Eine Bronzefigur aus dem Königreich Benin, Bild: Public Domain via Muzeum Narodowe, Polen

Vera Lengsfeld: Claudia, Annalena und die Kunst­schätze für den Oba von Benin

Claudia Roth hat im Gegensatz zu anderen Kabi­netts­mit­gliedern der Ampel­ko­alition so etwas wie eine Mini­qua­li­fi­kation für ihr Amt als Staats­mi­nis­terin für Kultur mit­ge­bracht: Zwei Semester Thea­ter­wis­sen­schaft, Assis­tentin im Theater und Mana­gerin einer Band. Das heißt noch nicht, dass sie auch für ihr Amt befähigt wäre.

Sie machte Front gegen das Gip­fel­kreuz auf dem Ber­liner Schloss, musste sich in Afrika, wo sie auf Anti­ko­lo­nia­li­sie­rungs-Mission war, anhören, dass dies ein Problem der alternden Europäer sei, die jungen afri­ka­ni­schen Länder hätten andere Sorgen. Hätte sie zugehört, wäre sie nicht auf die Idee gekommen, aus der „Rückgabe“ der Benin-Bronzen eine Glanz­leistung machen zu wollen. Das ging auch gründlich schief. Die soge­nannten Benin-Bronzen, die übrigens kei­neswegs als kolo­niales Beu­tegut geklaut, sondern von Deutschland recht­mäßig erworben worden waren, sind dank Roth und ihrer Kol­legin Baerbock nun im Pri­vat­besitz eines Nach­kommens der Skla­ven­jäger, also kei­neswegs in den Händen der Nach­kommen der Sklaven. So etwas pas­siert, wenn man eine feste Meinung, aber kei­nerlei Ahnung hat.

Es war schon ein pein­licher Fauxpas, dass sich die Damen für die „Rückgabe“ der Bronzen als „Wie­der­gut­ma­chung“ für kolo­nia­lis­ti­sches Unrecht Nigeria aus­ge­sucht hatten. In Nigeria hat es Kolo­nia­lismus nie gegeben. Und so stieß Roths Pathos auf taube Ohren, dass die Rückgabe der Bronzen als kul­tu­relles Erbe des „nige­ria­ni­schen Volkes“ „die Wunden der Ver­gan­genheit heilen“ sollte.

Nigeria brauchte keine solche Heilung und konnte mit dem Geschenk offen­sichtlich nichts anfangen. Nachdem die Bronzen im Wert von geschätzten 70 Mil­lionen Euro an den Oba von Benin wei­ter­ge­reicht wurden, sind sie nun der Öffent­lichkeit ent­zogen. Klaus Rüdiger Mai hat für „Tichys Ein­blick“ den ganzen Skandal beschrieben und geschluss­folgert, dass, wenn unser Rechts­staat noch funk­tio­nierte, die Damen Roth und Baerbock wegen Ver­un­treuung zur Rechen­schaft gezogen werden müssten. Die ganze Geschichte ist hier nachzulesen.

Auch in anderen Ange­le­gen­heiten hat Kul­tur­staats­mi­nis­terin Roth keine glück­liche Hand. Ver­heerend für ihr Image war die Kas­seler Docu­menta, wo offene Anti­se­miten das Sagen hatten und dies für übelste Pro­pa­ganda gegen den Staat Israel benutzt haben. Hat Roth da eine lückenlose Auf­klärung gefordert? Nicht, dass ich wüsste.

Aber nun hat die Staats­mi­nis­terin ein Machtwort gesprochen. Sie ver­langt „lückenlose Auf­klärung“ im Fall Till Schweiger. Anders als bei den Anti­se­miten auf der Doku­menta sind die Vor­würfe gegen Schweiger aller­dings alles andere als bewiesen. Es fand sich offenbar nicht eine Schau­spie­lerin, die bereit war, aus Schweiger einen deut­schen Wein­stein zu machen.   Das Ganze ist nicht mehr als das leider übliche denun­zia­to­rische Geraune, das einer Hexenjagd gleicht.

Roth hat diese Schmutz­kam­pagne nun zu einer Regie­rungs­an­ge­le­genheit gemacht.

Warum Schweiger? Im Jahr 2015 war er als bedin­gungs­loser Unter­stützer der Mer­kel­schen Grenz­öffnung für unkon­trol­lierte Ein­wan­derung ein Liebling von Roth, die seit Jahr­zehnten „offene Grenzen“ fordert.

Nun hat Schweiger, die „Kli­ma­po­litik“ der Grünen scharf kri­ti­siert und wurde umgehend aus allen Rohren beschossen.

Eine Retour­kutsche für unbot­mäßige Regierungskritik?


Vera Lengsfeld — Erst­ver­öf­fent­li­chung auf dem Blog der Autorin www.vera-lengsfeld.de