CNN meldet, dass das 2019 geschlossene Atomkraftwerk Three Miles Island im Bundesstaat Pennsylvania wieder reaktiviert wird. Three Miles Island ist den Amerikanern noch im Gedächtnis, es war die bisher schlimmste atomare Katastrophe in den USA. Und dennoch wird es wieder in Betrieb genommen und verkauft seinen Strom exklusiv an Microsoft.
Ein havariertes AKW wird für Microsoft wieder ans Netz gehen
Three Mile Island ist allerdings nicht irgendein Atomkraftwerk in den USA. Es ist bekannt und einigermaßen berüchtigt für den schwerwiegendsten Atom-Unfall in der Geschichte der Vereinigten Staaten: 1979 kam es in Reaktorblock 2 zu einer teilweisen Kernschmelze, nachdem ein Überdruckventil offen geblieben war und somit Kühlwasser entweichen konnte. Durch den Verlust des Kühlmittels und der verspäteten Entdeckung der Havarie durch die anwesenden Techniker kam es zur Überhitzung des Reaktors und folglich zur automatischen Abschaltung des Reaktors. Die Probleme hörten allerdings nicht auf. Geschlossener Blockventile, welche die anwesenden Mitarbeiter mangels richtigen Trainings, Inkompetenz und falscher Wartung nicht öffnen konnten, waren ein großes Risiko.
Die Temperatur im Inneren des Reaktors stieg, und stieg also – bis zur beginnenden Kernschmelze. Der Druckbehälter blieb zwar intakt, doch ein erheblicher Teil des Reaktorkerns wurde zerstört. Radioaktiv verseuchte Gase gelangten an die Luft, sowie kontaminiertes Wasser in den Fluss Susquehanna. Techniker und Wissenschaftler fürchteten Gasexplosionen. Fünf Tage später konnte das Kühlsystem wieder in Gang gesetzt und der Reaktor verschlossen werden. Die Aufräum- und Reinigungsarbeiten dauerten über zehn Jahre und kosteten etwa eine Milliarde US-Dollar.
Es gab angeblich keine Opfer und auch keine belegbaren Gesundheitsfolgen für Anwohner. Rund 140.000 Menschen mussten vorübergehend ihre Häuser verlassen. Richard Thornburgh, der Gouverneur von Pennsylvania, forderte Schwangere und kleine Kinder auf, die nähere Umgebung des Kraftwerks zu verlassen. Schätzungen zufolge sind zwischen 140.000 und 200.000 Menschen zeitweise geflohen oder wurden evakuiert. Es dauerte sechs Jahre, bis der Reaktor 1 als einziger der Anlage wieder ans Netz gehen konnte. Ob es wirklich keine Opfer gab, bleibt indes immer noch umstritten.
Betrieben wurde das AKW vom US-amerikanischen Energieversorger Constellation. In einer Presseerklärung teilte das Unternehmen, dem das stillgelegte Kraftwerk immer noch gehört, dass für den Strombedarf eine Einheit dieses AKWs wieder in Betrieb genommen werden und im Jahr 2028 ans Netz gehen soll. Ob der aufgepeppte Reaktor wirklich sicher ist, wird nirgends adressiert.
1,6 Milliarden für Modernisierungsarbeiten
Zuvor müssen dazu aber aufwendige Modernisierungsarbeiten durchgeführt werden, die Schätzung beläuft sich auf 1,6 Milliarden US-Dollar. Der dann einsatzbereite Reaktor soll eine Kapazität von 835 Megawatt liefern und dabei komplett CO2-neutral sein.
„Für die Wiederinbetriebnahme sind umfangreiche Investitionen geplant, um die Turbine, den Generator, den Haupttransformator sowie die Kühl- und Kontrollsysteme zu modernisieren. Bevor der Reaktor neu gestartet werden kann, muss die U.S. Nuclear Regulatory Commission nach einer umfassenden Sicherheits- und Umweltprüfung die Genehmigung erteilen. Auch staatliche und lokale Behörden müssen zustimmen. Zusätzlich wird Constellation einen Antrag stellen, um die Betriebserlaubnis der Anlage bis mindestens 2054 zu verlängern. Der Start des „Crane Clean Energy Center“ ist für 2028 geplant.“
Tausende Arbeitsplätze und um 16 Milliarden $ steigendes BIP
Neben der Befriedigung des Stromhungers von Microsoft bietet das wieder fit gemachte Atomkraftwerk auch 3.400 neue Arbeitsplätze für die Region. Und das regionale BIP soll um 16 Milliarden US-Dollar steigen.
„Das CCEC wird über Jahrzehnte hinweg Tausende von familienfreundlichen Arbeitsplätzen unterstützen“, sagte Rob Bair, Präsident des Pennsylvania State Building and Construction Trades Council. „Es wird Pennsylvania helfen, ein führender Standort für zuverlässige, saubere Energiejobs zu werden, die die Zukunft prägen werden.“
Dem neuen Reaktor von Harrisburg sollen weitere CO2-neutrale Energiequellen folgen, so dass Microsoft bis 2030 vollständig mit ausschließlich „Grüner Energie“ versorgt ist. Microsoft als einer der „Global Player“ und Klimabewegten will und darf ja keinesfalls mit anderer, als CO2-neutraler Energie arbeiten – und da die KI (künstliche Intelligenz) eines der ganz großen Projekte der Globalisierung (und letztendlich der Eine-Welt-Regierung) ist, muss eben ein Atomkraftwerk her.
Der Vertrag zwischen Microsoft und der Betreiberfirma Constellation läuft über 20 Jahre. Microsoft nimmt in dieser Zeit die gesamte produzierte Strommenge von 837 Megawatt ab. Über den Einkaufspreis für den Strom herrscht ein Stillschweigeabkommen.
Die Künstliche Intelligenz verbraucht enorm viel Strom
Die Seite WindowsArea ist von all dem begeistert und jubelt:
„Während man in Europa dieser Tage viel über die Energiewende spricht und KI nicht sonderlich positiv zur Bilanz beiträgt, so nimmt Microsoft nun die Strom-Herstellung in die eigene Hand. Um den wachsenden Energiebedarf seiner KI-Rechenzentren zu decken, wird man auf Strom aus dem stillgelegten und sehr bekannten Atomkraftwerk Three Mile Island beziehen.“
Das ZDF schreibt:
„Microsoft ist aktuell ein Vorreiter beim Einsatz Künstlicher Intelligenz. Der Windows- und Office-Konzern verbündete sich mit dem ChatGPT-Erfinder OpenAI und integriert die Technologie hinter dem Chatbot in praktisch alle seine Produkte. KI bringt aber einen hohen Energiebedarf in Rechenzentren mit sich. Das kollidiert mit den Klimazielen der Tech-Unternehmen. Die Firmen versuchten bisher, auf erneuerbare Energien umzusteigen und ansonsten ihren Ausstoß des klimaschädlichen CO2 etwa durch Baumpflanzungen auszubalancieren. Microsoft kündigte Anfang 2020 an, bis zum Jahr 2030 seine CO2-Emissionen mehr als auszugleichen. Bis 2050, so versprach es Microsoft, solle auf diese Weise sogar der gesamte Kohlendioxid-Ausstoß des Unternehmens seit der Firmengründung ausgeglichen werden.“
Doch entgegen den vollmundigen Traumzielen der CO2-Neutralität sorgte der aufkeimende Boom der Nutzung künstlicher Intelligenz für eine Steigerung des Energiehungers der Tech-Konzerne: Schätzungen zufolge, so das ZDF, verbraucht eine Anfrage bei ChatGPT zwischen sechs und zehnmal mehr Energie als eine klassische Google-Suche.
Nur AKWs liefern zuverlässig Strom und kein CO2
Aber, wenn man doch so grün und CO2-neutral sein will, warum dann den bösen Atomstrom, wenn es doch Solar und Wind gibt? Die Antwort ist korrekt und völlig richtig, zieht aber unseren Ideologie-Grünen die Hosen auf die Knöchel herunter:
„Microsoft-Manager Bobby Hollis verwies in einem Gespräch mit dem Finanzdienst Bloomberg auch darauf, dass die Energieproduktion von Windrädern und Solaranlagen schwanken könne, während sie bei Atomkraftwerken gleich bleibe – und einen Kunden brauche, der den Strom abnehmen könne. “Wir laufen rund um die Uhr, sie laufen rund um die Uhr”, sagte Hollis.
Und: „Diese Vereinbarung ist ein wichtiger Meilenstein in Microsofts Bemühungen, das Stromnetz zu dekarbonisieren und unser Ziel zu unterstützen, CO2-negativ zu werden. Microsoft arbeitet weiterhin mit Energieanbietern zusammen, um CO2-freie Energiequellen zu entwickeln, die den Kapazitäts- und Zuverlässigkeitsanforderungen des Stromnetzes gerecht werden.“
Aber Deutschland, mit den modernsten AKWs, baut sie alle wieder ab
2000 beschloss die Bundesregierung unter Bundeskanzler Dr. Angela Merkel den Atomausstieg auf Bundesebene. Die Novellierung des Atomgesetzes trat 2002 in Kraft. Nachdem der Bundestag angesichts der drohenden Energieschwierigkeiten im Jahr 2010 zunächst noch längere Laufzeiten für Atom-Meiler verabschiedet hatte, beschloss er dann doch 2011 – als Reaktion auf die Nuklearkatastrophe von Fukushima – dass bis 2022 das letzte der damals noch sieben Atomkraftwerke ebenfalls vom Netz gehen muss. Außerdem wurden die acht vorläufig geschlossenen Kraftwerke stillgelegt.
Während Deutschland seitdem immer grüner und moralisch sauberer wird, aber eben die weltweit höchsten Energiepreise bei gleichzeitiger Versorgungs-Instabilität trotz hoher Stromimporte hat, bauen die Asiaten top-moderne Atomkraftwerke, die noch sicherer sind als alle bisherigen Atomkraftwerke. Das macht ihre Industrien robust, bietet Unternehmen und Bürgern preiswerte Energie und sorgt für ein stabiles BIP. Damit produzieren AKWs jetzt mehr als zehn Prozent der weltweiten Energie, 2013 waren es noch 4,8 Prozent.
Wir hier in Deutschland torkeln in eine extrem teure Energieunsicherheit, die besonders den mittelständischen und kleinen Unternehmen die Luft zum Atmen nimmt.
In den USA geht man, wie schon beschrieben, rustikaler mit dem Thema um. Constellation-Chef Joe Dominquez sagte, die Anlage auf Three-Miles-Island könne 2027 wieder laufen, wenn bis dahin die Einspeisung ins Stromnetz geklärt werde. Der Konzern hatte den Reaktor 2019 mit der Begründung stillgelegt, dass dessen Betrieb unwirtschaftlich geworden sei.
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