In Nampa im US Bundesstaat Idaho wurde 1889 bei Bohrungen eine rund vierzig Millimeter große Tonfigur aus neunzig Metern Tiefe an die Oberfläche gespült. Archäologen schätzen ihr Alter auf zwei Millionen Jahre. Kritiker zweifeln bis heute an ihrer Echtheit.
(von Frank Schwede)
Im Juli 1889 finden die ersten Probebohrungen statt. Der Brunnenschacht hat einen Durchmesser von 15 Zentimeter. Schwere Eisenrohre werden von oben nach unten Abschnitt für Abschnitt zusammengeschraubt, dass kein Sand und Geröll in den Schacht eindringen kann.
Nach Durchringen des harten Lavagesteins werden die Bohrarbeiten eingestellt und das Rohr nach unten gelassen, um anfallendes Gestein aus der Tonschicht in über neunzig Meter Tiefe mit einer Sandpumpe nach oben zu befördern.
Als Mark Kurtz sich Schlamm und Gestein genauer anschaut, blitzt plötzlich ein kleiner Gegenstand auf, der in stutzig macht. Sein erster Gedanke ist, dass er da nicht hinpasst.
Nachdem Kurz das Etwas in einem Bachlauf gereinigt hat, stellt er zu seinem Erstaunen fest, dass es sich um eine kleine menschenähnliche Figur handelt. Kurtz ist verblüfft und fasziniert zugleich, weil er sich nicht erklären kann, wie das Ding dorthin kommt.
Der Unternehmer zeigt das ungewöhnliche Artefakt einem gewissen Charles F. Adams, Präsident der Union Pacific Railroad, der sich zufällig in Idaho auf der Durchreise befindet. Adams, der ein Buch des Archäologen George Wright gelesen hatte, berichtet Wright daraufhin von der sensationellen Entdeckung in Idaho.
Wright bitte Kurtz um ein Foto der Figur. Der aber schreibt, dass er keine Möglichkeit sehe, ein Foto zu machen, also schickt er Wright die Figur mit der nächsten Postlieferung. Bald darauf bestätigt Wright die Echtheit des Artefakts.
Wright analysiert, dass das Artefakt halb aus Ton und halb aus Quarz gefertigt wurde und dass es kein Produkt eines Amateurs sei, sondern eher das eines wahren Künstlers.
Auf der Oberfläche finden sich Spuren von Eisen und Flecken aus wasserfreiem rotem Oxid. Auf Tonkugeln, die ebenfalls in der Tiefe gefunden werden, finden sich ebenfalls dieser Art Spuren.
Das Abbild einer hohen Zivilisation?
Wright schreibt in seinem Brief an Kurtz, dass das Aussehen der kleinen Puppe unverwechselbar sei. Die kleine Figur hat einen bauchigen Kopf mit kaum erkennbaren Mund, Augen und Nase, breite Schultern, kurze dicke Arme und lange Beine, wobei das rechte Bein abgebrochen ist.
Außerdem sind schwache geometrische Markierungen zu erkennen, die entweder Kleidungsmuster oder Schmuck darstellen sollen. Sie befinden sich hauptsächlich auf der Brust, um den Hals, an den Armen und an den Handgelenken.
Die Figur ist nach Aussage Wrights möglicherweise das Abbild eines Mitglieds einer hohen Zivilisation mit entsprechend hochwertiger Kleidung. Im Vergleich zu den bisher gefundenen Artefakten und Knochen des letzte Jahrhunderts in der Sierra Nevada in Kalifornien, könnte das Nampa-Artefakt tatsächlich ein einzigartiger Hinweis auf eine prähistorische Zivilisation in Nordamerika sein, deren Überreste möglicherweise noch heute in der Tiefe schlummern.
Wright zeigt das Artefakt einem weiteren Experten, dem Archäologen F.W. Putman von der Harvard University. Dieser schreibt Wright in einem Untersuchungsbericht, dass die Eisenverkrustung auf der Oberfläche ein eindeutiges Indiz dafür ist, dass es sich um ein Relikt aus der Antike handelt.
Wir wissen, dass laut der darwinistischen Evolutionstheorie Figuren wie das Nampa-Artefakt nur von Menschen des modernen Typs hergestellt wurden, die erst vor rund 200.000 Jahren das Licht der Welt erblickten. Das würde demnach bedeuten, dass es bereits vor zwei Millionen Jahren an der Grenze zwischen Plio und Pleistozän moderne Menschen in Amerika gab.
Viele Experten, darunter auch zahlreiche Archäologen, sehen eine gewisse Ähnlichkeit zu Tonfiguren aus dem europäischen Paläolithikum. Die „Venus von Williendorf“ mit ihren übertrieben dargestellten weiblichen Geschlechtsmerkmalen, vergrößerten Brüsten, breiten Hüften und gewaltigem Gesäß, zählt zu den bekanntesten Artefakten aus dieser Zeit.
Obwohl es eine beachtliche Vielfalt unter den Figuren aus dieser Zeit gibt, zeigen alle ein typisches Merkmal: eine übertriebene Weiblichkeit. Wohingegen das Tonfigürchen von Nampa eher Strichmännchenqualität besitzt.
Die mit Abstand wohl wichtigste Frage bezüglich der Echtheit der Nampa-Figur, ist, wie große die Chance ist, dass ein derart zerbrechliches Artefakt Millionen von Jahre unbeschadet übersteht – abgesehen von dem abgebrochenen Bein.
Dünner als ein Pfeifenstiel
Im Laufe von Millionen Jahren gab es gleich eine ganze Reihe von Kataklysmen mit Überschwemmungen, Erdkrustenbewegungen, Vulkanausbrüchen und einer damit verbundenen Anhäufung von meterhohem Sand, Kies und Geröll.
Wright hat erklärt, dass die Anhäufung von Eisen auf der Oberfläche auf natürlichem Weg nicht zu erklären sei, außer durch die Annahme, dass sie das Ergebnis einer langsamen Zersetzung von eisenhaltiger Substanz sei.
Das Ergebnis ist nach Ansicht von Forschern allein dem Umstand geschuldet, dass es sich hier um eine wissenschaftliche Einschätzung aus dem 19. Jahrhunderts handelt. Heute ist hinlänglich bekannt, dass auf Ton auch dann eine Eisenoxidation auftritt, wenn er bewusst so gebrannt wird.
Ein Vorgang, der der Archäologie bekannt ist und der im 19. Jahrhundert immer wieder zu Fälschungen geführt hat.
Das es tatsächlich weitere interessante Funde dieser Art in der Region gab, berichtet unter anderem der Autor Erdogan Ercivan in seinem 2009 beim Kopp Verlag erschienen Buch Missing Link der Archäologie.
Ercivan schreibt, dass der Archäologe Loui Sellbach im Jahr 1930 bei Ausgrabungen in trockenen Höhlen südlich von Idaho auf Artefakte stieß, die von der Form, der Gestalt und Kunstfertigkeit der Nampa-Figur sehr ähnlich sind. Allerdings fand Sellbach die Gegenstände in einer Tiefe von lediglich vier bis fünf Meter.
Dass es in der Region tatsächlich einen gewaltigen Kataklysmus gab, davon schreibt der nicht unumstrittenen Arzt und Psychoanalytiker Immanuel Velikovsky in seinem 1951 veröffentlichten Werk Erde in Aufruhr.
Der Autor schreibt, dass sich auf dem Columbia Plateau in Idaho vor tausenden von Jahren Lava über ein Gebiet ergoss, das in etwa der Größe Frankreichs, Belgiens und der Schweiz entspricht. Wörtlich schreibt Velkovsky:
„Sie floss nicht wie ein Bach, nicht wie ein Fluss und auch nicht wie ein über die Ufer getretener Strom: es war eine Flut, von Horizont zu Horizont eilend, alle Täler auffüllend, große Seen verdampften, als wären es kleine Strudellöcher, und sie schwoll immer höher und stand über den Bergen und begrub sie tief unter geschmolzenem Gestein – siedend und brodelnd kilometerdick, Milliarden von Tonnen schwer.“
Velikovsky behauptet, das das Gebiet zur der Zeit bereits von Menschen besiedelt gewesen sei. Wenn das der Tatsache entspricht, mag es für die Menschen kaum eine Überlebenschance gegeben haben. Sie mussten also die Region, wenn sie ihren Leib retten wollten, ohne Hab und Gut verlassen.
Was zurückgeblieben ist, ruht noch heute unter meterdickem Lavagestein. Das ein Artefakte aus zerbrechlichem Ton bei Brunnenbohrarbeiten nahezu unbeschädigt mit einer Sandpumpe zutage gefördert wird, ist nach Ansicht von Wissenschaftlern nahezu unmöglich.
Auch wenn die Geschichte noch so frohlockend klingt, endlich einen Beweis in den Händen zu halten, dass es den modernen Menschen tatsächlich schon vor zwei Millionen gab, sprechen die physikalischen Umstände, unter denen das Artefakt gefunden wurde, gegen seine Echtheit.
Das schließt freilich nicht aus, dass es vor zwei Millionen Jahren moderne Menschen gab.
Ganz im Gegenteil: es gibt sogar ein halbes Dutzend eindeutiger Belege, die das Beweise. Antike Schriften und Artefakte aus nahezu sämtlichen Kulturen sprechen meiner Meinung nach eine eindeutige Sprache.
Es besteht jedoch immer die Möglichkeit, dass nicht alles so ist, wie es scheint. Vielleicht werden wir es nie mit Sicherheit wissen, aber so viel wissen wir: Wenn der Fund von einem geologischen Horizont stammte, wo menschliche Artefakte erwartet wurden, hätte es weitaus weniger Kontroversen gegeben.
Daher sollten die aktuellen Evolutionstheorien und der ausgedehnte geologische Zeitplan nicht die Akzeptanz menschlicher Artefakte oder Knochen behindern, die in Schichten gefunden wurden, wo konventionelle „Weisheit“ dies verbietet.
Die Nampa-Figur kann übrigens noch heute in der Idaho State Historical Society in Boise im US Statt Idaho besichtigt werden.
Quelle: pravda-tv.com