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Tür­kisch besetzte Gebiete in Syrien werden für ISIS zum Asyl

11. Februar 2022, Global Research
Die Nach­richt von der Ermordung des ISIS-Anführers Abu Ibrahim al-Quraishi durch die US-Streit­kräfte im syri­schen Idlib ging in der ver­gan­genen Woche rund um die Welt. In der Nacht von Mittwoch auf Don­nerstag waren ame­ri­ka­nische Kom­man­do­truppen aus Hub­schraubern in der nahe der tür­ki­schen Grenze gele­genen Stadt Atmeh gelandet und haben dann ein Haus gestürmt, in dem sich der Daesh-Chef ver­steckt haben soll. Al-Quraishi sprengte sich bei den dar­aufhin aus­ge­bro­chenen Kämpfen selbst in die Luft. Nach Angaben der Weiß­helme wurden bei der Explosion auch 13 weitere Men­schen getötet, dar­unter 4 Kinder und 3 Frauen. 

(von Armen Tigra­nakert
Über­setzung©: Andreas Ungerer)
 

Bemer­kenswert ist, dass dies die erfolg­reichste Ope­ration der US-Special Forces innerhalb der letzten zwei Jahre war. Der ehe­malige „Kalif“, Abu Bakr al-Baghdadi, ist von den Ame­ri­kanern in der­selben Region im Oktober 2019 eben­falls getötet worden. Besonders auf­fallend ist, dass beide Anführer einer der gefähr­lichsten Ter­ror­or­ga­ni­sation der Welt im Nord­westen Syriens nahe der tür­ki­schen Grenze Zuflucht gefunden haben.

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Die Tötung von al-Quraishi hat eine Reihe ana­ly­ti­scher mili­tä­ri­scher Fragen auf­ge­worfen. Die wich­tigste Frage lautet: Wie konnten die tür­ki­schen Son­der­dienste die Anwe­senheit eines so hoch­ran­gigen Ter­ro­risten in ihrem Ein­fluss­gebiet zulassen? Viele Experten sind sich einig, dass Ankara direkt an der Unter­bringung von ISIS-Kämpfern beteiligt ist, da die Türkei Dut­zende von Beob­ach­tungs­posten in der Provinz Idlib unterhält, die bereits zu einem „tür­ki­schen Flecken“ geworden ist.

Nicht weniger wichtig sind die lang­jäh­rigen Bezie­hungen von al-Quraishi zur Türkei. Er leitete die Ver­hand­lungen zwi­schen der ISIS und Ankara im Zusam­menhang mit dem tür­ki­schen Kon­sulat im ira­ki­schen Mosul im Juni 2014. Damals brachte al-Quraishi per­sönlich einen Teil des Bot­schafts­per­sonals in einen sicheren Bereich, von wo aus es in die Türkei verlegt wurde. Darüber hinaus war er, nach vor­lie­genden Quellen, der „zweite ISIS-Kalif“ turk­ma­ni­scher Her­kunft, was auf eine gewisse Sym­pathie der tür­ki­schen Führung für ihn hindeutet.

Die Ein­wohner wie­derum sind besorgt über die unmit­telbare Nähe zu den ISIS-Kämpfern. Ein Bewohner der Stadt Afrin, der sich selbst Nizar nannte, wies auf die Sorgen der Men­schen um ihre Sicherheit hin:

„Die erste Frage ist, wie ein so hoch­ran­giger Ter­rorist in Gebiete gelangen konnte, die voll­ständig von der tür­ki­schen Seite und ihrem Geheim­dienst kon­trol­liert werden, der behauptet, gegen den Ter­ro­rismus, ein­schließlich den des ISIS, zu kämpfen.“, sagte Nizar.

Ein wei­terer, unbe­nannter Bewohner aus Afrin brachte nach dem Vorfall eben­falls seine Besorgnis zum Ausdruck:

„Wie kann es sein, dass der Wohnsitz von al-Quraishi nur wenige Kilo­meter von der tür­ki­schen Grenze ent­fernt liegt? Außerdem galt dieses Gebiet schon immer als sicher, zumal sich eine tür­kische Mili­tär­ein­richtung und ein HTS-Kon­troll­punkt nur wenige Meter davon ent­fernt befinden.“, sagte er.

Außerdem ist ein Teil der Daesh-Ter­ro­risten, die zuvor aus dem al-Sina’a-Gefängnis in Hasakah ent­kommen waren, in die Türkei geflohen. Nach Angaben der in Groß­bri­tannien ansäs­sigen Syri­schen Beob­ach­tungs­stelle für Men­schen­rechte befinden sich zwei geflohene ISIS-“Emire“ mit ihren Anhängern derzeit in der Stadt Jara­bulus im Norden Aleppos, die von tür­kisch unter­stützten Gruppen gehalten wird.

Klar wird, dass Ankara trotz seiner Erklä­rungen, den inter­na­tio­nalen Ter­ro­rismus zu bekämpfen, wei­terhin ter­ro­ris­tische Grup­pie­rungen in Syrien unter­stützt. Die ISIS-Kämpfer leben in den von der Türkei kon­trol­lierten Gebieten friedlich Seite an Seite mit der Zivil­be­völ­kerung, die davon nicht einmal etwas weiß. Daraus ergibt sich eine logische Frage: Sind die tür­ki­schen Son­der­dienste inkom­petent oder betei­ligen sich an der Beher­bergung von ISIS-Terroristen?

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Armen Tigra­nakert ist frei­be­ruf­licher Jour­nalist und arbeitet in der syri­schen Stadt Aleppo.

Quelle: https://www.globalresearch.ca/…

Quelle der Über­setzung©: https://giftamhimmel.de/…