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Ver­zogene, faule Jugend? Heulen und Ver­zweiflung, weil man den ganzen Tag arbeiten muss? (+Videos)

Wir haben Per­so­nal­mangel überall, die Betriebe klagen, dass sie die wenigen Mit­ar­beiter, die ihnen geblieben sind, über­lasten. Gute Aus­zu­bil­dende sind kaum zu bekommen, die Hand­werks­berufe scheinen unter jungen Leuten besonders unbe­liebt zu sein. Kein Wunder: Viele junge Leute sind schlicht nicht mehr leis­tungs­bereit, ja, sie heulen und jammern auf Youtube oder TikTok und beschweren sich, dass sie den ganzen Tag arbeiten müssen und ihre „Work-Life-Balance“ nicht mehr in Ordnung ist. Die Bezeichnung für diese Gene­ration „Z“ ist zutreffend. Wenn die junge Gene­ration arbeits­un­fähig und arbeits­un­willig ist, fährt Deutschland frontal gegen die Wand. Dann ist das wirklich die letzte Generation.

An den ein­fachsten Anfor­de­rungen des Lebens ver­zweifelt scheitern

Die junge Brielle aus den USA heult sich auf TikTok aus: Früh­morgens duschen, auf­stehen und um halb acht zur Arbeit fahren und erst am späten Nach­mittag wieder her­aus­kommen und zurück nach Hause fahren – wo bleibt da das Pri­vat­leben? Wie kann man denn Freunde haben? Wie soll man da einen Mann kennenlernen?

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Sie weint und jammert und ist völlig fertig, dass sie einen ganz nor­malen Beruf hat und arbeiten muss. Und ihre größte Angst ist, dass sie keinen Mann finden kann und niemals ver­hei­ratet sein könnte  … „0h, my god!“, ihre ganze pfund­schwere Wim­pern­tusche ver­läuft und die Nase läuft auch. Sie schnieft und heult:

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Das könnte man noch alles als eine Anwandlung eines ver­wöhnten Töch­ter­leins aus gut­ge­stelltem Hause und Ein­zelfall sehen. Das ist es aber nicht.

Da gibt es auch den jungen Mann (also, ich bin ja sehr „old school“ und für mich ist das kein MANN), der bei Star­bucks jobbt und in die Kamera greint:

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„Ich bin buch­stäblich dabei, hier hin­zu­schmeißen. Also ich weiß nicht ob ich wirklich gehe, ich will es wirklich. Heute wäre ich fast da raus­ge­gangen, habe im Raum hinten (in den Per­so­nal­räumen) geweint und ich habe fast im Laden geweint. Ich habe sowas wie drei­einhalb Stunden Schicht, es gibt so viele Kunden und wir haben vier Leute auf dem Boden (= hier im Einsatz) den ganzen Tag … (schluchzt Unverständliches) …“

Der Youtube-Kanal­in­haber James Barnes mokiert sich über das heu­lende Bürschlein:

„Mimimi … halt zum Teufel die Klappe, Typ, ernsthaft jetzt: Du arbeitest – was denn? – einen acht-Stunden-Tag? Und stellst Dich an, als sei das das Ende der Welt? Das ist doch lächerlich! Und bevor Du Dich da hin­setzt uns sagst – oooh, wie hart das ist! —  hör mal, ich habe bei vielen ‚Black Fridays‘ gear­beitet (das sind sowas wie bei uns Sommer- oder Win­ter­schluss­veräufe mit Dum­ping­preis-Ange­boten, wo die Geschäfte mit Kunden über­schwemmt werden), als ich jünger war. Und ich weiß, dass das übel sein kann. Ich weiß, das kann fürch­terlich sein. Aber rate mal: Du bist da und bedienst einen Kunden nach dem anderen und ver­steckst Dich nicht im Hin­ter­zimmer und heulst, wie ein kleines Baby! Die Leute sind heut­zutage schwach wie Hölle!“

 Dann gibt es da noch so ein heu­lendes Elend, eine junge Frau die schon in Tränen auf­gelöst ist, dass sie über­haupt einen Job annehmen soll. Sie gibt sogar zu „I under­stand that I’m a brat“ (ich hab ver­standen, ich bin ein unge­zo­genes Blag):

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Aber sie findet nun mal, dass sie ganz andere Inter­essen hat, als irgendeine doofe Arbeit.

Live-Quitting – ein neuer Trend auf TikTok

Diese ganze Ein­stellung führt zu abson­der­lichen Moden. Die neueste heißt „Live Quitting“ und bedeutet, seine Kün­digung beim Vor­ge­setzten live mit­zu­filmen und als Video auf TikTok oder Youtube online zu stellen. Sie sind auch noch richtig stolz drauf.

Das ganze Getue wird auch mit der Idee gerecht­fertigt, anderen Mut machen zu wollen, einen Job, den sie nicht mehr wollen, einfach hin­zu­schmeißen und sich dabei wohl und akzep­tiert zu fühlen. Was das für die Kol­legen bedeutet, für die Firma, sch…egal. Es geht in ihrem ego­zen­tri­schen Weltbild ja nur und aus­schließlich um ihr ganz per­sön­liches Wohlgefühl.

Dem könnte aber im wei­teren Verlauf ihres Erwach­se­nen­da­seins ein übler Dämpfer ver­setzt werden. Denn Arbeit­geber werden sich die Bewerber sehr genau angucken, was heute schon Gang und Gäbe ist. Wer solche breiten Spuren in den sozialen Medien hin­ter­lässt, darf sich nicht wundern, wenn er nir­gends mehr ankommt. Wer will sich so eine Heulsuse (männlich, weiblich, divers) denn frei­willig antun? Man weiß ja von vor­ne­herein, dass diese Person bei Leis­tungs­an­for­derung völlig zusam­men­bricht, bei Span­nungen zwi­schen Kol­legen sofort den Bettel hin­schmeißt und schon gar nicht zu Über­stunden bereit ist, wenn es mal Eng­pässe gibt. Und dann noch irgend­welche Interna und Pro­bleme im Unter­nehmen durch’s Netz pustet. So ein „Mit­ar­beiter“ kostet nur Zeit und Nerven und kann dann auch noch in den Sozialen Medien einen enormen Schaden anrichten.

Das Leben soll eben doch ein Zucker­schlecken sein – bei Voll­ver­sorgung natürlich

Die jungen Herr­schaften mit den hohen Ansprüchen wissen eigentlich sehr genau, dass sie – grob for­mu­liert – ver­zogene Weicheier sind, die auch noch frech werden und rück­sichtslos fordern.Im Volksmund auch gerne „Kack­bratzen“ genannt. Nachdem die gestresste Brielle ihr Leid in die Kamera geschnieft hatte, erntete sie neben dem Beifall der ebenso unso­zialen Gesin­nungs­ge­nossen auch harsche Kritik: Sie solle mal im rich­tigen Leben ankommen und sich nicht der­maßen wei­nerlich anstellen. Darüber regte sich Madämchen Brielle Asero dann auch noch auf. Die 21jährige Prin­zessin auf der Erbse ist wütend wegen der unfairen Unter­stel­lungen. Das sei doch alles nur der Versuch, ein Gespräch darüber anzu­stoßen, dass es so bedau­erns­werte Leute gebe, die noch länger arbeiten müssen als sie. Nur, dass das über­haupt nicht in ihrem Jam­mer­video zur Sprache kommt, ja, nicht einmal durchscheint.

Der Seite „Rolling Stone“ sagte sie:

„Ver­schiedene Nach­rich­ten­sender haben mein Video auf­ge­griffen und alle Hoch­schul­ab­sol­venten als zu anspruchsvoll und faul dar­ge­stellt, was bei weitem nicht der Fall ist.“

Da hat sie sicher recht, es gibt junge Leute, die ein­satz­bereit und ambi­tio­niert sind, sich fordern und fördern lassen wollen. Sie gehört aber offenbar nicht dar­unter. Und leider ist es mitt­ler­weile fast überall „im Westen“ so, dass die Flei­ßigen in der Min­derzahl sind.

Gene­ration „Mimimi“ ist in der Mehrzahl – junge, brauchbare Berufs­ein­steiger Mangelware

Das wie­derum bedeutet, dass die Wirt­schaft mit einem zuneh­menden Per­so­nal­mangel zu kämpfen hat. Besonders bei hand­werk­lichen Berufen ist das der Fall. Brauch­barer Nach­wuchs ist Man­gelware. Der hes­sische Rundfunk hat dazu eine Sendung gemacht:

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Die Hand­werks­in­nungen klagen alle über geeig­neten Nach­wuchs­mangel. Viele Aus­bil­dungs­stellen bleiben unbe­setzt, und auch die, die kommen, beenden ihre Aus­bildung oft nicht. Obwohl die Aus­sichten auf sichere Arbeit und auch Auf­stieg bis hin zum Meister so gut sind wie nie. Ist das geschafft, hat man breites und fun­diertes Wissen und kann ent­weder einen Betrieb später über­nehmen oder selber einen gründen.

Doch viele Betriebe haben schon erlebt, dass, selbst wenn sich jemand auf die Aus­bil­dungs­stelle bewirbt, in seinem Lebenslauf abge­bro­chene Lehren stehen, nicht selten sogar mehrere. Da stellt sich für den Inhaber schon die Frage, ob man nun für diesen Kan­di­daten seine wenigen Mit­ar­beiter und sich selbst so viel Zeit abver­langt, den­je­nigen aus­zu­bilden und so viel Geld für einen Lehrling auf­bringen will, wenn es ein hohes Risiko gibt, dass es wieder ein neuer Abbruch wird und man Zeit und Geld ver­gebens inves­tiert hat. Fast ein Drittel der Berufs­ein­steiger bricht seine Aus­bildung ab.

Gene­ration „Anspruch“ mischt gerade den Arbeits­markt auf

In einer Umfrage des Deut­schen Industrie- und Han­dels­kam­mer­tages 2019 sagten rund 63 Prozent der Betriebsleiter:innen, dass es Jün­geren an Moti­vation, Leis­tungs­be­reit­schaft, Belast­barkeit fehle. Zuge­spitzt for­mu­liert: Die Gene­ration Anspruch mischt gerade den Arbeits­markt auf.“

Gleich, in welcher Berufs­branche, ob Handwerk, Industrie, Bil­dungs­arbeit, kleine oder große Unter­nehmen: Mitt­ler­weile ist überall zu hören: „Bloß keine jungen Leute, die wollen nicht mehr arbeiten: „Wir wollen uns nicht so kaputt­ar­beite, wie ihr, wir wollen mehr Freizeit, Work-Life-Balance“.

Nun ist genau das Gegenteil ein­ge­treten, wie vor Corona noch: die Gene­ration Prak­tikum gibt es nicht mehr. Da war es so, dass die Firmen die Prak­ti­kanten regel­recht aus­ge­nutzt haben und jah­relang mit der Karotte „Fest­an­stellung“ vor der Nase, im Prinzip die Arbeit haben machen lassen, die man als Voll­zeit­stelle nor­ma­ler­weise auch voll bezahlt bekommt. Der beruf­liche Nach­wuchs ackerte sich ab, um eine feste Stelle zu bekommen, han­gelte sich oft lange Zeit von einer schlecht bezahlten Prak­ti­kums­stelle zur nächsten.

Jetzt dreht es sich ins Gegenteil. Nun bieten Firmen mög­lichst viel Kuschel­gefühl an, um Mit­ar­beiter zu gewinnen: Gleit­zeit­mo­delle, Sab­ba­ticals (das sind mit dem Arbeit­geber ver­ein­barte Aus­zeiten oder Lang­ur­laube bis zu einem Jahr, aber mit Arbeits­platz­erhalt), fle­xible Arbeits­zeiten ohne feste Arbeits­stunden, Home­office, Teilzeit für Füh­rungs­kräfte, Job­ti­ckets, kos­ten­loses Früh­stück und Getränke, Tisch­ten­nis­platten, sogar Betriebskindergärten.

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Die „taz“ berichtet eben­falls:

„Eine Ber­liner Per­so­nal­ent­schei­derin will nicht mehr. Sie will keine jungen Men­schen mehr ein­stellen, erzählt sie. In nahezu allen Bewer­bungs­ge­sprächen, die sie in den ver­gan­genen Jahren geführt hat, hörte sie vor allem For­de­rungen: keine Vollzeit, Home­office als Regel, fle­xible Arbeits­zeiten. Einer wollte nie montags arbeiten, ein anderer mitt­wochs nur bis 14 Uhr, dann war Yoga. Eine Bewer­berin wollte sich spontan ent­scheiden können, ob sie am nächsten Tag arbeitet oder nicht. Ein Bewerber für eine volle Stelle wollte freitags immer frei­haben. Die Per­so­nal­ent­schei­derin sagte: „Dafür müssen sie aber an den anderen Tagen bis zu zehn Stunden arbeiten. Da ist der zeit­liche Spielraum für Fle­xi­bi­lität begrenzt.“ 

Mitt­ler­weile stellt sie nur noch Ältere ein:

„Für die Jün­geren, sagt sie, lohne sich das ‚Konzept Lohn­arbeit mit einer 40-Stunden-Woche‘ nicht mehr. Ein Per­so­nalchef in Nord­rhein-West­falen erinnert sich an einen jungen Kol­legen, der für ein Projekt zu Hause aus seinem Regal drei Bücher her­aus­suchen wollte und sich dafür 15 Minuten Über­stunden ange­rechnet hatte. Er beschreibt das Ver­halten jün­gerer Mitarbeiter:innen so: ‚Sie stellen maximale Anfor­de­rungen an Arbeitgeber:innen, die diese vielfach gar nicht erfüllen können.‘“ 

Inter­es­san­ter­weise zieht aus­ge­rechnet die „taz“das Resümee:

„Die Jungen halten ‚nichts aus‘, sagt die Sozi­al­ar­bei­terin: ‚Sie sind nicht stress­re­sistent.‘ Wie auch? Ent­gegen ihrem Glauben an Selbst­ver­wirk­li­chung und lockere Arbeitswelt finden sich junge Men­schen plötzlich in einer Welt aus Bestim­mungen und Vor­gaben wieder, die sie über­mäßig anstrengen. Druck, den sie bis dahin nicht kannten.

Ver­ant­wortlich für diese young fra­gility (junge Zer­brech­lichkeit) sind aber nicht nur die jungen Arbeitsanfänger:innen selbst. Ihre Boomer-Eltern, die sich heute gerne über die zarte mentale Kon­sti­tution der Jün­geren auf­regen, haben alles dafür getan, um Pro­bleme von ihren Kindern fern­zu­halten. Zu viele jüngere Men­schen sind wohl­be­hütet, mit viel Elternlob und wenigen Ein­schrän­kungen zu Hause auf­ge­wachsen. Im Mit­tel­punkt der elter­lichen Gedanken stand eines: das ver­meint­liche Kin­deswohl. Da können sich die Boomer auch nicht beschweren, wenn ihre Kinder ihr Wohl auch im Arbeits­alltag einfordern.

Die Aus­wir­kungen auf die Wirt­schaft werden sich bald zeigen. Viele Geschäfte, Betriebe und Hand­werks­be­triebe wird es bald nicht mehr geben. Heute muss man schon ewig lange warten, bis man einen Hand­werker bekommt, der einem Schäden repa­riert oder Neues instal­liert. In wenigen Jahren wird es all­gemein so sein, dass man sich – wie schon heute viele, die ein bisschen Geschick haben — auf Youtube Tuto­rials anschaut, wie man diese oder jene Hand­werks­arbeit selber machen kann.