Wikimedia Commons, Lightburst, Bildlizenz: CC BY-SA 4.0

Kyle Rit­ten­house – ras­sis­ti­scher Mörder oder Held? (+Video)

Es war im letzten Jahr, als die „über­wiegend fried­lichen“ Pro­teste der Far­bigen unter der aggres­siven Führung der Gruppe „Black Lives Matter“ durch die Städte der USA zogen, fast wie im Kriegs­zu­stand. Poli­zei­sta­tionen wurden ange­zündet. Vorher auf­ge­sta­pelte Pflas­ter­steine dienten als Wurf­ge­schosse, auf den Straßen wurden fried­liche afro­ame­ri­ka­nische Demons­tranten, dar­unter auch ein paar Kinder, von auf­ge­brachten afro­ame­ri­ka­ni­schen „Akti­visten“ als Kol­la­te­ral­schäden erschossen, was aber kaum weiter inter­es­sierte. In all dem Tumult kam der damals 17jährige, weiße Kyle Rit­ten­house in die Situation, dass er zwei Men­schen erschoss und einen am Arm ver­wundete. Alle drei Opfer waren Weiße. 

So schlimm das klingt: Man kann nur froh sein, dass es Weiße waren. Hätte Kyle Rit­ten­house zwei Afro­ame­ri­kaner erschossen, wäre die Situation viel­leicht end­gültig eska­liert. Damals deu­teten die Zeichen durchaus in Richtung Bür­ger­krieg. (Natürlich hätte am besten über­haupt niemand erschossen werden sollen, das muss man nicht weiter ausführen.)

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Letztes Jahr am 25. August war der etwas pum­melige, junge Mann, noch mit Puber­täts­pi­ckeln und nicht einmal voll­jährig, mit einem halb­au­to­ma­ti­schen Gewehr aus Antioch (Illinois) in das Städtchen Kenosha (Wis­consin) gefahren, um sich einer Gruppe bewaff­neter Männer anzu­schließen, die bei den Unruhen dort Geschäfte vor Plün­derung schützen wollten. Die Fotos von ganzen Laden­straßen, die restlos zer­stört und aus­ge­räumt und aus­ge­brannt waren, nachdem der tobende, „über­wiegend fried­liche“ Pro­testzug durch­ge­zogen war, sind den meisten noch in Erin­nerung. Aus­ge­brochen waren die Ras­sen­un­ruhen, nachdem der mehrfach vor­be­strafte und unter Drogen ste­hende Afro­ame­ri­kaner George Floyd bei einer Fest­nahme und sehr grober Behandlung durch den weißen Poli­zisten Derek Chauvin zu Tode gekommen war.

Die Pro­teste gegen Ras­sismus und Poli­zei­gewalt waren bei Kenosha auf dem Sie­de­punkt ange­kommen, nachdem dort ein weißer Polizist den Afro­ame­ri­kaner Jacob Blake mit meh­reren Schüssen in den Rücken schwer ver­letzt hatte. Mr. Blake hat die Ver­let­zungen überlebt, sitzt aber gelähmt im Rollstuhl.

Die Pro­teste in Kenosha ver­liefen tat­sächlich ziemlich friedlich, und in dieser Zeit sind auch keine außer­ge­wöhn­lichen Gewalt­taten vor­ge­fallen, und es wurde auch nicht geschossen. Die Dar­stellung des „Spiegel“ ver­sucht hier einmal wieder in der schon bekannten Art, ohne direkt zu lügen, eine Asso­ziation zu wecken, die schlicht falsch ist. Obwohl Kyle Rit­ten­house nur dazu ange­reist war, um dabei zu helfen, die sattsam bekannten Plün­de­rungen von Laden­ge­schäften im Umfeld von Pro­test­ak­tionen zu unter­binden, for­mu­liert der Spiegel: „Er war schwer bewaffnet zu Pro­testen gereist“.

Das hört sich so an, als sei der Jüngling Kyle im Stile von Rambo, mit meh­reren Maschi­nen­pis­tolen auf dem Rücken, Patro­nen­gurten kreuz und quer über’m Brustkorb und diversen Hand­gra­naten am Gürtel bau­melnd aus­ge­zogen, um in Kenosha mal unter den Black Lives Matter-Demons­tranten brutal aufzuräumen.

Tat­sächlich hatte Mr. Kyle Rit­ten­house eine halb­au­to­ma­ti­sches Gewehr dabei und einen Ver­bands­kasten, falls jemand ver­letzt werden sollte. Er hat sich weder an den Pro­testen beteiligt, noch hat er wild um sich geschossen. Zu den Todes­fällen kam es, als Gruppen zu Plün­de­rungen in den Geschäften los­zogen. Dort war Kyle Rit­ter­house. Er wurde aus dem Hin­terhalt plötzlich angegriffen.

Zum Glück von Mr. Rit­ten­house gibt es Video­auf­zeich­nungen von dem Vorfall, die ein­deutig zeigen, dass der junge Mann vor seinen Angreifern davon­zu­laufen ver­suchte. Dabei drehte er sich um und schoss auf einen der Angreifer, Gaige Gross­kreutz, der übrigens eben­falls eine Schuss­waffe (Pistole) mit­führte, dafür aber nicht kri­ti­siert wurde. Er wurde bei der Schie­ßerei aber nur am Arm ver­letzt. Mr. Gross­kreutz sagte selbst vor Gericht aus, dass er zuerst seine Waffe auf Mr. Rit­ten­house gerichtet hatte. Erst dann hatte dieser geschossen.

Mr. Rit­ten­house wurde weiter ver­folgt und zu Boden gebracht. Einer der Angreifer, Anthony Huber, schlug ihm ein Skate­board über den Kopf, als Kyle Rit­ten­house bereits auf dem Boden lag. Joseph Rosenbaum, der ver­suchte, ihm in dem Hand­ge­menge das Gewehr abzu­nehmen hatte auch ange­kündigt, Kyle Rit­ten­house töten zu wollen und so sah dieser keine andere Mög­lichkeit mehr, als zu schießen, um sein Leben zu retten.

Bei seiner Schil­derung der Abläufe kamen dem jungen Mann die Tränen: „Hätte mir Mr. Rosenbaum meine Schuss­waffe weg­ge­nommen, hätte er sie auch ein­ge­setzt, um mich damit zu töten und wahr­scheinlich damit noch mehr Men­schen erschossen“. Die beiden anderen Männer, auf die er in Kenosha schoss, seien Teil eines plün­dernden „Mobs“ gewesen. Das zweite Todes­opfer, Anthony Huber, sei einer davon gewesen.

Das berichtet der Spiegel aber nicht. Eben­so­wenig die gewohnt links-vor­ein­ge­nommene Süd­deutsche: „Weil er sich bedroht fühlte, hat Kyle Rit­ten­house bei einer Demo zwei Men­schen erschossen.“

Auch die Frank­furter Rund­schau wählt ihre Worte sehr geschickt: „Wie kann es sein, dass ein Mann, der mit 17 Jahren ein Gewehr mit zu einer Black Lives-Matter Demo nimmt und dort Men­schen tötet, frei­ge­sprochen wird? Und wie kann es sein, dass ihm Notwehr ein­ge­räumt wird, obwohl seine Bewaffnung erst zu den ver­häng­nis­vollen Gescheh­nissen des 25. August 2020 geführt hat?“

Natürlich, und das ist auch gewollt, erweckt das den Ein­druck, dass Kyle Rit­ten­house absichtlich mit einer Waffe zu dem Black Lives Matter Protest gegangen ist, um dort Leute zu erschießen. Und man tut so, als ob kein anderer der Betei­ligten irgend­etwas Böses im Schilde führte und niemand sonst eine Waffe dabei hatte.

Das Gericht hatte bei dieser, auch durch mehrere Zeu­gen­aus­sagen bestä­tigten Sachlage, kaum eine andere Wahl, als den jungen Mann frei­zu­sprechen. Ja, der junge Kyle Rit­ten­house hatte sich in eine gefähr­liche Situation begeben. Plün­de­rungen sind kein Pfad­fin­der­treffen. Das ist aber nichts Unge­setz­liches und schon gar nicht mit dem Gebot ver­bunden, sich für so eine gefähr­liche Situation nicht vor­zu­be­reiten – z.B. mit einer Waffe und einem Ver­bands­kasten. Niemand kann mit Sicherheit sagen, ob Kyle Rit­ten­house diese Situation ohne sein Gewehr überlebt hätte.

Eine Waffe zu tragen ist im US-Bun­des­staat voll­kommen legal. Das kann daher nicht als „die Ursünde der ganzen Sache“ gegen Kyle Rit­ten­house gewertet werden, und das weiß die Frank­furter Rund­schau auch. Dazu kommt, dass der junge Mann ja ver­sucht hat zu fliehen, aber von drei Männern, von denen einer mit einer Pistole bewaffnet war, ver­folgt, auf den Boden geworfen, atta­ckiert und mit dem Tode bedroht worden war. Wenn das nicht Notwehr war, was dann?

So sah es dann auch die Jury. Es gab kein Drum­herum, dass hier eine Not­wehr­si­tuation gegeben war, die Kyle Rit­ten­house nicht einmal wirklich pro­vo­ziert hatte, denn er ver­suchte ja zu fliehen. Er wurde fol­ge­richtig in allen Punkten der Anklage frei­ge­sprochen. Seine Erleich­terung brach sich in einem kurzen Zusam­men­bruch unter Tränen Bahn:

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Für die Trump-Anhänger ist Kyle Rit­ten­house jetzt ein Held. Sie haben ihm einen Award (eine Aus­zeichnung) ver­liehen und als Geschenk ein wei­teres halb­au­to­ma­ti­sches Gewehr ange­boten. Besonders begeistert waren weder Kyle Rit­ten­house noch sein Anwalt darüber.

Der Onkel von Joseph Rosenbaum zeigte sich empört über das Urteil und rief im Ganzen Bun­des­staat zu Pro­testen auf. Dem wurde in ver­schie­denen Städten auch Folge geleistet und der junge Mann als rechts­las­tiger Bür­gerwehr-Anhänger ein­ge­stuft. Der bri­tische Guardian schrieb einen sehr vor­ein­ge­nom­menen Beitrag und kom­men­tierte bissig in der Über­schrift: „Kyle Rit­ten­house frei­ge­sprochen. Jetzt ist Jagd­saison auf Demonstranten“.