Ohne Zweifel will Donald Trump den Aufstieg Chinas bremsen und zielt darauf ab, das Land an einem wunden Punkt zu treffen (hohe Schulden, nichtbalanciertes Wachstum, schlechte Demografie). Zum anderen stellt sich die Frage, ob China wirklich zu einem Rivalen der USA werden kann. Zumindest mit Blick auf die Rüstungsausgaben ist mir ein Beitrag der FINANZ und WIRTSCHAFT aufgefallen, der hier erhebliche Fragen aufwirft:
- Zunächst zu den Lehren, die die chinesische Regierung aus dem Zerfall der Sowjetunion gezogen hat: „Entscheidend für politische Legitimität ist eine starke Wirtschaftsleistung. Dass sich die Partei in den vergangenen Jahrzehnten auf die Steigerung des BIP-Wachstums konzentrierte, hat zu einem ‚Wirtschaftswunder‘ geführt. Das nominale Pro-Kopf-Einkommen stieg von 333 $ im Jahr 1991 auf 7329 $ im vergangenen Jahr. Dies ist der bei weitem wichtigste Grund dafür, warum sich die KPC an der Macht halten konnte.“
– Stelter: Klar, das gilt überall, auch bei uns, wenn auch auf anderem Niveau. - „(…) die Sowjetpolitiker haben nicht nur die Wirtschaft vernachlässigt, sondern auch noch andere Fehler gemacht. Sie gerieten in ein teures Wettrüsten mit den USA, das sie nicht gewinnen konnten. Zudem überschätzten sie ihre imperialen Möglichkeiten, indem sie Geld und Ressourcen an Regimes verteilten, die wenig strategischen Wert besassen (…) China (…) riskiert (…), diese katastrophalen Fehler zu wiederholen.“
– Stelter. Da hört man doch auf, wenn man das liest. - „(…) das offizielle Verteidigungsbudget des Landes – mit etwa 175 Mrd. $ – nur etwa ein Viertel des 700-Mrd.-$-Budgets, (…) die tatsächlichen chinesischen Militärausgaben werden viel höher geschätzt (…) etwa 228 Mrd. $ für sein Militär aus.“
– Stelter: was immer noch viel weniger ist. - „(…) die stetige Steigerung der Militärausgaben (…) bedeutet, dass das Land bereit ist, sich auf einen langen Zermürbungskampf mit den USA einzulassen. Aber die chinesische Wirtschaft kann gar nicht genug Ressourcen bereitstellen, um an dieser Front erfolgreich zu sein. Hätte China eine hoch effiziente Wirtschaft und ein nachhaltiges Wachstumsmodell, könnte es sich ein gemässigtes Wettrüsten mit den USA vielleicht leisten. Aber keins von beiden ist vorhanden.“
– Stelter: Das habe ich mit Blick auf China auch früher diskutiert. - „(…) Chinas Wachstum (wird) wahrscheinlich an Dynamik verlieren. Gründe dafür sind die schnelle Alterung der Bevölkerung, hohe Schulden, Fälligkeitsdiskrepanzen und der eskalierende Handelskrieg mit den USA. Darüber hinaus mag die chinesische Wirtschaft zwar viel effizienter als die damalige sowjetische sein, aber sie ist nicht annähernd so effizient wie die amerikanische. Der Hauptgrund dafür ist der anhaltende Einfluss der staatseigenen Betriebe des Landes, die die Hälfte der Bankkredite in Anspruch nehmen, aber nur 20% der Wertschöpfung und der Arbeitsplätze schaffen.“
– Stelter: Leuchtet ein, wird aber nicht immer so klar ausgesprochen. - „Vor etwa zehn Jahren, als massive Handelsüberschüsse harte Währungen ins Land spülten, begann Peking, teure Verpflichtungen im Ausland zu übernehmen und «alliierte» Schnorrer zu finanzieren. Das wichtigste Beispiel dafür ist die viel gepriesene Gürtel-und-Strasse-Initiative, ein 1‑Bio.-$-Programm, dessen Schwerpunkt auf dem schuldenfinanzierten Aufbau von Infrastruktur in Entwicklungsländern liegt.“
– Stelter: Es ist dennoch relativ zu Europa eine sehr wichtige Initiative zur Sicherung künftiger Märkte. - „Ein noch deutlicheres Beispiel imperialer Überschätzung sind Chinas grosszügige Hilfszahlungen an Länder, die kaum Gegenleistungen bringen können (…) Kambodscha, Kamerun, die Elfenbeinküste, Kuba, Äthiopien und Simbabwe (haben) zwischen 2000 und 2014 gemeinsam 24,2 Mrd. $ an chinesischen Zuwendungen oder stark subventionierten Krediten erhalten. Angola, Laos, Pakistan, Russland, Turkmenistan und Venezuela kamen in dieser Zeit sogar auf 98,2 Mrd. $. Jetzt hat China versprochen, den neuen ‚chinesisch-pakistanischen Wirtschaftskorridor‘ mit Krediten in Höhe von 62 Mrd. $ auszustatten.“
– Stelter: Ich denke, das sind Nebenschauplätze. Das Entscheidende ist, dass sich die chinesische Wirtschaft eine Rüstung auf Höhe der USA nicht leisten wird können. Technologisch dürfte es kein Problem sein.
Dr. Daniel Stelter — www.think-beyondtheobvious.com
→ fuw.ch: „China verliert den neuen Kalten Krieg“, 18. September 2018