande von Phnom Penh. Selten geht sie in ihr Heimatdorf, aus Angst, dort stigmatisiert zu werden. Ihre Tochter hat sie seit einem Jahr nicht mehr gesehen. „Ich weine jeden Tag“, sagt sie.
Auch russische Frauen, die auf ihrer Männersuche eher nach Westen orientiert sind, suchen vermehrt in China
Auch russische Frauen, die auf ihrer Männersuche eher nach Westen orientiert sind, suchen vermehrt in China, sagt Elena Barabantseva von der Universität Manchester, die ein internationales Projekt über Heiratsmigration nach China leitet. In China sie sie [=die russischen Frauen] die begehrtesten Bräute, geschätzt wegen ihrer hellen Haut und ihres europäischen Aussehens. Sie gelten als gebildet, aber offen, und als weniger emanzipiert als westliche Frauen. Diese Frauen landen eher in größeren Städten und bei reicheren Männern.
Kommerzielle Heiratsreisen nach Russland und in die Ukraine bieten chinesischen Männern die Chance, 10 oder 20 Frauen zum Preis von 5000 $ innerhalb weniger Tage zu treffen, der sich im Erfolgsfall auf 8000 $ erhöht.
Jedoch kommt eine viel größere Zahl von Frauen aus Vietnam. Die Heiratsmigration über die durchlässige Grenze begann vor zwei Jahrzehnten und sie hält an, sagt Caroline Grillot, die das Phänomen seit 10 Jahren untersucht, kürzlich auch zusammen mit Barabantseva in Manchester.
Vietnamesische Frauen gelten als weniger anspruchsvoll als chinesische Frauen und als fokussierter auf traditionelle Familienwerte. Auch sind sie wegen ihrer hellen Haut, ihrer großen Augen und ihrer schlanken Taillen begehrt, so Grillot. Im Gegenzug ziehen sie chinesische Ehemänner ihren Landsleuten vor, nicht nur wegen des Geldes, sondern auch, weil sie sie für arbeitsam und familienorientiert halten.
Andere Frauen kommen aus Myanmar und Laos in Chinas relativ arme Provinz Yunnan im Südwesten.
Letztendlich ersetzen sie einheimische Frauen, die selbst in wohlhabendere Gegenden im Zentrum Chinas migrierten, wo sie Ehemänner fanden, sagt Shen Hanmei, Professor an der Universität Yunnan in Kunming.
Eine beträchtliche Zahl von Frauen kam auch aus Nordkorea, insbesondere nach der Hungersnot Mitte der 1990er Jahre, Viele haben unter gewalttätigen Ehemännern gelitten oder wurden in China in die Prostitution gezwungen. Wenn sie versuchten, in ihr Heimatland zurückzukehren, endeten sie in Arbeitslagern.
Teil vier: Kampf gegen Schikanen
Im nordindischen Bundesstaat Haryama sind Verbrechen gegen Frauen um 127 Prozent im letzten Jahrzehnt gestiegen. Junge Männer in Haryama, oft in schlecht bezahlten Jobs oder ohne Job, ohne gute Freizeitmöglichkeiten außer ein bisschen Cricket, Fußball oder das indische Kabaddi, belästigen oft aus Langeweile und Frustration junge Frauen. Angeheizt durch Bollywood-Filme, in denen „Helden“ den Widerstand von Frauen brechen, machen sie Jagd auf Mädchen.
Viele Familien treiben ihre ungeborenen Mädchen lieber ab, weil es später schwer ist, sie vor sexueller Gewalt zu schützen, und weil die Eltern eine teure Mitgift im Fall einer Hochzeit bezahlen müssen.
Eine Gruppe von Elftklässlerinnen des indischen Dorfes Gothra Tappa Dahina entfachte eine öffentliche Revolte, weil sie es satt hatten, auf dem Weg zur Schule in der Nachbarstadt von Männern belästigt zu werden.
Die Mädchen entschieden sich, den Protest selbst in die Hand zu nehmen. Im vergangenen Mai begannen die Mädchen ihren Hungerstreik, inmitten von schwarzen, abgebrannten Feldern, in sengender Hitze, unter einem Baumwollzelt im Zentrum des Dorfes. Die Temperatur stieg auf 42 ° C. Einige wurden ohnmächtig und mussten ins Krankenhaus.
Ihrem Protest schlossen sich der Bürgermeister, ihre Mütter und dann auch die Frauen aus anderen Dörfern an.
Einen Monat zuvor hatten die Mädchen die Dorfschule erfolgreich abgeschlossen und erfuhren nun beim Besuch der High School in der Nachbarstadt das, wovor ihre älteren Schwestern sie gewarnt hatten: Wegen der Männer, die sie belästigten, war ihr Schulweg nicht sicher.
Shakti Sing, ein 20-jähriger Collegestudent, sagt, von Bollywood-Liebesfilmen – in denen oft ein „Held“ den Widerstand einer Frau bricht und die stark in der Kritik stehen wegen Verherrlichung von Stalking und Vergewaltigung – ginge eine starke Wirkung auf junge Männer aus.
Immerhin gebietet die Polizei des Bundesstaates solch fehlgeleiteten „Romeos“ Einhalt, indem sie Einkaufszentren, Collegegelände und Bushaltestellen patrouilliert, wo sich diese notorischen Störenfriede versammeln.
Das Sit-in der Schülerinnen in Gothra konnte schließlich einen kleinen Sieg verzeichnen. Nach acht Tagen kündigten Beamte der Schulbehörde – die zermürbt davon waren, die hitzegeplagten Mädchen ständig im Fernsehen zu sehen, da ihr Protest mehr und mehr Aufmerksamkeit auf sich zog – an, dass ihren Forderungen Rechnung getragen werde. Man würde eine elfte und eine zwölfte Klasse in der bestehenden Dorfschule aufmachen, damit die Mädchen nicht diesen gefährlichen Schulweg täglich gehen mussten. Dieser Sieg hat wohl kaum die belästigenden jungen Männer diszipliniert, aber er hat den Mädchen wenigstens mehr Freiheit gebracht.
Suresh Chauhan, der Dorfbürgermeister, der mit den Mädchen protestiert hatte, ist jedoch nicht ohne Hoffnung. „Die Chance zur Veränderung liegt in der jüngeren Generation. Die Menschen sehen einander an und ändern sich selbst. Es bewegt sich etwas, nicht zuletzt wegen eines weiteren Blicks in die Welt durch Fernsehen und Smartphones. Aber: Bildung ist der größte Auslöser einer Veränderung“.
Die Elftklässlerinnen, euphorisch wegen ihres Sieges, gehen schon einige Tage später zu den neuen Räumen in ihrer Dorfschule.
„Bis wir den Hungerstreik begannen, wussten wir nicht, wie fortschrittlich unser Dorf geworden war, wie sie uns unterstützten, wie sie jetzt denken!
„Die Menschen verstehen dass wir gleiche Rechte haben, und sie erkennen sie uns zu“, sagt Sujata Chauhan, die Anführerin des Streiks. In Indien protestierten 2018 40 Millionen protestierten gegen die Kinderehe!
Zusammenfassung:
Von den 1,4 Milliarden Einwohnern Chinas gibt es fast 34 Millionen mehr Männer als Frauen – das entspricht fast die gesamten Bevölkerung Kaliforniens oder Polens, die niemals eine Frau finden und nur selten Sex haben. Die offizielle Ein-Kind-Politik Chinas, die von 1979 bis 2015 in Kraft trat, war ein wichtiger Faktor für dieses Ungleichgewicht, da Millionen von Paaren entschlossen waren, dass ihr Kind ein Sohn sein sollte.
Indien, ein Land, das besonders Söhne und männliche Erben bevorzugt, hat laut jüngster Volkszählung mehr als 37 Millionen Männer. Die Zahl der weiblichen Neugeborenen im Vergleich zu Männern ist weiter gesunken, auch wenn das Land entwickelter und erfolgreicher wächst. Das Ungleichgewicht schafft einen Überschuss an Junggesellen und verstärkt den Menschenhandel, sowohl für Bräute als auch möglicherweise für die Prostitution. Wissenschaftler führen dies auf das Aufkommen geschlechtsselektiver Technologien in den letzten 30 Jahren zurück, die inzwischen verboten sind, die aber immer noch weit verbreitet sind.
In den beiden Ländern sind 50 Millionen Männer unter 20 Jahre alt – Folge: Wachsender Menschenhandel und Gefahr von Kriegen!
Netzfrauen Ursula Rissmann-Telle und Doro Schreier
Quelle: netzfrauen.org
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