Die GroKo genannte Min­der­heits­re­gierung im Größenwahn

Wir können auf­atmen. Ab sofort werden wir nicht mehr von Was­ser­stands­mel­dungen über die Ver­hand­lungen genervt. Es muss nicht mehr spe­ku­liert werden, was hinter ver­schlos­senen Türen aus­ge­heckt wird. Es werden keine Fotos durch Fenster von Ver­hand­lungs­zimmern mehr geschossen, jeden­falls vor­läufig nicht. Es lagern nicht mehr hun­derte Jour­na­listen vor den hei­ligen Ver­hand­lungs­hallen, die ver­suchen, aus Blicken und Satz­fetzen der Ver­handler, die sich kurz vor der Tür zeigen, wie im Kaf­feesatz zu lesen. Jetzt kann man den Koali­ti­ons­vertrag lesen und seine schlimmsten Befürch­tungen bestätigt finden.
Merkel – „Ich kann nicht erkennen, was wir jetzt anders machen müssen“- bleibt Kanz­lerin, See­hofer, der Ober­um­faller, wird Innen­mi­nister und Schulz – „In eine Regierung von Angela Merkel werde ich nicht ein­treten“ – traut sich tat­sächlich, auf das Außenamt zuzu­greifen. Welches Signal geht von diesem Trio aus? Hei­teres Raten, wer von den Dreien das Ver­trauen der Bürger am meisten ver­spielt hat? Diese Tri­um­virat steht für macht­geilen Oppor­tu­nismus, nicht für Aufbruch.
Angeblich will die GroKo Deutschland „zukunftsfest“ machen. Wie eine Zukunft aus­sehen soll, in der weiter nach Guts­her­renart Recht und Gesetz außen vor bleibt, wenn es den Macht­habern beliebt, kann sich jeder aus­rechnen, der seinen Ver­stand noch gebrauchen kann. Merkels Hippie-Staat wird verstetigt.
Der Koali­ti­ons­vertrag ist ein Dokument des Grö­ßen­wahns, der Selbst­über­schätzung und der Realitätsverweigerung.
Schon der Beginn der Prä­ambel beweist das:
„Wir erleben neue poli­tische Zeiten mit viel­fältige Her­aus­for­de­rungen für Deutschland – sowohl inter­na­tional als auch national. Deutschland ist weltweit ein aner­kannter Partner, aber nur mit einem neuen Auf­bruch für Europa wird Deutschland lang­fristig Frieden, Sicherheit und Wohl­stand garan­tieren können.“
Da dreht unsere GroKo genannte Min­der­heits­re­gierung am ganz großen Rad!
Damit das auch klappt mit der Garantie soll es in Deutschland eine „neue Dynamik“ geben. Denn nur „Unsere heutige wirt­schaft­liche Stärke eröffnet die Chance, Gerech­tigkeit lang­fristig zu sichern.“ Was man unter „Gerech­tigkeit“ ver­steht, wird ganz klar gemacht. Die GroKo will „nach­hal­tiges und inklu­sives Wachstum, dessen Erträge allen zugu­te­kommen“. Also egal, ob man arbeitet und sich anstrengt oder es vor­zieht, sich in der sozialen Hän­ge­matte aus­zu­ruhen, am Ende sollen alle das Gleiche haben.
Am sub­op­ti­malen Wahl­er­gebnis haben die Groß­ko­ali­tionäre gemerkt, dass die „Men­schen unzu­frieden und ver­un­si­chert“ sind. Dem wollen sie mit „Mut zur poli­ti­schen Ver­än­derung“ und mit „mutigen Zielen“ begegnen. Aller­dings sucht man beides im Vertrag ver­geblich, abge­sehen von dem Mut, Steu­ergeld für alles und jedes raus­zu­schmeißen, neue Posten und Pöstchen zu schaffen.
Abge­sehen von einer wei­teren Auf­blähung des Polit­ap­pa­rates, soll es beherzt weiter gehen, wie bisher. Die „Ener­gie­wende“ wird unge­bremst fort­ge­setzt, um Deutschland zur „ener­gie­ef­fi­zi­en­testen Volks­wirt­schaft der Welt“ zu machen. Aller­dings, wird ver­schämt am Rand ver­merkt, dass ange­strebt wird, sie „netz­syn­chroner und zunehmend markt­ori­en­tierter“ zu machen. Außerdem ver­spricht man „stärkere Berück­sich­tigung des Natur­schutzes und von Bür­ger­inter­essen“ bei der künf­tigen Ver­spar­gelung der Landschaft.
Außerdem wird ein „Pla­nungs­be­schleu­ni­gungs­gesetz“ in Aus­sicht gestellt. Ein neues Gesetz ist allemal bequemer als Abbau von büro­kra­ti­schen Hürden.
Dass Deutschland eines der sichersten Länder der Welt ist, hatte uns der Noch-Innen­mi­nister de Mai­zière bereits ver­kündet. Wozu braucht es dann die „best­mög­liche Sicherheit“, die uns im Koali­ti­ons­vertrag ver­sprochen wird?
Die Ein­wan­derung soll kei­neswegs gebremst, sondern lediglich „geordnet und besser gesteuert“ werden. Man wolle „Inte­gration umfas­sender fordern und unter­stützen“. “Damit geben wir Antwort auf inter­na­tionale Migra­ti­ons­be­we­gungen auf der einen Seite und den Fach­kräf­te­bedarf in Deutschland auf der anderen Seite.“
Was aber, wenn die zu Inte­grie­renden diese For­derung schlicht ablehnen, weil sie ihre eigenen Vor­stel­lungen haben, wie sie hier leben wollen? 
Statt endlich wirklich Klartext zu reden, was die Ein­wan­derung betrifft, wird weiter ver­nebelt und zusam­men­ge­rührt, was nicht zusammen gehört. Kriegs­flücht­linge und poli­tisch Ver­folgte sind eben nicht dazu da, unseren Arbeits­markt zu ent­lasten. Umge­kehrt ist das Asyl­recht nicht dafür gemacht, Arbeits­kräfte zu rekrutieren.
Weil sie es in Deutschland nicht auf die Reihe kriegt, will die GroKo „weltweit zu bes­seren Lebens­be­din­gungen bei­tragen“ und „Frieden wie­der­her­stellen und sichern“. Mit einer Bun­deswehr, die von der alten und neuen Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terin so rui­niert wurde, dass sie jetzt förmlich auf Schrott sitzt, wird das kaum zu machen sein. In der Ver­gan­genheit war es schon immer schwie­riger, unsere Sol­daten nach dem Einsatz wieder nach hause zu holen, weil es keine Flug­zeuge gab.
Aber, diesen Satz liebe ich besonders, die Bevöl­kerung soll wieder Ver­trauen zur Regierung fassen weil „die das Richtige tut“. Wir bekommen eine Regierung, die sich von vorn­herein selbst bescheinigt, dass sie keine Fehler macht. Wer stets „das Richtige“ tut, kann auch nicht kri­ti­siert werden. Ver­trauen in die Partei- und Staats­führung ist die den „Men­schen“ einzig erlaubte Haltung.
Was bietet uns die GroKo als „das Richtige“?
Sie will eine füh­rende Rolle (weltweit?) im Kampf um das Tierwohl ein­nehmen. Wir dürfen uns auf ein Tier­wohl­label freuen, das dem­nächst ein­ge­richtet wird. Dafür braucht man jede Menge neue Tier­wohl­ex­perten, die unsere Land­wirte ent­spre­chend kon­trol­lieren. Wenn dann die hei­misch erzeugten Pro­dukte den Bedarf nicht mehr decken, wird eben impor­tiert aus Ländern, die kein Tier­wohl­label haben.
Man kennt das vom Strom­markt. Wenn sich alle Wind­räder drehen, „expor­tieren“ wir Strom, indem wir dafür bezahlen, dass er in aus­län­dische Netze gedrückt werden darf. Herrscht Wind­flaute, wird teuer impor­tiert – Atom­strom aus Frank­reich oder Russland.
Neben den Tier­wohl­ex­perten wird es auch eine neue Ren­ten­ex­per­ten­runde geben, die für „Ren­ten­sta­bi­lität“ sorgen soll. Zwar kann die Ren­ten­sta­bi­lität nur abge­si­chert werden, wenn genügend Über­schuss erzeugt wird, der ver­teilt werden kann. In der gesetz­lichen Rente spart ja nicht jeder selbst für sein Alter, sondern seine Bei­träge werden sofort für die aktu­ellen Aus­zah­lungen ver­früh­stückt. Die Ren­ten­kasse ist so in Not, dass die Aus­zah­lungen für den Monat immer am aller­letzten Tag des­selben erfolgen. Aber wie heißt es so schön? „Wenn man nicht mehr weiter weiß, bildet man einen Arbeits­kreis“. Eines ist sicher: Mit der GroKo wird die Ren­ten­sta­bi­lität nicht kommen.
Ach ja, es wird auch einen „Sta­bi­litäts- und Wachs­tumspakt“ geben. Ein wei­teres büro­kra­ti­sches Monster, das ver­waltet werden will.
Worauf es der GroKo, die auf die best­ge­füllten Steu­er­kassen der Nach­kriegs­ge­schichte zugreifen kann vor allem ankommt ist Ver­hin­derung von Steu­er­betrug, ‑hin­ter­ziehung und ‑ver­meidung. Das sollten sich alle genau ansehen, die es gewohnt sind, die legalen Steu­er­spar­mo­delle zu nutzen. Auch in der von Dop­pe­lungen angeblich gerei­nigten Fassung des Koali­ti­ons­ver­trags steht schon auf den ersten zwanzig Seiten drei Mal die Androhung, Steu­er­sünder zu jagen. Steu­er­geld­ver­schwendung ist nach wie vor kein Thema für eine Regierung, die stets „das Richtige“ tut.
Der Koali­ti­ons­vertrag trüge eine deut­liche sozi­al­de­mo­kra­tische Hand­schrift, ver­sucht man den SPD-Genossen, die ihn dem­nächst absegnen sollen , ein­zu­reden. Dabei sind die wich­tigsten For­de­rungen des Son­der­par­teitags der SPD nicht wirklich erfüllt worden. Weder gibt es eine Bür­ger­ver­si­cherung, noch ist wirklich Schluss mit den grundlos befris­teten Arbeits­ver­trägen. Dabei wäre es ein leichtes , die im öffent­lichen Dienst, wo sie am häu­figsten vor­kommen, einfach zu ver­bieten. Das würde erheb­liche Pro­bleme bereiten, weshalb die sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Unter­händler nicht ver­handelt haben, „bis es quietscht“. Das Einzige, was erreicht wurde, sind neue Pfründe für die Genossen. Die werden sich bei der wei­teren Arbeit am „Projekt unter 10%“ noch als nützlich erweisen.
Den CSU-Wählern wird mit Hilfe der Medien vor­ge­gau­ckelt, es gäbe beim Zuzug eine Ober­grenze. Um diesen Betrug nicht gleich auf­fliegen zu lassen, wurde der Fami­li­en­nachzug für „Flücht­linge“ mit sub­si­diärem Schutz bis zum 31. Juli aus­ge­setzt. Nach der Bay­ernwahl werden die Schleusen dann end­gültig geöffnet und Horst See­hofer kann sagen, er ist dafür ver­ant­wortlich gewesen.
Auf die Union musste kei­nerlei Rück­sicht genommen werden. Die Partei hat dem ein­zigen Ziel, Merkel eine vierte Kanz­ler­schaft zu ver­schaffen, koste was es wolle, nie wirklich wider­sprochen. Die wenigen kon­ser­va­tiven Aus­nahmen bestä­tigen die Regel. Es gab eine kurze Schreck­se­kunde, weil selbst das Finanz­mi­nis­terium auf­ge­geben wurde. Trotzdem wird die Zustimmung beim Par­teitag glatt durchgehen.
Das vierte Kabinett Merkel ist eine solche Zumutung, dass selbst die Main­stream-Medien nur sehr schaum­ge­bremst jubeln. Die GroKo kreißte und brachte eine Miss­geburt zur Welt.
Ver­trauen in diese Regierung wird sich nicht her­stellen. Wo wir in vier Jahren stehen werden, ist mehr als ungewiß. Merkels Ehemann Sauer soll sich einen Rück­zugsort in Paraguay zugelegt haben.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt? 

 
Vera Lengsfeld — vera-lengsfeld.de