Bildschirmfoto Youtube Video zum "Lied von der Unzulänglichkeit des Lebens"

Was ist rechts, was ist links? Gedanken zum Geburtstag von Bert Brecht

von Vera Lengsfeld

Zur Zeit wird aller­orten „gegen rechts“ demons­triert, wobei der Begriff „rechts“ in wol­kiger Unklarheit gehalten wird. Anläßlich von Bert Brechts Geburtstag am 10.2. ist mein Leser Bernd Braun bei Brecht fündig geworden auf der Suche nach einer grif­figen Beschreibung, was rechts und was links ist.

Bert Brecht schreibt in seinem „Lied von der Unzu­läng­lichkeit“ in der letzten Strophe:

(1) Der Mensch ist gar nicht gut
(2) drum hau ihn auf den Hut
(3) hast du ihn auf den Hut gehaut
(4) dann wird er viel­leicht gut.
(5) Denn für dieses Leben
(6) ist der Mensch nicht gut genug
(7) darum haut ihn eben
(8) ruhig auf den Hut.

Ein Rechter wird dem Satz (1) unum­wunden zustimmen. Der Mensch ist gar nicht gut. Das hat Thomas Hobbes auch schon gemerkt. Hobbes schlägt für ein gedeih­liches Zusam­men­leben vor, dass alle Bürger der Gesell­schaft indi­vi­duell auf die Anwendung von Gewalt ver­zichten und dafür dem Staat das Gewalt­mo­nopol zuge­stehen. Wegen Satz (1) braucht man zur Absi­cherung des Systems die Teilung der staat­lichen Gewalt. Ich glaube, das beschreibt gut, was rechts ist.

Ein Linker negiert den Satz (1) vehement. Er behauptet, der Mensch sei von Natur aus gut. Dies hat wohl als erster wohl Jean-Jacques Rousseau pos­tu­liert. Aller­dings merkt auch ein Linker rasch, dass Satz (1) in Wirk­lichkeit stimmt. Aber er gesteht sich diesen Irrtum niemals ein, sondern greift zu Satz (2) und beginnt mit Ver­suchen zur Kor­rektur. In einer Umer­ziehung ver­spricht er sich, den neuen Men­schen zu schaffen. Dies funk­tio­niert aber leider nicht, denn es wider­spricht der mensch­lichen Natur. Des­wegen greift der Linke zu den Sätzen (3) und (4) und wie­derholt die Ver­suche zur Ver­bes­serung mit immer dras­ti­scheren Maß­nahmen. Bisher sind alle prak­ti­schen Ver­suche erfolglos gewesen und haben immer im Entzug der indi­vi­du­ellen Freiheit geendet, im poli­ti­schen und wirt­schaft­lichen Ruin. Das hindert einen Linken aber nicht, das Expe­riment immer wieder zu ver­suchen. Ich glaube, das beschreibt gut, was links ist.