In Kroatien fand Mitte August die U19 Handball-Weltmeisterschaft statt. Zum ersten Mal war auch das afrikanische Burundi bei der Weltmeisterschaft unter den Junioren dabei. Das Team verlor gegen Schweden, Iran und die USA jedes Mal haushoch mit 0:10. Es standen noch die Platzierungsspiele gegen Bahrain und Neuseeland an. Doch das fiel ins Wasser, weil zehn der Spieler spurlos verschwunden sind. Der Verdacht, dass sie schlicht abgehauen sind, um im „Westen“ ihr Glück zu machen, stand von Anfang an im Raum. Jetzt sind sie wieder aufgetaucht. In Belgien.
Das junge, burundische Team hatte sich zum ersten Mal für die Jugend-Weltmeisterschaft qualifiziert und trat als Außenseiter an. Sie waren Gruppenletzte, sollten aber noch für Platzierungsspiele antreten. Und waren nicht mehr zu finden. Die Jungs sahen wohl die Chance ihres Lebens, der bitteren Armut in ihrem Land zu entkommen. Einige davon sind unter 18 und können in der EU gar nicht ausgewiesen werden.
Burundi – ein bettelarmes Land voller chancenloser Kinder
Burundi ist ein sehr kleines Land von nur 27.834 Quadratkilometern (Deutschland hat 357.600), und ist mit 435 Einwohnern pro Quadratkilometer dicht besiedelt (in Deutschland 232). Es liegt in Ostafrika, südlich von Ruanda, westlich von Tansania und östlich vom Kongo. Die Hauptstadt heißt Gitega, und es gibt zwischen elf und zwölf Millionen Einwohner. Das ist allerdings nur eine Schätzung der UNO. Das Land hat eine sehr junge Bevölkerung, das Durchschnittsalter liegt bei 17,7 Jahren. Während bei uns die Geburtenrate pro Frau bei unter zwei Kindern liegt, bringen die burundischen Frauen im Schnitt fünf Kinder auf die Welt. Die Bevölkerungsprognose der UN besagt, dass sich 2050 die Bevölkerung auf 25 Millionen verdoppelt haben wird. Die Lebenserwartung liegt zurzeit bei nicht ganz 70 Jahren.
Anders, als bei den meisten afrikanischen Ländern, gibt es in Burundi keine verschiedenen Bevölkerungsgruppen, zwischen denen Spannungen und Aggressionen immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen führen. Hier leben die Rundi und sprechen alle die Landessprache Kirundi. 85 Prozent der Rundi sind Hutu und Bauern, 14 Prozent Tutsi und ein Prozent sind Pygmäen (Twa). Man spricht auch Französisch als Amtssprache.
Burundi ist sehr arm und die Lebensverhältnisse sind nicht einfach. Folter, willkürliche Verhaftungen und schwere Misshandlungen durch staatliche Kräfte, gezielte Hinrichtungen durch die Polizei und standrechtliche Erschießungen sind keine Seltenheit. Ein Viertel der Kinder muss arbeiten, und es gibt viele Straßenkinder, die Missbrauch und Prostitution erleben oder als Kindersoldaten versuchen, zu überleben.
Wikipedia schreibt, dass Burundi laut Welthungerindex bis 2019 das ärmste Land der Welt war. Seitdem liegt es auf Platz 185 von 189 der Armutsländer: 42,6 Prozent der Bevölkerung hungern. 58 Prozent müssen mit weniger als einem Dollar pro Tag auskommen.
Eine Chance, die wohl niemals wieder kommt – und ein generalstabsmäßig geplanter Coup
Auf diesem Hintergrund ist es wohl keine große Überraschung, dass die meisten der burundischen Junior-Handballmannschaft die Gelegenheit beim Schopf packten und sich verdünnisierten, um in Europa vielleicht eine glänzende Sportlerkarriere zu starten. Was aus den Träumen wirklich wird, steht auf einem ganz anderen Blatt. Und dass die Regierung Burundis sie hier in Europa in Ruhe lässt, darf bezweifelt werden.
Es ist auch vollkommen unklar, wie und wo die zehn Jungs in dem Monat zwischen ihrem Verschwinden gelebt haben. Darüber gibt es keinerlei Informationen in den Medien.
Doch die Tatsache, dass sie alle gleichzeitig so gründlich verschwinden konnten, kein Einziger irgendwo gesehen wurde und dann plötzlich und gleichzeitig fast alle wieder auftauchen – und zwar nicht halb verhungert, erkältet und zerlumpt – spricht dafür, dass sie das von vorneherein geplant und eine Anlaufstelle hatten, wo sie abgeholt wurden, transportiert und untergebracht. Man kommt mit fast keinem Geld in der Tasche, ohne Proviant und Landkarten (die man auch lesen können muss) auch nicht vollkommen unbemerkt von Kroatien über die Grenzen durch halb Europa bis Belgien. Die Grenzübergänge kann man nicht benutzen, denn zehn junge Afrikaner fallen auf. Und es wurde ja auch nicht berichtet, dass sie direkt bei der ersten Begegnung mit Grenzern oder der Polizei „Asyl!“ gerufen haben.
Sie wussten also ganz genau, dass sie zu ihrer eigenen Sicherheit nirgendwo abgefangen werden durften oder offiziell in Erscheinung treten. Sie wussten, dass sie in Belgien eine vorbereitete Möglichkeit hatten, erst einmal unterzutauchen. Dazu muss man die „grünen Grenzübergänge“ kennen. Also kleine, selten benutzte Straßen oder Wege durch den Wald in’s Nachbarland, wo fast nie ein Grenzer auftaucht. Das bedeutet Umwege und eine langsame Reisegeschwindigkeit. Und es muss dennoch schnell gehen, bevor eine polizeiliche Fahndung heraus ist. Man braucht einen Kleinbus oder mehrere Autos, um zehn junge Männer plus Fahrer zu transportieren und Proviant. Idealerweise noch falsche Papiere, falls man doch von der Polizei angehalten wird (die Pässe wurden den Spielern sowieso vorsorglich weggenommen). Und auch, wenn sie auf einen Rutsch in etwa dreißig Stunden von Kroatien bis Belgien und nur mit Tank- und Pinkelpausen durchgezogen sind (bei der langen Fahrzeit braucht es entweder zwei Fahrer, die sich abwechseln oder eine Substanz, die wach hält), muss es am anderen Ende in Belgien eine vorbereitete, sichere Unterkunft für zehn Personen und Versorgung aller Art gegeben haben. Und Leute, die das Wagnis für diese Jungs eingehen plus garantiert zuverlässig sind.
Das Ganze ist also keinesfalls eine spontane Schnapsidee. Das war genau geplant. Wer macht dann hier, am anderen Ende so etwas gar nicht Ungefährliches? Und zwar quasi ohne Bezahlung? Die wahrscheinlichste Antwort: Verwandte, die nach Belgien ausgewandert sind oder als Flüchtlinge gekommen. In Belgien spricht man Französisch, da finden die Rundi sich schnell zurecht. Und es ist in den Städten mit bunten Flüchtlingen oder Übersiedlern aus Belgisch Kongo voll, so dass die Jungs da nicht einmal aufgefallen wären.
Eine schlau eingefädelte Aktion. Offenbar haben die burundischen Offiziellen genau das vermutet, denn der Präsident des burundischen Sportverbandes startete einen öffentlichen Aufruf: „Wer Informationen hat, bitte helft uns, unsere Jungs zu finden!“ Dieser Aufruf geht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit an die Rundi, die in Europa leben und wahrscheinlich auch untereinander Kontakt haben.
Zurückgekehrte Spieler und der Trainer bekommen mediale Aufmerksamkeit
Interessanterweise widmet der Spiegel den braven Rückkehrern großen Raum in seinem Artikel, der im Rahmen des Projektes „Globale Gesellschaft“ erscheint. Die Drei, der Torhüter Aimé Boris Kiramahoro, Alex Alain Arakaza, Spieler in der rechten Hälfte und der Nationaltrainer Floribert (wunderschöner Name!) Nimubona dürfen ihrer Betroffenheit und ihrem Ärger beredten Ausdruck geben. Während ansonsten der Spiegel keinerlei Fluchtgründe hinterfragt und alle Flüchtlinge immer vollkommen zu Recht Anspruch auf eine unbeschränkte Aufnahme und Asyl samt umfassender finanzieller Unterstützung haben, egal, welche Untaten sie auch begehen, wird die Flucht der zehn Handballspieler indirekt kritisiert. Zwar nicht explizit vom Spiegel selbst, aber eben von den zwei Mannschaftskameraden und vom Trainer.
Der Torhüter, Herr Kiramahoro, erzählt übrigens:
„Unsere Begleiter haben uns allerdings nach der Ankunft die Pässe weggenommen, um zu verhindern, dass wir abtauchen. Sie wollten immer wissen, wo wir uns gerade befinden, damit nichts passiert, was Schande über Burundi bringen könnte. Sie hatten uns gesagt: Ihr müsst nicht unbedingt gewinnen, aber bitte beschädigt nicht das Image unseres Landes.“
Wieder daheim, so berichtet er weiter, wird er als Dummkopf ausgelacht. Man fragt ihn, ob er noch bei Verstand ist, eine solche Chance zu verpassen.
Auch Spieler Alex Alain Arakaza kommt zu Wort. Er unterstützt eine Juniorenmannschaft und sammelt Spenden von Unternehmen und Reichen für die Kinder. Aber er hat auch Verständnis für die Ausreißer:
„Ich glaube, viele Spieler waren frustriert, weil sie hier kein Einkommen haben, weil sie für den Sport nichts bekommen, sie opfern sich nur auf. In anderen Ländern bekommen sie ein Gehalt als Spieler, das ist verlockend. Die Jungs suchen jetzt nach einem besseren Leben.“
Nationaltrainer Floribert Nimubona akzeptiert die „persönliche Entscheidung“ der Teenager-Spieler. Natürlich ist er alles andere als begeistert, denn nun kann er ja mit einer neuen Juniorenmannschaft von vorne anfangen. Auch er war natürlich nicht informiert. Über die Flucht der Zehn sagt er:
„Ich habe wirklich nicht damit gerechnet. Die Jungs sind an einem Ruhetag abgehauen, wir hatten gerade Pause. Ich hatte ihnen gesagt, dass sie bis 21 Uhr etwas essen müssen, meine Schützlinge sollten am nächsten Tag nicht hungrig zu einem Spiel gehen. Doch dann war es Viertel vor neun und niemand war zu sehen. Ich habe sie angerufen, doch niemand hat geantwortet. Ihre Zimmer waren abgeschlossen.
Dann haben wir die Polizei alarmiert. Wir dachten, sie hätten sich in der Stadt verirrt, das war mein erster Gedanke: Helft uns, unsere Kinder zu finden, damit wir morgen unser Spiel spielen können! Doch sie blieben verschollen, bis vor Kurzem.“
Und wieder die Bill and Melinda Gates-Stiftung
Plötzlich ist also Flucht aus einem bettelarmen Land, wo man fast keine Chance auf ein menschenwürdiges Leben hat, staatlicher Gewalt und Willkür ausgesetzt ist und Hunger leidet, kein Grund, die Gelegenheit beim Schopf zu packen und in Europa zu bleiben? Wie das auf einmal? Oder ist es doch ein Beitrag, der bei uns Europäern geschickt ein mitfühlendes Verständnis und Bereitschaft für die unbegrenzte Aufnahme von Armuts-Migranten wecken soll?
Der Spiegel macht keinen Hehl daraus, wer hinter dem „Projekt Gobale Gesellschaft“ steckt: Es ist mal wieder die Bill and Meinda Gates-Stiftung. Na, so eine Überraschung.
„Unter dem Titel Globale Gesellschaft berichten Reporterinnen und Reporter aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa über Themen, die Gesellschaften weltweit spalten: Migration, Klimawandel, soziale Ungleichheiten. Der SPIEGEL verstärkt damit seit 2019 online seine Berichterstattung über diese Themen. Das Projekt ist langfristig angelegt, wurde zunächst über drei Jahre von der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) unterstützt und bis 2025 verlängert.“
Man habe das Projekt von vorneherein transparent gemacht, schreibt der Spiegel auf der entsprechenden Informationsseite. Und ja, es gebe dafür auch Projektgelder. Die Bill and Melinda Gates-Stiftung nehme aber keinen Einfluss auf die Themen und sei „zu keinem Zeitpunkt an der Entstehung von Artikeln beteiligt“. Lieber Spiegel, das ist auch nicht nötig. Wenn die Artikel der Stiftung nicht gefallen, sind die Gelder eben weg und die betreffenden Redakteure gefeuert.
Aber der Burundi-Artikel beleuchtet eben doch die Kehrseiten der Migration. Diejenigen, die kommen und etwas zu bieten haben für das Aufnahmeland, fehlen in ihrer Heimat. Diese Leute haben nämlich dann Fähigkeiten und Kenntnisse, für die das – fast immer deutlich ärmere Land – Aufwand betrieben hat: Ausbildung, Lehrkräfte, Institutionen, Geld. Das neudeutsch „Braindrain“ (wörtlich übersetzt: Gehirn-abfließen) genannte Phänomen saugt die ärmeren Länder aus und verhindert deren Entwicklung.
Dagegen sind diejenigen, die auswandern und außer einer kriminellen Karriere noch nichts geleistet haben und/oder mit dem Vorsatz kommen, sich an dem Sozialsystem der blöden Einwanderungsländer reichlich zu bedienen, dort ein Riesenproblem, weil es diese Staaten in der Masse und auf Dauer ausplündert. Viele dieser Leute gehen überdies auch gern in Länder, wie Deutschland, wo sie fast beliebig Straftaten begehen können, ohne dass die nennenswert geahndet werden. Was wiederum zu Destabilisierung und dem Verlust der inneren Sicherheit dieser Länder führt.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.