招き猫 - Maneki Neko - By: mr.beaver - https://www.flickr.com/photos/mr_beaver/5088563629 - CC BY-NC 2.0

„China ver­liert den neuen Kalten Krieg“

Ohne Zweifel will Donald Trump den Auf­stieg Chinas bremsen und zielt darauf ab, das Land an einem wunden Punkt zu treffen (hohe Schulden, nicht­ba­lan­ciertes Wachstum, schlechte Demo­grafie). Zum anderen stellt sich die Frage, ob China wirklich zu einem Rivalen der USA werden kann. Zumindest mit Blick auf die Rüs­tungs­aus­gaben ist mir ein Beitrag der FINANZ und WIRT­SCHAFT auf­ge­fallen, der hier erheb­liche Fragen aufwirft:

  • Zunächst zu den Lehren, die die chi­ne­sische Regierung aus dem Zerfall der Sowjet­union gezogen hat: „Ent­scheidend für poli­tische Legi­ti­mität ist eine starke Wirt­schafts­leistung. Dass sich die Partei in den ver­gan­genen Jahr­zehnten auf die Stei­gerung des BIP-Wachstums kon­zen­trierte, hat zu einem Wirt­schafts­wunder geführt. Das nominale Pro-Kopf-Ein­kommen stieg von 333 $ im Jahr 1991 auf 7329 $ im ver­gan­genen Jahr. Dies ist der bei weitem wich­tigste Grund dafür, warum sich die KPC an der Macht halten konnte.“
    Stelter: Klar, das gilt überall, auch bei uns, wenn auch auf anderem Niveau.
  • „(…) die Sowjet­po­li­tiker haben nicht nur die Wirt­schaft ver­nach­lässigt, sondern auch noch andere Fehler gemacht. Sie gerieten in ein teures Wett­rüsten mit den USA, das sie nicht gewinnen konnten. Zudem über­schätzten sie ihre impe­rialen Mög­lich­keiten, indem sie Geld und Res­sourcen an Regimes ver­teilten, die wenig stra­te­gi­schen Wert besassen (…) China (…) ris­kiert (…), diese kata­stro­phalen Fehler zu wie­der­holen.“
    Stelter. Da hört man doch auf, wenn man das liest.
  • „(…) das offi­zielle Ver­tei­di­gungs­budget des Landes – mit etwa 175 Mrd. $ – nur etwa ein Viertel des 700-Mrd.-$-Budgets, (…) die tat­säch­lichen chi­ne­si­schen Mili­tär­aus­gaben werden viel höher geschätzt (…)  etwa 228 Mrd. $ für sein Militär aus.“
    Stelter: was immer noch viel weniger ist.
  • „(…) die stetige Stei­gerung der Mili­tär­aus­gaben (…) bedeutet, dass das Land bereit ist, sich auf einen langen Zer­mür­bungs­kampf mit den USA ein­zu­lassen. Aber die chi­ne­sische Wirt­schaft kann gar nicht genug Res­sourcen bereit­stellen, um an dieser Front erfolg­reich zu sein. Hätte China eine hoch effi­ziente Wirt­schaft und ein nach­hal­tiges Wachs­tums­modell, könnte es sich ein gemäs­sigtes Wett­rüsten mit den USA viel­leicht leisten. Aber keins von beiden ist vor­handen.“
    Stelter: Das habe ich mit Blick auf China auch früher diskutiert.
  • „(…) Chinas Wachstum (wird) wahr­scheinlich an Dynamik ver­lieren. Gründe dafür sind die schnelle Alterung der Bevöl­kerung, hohe Schulden, Fäl­lig­keits­dis­kre­panzen und der eska­lie­rende Han­dels­krieg mit den USA. Darüber hinaus mag die chi­ne­sische Wirt­schaft zwar viel effi­zi­enter als die damalige sowje­tische sein, aber sie ist nicht annä­hernd so effi­zient wie die ame­ri­ka­nische. Der Haupt­grund dafür ist der anhal­tende Ein­fluss der staats­ei­genen Betriebe des Landes, die die Hälfte der Bank­kredite in Anspruch nehmen, aber nur 20% der Wert­schöpfung und der Arbeits­plätze schaffen.“
    Stelter: Leuchtet ein, wird aber nicht immer so klar ausgesprochen.
  • „Vor etwa zehn Jahren, als massive Han­dels­über­schüsse harte Wäh­rungen ins Land spülten, begann Peking, teure Ver­pflich­tungen im Ausland zu über­nehmen und «alli­ierte» Schnorrer zu finan­zieren. Das wich­tigste Bei­spiel dafür ist die viel gepriesene Gürtel-und-Strasse-Initiative, ein 1‑Bio.-$-Programm, dessen Schwer­punkt auf dem schul­den­fi­nan­zierten Aufbau von Infra­struktur in Ent­wick­lungs­ländern liegt.“
    Stelter: Es ist dennoch relativ zu Europa eine sehr wichtige Initiative zur Sicherung künf­tiger Märkte.
  • „Ein noch deut­li­cheres Bei­spiel impe­rialer Über­schätzung sind Chinas gross­zügige Hilfs­zah­lungen an Länder, die kaum Gegen­leis­tungen bringen können (…)  Kam­bo­dscha, Kamerun, die Elfen­bein­küste, Kuba, Äthiopien und Sim­babwe (haben) zwi­schen 2000 und 2014 gemeinsam 24,2 Mrd. $ an chi­ne­si­schen Zuwen­dungen oder stark sub­ven­tio­nierten Kre­diten erhalten. Angola, Laos, Pakistan, Russland, Turk­me­nistan und Vene­zuela kamen in dieser Zeit sogar auf 98,2 Mrd. $. Jetzt hat China ver­sprochen, den neuen chi­ne­sisch-paki­sta­ni­schen Wirt­schafts­kor­ridor mit Kre­diten in Höhe von 62 Mrd. $ aus­zu­statten.“
    Stelter: Ich denke, das sind Neben­schau­plätze. Das Ent­schei­dende ist, dass sich die chi­ne­sische Wirt­schaft eine Rüstung auf Höhe der USA nicht leisten wird können. Tech­no­lo­gisch dürfte es kein Problem sein.

Dr. Daniel Stelter — www.think-beyondtheobvious.com
fuw.ch: „China ver­liert den neuen Kalten Krieg“, 18. Sep­tember 2018