von Vera Lengsfeld
Zur Zeit wird allerorten „gegen rechts“ demonstriert, wobei der Begriff „rechts“ in wolkiger Unklarheit gehalten wird. Anläßlich von Bert Brechts Geburtstag am 10.2. ist mein Leser Bernd Braun bei Brecht fündig geworden auf der Suche nach einer griffigen Beschreibung, was rechts und was links ist.
Bert Brecht schreibt in seinem „Lied von der Unzulänglichkeit“ in der letzten Strophe:
(1) Der Mensch ist gar nicht gut
(2) drum hau ihn auf den Hut
(3) hast du ihn auf den Hut gehaut
(4) dann wird er vielleicht gut.
(5) Denn für dieses Leben
(6) ist der Mensch nicht gut genug
(7) darum haut ihn eben
(8) ruhig auf den Hut.
Ein Rechter wird dem Satz (1) unumwunden zustimmen. Der Mensch ist gar nicht gut. Das hat Thomas Hobbes auch schon gemerkt. Hobbes schlägt für ein gedeihliches Zusammenleben vor, dass alle Bürger der Gesellschaft individuell auf die Anwendung von Gewalt verzichten und dafür dem Staat das Gewaltmonopol zugestehen. Wegen Satz (1) braucht man zur Absicherung des Systems die Teilung der staatlichen Gewalt. Ich glaube, das beschreibt gut, was rechts ist.
Ein Linker negiert den Satz (1) vehement. Er behauptet, der Mensch sei von Natur aus gut. Dies hat wohl als erster wohl Jean-Jacques Rousseau postuliert. Allerdings merkt auch ein Linker rasch, dass Satz (1) in Wirklichkeit stimmt. Aber er gesteht sich diesen Irrtum niemals ein, sondern greift zu Satz (2) und beginnt mit Versuchen zur Korrektur. In einer Umerziehung verspricht er sich, den neuen Menschen zu schaffen. Dies funktioniert aber leider nicht, denn es widerspricht der menschlichen Natur. Deswegen greift der Linke zu den Sätzen (3) und (4) und wiederholt die Versuche zur Verbesserung mit immer drastischeren Maßnahmen. Bisher sind alle praktischen Versuche erfolglos gewesen und haben immer im Entzug der individuellen Freiheit geendet, im politischen und wirtschaftlichen Ruin. Das hindert einen Linken aber nicht, das Experiment immer wieder zu versuchen. Ich glaube, das beschreibt gut, was links ist.
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