Ein Mitarbeiter eines chinesischen Investmentfonds hat wohl tatsächlich mehr als 2.000 Ether, das sind – je nach Bericht – ca. 5,5 Millionen Euro ausgegeben, um eine Nachricht auf die Ethereum Blockchain zu setzen. Er will davor warnen, dass Gehirn-Chips-Waffen zur Gedankenkontrolle eingesetzt werden und behauptet, er sei schon als Kind eine Versuchsperson für Gehirn-Computerwaffen gewesen. Dann spendete er noch große Summen an Wikileaks und „verbrennt“ einen Teil.
Das alles ist ein ziemlich kruder Brocken und wenn selbst die Krypto-Afficiados sich am Kopf kratzen, dann werden Normalsterbliche das gar nicht so richtig einordnen können. Der seltsame Robin Hood der Kryptowelt will auf diese Weise mitteilen, dass das chinesische Militär Nano-Gehirn-Computerchips zu Kontrolle der Bevölkerung einsetze. Nun, niemand wird behaupten, dass das technisch unmöglich ist. Andererseits klingt das Ganze nach einem Durchgeknallten. Doch dieser Durchgeknallte verfügt ganz offensichtlich über sehr hohe Fähigkeiten Kenntnisse und Geld, sonst hätte er so eine Aktion nicht durchziehen können.
Ein anonymer Programmierer unter dem Pseudonym „Hu Lezhi“ spendet zwei Millionen $ an WikiLeaks
Der Mann spendete unter dem Namen „Hu Lezhi“ satte zwei Millionen Dollar in Ether an WikiLeaks. Diese Spende kam zwischen dem 10. und dem 17. Februar in mehreren Teilüberweisungen bei Wikileaks an und hier platzierte er auch diese Nachricht über den Einsatz von Gehirn-Computer-Chips durch das chinesische Militär zur Manipulation von ganz normalen chinesischen Bürgern. In dieser Mitteilung schrieb er:
„Ich bin Hu Lezhi, ein gewöhnlicher Programmierer und Unternehmer. Im Oktober 2022 wurde mir klar, dass ich seit meiner Geburt von einer Gehirnkontrollorganisation überwacht und manipuliert werde. Als ich von der Existenz dieser Organisation erfuhr, verstärkten sie ihren Schaden an mir. Die letzten zwei Jahre waren äußerst schmerzhaft, und ich habe nun jede Würde als Mensch verloren. Ich habe beschlossen, diese Welt zu verlassen und hoffe, dass diese hässliche Welt bald zerstört wird.“ Und weiter: „Gehirn-Computer-Chips werden in großem Umfang militärisch eingesetzt. Alle Militärmächte nutzen Basisstationen, Radios und Nano-Gehirn-Computer-Chips, um sämtliche Bürger zu kontrollieren.“
„Hu Lezhi“ beschuldigte in dieser Nachricht auch zwei Hedgefonds-Manager, die Chefs des chinesischen Unternehmens „Kuande Investment“ (im Westen eher als WizardQuant bekannt) der Verwendung von Gehirnchips und nannte sie auch beim Namen: Feng Xin und Xu Yuzhi. Aber auch sie selbst seinen von diesen Gehirnchips kontrolliert.
Hier ein Screenshot der Webseite mit Feng Xin und Xu Yuzhi:
Die Insider-Seite „Cointelegraph“ soll die beiden Herren um eine Stellungnahme wegen dieser Anschuldigungen um eine Stellungnahme gebeten haben, erhielten jedoch keinerlei Reaktion.
Das Krypto-Nachrichenportal „The Block“ bemühte sich ebenfalls, einen Kontakt zu dem Hedgefonds zubekommen. Eine E‑Mail an die Presseabteilung der „Kuande Investment“ kam Unternehmens-Webseite zurück als „nicht zustellbar“, die Telefonnummer auf der war auch ungültig.
Token-Burn – eine Art „Brandopfer“, um den Wert zu steigern
Der angeblich bei Geburt gehirngechipte Programmierer warnte vor neuen Verbrechen durch die Gehirn-Computer-Schnittstellen und überwies auch noch 603 ETH (200.000 $) an die Ethereum-Burn-Adresse (eine Ether-Verbrennungs-Adresse). Warum gibt es denn so etwas?
Das ist ein ganz spezielles Mittel zum Werterhalt – oder Wertsteigerung – einer Kryptowährung. Das macht man eigentlich in allen Kryptowährungen so. Unverkaufte „Coins“ werden am Ende der Neuausgabe von Kryptos, dem sogenannten Initial Coin Offering (ICO) vernichtet, um einem Werteverfall entgegenzuwirken. Damit sorgt man für eine Verknappung des gesamten Angebots an „Coins“ oder „Tokens“ auf dem Markt. Die zu vernichtenden Coins werden dazu an eine sogenannte „Eater-Adresse“ überwiesen, zu denen es keinen Zugang, also keine „Keys“ gibt. Also gehen alle Coins oder Tokens unwiderruflich verloren und sind nicht mehr im Umlauf. Ja, offensichtlich folgen auch Kryptowährungen den Prinzipien einer Marktwirtschaft, der Waage von Angebot und Nachfrage. Bei der Kryptowährung Bitcoin ist die Menge von 21 Millionen Bitcoins die absolute Obergrenze, mehr darf und wird es nicht geben.
Nicht selten geht bei Krypto-Usern auch mal der Rechner kaputt und wer seinen Schlüssel zu seinem Bitcoin-Portemonnaie, dem sogenannten „Wallet“ verloren hat, der kommt auch nicht mehr dran. Futsch ist futsch und reduziert das Krypto-Coin-Volumen zusätzlich.
Da komplett alle Transaktionen aufgezeichnet werden und nachvollziehbar sind, weiß die Krypto-Öffentlichkeit in Echtzeit Bescheid.
Ein bisschen kann man es mit Gold vergleichen. Wenn man es ganz besonders tief vergraben hat und nicht mehr dran kann, vielleicht verstorben ist und niemandem gesagt hat, wo es liegt, ist es verloren. Nur dass es vielleicht tausend Jahre später irgendein Archäologe oder ein Baukran wiederfindet. Das geht bei Kryptowährungen natürlich nicht.
Auf X hat sich ein Herr Abbas Khan mit den Botschaften des Programmierers „Hu Lezhi“ auseinandergesetzt:
Dived deep into this and it seems to be deeper than it is.
It started 7 days ago and this address burnt 33 ETH with the following message:
“There is a new mode of crime in which the victim is gradually deprived of his senses of desire until he becomes a complete slave to the… https://t.co/eaNygNQmBV pic.twitter.com/fL0QUfyjRI
— Abbas Khan (@KhanAbbas201) February 17, 2025
Übersetzung der Nachricht des „Hu Lezhi“:
„Es gibt eine neue Art des Verbrechens, in der das Opfer allmählich seiner Sinne und Wünsche beraubt wird, bis er ein vollständiger Sklave der digitalen Maschine wird, und wenn ich eines Tages ein Opfer der letzten Phase werde, werde ich die Welt verlassen.“
Vor 2 Tagen hat diese Adresse weitere 70 ETH mit dieser Nachricht verbrannt:
„Mit der Weiterentwicklung der Gehirn-Computer-Schnittstelle und der Gedankenlese-Technologie gibt es eine neue Art der Kriminalität, bei der wilde Tiere zu Marionetten oder vollständigen Sklaven der digitalen Maschine werden.“
Ist Hu Lezhi ein Spinner? Oder war der Plan, an WikiLeaks zu spenden verdammt schlau?
Viele interpretieren die Passage „werde ich die Welt verlassen“ so, dass Hu Lezhi schon Selbstmord begangen habe. Wie treffend die chinesischen Worte von ihm übersetzt wurden, ist schwer zu beurteilen. Die eine Version:
„Ich habe beschlossen, diese Welt zu verlassen und hoffe, dass diese hässliche Welt bald zerstört wird“ oder „und wenn ich eines Tages ein Opfer der letzten Phase werde, werde ich die Welt verlassen.“
Die Reaktionen im Netz sind sehr unterschiedlich. Die einen halten Hu Lezhi für jemanden, der sich in eine Theorie verrannt hat und wohl übergeschnappt ist. Andere sehen hinter seinem Reichtum und der Tatsache, dass er sich dessen auf so besondere Weise entledigt hat, dass er ein hochintelligenter Mensch war, sehr fähig und erfolgreich und nicht nur ein „gewöhnlicher Programmierer“. Und, dass er, wie ich vermute, damit einen verdammt klugen Plan verfolgt.
Denn vielleicht kann ja Wikileaks Licht ins Dunkel bringen. Das könnte ja gerade die Absicht seiner Spende an das Aufdeckungsportal sein, WikiLeaks genug Geld zu geben, damit sie sich hinter diese Anschuldigungen von „Hu Lezhi“ klemmen und die ganze Sache mit den Gehirnchips aufklären.
Nicht nur das … und mich wundert, dass da keiner drauf kommt: Dadurch, dass Herr Hu Lezhi so öffentlichwirksam an WikiLeaks gespendet hat, stürzen sich Medien und Insider drauf. Das Ding ist weltweit viral gegangen! Und damit zeigt er ja vielen Leuten – die vielleicht etwas wissen von den Gehirnchips, aber keinen Weg sehen, es an die Öffentlichkeit zu bringen – einen Ansprechpartner in WikiLeaks: Wer etwas weiß, kann sich dort melden. WikiLeaks hat schon mehr als einmal Standfestigkeit und großen Mut bewiesen und verfügt über ein weltweites Netz von Möglichkeiten, die Leute zu schützen, die ihnen etwas anvertrauen.
Es wird dauern, aber wenn das wahr ist, was Herr Hu Lezhi behauptet, wird es vielleicht herauskommen, weil WikiLeaks sich auf die Fährte gesetzt hat. Wir dürfen gespannt sein.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.