Von der Zer­störung der Wohltätigkeit

Wohl­tä­tigkeit, die Bereit­schaft, Men­schen in Not unter die Arme zu greifen, wird derzeit zerstört.
Wie jedes mensch­liche Ver­halten, so kann man auch Wohl­tä­tigkeit als Ver­halten dis­kre­di­tieren, viel­leicht ist “crowding out”, die beste sozi­al­wis­sen­schaft­liche Bezeichnung für das, was sich vor unseren Augen derzeit abspielt: Das Ver­drängen von indi­vi­du­ellen Akten der Wohl­tä­tigkeit einfach dadurch, dass der Miss­brauch zu offen­kundig geworden ist.
  • Miss­brauch in Form von ver­meint­lichen Asyl­be­werbern, die unter keinem Blick­winkel auf das Asyl­recht einen Anspruch gelten machen können, aber dennoch als “Asyl­be­werber” und nicht als illegale Migranten oder als Wirt­schafts­mi­granten oder schlicht Gold­gräber ver­kauft werden sollen.
  • Miss­brauch in Form von Schma­rotzen an Wohl­tä­tigkeit, nicht nur durch eine bequeme Lage in der sozialen Hän­ge­matte, die von “Rot-Grün-Gelb” intensiv aus­ge­blüscht wird, sondern vor allem in Form von orga­ni­sierter Bet­telei und orga­ni­siertem Push-Mitleid, wobei Letz­teres den Versuch beschreibt, mit in der Regel frei erfun­denen Geschichten Mitleid und Wohl­tä­tigkeit zu ergaunern.

Beide Formen des Wohl­tä­tig­keits-Miss­brauch werden in den letzten Jahren immer häu­figer, und man muss kein Hell­seher sein um zu wissen, dass auch pro­fes­sio­nelle Wohl­tä­tig­keits-Ver­markter wie Caritas oder Misereor über kurz oder lang eine Zah­lungs­flaute erleben werden, zumal: Wozu soll man Orga­ni­sa­tionen unter­stützen, die in Teilen von Afrika ver­meintlich Gutes tun wollen, wenn Afri­kaner ohnehin in großer Zahl nach Europa migrieren und im Mar­keting von denen, die das positiv bewerten (schon weil sie daran ver­dienen) als die Ärmsten unter den Armen ver­kauft werden, so dass in Afrika ja kaum mehr etwas für Misereor, Brot für die Welt oder Caritas zu tun bleibt – oder?

Wie immer, wenn orga­ni­sierte Inter­essen sich staat­liche Struk­turen zur Geisel nehmen, wird zer­stört, was einst ein funk­tio­nie­render Mecha­nismus war, um Leid zu mindern.

Der fol­gende Brief eines Lesers kann hier exem­pla­risch für die Kon­se­quenzen stehen, die der Wohl­tä­tig­keits-Miss­brauch, der indus­tri­elles Ausmaß ange­nommen hat, nach sich zieht.

“Ich glaube, dass eine Erwar­tungs­haltung bei “Immi­granten” auf­gebaut wird, die sich dann z. B. auch beim Betteln zeigen kann.
Cartoon by Valeriy Chmyriov, from Ukraine

Ich beob­achte seit diesem oder letztem Jahr (genauer erinnere ich mich nicht) einen Mann, der so Mitte 50 sein dürfte, dem Aus­sehen nach aus einem der isla­mi­schen Länder im Nahen oder Mitt­leren Osten stammt, und kein Deutsch ver­steht. Für jemanden, der regel­mäßig im Eingang oder bei den Ein­kaufs­wagen am Super­markt steht, um dort die Kunden anzu­betteln, ist er bemer­kenswert gut gekleidet. Neue Kleidung, sti­lis­tisch zusam­men­passend (also wohl kaum etwas in der Not aus der Alt­klei­der­sammlung Zusam­men­ge­klaubtes), und auch der Wan­der­rucksack sieht neu oder gebraucht, aber in gutem Zustand aus. Da dieser Mann auch fri­siert, gekämmt und gewa­schen aus­sieht, wird er wohl auch irgendwo wohnen. Ja, und es ist bemer­kenswert, dass dieser Mann dann trotzdem jeden anbettelt, der des Weges kommt, und Hand­be­we­gungen macht, die die Bewegung einer Gabel oder eines Löffels zum Mund imi­tiert, so als wäre er am Ver­hungern. Nun kann ich natürlich nicht für alle Kunden sprechen, aber meiner Beob­achtung nach ist die Bereit­schaft zu spenden eher gering, und als ich mit der eben beschrie­benen Hand­be­wegung ange­bettelt wurde, habe ich ver­ächtlich gepffft.

Und dabei habe ich eigentlich früher immer gespendet, einen Euro oder halt etwas zum Essen mit raus gebracht.
Dann hat mich mal ein anderer Kunde auf ban­den­mä­ßiges Betteln auf­merksam gemacht, was wohl in Offenbach/Main ein ver­brei­tertes Phä­nomen ist als in [X]. Und dann gibt es ja noch diese ori­en­ta­lisch aus­se­henden Typen, die durch die S‑Bahn laufen und eine Packung Tempo und einen Zettel neben einen legen. Auf dem Zettel ist ein Herz-Jesu-Bild und ein Text gedruckt, der etwas in der Art aussagt wie “das junge Mädchen XYZ ist krank und braucht eine Operation”.
Und mitt­ler­weile überlege ich mir, ob ich über­haupt noch spenden sollte, auch nicht an Stif­tungen wie etwa die Peter-Maffay-Stiftung, denn wer weiß, wo mein Geld dann hingeht. In Kriegs­aus­rüstung für die Ukraine viel­leicht? Oder in die Aus­stattung von “See­not­rettern”, die mir dann nur noch mehr Gold­stücke ins Land bringen?
Im Prinzip spende ich nur noch an Blogs wie Sci­ence­Files, und ich würde an mir bekannte Leute spenden.

Dieser Artikel erschien zuerst hier: sciencefiles.org