Kohlekraftwerk „Kraftwerk Heyden“ in Lahde (Stadt Petershagen), Nordrhein-Westfalen, Deutschland. 380-kV-Umspannwerk „Heyden“ rechts. Bild: Wikimedia Commons, ChristianSchd, Bildlizenz: CC BY-SA 3.0

Blackout, Gas­knappheit, bre­chende Lie­fer­ketten, Krieg – Alarm­stufe gelb und die Masse schläft

Die War­nungen kommen jetzt im Wochentakt. Wir sollen uns auf einen grö­ßeren Blackout ein­richten. Die meisten Deut­schen haben kaum oder kei­nerlei Vorräte, Wasser usw. angelegt. Man kauft immer frisch. Die Super­märkte sind immer auf. Warner sind dumme, unge­impfte Ver­schwö­rungs­theo­re­tiker. Mag sein, aber sie werden das, was auf uns zukommt, über­stehen. Jetzt hat ein renom­mierter Experte in diesen Fragen, Herbert Saurugg, wieder einmal ver­sucht, die Leute wach­zu­rütteln. Er ist Fachmann für die „Vor­be­reitung auf den Ausfall lebens­wich­tiger Infra­struk­turen“ und Prä­sident der Öster­rei­chi­schen Gesell­schaft für Krisenvorsorge.

“Die Politik muss mehr Auf­klä­rungs­arbeit leisten”, kri­ti­siert Herbert Saurugg. Seit Jahren wird das Thema zwar immer wieder auf­ge­griffen, sich für den Kata­stro­phenfall ent­spre­chend Vorräte anzu­legen. Für min­destens zehn Tage sollten die Deut­schen demnach Lebens­mit­tel­vorräte horten. Das ist gut und schön, wenn es sich nur um einen reinen Blackout auf­grund eines grö­ßeren, aber beheb­baren tech­ni­schen Pro­blems handelt. Für das, was uns ins Haus stehen könnte, ein Tropfen auf den heißen Stein.

Die Oppo­sition kri­ti­sierte die Pläne damals als “Panik­mache”. “Das war gefährlich”, kom­men­tiert Herr Saurugg dieses arrogant-dumme Abwat­schen. In der Oppo­sition waren damals die Grünen, die sowieso hoch­all­er­gisch  reagieren, wenn man sie mit den kom­menden Folgen des Abschaltens der Kohle- und Gas­kraft­werke und Atom­kraft­werke kon­fron­tiert. Die einzige, unwirsche Antwort: Dann müsse man eben mehr „Erneu­erbare“ Ener­gie­quellen bereit­stellen. Wie unsicher und wenig umwelt­freundlich diese sind, kann man bei Interesse auf der gut bestückten und von Fach­leuten geführten Seite „EIKE“ finden.

Ginge es nach den Plänen der Grünen, wäre der Blackout schon lange da. Schon im März 2021 zeigte es sich: Eigentlich längst schon geschlossene Koh­le­kraft­werke wurden leise, still und heimlich wieder ans Netz gehängt, weil sonst die Strom­ver­sorgung zusam­men­ge­brochen wäre.

Dass ein Aus­stieg in der Praxis wahr­scheinlich gar nicht möglich ist, und die bestehenden Koh­le­meiler nicht wie die abge­schal­teten Kern­kraft­werke publi­kums­wirksam gesprengt, sondern mehr oder minder heimlich in Bereit­schaft gehalten werden, zeigt ein Fall aus Westfalen.

Der E.on-Ableger Uniper, mitt­ler­weile eigen­ständig, wirbt zwar offi­ziell mit grünem Image, betreibt tat­sächlich aber Lücken-Sicher­heits-Kraft­werke für die schöne neue Solar­wind­kraft-Welt der Zukunft. Eigentlich will man die Not­fall­ver­sorgung bei Dun­kel­flaute nur mit Erdgas und später Was­ser­stoff sicher­stellen; Anfang 2021 brauchte man dazu aber den eigentlich schon abge­schal­teten Koh­le­meiler Heyden in West­falen. Pikant: Uniper hatte Heyden fünf Jahre früher als geplant still­gelegt und dafür Bun­des­mittel erhalten. Dennoch wurde das Werk seit Jah­res­beginn allein bis März sechs mal (!) wieder hoch­ge­fahren, um eine Dun­kel­flaute zu ver­hindern. Die Manager hatten das wohl geahnt und die Werks­in­ge­nieure und ‑tech­niker nicht abge­zogen, um den Ofen und die Tur­binen bei Bedarf sofort anfachen zu können.

Heyden ist nicht alleine: Der regionale Netz­be­treiber Amprion bean­tragte, die „still­ge­legten“ Kraft­werke Walsum 9 (Steag) und West­falen E (RWE) als sys­tem­re­levant ein­zu­stufen, damit die Kon­zerne sie betriebs­bereit halten dürfen/müssen. Unter Insidern der Ener­gie­wirt­schaft ist klar: Die nächsten 15 Jahre werden alle halbwegs modernen Koh­le­kraft­werke in Deutschland nach und nach „abge­schaltet“, aber kei­neswegs ein­ge­mottet oder gar abge­rissen. Einen kleinen Teil alter inef­fi­zi­enter Anlagen wird es wohl erwi­schen, damit man der bes­ser­ver­die­nenden Öko­kli­entel schöne Abriss­fotos in den jewei­ligen Pres­se­or­ganen und der Tages­schau prä­sen­tieren kann. Die meisten Kraft­werke werden aber, wie jetzt Heyden, nur vom Netz getrennt und während der Zwangs­pause gepflegt, damit sie im Fall einer Dun­kel­flaute, vor allem im Winter-Vier­teljahr, sofort wieder Kohle ver­brennen und ans Netz können.

Das alles macht den Strom natürlich nicht preis­werter. Die Ener­gie­kosten werden immens steigen. Jetzt schon, so schreiben die Deut­schen Wirt­schafts-Nach­richten, hat die Geld­ent­wertung die höchste Geschwin­digkeit seit dreißig Jahren bereits erreicht. Der größte Treiber sind dabei die Ener­gie­kosten. Die CO2 Zer­ti­fikate für die Pro­duk­ti­ons­stätten in Europa und die Pro­bleme durch die Ener­gie­wende und die Kli­ma­ziele, mit denen die Ener­gie­branche zu kämpfen hat, ver­schlingen mas­senhaft Geld. Solar und Wind sind teure Energien – und unzuverlässig.

Bisher springen dann Frank­reich, die Bene­lux­länder und Tsche­chien ein. Letztere mit uralten, sehr umstrit­tenen Atom­kraft­werken, wie Temelin, das nur 60 Kilo­meter von der deut­schen Grenze ent­fernt steht. Oder Mochovce in Polen, Zar­nowiec in Slo­wenien oder Krsko in Bul­garien. Die sind alle nicht weit weg und könnten durchaus auch „Tscher­nobyls“ Bei­spiel folgen. Dieser Zustand wird natürlich, und zu Recht, von Umwelt­schützern kri­ti­siert. Aber es ist die Ener­gie­wen­de­po­litik von Merkel und den Grünen, die Deutschland von diesen Kraft­werken abhängig  macht.

Denn bei „Dun­kel­flaute“ (Weder Sonne noch Wind, alles steht still) droht flä­chen­de­ckender Blackout, und Deutschland muss von den Nachbarn für viel Geld Strom kaufen, den diese wie­derum mit ihren fle­xiblen und leis­tungs­starken Kohle‑, Gas- und teil­weise alten Atom­kraft­werken pro­du­zieren –  also alles, was bei uns gerade fast kom­plett abge­schafft wird. Bei zu viel Wind und Sonne muss Deutsch­lands Ener­gie­branche den Strom den Nachbarn die Gurgel run­ter­würgen und dafür eben­falls teuer bezahlen, denn die Nachbarn müssen dann schlag­artig und hek­tisch ihre Kraft­werke drosseln, damit die Netz­spannung nicht ins Nirwana abschießt.

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Aber, beruhigt uns Frau Außen­mi­nis­ter­dar­stel­lerin Baerbock: Das Netz ist der Speicher. Klar. Sicher doch. Sooo viele Netz­lei­tungen und bis wir all den vielen Strom darin ver­braucht haben … (und sowas regiert uns!)

Was Frau Minister Baerbock offenbar nicht weiß:

In Deutschland (EU) beträgt die Netz­spannung 230V und darf bei den Ver­brau­chern um maximal ±10 % vom Nennwert abweichen. Anders ist es bei der Fre­quenz: Sie schwankt im täg­lichen Netz­ge­schehen zwi­schen 49,99 und 50,01 Hertz. Wird ein Wert von 49,8 Hertz (=0.4%) unter­schritten, werden zusätz­liche (Kohle-)Kraftwerke zuge­schaltet, um den Strom­bedarf zu decken (diese wurden mit Sub­ven­tionen still­gelegt). Unterhalb von 49 Hertz (=2%) wird schritt­weise begonnen, Teile des Netzes abzu­schalten. Experten nennen das „Last­abwurf“. Die kri­tische Marke sind 47,5 Hertz (=5%). Wird sie unter­schritten, müssen alle Kraft­werke abge­schaltet werden (=BlackOut). Ein dro­hender Netz­zu­sam­men­bruch kündigt sich also mit einer sin­kenden Fre­quenz an. Speicher ist das Netz allen­falls für 10 bis 15 Sekunden.

Frau Baerbock stellt sich das Stromnetz offenbar wie einen Was­serturm vor, aus dem man das Wasser so lange her­aus­laufen lassen kann, bis er leer ist und dann tröpfelt es noch eine Weile. Soviel Inkom­petenz einer füh­renden Grünen auf ihrem urei­gensten Kom­pe­tenz­gebiet ist … bemer­kenswert. Die Not­ein­griffe der Strom­erzeuger ins Netz, um es vor dem Zusam­men­bruch zu retten, häufen sich bereits seit einiger Zeit. Wie lange die Nachbarn Deutsch­lands den Heckmeck noch mit­machen, ist ungewiss, und der ganze Kli­ma­zauber, den am Schluss wir Bürger bezahlen, kostet Unsummen, zuletzt 1,4 Mil­li­arden Euro. Und das mit zu finan­zieren via abschie­ßender Strom­preise — dazu werden immer weniger in der Lage sein. Was dann?

Wer jetzt einmal im Internet nach­schaut, was man bei einem Ver­trags-Neu­ab­schluss mit den Strom­an­bietern für die Kilo­watt­stunde an Preisen auf­ge­rufen wird, dem fällt die Kinnlade her­unter: von 60 bis 85 Cent pro Kilo­watt­stunde ist alles drin. Das kann für manchen das Drei­fache des bis­he­rigen Strom­preises bedeuten. Das drückt der Nor­mal­bürger nicht einfach weg.

Das ist aber noch nicht alles: Die Lie­fer­ketten sind enorm gestört. Wer genau hin­schaut, bemerkt, dass die Regale in den Super­märkten zwar noch voll aus­sehen, aber die Vielfalt der ange­bo­tenen Marken teil­weise abge­nommen hat — und hinter den Packungen, die vorne im Regal an der Kante stehen und die Regale voll aus­sehen lassen, nichts mehr steht. Die Knappheit lässt die Preise langsam, aber uner­bittlich steigen. Immerhin bekommt man noch etwas.

Bei einem Blackout ist das auch nicht mehr der Fall. Die Geschäfte werden samt und sonders zu machen. Denn es gibt weder Licht noch funk­tio­nie­rende Kassen, noch kann man mit dem Auto hin­fahren, wenn der Tank leer ist. Denn auch Tank­stellen haben zu. Selbst, wenn der Betreiber auf­machen würde: Die Pumpen, die das Benzin in den Tank befördern, arbeiten nicht ohne Strom. Nur weniger als zwei Prozent der Tank­stellen in Deutschland haben Strom­ge­ne­ra­toren. Und diese Tank­stellen dürfen dann nur der Polizei, Ret­tungs­dienst und Bun­deswehr Treib­stoff liefern.

Und man könnte das, was noch da ist, auch nicht bezahlen, denn die Banken sind auch zu. Sie könnten auch kein Geld her­aus­geben, wenn sie offen wären, weil da auch alles elek­tri­fi­ziert ist.

Sie wollen einmal einen Über­blick, was so pas­siert im Lande, wenn der Strom länger als zwei, drei Stunden aus­fällt? Das können Sie aus beru­fenem Munde. Das TAB (Büro für Tech­nik­folgen-Abschätzung beim Deut­schen Bun­destag) hat 2008 eine Studie gemacht unter dem Titel „Gefährdung und Ver­letz­barkeit moderner Gesell­schaften – am Bei­spiel eines groß­räu­migen und lang­an­dau­ernden Aus­falls der Strom­ver­sorgung“. Lesen Sie die — und schlafen Sie schlecht, ver­ehrter Leser. Dagegen ist jeder dys­to­pische End­zeitfilm ein Kindergeburtstag.

Sorgen Sie vor!