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Die Kol­lision rot-grüner Illu­sionen mit der Rea­lität ist schädlich für Mensch und Umwelt

Sucht man nach einem Element, welches die unter­schied­lichsten Vor­stel­lungen rot-grüner Politik mit­ein­ander ver­bindet, wird man bei deren Kol­lision mit der Rea­lität fündig – egal ob es um Energie, Land­wirt­schaft und Natur­schutz oder Wirt­schaft geht.

(von Rainer Fass­nacht )

Damit diese Aussage nicht unbe­gründet am Anfang steht, werden einige Bei­spiele folgen, welche diese Kol­lision belegen. Außerdem soll es um die Fragen gehen, worauf diese zurück­zu­führen ist und welche Eigen­heiten der rot-grünen Vor­stel­lungswelt dafür ver­ant­wortlich sind.

Rot-grüne Ener­gie­il­lu­sionen

Bei der Auswahl von mit der Rea­lität kol­li­die­renden Bei­spielen rot-grüner Ener­gie­po­litik hat man die Qual der Wahl: Sollen es die Wär­me­pumpen sein, die unab­hängig von der Immo­bilie, den Eigen­tümern, der Ver­füg­barkeit von Geräten und Hand­werkern oder den Kosten instal­liert werden sollen? Soll der Wider­spruch zwi­schen gleich­zei­tiger Ver­rin­gerung des Ener­gie­an­gebots und Stei­gerung der Nach­frage als Bei­spiel dienen?

Viel­leicht ist die in rot-grünen Kreisen häufig zu hörende Aussage „Wind und Sonne schicken keine Rechnung“ ein schönes Bei­spiel. Natürlich ist diese Aussage richtig – genauso wie auch die Aussage, dass Atomkern und Koh­leflöz keine Rechnung schicken.

Viel­leicht ist die in rot-grünen Kreisen häufig zu hörende Aussage „Wind und Sonne schicken keine Rechnung“ ein schönes Bei­spiel. Natürlich ist diese Aussage richtig – genauso wie auch die Aussage, dass Atomkern und Koh­leflöz keine Rechnung schicken.

Rech­nungen werden von Men­schen gestellt. Das „Ernten“ von Wind- und Son­nen­en­ergie erfordert ebenso wie das von Energie aus Atom- und Koh­le­kraft­werken erheb­lichen Aufwand. Diesem Aufwand steht der Ener­gie­gewinn gegenüber. Wir können unab­hängig von staat­lichen Ein­griffen (bei­spiels­weise Sub­ven­tionen oder Pri­vi­le­gie­rungen beim Errichten von Wind­kraft­an­lagen und Solar­parks) die Kosten dem Ener­gie­ertrag gegen­über­stellen. Dieses Ver­hältnis ist bei geringer Ener­gie­dichte unver­meidlich schlechter.

Auch das Argument der externen Kosten greift nicht. Diese ent­stehen nicht nur bei Atom- und Koh­le­kraft­werken, sondern auch bei Wind­kraft­an­lagen und Solar­parks. Kahl­schlag im Wald oder Aus­wir­kungen auf das Mikro­klima sowie die Insekten- und Vogel­fauna gehören dazu.

Bereits 2019 war ich Gast einer Ver­an­staltung der Deut­schen Phy­si­ka­li­schen Gesell­schaft (DPG), auf welcher ein Referent des Deut­schen Zen­trums für Luft- und Raum­fahrt (DLR) Besorg­nis­er­re­gendes über die „Wech­sel­wir­kungen von Flug­in­sekten und Wind­parks“ berichtete. Zu den Erkennt­nissen gehörte unter anderem, dass Flug­in­sekten und Wind­räder in einem kri­ti­schen Moment (der Insek­ten­ent­wicklung) auf­ein­an­der­treffen und die nächsten Insek­ten­ge­ne­ra­tionen pro­por­tional zur Repro­duk­ti­onsrate betroffen sein werden, das heißt, bei höherer Gebur­tenrate einer Art im Ver­gleich zu anderen Arten ist sie stärker vom Ausbau der Wind­kraft betroffen.

Aktuell – fünf Jahre nach den dama­ligen „Warn­hin­weisen“ – erfuhr ich von Orni­tho­logen (Vogel­kundlern), dass eine außer­ge­wöhn­liche Häufung von ver­las­senen Brut­stätten fest­ge­stellt worden sei. In den geschil­derten Fällen seien die Jung­vögel im Nest ver­hungert, weil der Vogel­nach­wuchs nicht mehr aus­rei­chend mit Insekten gefüttert werden konnte. Auch Insek­ten­kundler stellen einen starken Anstieg des Rück­gangs der Insek­ten­po­pu­lation fest.

Obwohl es neben Wind­kraft­an­lagen weitere Fak­toren gibt, welche die Häu­figkeit von Insekten beein­flussen, ist auf­fällig, dass NGOs wie bei­spiels­weise der Bund für Umwelt und Natur­schutz den Ausbau der Wind­kraft bei den Gründen für das Insek­ten­sterben uner­wähnt lassen.

Unab­hängig von den Details zeigt das Bei­spiel, dass keine Ener­gie­ge­winnung neben­wir­kungsfrei oder umsonst zu haben ist. Die Annahme, dass sich der Ener­gie­bedarf hier­zu­lande decken ließe mit stark fluk­tu­ie­renden Erzeugern und unzu­rei­chenden Spei­cher­mög­lich­keiten ohne Aus­wir­kungen auf natür­liche Pro­zesse oder Frei­heits- und Wohl­stands­ver­luste, ist eine Illusion.

Rot-grüne Land­wirt­schaft- und Naturschutzillusionen

Der rot-grüne Blick auf Land­wirt­schaft und Natur­schutz ist sehr idyl­lisch. Würde man diese Vor­stellung auf einem Gemälde dar­stellen, wären einer­seits Klein­bauern mit dem Pferd vor dem Pflug zu sehen und ande­rer­seits wilde, (scheinbar) von Men­schen unbe­rührte, Natur.

Auch wenn dies Über­zeichnet sein mag, es wird deutlich, dass der Mensch nicht als Teil der Natur wahr­ge­nommen wird und moderne Land­wirt­schaft negativ gesehen wird. Außerdem wird der Wider­spruch nicht erkannt zwi­schen dem Schutz men­schen­ge­machter Natur­land­schaften, die man erhalten will, und dem Kampf gegen Men­schen in der Natur, die man dort nicht wirt­schaften oder gar siedeln lassen will.

Es ist bereits einige Jahre her, dass ein Referent des Leibniz-Instituts für Agrar­ent­wicklung in Trans­for­ma­ti­ons­öko­nomien (IAMO) bei einem Vortrag in Berlin berichtete, dass die Summe der weltweit pro­du­zierten Kalorien trotz stei­gender Welt­be­völ­kerung bislang – rech­ne­risch – aus­reicht. Würde die Pro­duk­ti­vität der Land­wirt­schaft ver­ringert oder würden Flächen, die sich zur land­wirt­schaft­lichen Nutzung eignen, weniger intensiv genutzt (was in Deutschland inzwi­schen der Fall ist), wäre dies nicht mehr gegeben.

Natürlich gibt es neben der rech­ne­ri­schen Kalo­rien­pro­duktion weitere Fak­toren, dar­unter auch Ernäh­rungs­ge­wohn­heiten und Ver­tei­lungs­fragen, welche mit­ent­scheidend sind, ob Men­schen Hunger leiden. Doch bei aller Vor­sicht vor solchen Makro­per­spek­tiven bleibt es dabei, dass die Nicht­nutzung von guten land­wirt­schaft­lichen Böden oder der Ver­zicht auf moderne land­wirt­schaft­liche Methoden das Nah­rungs­an­gebot verringern.

Ein anderes Bei­spiel ist das Thema Vieh­wirt­schaft. Die Mor­genpost berichtete:

… in einem internen Papier des iri­schen Land­wirt­schafts­mi­nis­te­riums wird vor­ge­schlagen, in den kom­menden drei Jahren fast 200.000 Kühe zu töten. Die Maß­nahme solle dabei helfen, die Kli­ma­ziele des EU-Mit­glieds zu erreichen.

Diesem Vor­schlag liegt eine Sicht zugrunde, welche die Kühe als Erzeuger von Kli­ma­gasen sieht. Doch Kühe und andere Wei­de­tiere sind mehr als das. Land­fläche, die nicht als Ackerland geeignet ist, kann durch Wei­de­wirt­schaft pro­duktiv zur Ernährung bei­tragen. Die Beweidung von Grün­flächen durch Kühe oder andere Wei­de­tiere ist eine Adaption an die ört­lichen Gegebenheiten.

Es kommt hinzu, dass men­schen­ge­machte Lebens­räume – bei­spiels­weise Wei­de­flächen wie Almen oder die Heide – öko­lo­gisch aus­ge­sprochen wertvoll und arten­reich sein können.  Leider ist die Vor­stellung ver­breitet, dass Urwald in unseren Breiten, öko­lo­gisch wert­voller wäre; diese Ver­mutung trifft jedoch nicht zu.

Ver­lassen wir diese Makro­per­spek­tiven und werfen kurz noch einen Blick auf das Geschehen aus Sicht der betrof­fenen Land­wirte. Sie kennen die jewei­ligen ört­lichen Gege­ben­heiten und richten sich bei ihrer Arbeit danach. Sie haben kein Interesse, unnötige Kosten zu ver­ur­sachen oder die von ihnen bewirt­schaf­teten Flächen für künftige Gene­ra­tionen unbrauchbar zu machen.

Nun ver­künden Poli­tiker, dass die Land­wirt­schaft – wie alle anderen Gesell­schafts­be­reiche – trans­for­miert werden müsse. Sym­bo­lisch (und teil­weise auch real) laufen Büro­kraten über das Feld, die Wiese oder durch den Weinberg, um die Ein­haltung der am rot-grünen Tisch erson­nenen Rege­lungen und Pläne zu über­wachen. Dies sind extreme Anma­ßungen und eine Aus­prägung der in jeder Plan- und Kom­man­do­wirt­schaft auf­tre­tenden Wohl­stands- und Freiheitsverluste.

Rot-grüne Wirt­schafts­il­lu­sionen

Das prä­gende Element rot-grüner Wirt­schafts­po­litik ist die Über­zeugung, dass der Staat nicht mehr „nur“ Rah­men­be­din­gungen setzten und über­wachen soll. Die Breite und Tiefe rot-grüner Vor­gaben und Ein­griffe machen deutlich, dass der Staat als aktiver Mit­spieler, teil­weise sogar als der „bessere Unter­nehmer“ gesehen wird.

Das Mikro­ma­nagement rot-grüner Politik kennt kein Halten mehr. Es reicht in die Unter­nehmen ebenso hinein wie in private Haus­halte. Die Freiheit, unter Berück­sich­tigung der vor-Ort-Bedin­gungen selbst zu ent­scheiden, welche Pro­zess­wärme- oder Heiz­ener­gie­quelle die pas­sende ist, oder selbst zu ent­scheiden, welche Form des Waren- und Per­so­nen­trans­ports den jewei­ligen Gege­ben­heiten am besten ange­passt ist, gehört zunehmend der Ver­gan­genheit an.

Das Mikro­ma­nagement rot-grüner Politik kennt kein Halten mehr. … Die Freiheit, … selbst zu ent­scheiden, … gehört zunehmend der Ver­gan­genheit an.

Ein wesent­liches Kenn­zeichen rot-grüner Wirt­schafts­vor­stel­lungen ist der Glaube, dass Plan- und Kom­man­do­wirt­schaft der richtige Weg ist, um ange­strebte Ziele zu erreichen. Diese Vor­stel­lungen igno­rieren die Tat­sache, dass Ludwig Mises schon 1920 die öko­no­mi­schen Ursachen des Schei­terns und die Folgen von Plan­wirt­schaft auf­zeigte. Und sie igno­rieren die Tat­sache, dass auch alle prak­ti­schen Ver­suche mit Plan­wirt­schaft negativ aus­gingen – sowohl im Hin­blick auf das vor­geblich ange­strebte Ziel als auch im Hin­blick auf die Situation der Men­schen in diesen Gesellschaften.

Fazit

Niemand braucht ein Studium der Wirt­schafts­wis­sen­schaften, um zu erkennen, dass die Miss­achtung grund­le­gender öko­no­mi­scher Zusam­men­hänge ohne negative Aus­wir­kungen nicht zu haben ist. Egal ob es um Energie, Land­wirt­schaft und Natur­schutz oder Wirt­schaft geht; Kern der Kol­lision rot-grüner Politik mit der Rea­lität ist poli­tische Anmaßung von Wissen.

Tat­sächlich ist eine frei­heit­liche und wohl­stands­för­dernde, umfas­sende Wis­sens­nutzung nur in arbeits­tei­ligen Gesell­schaften mit freiem Aus­tausch möglich – und nicht in rot-grüner Plan- und Kommandowirtschaft.

Anders aus­ge­drückt: Öko­no­mische Gesetzte wirken auch dann, wenn sie miss­achtet werden. Aus diesem Grund ist die Kol­lision rot-grüner Illu­sionen mit der Rea­lität schädlich für Mensch und Umwelt.

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Rainer Fass­nacht ist aus­ge­bil­deter Kaufmann und stu­dierter Diplom-Ökonom. Er lebt in Berlin und ist Autor des Buchs „Unglaub­liche Welt: Eta­tismus und indi­vi­duelle Freiheit im Dialog“. Auch in seinen sons­tigen, unter anderem vom Aus­trian Eco­nomics Center in Wien ver­öf­fent­lichten Texten, setzt er sich für die Bewahrung der indi­vi­du­ellen Freiheit ein.


Quelle: misesde.org