Erweist sich Thomas Tuchel in München als Problem?

Blickt man auf die Erfolge des FC Bayern München im letzten Jahr­zehnt, dann scheint in München spie­le­risch alles in Ordnung zu sein. Zahl­reiche Trainer konnten aller­dings in den ver­gan­genen Jahren die hoch­ge­steckten Erwar­tungen nicht erfüllen und mussten gehen.

Thomas Tuchel hatte von Beginn seines Enga­ge­ments an Pro­bleme, an die Leis­tungen seines Vor­gängers Julian Nagelsmann anzu­schließen. Nur mit großem Glück und unter kräf­tiger Mit­hilfe des großen Kon­kur­renten aus Dortmund wurde der FC Bayern München in der ver­gan­genen Saison in letzter Minute Deut­scher Meister. In dieser Saison sollte eigentlich alles besser werden, doch bisher sieht es nicht danach aus. Mit Bayer Lever­kusen ist ein neuer Kon­kurrent her­an­ge­wachsen, der sich auf­macht, den Seri­en­sieger zu ent­thronen. Das Tief des FC Bayern München kommt aller­dings zur Unzeit. Schließlich steht in wenigen Monaten die Fußball-Euro­pa­meis­ter­schaft auf dem Pro­gramm und das vor eigenem Publikum. Vor allem ange­sichts der aktu­ellen Wirt­schafts­krise hoffen die Fans zumindest beim Sport auf Erfolg.

Das Fun­dament wackelt

Der FC Bayern gilt seit jeher als wich­tigster Lie­ferant für die Deutsche Fußball-Natio­nal­mann­schaft. Doch dort finden sich, nicht erst seit der Blamage in Katar, einige Bau­stellen, an denen Bun­des­trainer Julian Nagelsmann bis zum Start der Euro 2024 noch arbeiten muss. Dazu hat sich in den ver­gan­genen Tagen leider eine weitere hin­zu­ge­sellt. Der FC Bayern München erlitt bei seiner Auf­holjagd einen uner­war­teten Rück­schlag. Die Nie­derlage gegen Werder Bremen hat zuletzt den Abstand auf Bayer Lever­kusen weiter anwachsen lassen.

Doch erfah­rungs­gemäß spielt die Deutsche Fußball-Natio­nal­mann­schaft dann am besten, wenn der FC Bayern München zuvor Erfolge feiern konnte. Derzeit sieht es jedoch so aus, als ob es in dieser Saison zu einer Wach­ablöse an der Spitze kommen könnte. Das zeigt sich auch in den Bun­desliga Quoten der Sport­wetten-Anbieter. Dort liegt der Titel­ver­tei­diger aus München nur noch hauchdünn vor dem der­zei­tigen Tabel­len­führer aus Lever­kusen. Sollte der FC Bayern München tat­sächlich die Meis­ter­schaft ver­passen, könnte dies Aus­wir­kungen auf das Team von Julian Nagelsmann haben.

Der Kampf um die Tabellenspitze

Doch aus Münchner Sicht liegt das noch in weiter Ferne. Aktuell kämpft man darum, den Anschluss an die Tabel­len­spitze nicht zu ver­lieren. Bayer Lever­kusen hält sich auch in der Rück­runde an der Spitze, während man in München neu­erlich Punkte ver­geben hat. Die Reaktion von Trainer Thomas Tuchel nach der Nie­derlage zu Hause gegen Bremen sprach Bände. Er habe keine Lust mehr, ver­kündete Tuchel, aller­dings in Bezug auf die Erklärung der Trainingsleistungen.

In seiner Spiel­analyse sprach der Trainer gar von sta­ti­schem Spiel, extrem vielen Ball­ver­lusten und zuge­las­senen Kontern. Damit nicht genug, attes­tierte Tuchel seinen Spielern sogar unsau­beres Zweikampfverhalten.

Harsche Kritik vom Bayern-Boss

In das­selbe Horn blies nach dem Spiel auch der Bayern-Boss Jan-Christian Dreesen, wie die TZ berichtete. Er kri­ti­sierte nicht nur die Spieler unge­wöhnlich deutlich, sondern auch den Trainer. Er sieht das Problem nicht in der Qua­lität des Kaders, was im Umkehr­schluss nur bedeuten kann, dass der Trainer aus seiner Sicht nicht optimal performt.

Das sollte ein Alarm­signal für Tuchel sein. Der galt immerhin als Wunsch­kan­didat des „Bayern-Über­vaters“ Uli Hoeneß. Doch jenes Ver­sprechen, das Tuchel zu Amts­an­tritt abgab, nämlich „gut auf den Verein auf­zu­passen“ ist bisher schlecht gealtert.

Trainer um Trainer mussten gehen

Schon in der Ver­gan­genheit war der Druck auf die Spiel­leiter des FC Bayern München enorm. Nicht weniger als drei der letzten sechs Trainer des Clubs mussten vor­zeitig gehen, weil sie die hohen Ansprüche der Ver­ant­wort­lichen nicht erfüllen konnten. Diese mani­fes­tieren sich seit jeher in Titeln. Dabei gilt das Double, bestehend aus Meis­ter­schaft und DFB-Pokal, beinahe schon als selbstverständlich.

Julian Nagelsmann wurde in den ver­gan­genen Jahren ebenso aus seinem Vertrag ent­lassen, wie Niko Kovač und Carlo Ance­lotti. Doch unter Thomas Tuchel scheint es noch weiter bergab zu gehen. Schließlich verlor seine Mann­schaft zuerst den Supercup und schied dann in der zweiten Runde des DFB-Pokals aus. Lediglich in der UEFA-Cham­pions League schwingen sich die Spieler noch zu Höchst­leis­tungen auf. In diesem Wett­bewerb gelingt es offenbar, die Speicher wieder voll auf­zu­laden. Doch ob dies aus­reicht, um die immer ner­vöser wer­denden Bosse zu besänf­tigen, ist fraglich.

Noch steht und fällt der Erfolg mit der Tref­fer­quote von Superstar Harry Kane. Er erweist sich bisher als letzte Bastion gegen den sport­lichen Abstieg und zeigt sich als wür­diger Nach­folger von Robert Lewan­dowski. Doch ange­sichts der Pro­bleme des Clubs ist man fast gewillt, ihm die Schuld zuzu­schieben. Schließlich läuft Kane seit Anbeginn seiner Kar­riere einem Meis­ter­titel hin­terher. Dass der Titel­sammler FC Bayern München aus­ge­rechnet nach Kanes Wechsel schwä­chelt, scheint seine Serie zu ver­längern. Kanes Fähig­keiten könnten darüber ent­scheiden, ob Thomas Tuchel Trainer bleibt, oder Julian Nagelsmann auf dem Fuße folgen muss.