Haben Sie es gelesen?
“Amazon founder Jeff Bezos plans to give most of his £110bn fortune away – [Jeff Bezos] said the money would go to causes that work to tackle climate change and to support people who can unify humanity.”
Jeff Bezos ist nur einer derjenigen, die urplötzlich, nachdem sie Geld in einem Ausmaß erworben haben, das weiteren “Gewinn” zur Langeweile erstarren lässt, ihre Liebe zur Menschheit entdecken.
So wie Bill Gates seine Liebe zur Menschheit entdeckt hat, und seit er neureicher Softwarevertreter geworden ist, gar nicht mehr weiß, wohin mit seiner Fürsorge und seinem Wohlmeinen. Deshalb steckt er es vermutlich in Spritzen und versucht, so viele Menschen wie nur möglich, zu impfen… Die Liste der Philanthropen, die, wie man salopp sagen könnte, so stinkreich sind, dass sie den Geruch diffundieren wollen, sie kann mit Leichtigkeit ergänzt werden, um Pierre Omidyar (Ebay), Warren Buffett, Mark Suckerberg (Meta) oder George Soros. Sie alle haben es sich auf die Fahnen geschrieben, vermeintlich “Gutes” zu tun, zuweilen auch “Schlechtes” zu bekämpfen und in manchen Fällen zu versuchen, die meinende Welt nach ihrem Ebenbild zu formen.
Die Erscheinung der Philanthropen, sie ist nicht neu.
Schon Robert Michels war mit ihr konfrontiert, z.B. in Gestalt all der reichen Leute, die ihre Liebe zum Arbeiter entdeckt haben, und aus diesem Grund der Sozialdemokratie, die damals noch Sozialismus und wenig anderes war, beigetreten sind bzw. derselben finanziell auf die Sprünge geholfen haben. Wie kommt es, so hat sich Michels gefragt, dass Leute, die nach der politischen Ideologie, der sie nun zulaufen, ein Klassenbewusstsein haben müssten, dass sie von eben diesem Überlauf abhält und vor allem davon, Wohltäter derjenigen zu sein, die ihren Niedergang in der klassenlosen Gesellschaft herbeiführen, dessen ungeachtet zum Sozialismus konvertieren bzw. ihr Geld einsetzen, um andere und möglichst viele von ihnen, zum Sozialismus zu konvertieren?
Die Antwort, die Michel gegeben hat, sie findet sich in seinem 1911 erschienen Buch “Soziologie des Parteiwesens” und darin auf den Seiten 254 und 255:
4. Die Reichen
Einige Bemerkungen noch über die anscheinend seltsame Erscheinung, dass sich dem Sozialismus vielfach Männer aus der Plutokratie anschließen.
Der Gutgearteten unter den satten Menschen bemächtigt sich unter besonderen Umständen das Gefühl für die Notwendigkeit einer ihrer persönlichen Lage entsprechenden Art von humanitärer Propaganda. Sie beginnen zu wünschen, dass der Zustand der Behäbigkeit, in dem sie leben, auch ihren Nebenmenschen zuteil mögen werde. Die reichen Philanthropen. Vielfach besteht ihr immenser Stimulus in Sensiblerie, Gefühlsdusel, dem Unvermögen, Leiden zu sehen, weniger, weil sie aufrichtiges Mitleid mit dem Leidenden empfänden, als weil das Leiden ihren eigenen Nerven oder ihrem eigenen ästhetischen Empfinden Schmerz bereitet. Etwa wie die Mehrzahl der Menschen, die nicht sehen kann, wie Tauben getötet werden, ohne sich indes zu weigern, die Geschlachteten zu essen und sich von ihrem Fleische zu ernähren.
In einigen anomalen Köpfen unter den neunmal Reichen und neumal Weisen hat auch der Spuk, nur ihr Bekenntnis zum Sozialismus bzw. zur mächtigen Arbeiterpartei, mit deren Spitzen es gelte sich gut zu halten, vermöchte es, bei der herannahmenden Revolution vor der konfizierenden Wut der Revolutionäre ihre Vermögen zu retten, sein Unwesen getrieben und die Veranlassung dazu gegeben, sich den Sozialisten in die Arme zu werfen. Die Angst, auch um ihr Leben, das durch die Verbitterung der Armen gefährdet werden könnte. Häufiger noch vielleicht mag den steinreichen Mann jenes Unvermögen, sich neue Genußgüter zu verschaffen, auf das BERNHARD SHAW hingewiesen hat, und der daraus entstehende Überdruss, der zu einem Auslöschen des Klassenbewusstseins oder doch einer militanten Betätigung dieses Instinktes führen kann, bewogen haben, den Sozialismus mit anderen Augen anzusehen und sich ihm zu nähern.
Langeweile.
Sattheit.
Heuchelei.
Angst.
Die Psychologie des Philanthropismus, sie ist in gesättigter Langweile getränkt und mit je einem Schuss Heuchelei und Angst angereichert. Was Michels unterschätzt hat, vielleicht weil es zu seiner Zeit noch nicht in der Weise gegeben war, wie heute, das ist Narzissmus und Megalomanismus, Letzterer ausgedrückt in der Überzeugung, man könne den Planeten oder die Menschheit oder die Demokratie – kleiner haben es diese Leute meist nicht – retten, Ersterer niedergeschlagen in der Überzeugung, dass nur man selbst dies bewerkstelligen könne.
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Literatur:
Michels, Robert, 1925: Zur Soziologie des Parteiwesens in der modernen Demokratie: Untersuchungen über die oligarchischen Tendenzen des Gruppenlebens. (Neudruck der zweiten Auflage.) Stuttgart: Alfred Kröner.
(Die erste Auflage erschien erstmals 1911.)
Quelle: sciencefiles.org
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