Die zer­störte Stadt Bachmut — wem gehörte sie?

Sie hatte einmal 90.000 Ein­wohner, jetzt nur noch 8.000 Zivi­listen — Bewohner: „Wir bleiben hier, weil das unsere Stadt ist“ – wessen? — Könnte man nicht die­je­nigen in die Leos setzen, die sie fordern?

(von Albrecht Künstle) 

Ver­traut man den Medien, ist Bachmut eine ukrai­nische Stadt, die es gegen die Russen zu „ver­tei­digen“ gelte. Bachmut liegt 580 km süd­östlich von Kiew und 480 km vom rus­si­schen Wol­gograd ent­fernt. Aber bis zur nächst­ge­le­genen rus­si­schen Grenze sind es nur 105 km. Die Stadt in der eins­tigen Oblast (Region) Donezk hatte vor 30 Jahren noch 90 000 Ein­wohner. So wie die Ukraine selbst an „Schwind­sucht“ litt – die Bevöl­kerung schrumpfte bis zum Kriegs­beginn um zehn Mil­lionen – so auch Bachmut, das 2015 noch 77 000 Ein­wohner zählte, vor Beginn des Krieges vor einem Jahr noch 74 000. Von diesen waren eth­nisch 69 Prozent ukrai­nisch und ca. 30 Prozent rus­sisch. Zur Vor­ge­schichte:

Nach dem Zerfall der Sowjet­union und nach einem Putsch gründete sich die Ukraine am 21.12.1991. Eine Unab­hän­gigkeit, die später den öst­lichen Volks­re­pu­bliken Donezk und Luhansk nicht zuge­standen wurde (dazu unten). Die Stadt ist ein Ver­kehrs­kno­ten­punkt von Autobahn und Eisenbahn (wie einst Dresden). Und: Bachmut war ein Zentrum der ukrai­ni­schen Salz­in­dustrie. So etwas gibt man nicht gerne aus der Hand. Wie sich die Ukraine nach einem Putsch gründete, so ging es später auch im Donezk nicht ganz ohne Zoff. 2014 bildete sich dort eine Volks­miliz bzw. Bür­gerwehr, die sich nicht nur aus der rus­si­schen Bevöl­kerung rekrutierte.

Am 11. Mai 2014 wurde ein Refe­rendum abge­halten, in dem sich nach Angaben der Orga­ni­sa­toren etwa 89 Prozent der Teil­nehmer im Gebiet Donezk für eine Los­lösung von der Ukraine aus­sprachen. Während vom Westen die Unab­hän­gigkeit der Ukraine gefeiert wurde, geschah bei der Unab­hän­gig­keits­er­klärung des Donbas das Gegenteil. Diese Volks­re­publik wurde nicht nur wirt­schaftlich geschnitten, sondern von der Ukraine auch mili­tä­risch bekämpft. Frank­reich und Kanz­lerin Merkel ver­suchten mit ihrer Ver­mittlung und mit den Ver­trägen Minsk I und II eine Lösung des Bür­ger­kriegs mit schon tau­senden Toten. Doch jetzt erklärte Merkel, „Minsk“ sei nur Taktik gewesen, um die Ukraine gegen Russland auf­rüsten zu können. Nun zurück zu Bachmut.

Mitte Januar 2023 lebten in Bachmut noch etwa 8 000 Zivi­listen. Der Großteil der Ukrainer verließ die Stadt und ging in die West­ukraine und nach West­europa. Viele Russen ließen sich mit Bussen nach Luhansk und Russland eva­ku­ieren. Wiki­pedia schreibt über die Schlacht um Bachmut: „Laut der ukrai­ni­schen Regio­nal­be­hörde sind 60 % aller Gebäude in Bachmut kom­plett zer­stört… In der dritten Janu­ar­woche 2023 berichtete der BND den Mit­gliedern des Deut­schen Bun­des­tages, dass derzeit eine drei­stellige Zahl von ukrai­ni­schen Sol­daten an der Front stirbt. Der BND warnte, dass eine Nie­derlage in der Schlacht um Bachmut erheb­liche Folgen für die Ukraine hätte… Der BND berichtete zudem, dass Russland derzeit eigene Sol­daten wie Kano­nen­futter behandle und offenbar hohe Ver­luste der eigenen Streit­kräfte tole­riere.“ Fakt ist weiter:

Die umkämpfte Stadt Bachmut gehört weder zur Ukraine noch zu Russland – auch nicht nach der jüngsten Annexion durch Putin. Es ist schlicht ignorant, wenn die Medien berichten, die Russen würden die ukrai­nische Stadt angreifen. Zer­stört wird sie im Häu­ser­kampf wohl von beiden Seiten. Die Frage ist, wem nützt das? Russland jeden­falls nicht, denn es hat die Unab­hän­gigkeit der Volks­re­publik Donezk acht Jahre lang respek­tiert, bevor Putin diese (völ­ker­rechts­widrig) annek­tierte. Warum soll er selbst­er­klärten Besitz Russ­lands zer­stören wollen?

Selenskyj dagegen scheint klar zu werden, dass er den fernen Donbass vor den Toren Russ­lands kaum erobern kann. Wie groß ist deshalb die Ver­lo­ckung zu zer­stören, was einem nicht gehört und auch nicht gehören wird? Und der US-geführten NATO ist es wohl egal, ob dieses Bachmut eine Wohn­stadt bleibt oder nicht. Ohne die läs­tigen Wohn­ge­biete am Bein ließe sich zu den 800 Mili­tär­basen der USA ein­facher eine weitere errichten, nur 105 km von der rus­si­schen Grenze ent­fernt! Ein Standort mit einem 160 km langen Tun­nel­system (Salz­stöcke), in dem sogar Panzer sta­tio­niert werden können.

Unseren Medien scheint die jüngste Ver­gan­genheit egal zu sein. Sie „beglücken“ uns mit Geschichten wie dieser ganz­sei­tigen, Wir-bleiben-hier-weil-das-unsere-stadt-ist. Warum wird nicht hin­ter­fragt, wer diese „wir“ und „unsere“ über­haupt sind? Der Autor des Zei­tungs­ar­tikels befasst sich mit Bildern z.B. von dem „Droh­nen­pi­loten Mykyta“, bei dem man nur durch Lesen zwi­schen den Zeilen erfährt, dass er Ukrainer ist, der seinen Frie­dens­stifter (?) in einen Wohn­block aus Sowjet­zeiten lenkt. Welche Per­sonen im Artikel wurden befragt? Warum wurde nicht gefragt, ob sie im Donezk nicht lieber unab­hängig bleiben, zur Ukraine zurück oder zu Russland gehören wollen? Und ob die noch Aus­har­renden den Kon­flikt lieber per erneuter Volks­ab­stimmung über die ter­ri­to­riale Zuge­hö­rigkeit ent­scheiden wollen, oder der Sieg des Stär­keren ent­scheidet, wem die Ruinen gehören sollen?

Leider wurden die Minsk-Ver­ein­ba­rungen für tot erklärt. Nun haben die Waffen das „Wort“. Waffen, die bereits tau­sende Zivi­listen und 200 000 Sol­daten beider Seiten sprachlos machten – indem sie getötet wurden. Auch den deut­schen Waffen fielen nicht nur Russen zum Opfer. Je mehr Waffen, desto besser? Alle Scharf­macher, die zu den gelie­ferten Waffen, mit denen immerhin die rus­si­schen Truppen zurück­ge­schlagen wurden, noch schwerere fordern, sollten sich selbst in die Panzer setzen, die sie fordern. Aber es gilt zu bedenken: diese Panzer mit den ver­schie­denen Raub­tier­namen lassen sich samt der Besatzung mit der gleichen Art von „Pan­zer­fäusten“ ver­schrotten, wie es mit den rus­si­schen Panzern geschehen ist.

Wenn alle Abge­ord­neten, die jetzt Leopard-Panzer für die Ukraine fordern, diese selbst an die Front fahren, könnte auf diese Weise auch das aus allen Nähten plat­zende Ber­liner Par­lament wieder auf Nor­mal­größe geschrumpft werden. Das gilt selbst­ver­ständlich gleich­be­rechtigt für weib­liche Abge­ordnete (die Panzer wurden schließlich auch für Schwangere kon­zi­piert). Ange­führt von der Minis­terin des Äußersten – Frau Baerbock! Beraten von der Pan­zer­hau­bitze der FDP, Frau Strack-Zim­mermann, die als Waf­fen­lob­by­istin alle Pan­zer­typen in- und aus­wendig kennt. Unter­stützt von ihrem grünen Lehrling, dem Panzer-Toni. Die Par­la­ments­damen und Hof­reiter müssten sich halt vorher die Haare schneiden lassen, damit sie nicht beim Schließen des Pan­zer­turms ihren Skalp verlieren.

Wäre das nicht ein guter Kom­promiss: Wenn doch weitere Panzer geliefert werden, dann auch besetzt mit den „schweren Geschützen“ in Berlin?

Zu Waffen all­gemein und an die Ukraine im Beson­deren seien auch 20 min der MdB Sahra Wagen­knecht empfohlen.

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