Fußball-Deutschland ist ratlos

Anhänger und Medien sind ratlos. Nach dem vor­zei­tigen Aus­scheiden der Deut­schen Fuß­ball­na­tio­nal­mann­schaft der Frauen aus der Welt­meis­ter­schaft 2023 setzt sich die Serie an Nie­der­lagen der letzten Jahre weiter fort. Obwohl der Frau­en­sport die Welt wei­terhin in vielen Bereichen erobert, spielt Deutschland keine Rolle mehr.

Wie schon ihre männ­lichen Kol­legen mehrfach zuvor sind jetzt auch die Frauen in der Vor­runde aus­ge­schieden. Sie folgen damit dem nega­tiven Bei­spiel der Männer und deren Nach­wuchs­mann­schaft bei der Euro­pa­meis­ter­schaft. Die Hoff­nungen der Zukunft erzielten in der Vor­runde nur einen ein­zigen Punkt.

Die Leis­tungs­kurve zeigt nach unten

Noch im Vorjahr schien die Welt zumindest im deut­schen Frau­en­fußball in Ordnung zu sein. Sie erreichten bei der Fußball-Euro­pa­meis­ter­schaft in England sen­sa­tionell das Finale und mussten sich dort den Gast­ge­be­rinnen nur denkbar knapp mit 1:2 geschlagen geben. Das war durchaus eine Über­ra­schung, schließlich hatten die Experten bereits vor Tur­nier­beginn Zweifel, ob die Deut­schen gegen Titel­ver­tei­diger Nie­der­lande und Gast­geber England eine Chance hätten.

Der letzte Euro­pa­meis­ter­titel lag zu diesem Zeit­punkt bereits neun Jahre zurück. Wie so oft zeigte sich, dass die Wetttips der Sport­wet­ten­an­bieter auch diesmal nahe an der Rea­lität lagen. Immerhin pro­fi­tiert die Branche von ihren punkt­ge­nauen Ana­lysen und Berech­nungen der Quoten. Die Beur­teilung der Leis­tungs­fä­higkeit der jewei­ligen Teams ist schließlich das Erfolgs­ge­heimnis der Sport­wet­ten­an­bieter. Diese begleiten die Events mit ihrer Bericht­erstattung und sorgen so dafür, dass der Hype rund um die Gro­ße­vents weiter ansteigt. Wie sich rück­bli­ckend zeigte, lagen die Buch­macher auch in der Ein­schätzung der Deut­schen Fuß­ball­na­tio­nal­mann­schaft der Frauen richtig. Deren letzte Ergeb­nisse reihen sich in eine bereits lang anhal­tende Serie ein.

Thomas Müller und Co. wiesen den Weg

Bestes Bei­spiel dafür war der Absturz der Deut­schen Fuß­ball­na­tio­nal­mann­schaft der Herren. Nach dem Ende der Ära Löw schien zunächst ein Ruck durch die Mann­schaft zu gehen. Die Spieler hatten ihre Ener­gie­re­serven neu auf­ge­laden, dem­entspre­chend groß waren die Hoff­nungen auf ein Comeback. Der Erfolgs­trainer des FC Bayern München, Hansi Flick, setzte offenbar auf das richtige Rezept für den Auf­schwung. Prompt blieben Thomas Müller und Co. lange Zeit unge­schlagen und fuhren als Co-Favorit zur umstrit­tenen Fußball-Welt­meis­ter­schaft nach Katar. Doch die Freude währte nicht lang.

Das böse Erwachen folgte schnell und der vier­fache Welt­meister musste sich, nach Russland 2018, neu­erlich in der Vor­runde aus dem Turnier ver­ab­schieden, wie die Sport­schau berichtete. Dem­entspre­chend intensiv pras­selte die Kritik auf den DFB ein. Jetzt ruhten alle Hoff­nungen auf den Schultern der Frauen. Doch in Australien/Neuseeland folgte sofort die nächste Blamage. Das einst so erfolg­reiche und stolze Fußball-Land Deutschland liegt in Trümmern. Jene Spie­le­rinnen und Spieler, die noch vor einigen Jahren als Angst­gegner galten, laufen heute unter ferner liefen.

Nächster Miss­erfolg EURO 2024?

Diese Ent­wicklung gibt Rätsel auf, schließlich zählten die Teams jahr­zehn­telang zu den stärksten der Welt. Der Zeit­punkt für diese Ent­wicklung ist denkbar ungünstig, immerhin richtet der Deutsche Fuß­ballbund hier­zu­lande im nächsten Jahr die Fußball-Euro­pa­meis­ter­schaft aus. Diese sollte eigentlich Anlass genug sein, wieder auf die Erfolgsspur zurück­zu­kehren. Doch davon ist derzeit weit und breit nichts zu sehen.

Denn auch nach dem kata­stro­phalen Abschneiden der Männer in Katar, ist es der Mann­schaft nicht gelungen ihre Unsi­cherheit abzu­legen. Ganz im Gegenteil, Hansi Flick und seine Spieler stehen wei­terhin im Kreuz­feuer der Kritik. Ähnlich wie schon in der Ära Löw scheint der DFB, alle Rück­schläge durch­tauchen zu wollen, ohne gra­vie­renden Ände­rungen umzu­setzen. Das hat sich aller­dings schon in der Ver­gan­genheit als fatal erwiesen.

Hansi Flick steht unter Druck

Fußball-Deutschland ist jeden­falls schwer ange­schlagen. Immerhin war bei der Welt­meis­ter­schaft der Frauen die K‑o.-Runde fix ein­ge­plant, Opti­misten hatten sogar mit dem Erreichen des Finales gerechnet. Wieder wurde eine Tie­fen­analyse ange­kündigt, doch diese hatte schon bei den Männern nicht zum gewünschten Erfolg geführt. Dies geschah trotz einer pro­minent besetzten Task-Force. Hansi Flick steht in den kom­menden Län­der­spielen im Herbst dieses Jahres enorm unter Druck.

Experten kri­ti­sieren immer wieder die man­gelnde Fähigkeit, auf dem Spielfeld intuitiv Ent­schei­dungen zu treffen. Theo­re­tisch sind die deut­schen Spie­le­rinnen und Spieler aus­ge­zeichnet aus­ge­bildet, doch es fehlt an blitz­schnell umge­setzten Ideen am Platz. Die Zeit, daran etwas zu ändern, wird knapp. In weniger als einem Jahr findet in Deutschland die EURO 2024 statt, daneben plant der DFB, sich für die Frauen-Fußball-Welt­meis­ter­schaft 2027 zu bewerben. Wenn Deutschland an die Fußball-Spitze zurück­kehren möchte, dann sind jetzt schnelle und grund­le­gende Ent­schei­dungen gefragt.