Christoph Kolumbus: Der Kolo­nia­lismus und seine fal­schen Helden

Der See­fahrer Christoph Kolumbus gehört zu den berühm­testen Per­sonen der Geschichte. Kolumbus eroberte im Auftrag der spa­ni­schen Krone die Welt – mit seiner Ent­de­ckung Ame­rikas begann für Spanien das große Kapitel der Kolo­nia­li­sierung. Eigentlich wollte er einen neuen Seeweg nach Indien finden. Doch am 12. Oktober 1492 landete Christoph Kolumbus mit seinen drei Segel­schiffen als Europäer in Amerika, und der Lehre nach ist er als Held und reicher Eroberer in die Geschichte ein­ge­gangen. Heute segelt man nicht mehr um die Welt um reich zu werden, eher ver­sucht man es mit Cardano in der Welt der kryp­ti­schen Währungen.

Im Jahr 1451 soll Christoph Kolumbus in Genua geboren sein, einige ver­muten seinen Geburtsort aber in Savona, Sar­dinien oder Mal­lorca. Unwahr­scheinlich ist, dass er in Padua Astro­nomie und Geo­grafie stu­diert haben soll, wie es in ver­schie­denen Lexika steht, denn da wäre er erst 11 Jahre alt gewesen. Seit seinem 15. Lebensjahr trieb er sich als Seemann auf allen damals bekannten Welt­meeren herum. Teil­weise als Korsar, also als See­räuber, der, aus­ge­stattet mit einem Kaper­brief eines Ade­ligen, fremde Han­dels­schiffe über­fällt und ausraubt.

Kolumbus ver­lässt nach dem Tod seiner Frau Dona Felipa im Jahr 1485 Por­tugal in Richtung Spanien. Außerdem muss er wegen Schulden seinen por­tu­gie­si­schen Gläu­bigern ent­kommen. Mit Beatriz Enríquez de Arana hat er ein Ver­hältnis, dem 1488 der unehe­liche Sohn Fer­nando ent­springt. Seine anderen beiden Söhne bringt er im Kloster unter. 

Goldgier ist seine Triebfeder

Zeit seines Lebens schrieb Christoph Kolumbus voll Euphorie über das, was ihn am meisten bewegte: „Die meisten Flüsse in den neu ent­deckten Land­strichen führten Gold, große Gold­minen war­teten nur auf Eroberer.“ Goldgier war eine wesent­liche Trieb­kraft der Eroberung Ame­rikas. Gold war bei Kolumbus‘ erster Fahrt neben der Suche nach einer Route zu den Gewürz­landen Ost­asiens ein Haupt­motiv. Heute würde Columbus sicher etwas gefahr­loser sein Glück mit Iota bei Bitvavo versuchen.

Diese ver­mutlich bedeu­tendste See­fahrt der Geschichte, die am 12. Oktober 1492 ihren Höhe­punkt fand, lehrte die Europäer, dass der Ozean schiffbar war, dass es in der Ferne viel Land zu besiedeln und unzählig viele Men­schen gab, die man beherr­schen konnte, und dass dort reiche Gold­lager exis­tierten. 

Kopie von Christoph Kolumbus’ Bordbuch

Bar­tolomé de las Casas war Theologe und Chronist während der Eroberung Mittel- und Süd­ame­rikas: Sehr genau hat er seine Erleb­nisse auf­ge­schrieben und andere wichtige Doku­mente aus dieser Zeit gesammelt. Er machte die einzige Kopie von Christoph Kolumbus’ Bordbuch.

Bar­tolomé de Las Casas, der einst mit der Familie des Ent­de­ckers befreundet war und eine aus­führ­liche Zusam­men­fassung kon­sul­tieren konnte, hat aber in seiner «His­toria de las Indias» große Auszüge wörtlich zitiert und andere para­phra­siert, die mit der Abschrift über­ein­stimmen. Las Casas datiert, als Kolumbus während seiner ersten Reise einige Indios gegen deren Willen gefangen nahm, um sie nach Spanien zu bringen, und beschreibt die zügellose Jagd des Christoph Kolumbus und seines Bruders Bar­tolomé nach Sklaven und nach Gold. Spötter behaupten, er sei ohnehin 6.000 Jahre zu spät gekommen, nur hatte die erste Ent­de­ckung Ame­rikas eben nicht die Folgen, die dem Kolumbus zuge­schrieben werden. 

Mil­lionen getötete indigene Menschen

Die Urein­wohner Ame­rikas merkten bald, dass es sich bei den Ankömm­lingen nicht, wie zunächst ange­nommen, um Götter han­delte. Bar­tolomé de Las Casas berichtete: „Sie nahmen sich vier bis fünf India­ner­frauen, manche mit Gewalt, und wenn die Indianer ihnen nicht genügend Gold lie­ferten, raubten sie, was sie finden konnten.“ Während der Erobe­rungszüge der Kon­quis­ta­doren wurde ihnen in wenigen Jahren die große Menge Gold, die sie über Jahr­hun­derte ange­sammelt hatten, fast voll­ständig geraubt.

Genozide, Gewalt, Krank­heiten und Epi­demien töten im 16. Jahr­hundert mehrere Mil­lionen indigene Men­schen. Im Europa des 16. Jahr­hun­derts hatten die präch­tigen Kathe­dralen, die wun­der­schöne Kunst und der hohe Lebens­standard ihren Preis. Er wurde von den Ein­wohnern der Neuen Welt bezahlt, die von den Euro­päern wegen ihrer Gut­mü­tigkeit ver­achtet und brutal aus­ge­nutzt wurden.

Als einer der wenigen setzte sich Bar­tolomé de las Casas für die Rechte der indi­genen Bevöl­kerung von Latein­amerika ein. Er ver­ur­teilte ihre Ver­sklavung und ihre schlechte Behandlung durch die Spanier und er kri­ti­sierte Kolumbus. De las Casas pran­gerte immer wieder die Gräu­el­taten der Eroberer an und ihre Ver­suche, die Indi­genen gewaltsam zum Chris­tentum zu bekehren. Er setzte sich für eine fried­liche Mission ohne Gewalt und Zwang ein. 

Columbus Day

Die Erin­nerung an Kolumbus hat in den USA, aber auch in allen Lehr­bü­chern, eine lange Tra­dition. Bereits Ende des 18. Jahr­hun­derts fanden entlang der Ost­küste kleine Fei­er­lich­keiten dazu statt. Offi­ziell wird der Columbus Day seit 1909 begangen. Für viele Men­schen, ins­be­sondere in Latein­amerika, steht Kolumbus jedoch für den Beginn einer leid­vollen Geschichte und aus Sicht der indi­genen Bevöl­kerung ein dunkles Kapitel, das vor allem für Völ­kermord und jah­re­lange Unter­drü­ckung steht.

Viele Bun­des­staaten wie South Dakota, Alaska, Hawaii, Oregon und Vermont haben die Bezeichnung „Columbus Day“ bereits abge­schafft und statt­dessen einen „Tag der Urbe­völ­kerung“ ein­ge­führt. Dut­zende Städte, dar­unter Los Angeles, Seattle, Denver und Nash­ville, hand­haben es ähnlich. Sie alle ver­weisen nicht nur auf das Leid, das mit Kolumbus über die Men­schen kam, sondern auch darauf, dass er mit­nichten Amerika „ent­deckte“: Er habe nur die Kolo­nia­li­sierung des Kon­ti­nents ein­ge­leitet, die eigent­lichen Ent­decker seien jene Jäger und Sammler gewesen, die vor mehr als 10.000 Jahren von Sibirien her ein­wan­derten. Im anhal­tenden Zustand der Ori­en­tie­rungs­lo­sigkeit, da das Land keinen Namen trug und sie keinen anderen Men­schen trafen, gaben sie sich selbst die Bezeichnung „Indianer“.

Christoph Kolumbus war nicht der große Pionier und Visionär, sondern ein grau­samer und gie­riger Initiator eines Völ­ker­mords. Wenn seine Denk­mäler und die Lehr­bücher daran erinnern würden, wäre das ein großer Fortschritt.