In der Nacht zum 1. Januar 2020 geriet das Affenhaus im Krefelder Zoo in Brand. Mehr als 30 Tiere starben, darunter fünf Orang-Utans, zwei Flachland-Gorillas, ein Schimpanse und etliche kleinere Affen. Doch wie würden Sie reagieren, wenn Sie erfahren, dass die vom Aussterben bedrohten Flachlandgorillas in europäischen Zoos getötet werden sollen? Kennen Sie die European Association of Zoos and Aquaria (EAZA)? Dieser tiergärtnerische Verband, dem etwa 300 Zoos, Aquarien und Zooverbände aus Europa und dem Nahen Osten angehören, hat einen Vorschlag zur Tötung erwachsener männlicher Gorillas vorgelegt.
Bedeutet, statt die erwachsenen männliche Gorillas in die Wildnis zurückzubringen, sollen sie gekeult werden, das ergaben durchgesickerte Dokumente. Die Gorillapopulation in EAZA-regulierten Zoos besteht aus 463 Gorillas – 212 Männchen, 250 Weibchen in 69 Einrichtungen. Aufgrund von Wilderei und Krankheiten ist die Zahl der Gorillas in den letzten 20 bis 25 Jahren um mehr als 60 Prozent zurückgegangen. Paradox, boomt doch der illegale Handel mit Gorillas unter anderem auch für Zoos, denn Gorillas sind zur Ware geworden. Bereits vorherige Recherchen hatten ergeben, dass ein Gorillababy bis zu 250.000 Dollar kostet. Zoos züchten dann Gorillas und sind es zu viele, werden sie einfach getötet.
Europäische Zoobehörde hat einen Vorschlag zur Tötung erwachsener männlicher Gorillas vorgelegt
In europäischen Zoos und Tierparks leben so viele Gorillas, dass es eng wird. Männliche Tiere werden ab einem bestimmten Alter oft getrennt von jüngeren und weiblichen Artgenossen gehalten. Zoobetreiber erwägen deshalb, männliche Flachlandgorillas zu töten, berichtet der »Guardian«. Das gehe aus bislang geheimen Dokumenten der European Association of Zoos and Aquaria (EAZA) hervor.
Kastration und Keulung – also das gezielte Töten – seien Optionen, um die Überpopulation in den Zoos zu reduzieren, heißt es in den Papieren des Verbands
Eine traurige Realität für in Gefangenschaft gehaltene Tiere in Zoos ist, dass viele vollkommen gesunde Tiere getötet werden, nur weil sie als „zu viele“ betrachtet werden.
So löste die Tötung einer Giraffe im Kopenhagener Zoo massive Kritik aus, nachdem eine Giraffe den Löwen zum Fraß vorgeworfen wurde. Die Gegner der Tötung kritisierten auch den Umgang des Zoos mit „unerwünschten Tieren“, die aufgrund einer unkontrollierten Vermehrung eine zu geringe genetische Vielfalt aufwiesen. Auch hat der Kopenhagener Zoo drei Wölfe und einen Bären getötet, um im Zuge seiner Modernisierung Platz zu schaffen. Die Tiere seien zu alt zum Vermitteln gewesen.
Protest gibt es auch wegen dem Löwen Hirman. Er wurde aus einem Zoo in Bristol, England, in den Eram Zoo im Iran gebracht. Es geht ihm nicht gut, er ist krank und wird misshandelt. Mittlerweile haben bereits über 25.000 Menschen die Petition, um Hirman zu retten, unterzeichnet.
In einer Stellungnahme vom Bristol Zoo hieß es, dass Hirman (früher hieß er Kamran) im April 2019 in den Teheran Zoological Gardens geschickt worden sei, da er sich dort mit einer Löwin paaren sollte. Solche „Umsiedlungen“ von Tieren zwischen Zoos werden von der EAZA (der European Association of Zoos and Aquaria) empfohlen.
So werden Tiere etwa zwischen Zoos transportiert, wenn ein Tier verstirbt und dessen Partner zu Zuchtzwecken erneut verpaart werden soll. Aber auch, wenn ein Jungtier ein Alter erreicht hat, in dem es die Gruppe verlässt, oder wenn es im Zoo schlichtweg nicht mehr genug Platz für die Tiere gibt, da immer neue Tiere gezüchtet werden.
Allein der Krefelder Zoo organisiert nach eigenen Angaben jährlich 50 bis 100 Tiertransporte. Quelle PETA
Und nicht nur der Krefelder Zoo transportiert Tiere in andere Zoos, sondern auch ZOOM Erlebniswelt. Nachdem der Zoo einen neuen Zuchtbullen durch das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) zugewiesen bekam, wurden fünf Kalifornische Seelöwen in das umstrittene Shanghai Ocean Aquarium in China gebracht.
Und um noch mehr Affen zu halten, hat der Krefelder Stadtrat am 10. November 2021 zugestimmt, den Bau mehrerer Menschenaffen-Gehege im Zoo Krefeld mit über 17 Millionen Euro zu bezuschussen. Dieser Zoo wurde weltweit bekannt, nachdem in der Nacht zum 1. Januar 2020 das Affenhaus in Brand geriet. Nach dem verheerenden Silvester-Brand will der Zoo noch mehr Affen einsperren.
Tierschützer kritisieren Vorschläge europäischer Zoos zur Tötung erwachsener männlicher Gorillas
Europäische Zoos wollen Gorillas wegen Überpopulation töten. Wie geht das mit dem Artenschutz zusammen?
Die Überfüllung der vom Aussterben bedrohten Westlichen Flachlandgorillas in Zoos hat die einflussreiche European Association of Zoos and Aquaria (Eaza) dazu veranlasst, die Tötung erwachsener Männchen dieser Art in Erwägung zu ziehen. Eaza ist die Aufsichtsbehörde für die meisten Zoos in Europa.
Tierschützer sind entsetzt über die Pläne. »Es ist in vielerlei Hinsicht falsch, einen gesunden Gorilla aus menschlicher Bequemlichkeit zu kastrieren oder zu töten«, sagte der Gorilla-Experte und BBC-Moderator Ian Redmond. Die Flachlandgorillas seien vom Aussterben bedroht und durch internationales Recht geschützt.
Der Naturschützer Damian Aspinall, dessen Stiftung bereits Gorillas ausgewildert hat, will die Tiere retten. »Es ist so traurig, dass Zoos überlegen, Gorillas zu töten, obwohl es möglich ist, diese auszuwildern«, sagte Aspinall. Die Weltgemeinschaft habe sich gerade erst verpflichtet, die Artenvielfalt zu schützen.
Eine Petition finden Sie hier: Endangered Gorillas To Be Murdered by Zoo Association
Netzfrau Doro Schreier
Quelle: netzfrauen.org
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