Karl May Spiele in Bad Segeberg, WIkimedia Commons, Hinnerk11, CC BY-SA 4.0

Win­netou wird nochmal gestorben — Glosse

Karl May begeis­terte mit seinem Halb­wissen Jung und Alt — Heute frus­triert eine halb­wis­sende Regierung fast alle — Und die Gesin­nungs­po­lizei eröffnete eine neue Front

(von Albrecht Künstle)

Ein begeis­terter Karl-May-Leser war ver­meintlich in einen neuen May-Band ver­tieft. Ein Bekannter riss ihn aus seiner Lektüre mit der Frage, „was liest Du denn gerade?“ „Karl May natürlich“, war die Antwort, als er das auf­ge­schlagene Buch zur Seite legte. „Da steht aber Karl Marx auf dem Buch­rücken“, bemerkte der Stö­ren­fried. „Was sagst Du da, Karl Marx?! Jetzt wundert mich auch nicht mehr, dass bisher keine Indianer drin vor­kamen“, ärgerte sich der May-Fan. Spaß beiseite …

Karl May war ein begna­deter Schrift­steller, der mit seinem viel­sei­tigen Halb­wissen und seiner aus­ge­prägten Phan­tasie Mil­lionen junger und auch älterer Men­schen in den Bann ziehen konnte. 96 klas­sische „grüne Bände“ zählt sein Lebenswerk. OK, mit „ver­schie­denen Gau­ne­reien“ und der „wider­recht­lichen Benutzung fremder Sachen“ machte er sich einst straf­fällig. Aber mit einem solchen Sün­den­re­gister könnte er heut­zutage poli­tische Kar­riere machen, Minis­ter­ämter begleiten und es sogar zum Bun­des­kanzler bringen. Heute wird mit dem Karl May eigenen Halb­wissen eine kom­plette Regie­rungs­mann­schaft gestellt, und deren Frau­en­mann­schaft nicht zu ver­gessen. Und die Medien über­nehmen die Rolle des dama­ligen Schrift­stellers May und beschreiben ebenso romanhaft die Hel­den­taten unserer neuen Häuptlinge.

Neulich wurde auch mein Enkel auf drei Win­netou-Bände im Bücher­schrank auf­merksam, nahm sie heraus und ver­schlang sie förmlich. Und prompt zu diesem Zeit­punkt kommen Quer­denker der anderen Art auf die Idee, eine Neu­auflage des Ravens­burger Verlags spe­ziell für Kinder zum No-Go zu erklären (sie auf einem Schei­ter­haufen zu ver­brennen trauen sie sich noch nicht). Weil die neuen Bücher nicht grün sind wie die May-Klas­siker? Nein, den Kul­tur­fun­da­men­ta­listen geht es um mehr.

Kul­tu­relle Aneignung und Über­nahme von frem­den­feind­lichen Ste­reo­typen aus der Kolo­ni­alzeit“ lautet die Anklage für die beiden Win­netou-Bücher. Werden nun auch Deutsch­kurse für Aus­länder ver­boten, weil es damit um die orga­ni­sierte Aneignung der deut­schen Sprache geht – eines unserer Kul­tur­güter? Und werden nun auch keine Bücher mehr in andere Sprachen über­setzt, weil man damit schließlich die Sprach­kultur der Schrift­steller expor­tiert? Ein wei­terer Ankla­ge­punkt ist, India­ne­rinnen würden im Buch mit Ahnen und Tieren sprechen. Na sowas. Steht nun auch das „Sprechen“ mit Hunden oder Katzen auf dem Index? Und die beschrie­benen Indianer hätten gestrotzt vor Gold. Dann stimmt es viel­leicht gar nicht, dass die Spanier den süd­licher lebenden Indianern Gold abge­luchst haben oder es ton­nen­wiese raubten?

Indianern darf man auch keine „Waf­fen­deals mit Gaunern“ mehr anlasten. Die dama­ligen „Roten“ sollen das nicht gemacht haben – wirklich nicht? Aber die rot-grünen von heute umso mehr. Und Win­netous Feinde seien damals „dumm wie Kak­tusbrot“ gewesen, ist in der Kin­der­sprache zu lesen. So etwas geht natürlich gar nicht; dieses Prä­dikat darf man nur uns Ein­hei­mi­schen anhängen, denen von der ex-tür­ki­schen Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­be­auf­tragten Ferda Ataman der Intellekt von „Kar­toffeln“ nach­gesagt wird. Aber immerhin sind Kar­toffeln bekömm­licher als Kak­tusbrot und sicher auch nicht dümmer.

Dass ein Türke, Mehmet Kur­tulus, im Film den Häuptling Intschu-Tschuna spielen darf, wird nicht als kul­tu­relle Ver­fremdung ange­sehen. Was natürlich an der heu­tigen Rea­lität vor­beigeht: Damals warf sich der „rote“ Win­netou vor den weißen Old Shat­terhand und rettete ihn vor der Kugel eines Gauners und somit das Leben. Spät­abends im Ersten meinte einer dazu, „total falsch, der weiße Mann hätte den Indianer zu erschießen gehabt!“ Ein Glück, dass solche Geis­tes­blitze nicht tödlich sind.

Heute retten Rote in Berlin und anderswo die Weißen nicht mehr – im Gegenteil. Die poli­tisch Roten geben uns Weißen und Weisen den Rest. Und der bisher erfolg­reiche Ravens­burger Verlag knickt vor der regen­bo­gen­far­benen Kul­tur­re­vo­lution ein. Die Bücher zum Film werden wohl ein­ge­stampft oder im nächsten Winter als Ersatz­brenn­stoff ver­steigert. Und es ist viel­leicht nur eine Frage der Zeit, dass auch der Film geächtet wird und auf dem Index landet. 1802 verlor Ravensburg seine reichs­städ­tische Selb­stän­digkeit und wurde baye­risch. Jetzt, 220 Jahr danach, droht Ravensburg mit seiner Kapi­tu­lation vor den Kul­tur­re­vo­lu­tio­nären auch seine Unschuld zu verlieren.

Diese Kul­tur­re­vo­lution im Lande wird immer skur­riler. Wann frisst sie ihre geis­tigen Kinder? Muss ich meine Karl-May-Bücher nun auch ver­schwinden lassen, wie unsere Eltern damals Bücher, die dem natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Zeit­geist nicht mehr entsprachen?

Auch andere haben sich mit der neuen Posse aus deut­schen Landen aus­ein­an­der­ge­setzt, z.B.:

https://reitschuster.de/post/jetzt-muss-auch-winnetou-den-rassisten-tod-sterben/

https://www.tichyseinblick.de/feuilleton/medien/ravensburger-winnetou/

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