Die Spiegelautorinnen, Frau Elisa von Hof und Frau Anne Seth, sind indigniert. Die Bewegung „selbst ernannter Lebensschützer“ gewinnt in Deutschland immer mehr Anhänger. Viele Ärzte wollen keine Abtreibungen mehr vornehmen, lautet der Einleitungssatz ihres Artikels unter der Überschrift „Wie Abtreibungsgegner Frauen einschüchtern“.
Eine Katastrophe in den Augen der beiden Autorinnen. Die Zahl der Kliniken, die Abtreibungen vornehmen, sei seit 2003 um 40 Prozent zurückgegangen. Die schreckliche Folge: Frauen müssten nun mancherorts bis zu 150 Kilometer fahren, um einen Mediziner für diesen Eingriff zu finden. Unglaublich, welche Zumutung.
Da muss man unter Umständen eineinhalb Stunden Zeit für Hin- und Rückfahrt vertun, um sein Kind abtöten zu lassen. Mit der Zeit für den Eingriff ist da mehr als der halbe Tag verplempert. Das ist schon hart. Besser wären anscheinend, wie bei Raststätten auf der Autobahn, so alle 40 Kilometer kleine Abtreibungskliniken „Abort to Go“, wo man vielleicht noch ein Käffchen trinken kann, schnell und unkompliziert bedient wird und gleich wieder heim kann und alles vergessen.
Stattdessen stellen sich die Lebensschützer auch noch penetrant auf die gegenüberliegende Bürgersteigseite einer Pro Familia Beratungsstelle. Und versuchen, die Frauen, die dort hingehen, von einem Schwangerschaftsabbruch abzuhalten. Auch das ist eine furchtbare Zumutung. Britta Gottwald, die Leiterin der Beratungsstelle formuliert das so: „Eine emotionale Zumutung für die Betroffenen. Die Frauen befinden sich ohnehin in einem Ausnahmezustand, der häufig von Angst und Schamgefühlen begleitet wird.“
Das ist nun mal so, dass, wenn man großes Unrecht tut, man sich schämt. Da nützt auch alles ideologische Gequatsche nichts. In ihrem Herzen wissen die werdenden Mütter, dass sie ihr Baby töten. Das nennt man Gewissen und es ist die innere Stimme Gottes oder der Schöpfung – oder wie auch immer man es nennen will -, die nicht schweigen will, die niemals schweigen wird. Und selbst, wenn es einer Frau gelingt, das ein ganzes Leben lang wegzudrücken: In der letzten Stunde ist der Gedanke da und er peinigt. Fragen Sie einmal Pfleger im Altersheim, wie oft eine sterbende, alte Frau die Abtreibung eines Kindes als riesige Last auf dem Gewissen hat. Ich kenne eine Altenpflegerin, die das miterlebt hat und sich daraufhin schwor, so etwas niemals zu tun und daran ein ganzes Leben lang zu leiden. Fragen sie Psychotherapeuten, die den Frauen empfehlen, dem ungeborenen Kind einen Brief zu schreiben und es um Verzeihung zu bitten, um mit den Schuldgefühlen wenigstens einigermaßen weiterleben zu können.
Die Frauen werden bei pro familia nicht wirklich ermutigt, das Kindchen auch zu bekommen. Das geht wie selbstverständlich. Zwar freundlich, aber ohne langes Hin- und Her. Ich saß in den neunziger Jahren als Dolmetscher daneben, als ein Au-Pair-Mädchen dorthin ging. Ich hatte noch die naive Hoffnung, man würde der jungen Frau alle Möglichkeiten anbieten und erläutern, mit ihrem Kind zu leben und gemeinsam beraten, wie es dann weitergeht — und ich hätte auch gern geholfen dabei. Sie hätte bei mir wohnen können, das Baby bekommen, sich eine Ausbildung suchen, ein Leben aufbauen. Bei meinen ganzen Kindern wäre das Kleine prima aufgewachsen. Aber nichts dergleichen. Im Prinzip ein „Wollen Sie den Fötus austragen, ja oder nein?… Aha, nein. Dann läuft das soundso…“ Nein, das, was ich da erlebt habe, war keine echte, konstruktive Beratung. Da wurde nicht aufrichtig um den richtigen Weg gerungen.
Das Kindchen in ihrem Bauch wurde konsequent nur „Embryo“ oder „Fötus“ genannt, so, als wäre es eine Art Abszess oder Zyste. Das Wort „Baby“ wurde vermieden. Schon gar nicht „Ihr Baby“ oder „Ihr Kind“. Die Abtreibung wurde „Schwangerschaftsunterbrechung“ genannt, als nähme sich die Mutter nur ein Päuschen und das Kind würde danach weiter ausgetragen.
Niemand leugnet, dass es Situationen gibt, in denen alles, aber auch alles dagegen spricht, jetzt ein Kind zu bekommen. Die Überforderung und ein zerplatztes Lebenskonzept stehen haushoch vor diesen Frauen. Sie sitzt da und weiß, dass sie kaum eine Chance hat. Gerade so knapp bekommt sie ihre kleine, soeben erst aufgebaute Existenz gewuppt. Der Vater des Kindes will das alles nicht. Wovon soll sie allein leben? Das Kind ernähren? Ihm ein Zukunft bieten?
Oder eine Frau und Mutter, die nach einem Seitensprung feststellt, dass sie schwanger ist, und der Ehemann sicher wissen würde, dass er nicht der Vater sein kann – und eine friedliche Regelung mit ihm nicht möglich wäre, die Ehe zerbräche und die Kinder schrecklich darunter leiden würden. Das ist keine leichte Situation. Man könnte so einer Frau nicht wirklich Vorwürfe machen.
Es gibt solche praktisch ausweglosen Situationen, in denen es nur die Möglichkeit der Abtreibung zu geben scheint. In der man seinem ungeborenen Baby wirklich einen Brief schreiben kann und es ihm auch erklären kann. So jemand kann sich das vielleicht auch selbst verzeihen. Mir tun Frauen, die sich wirklich dazu gezwungen sahen, aufrichtig leid. Es gibt keinen Grund, auf sie herunterzuschauen und sie zu verurteilen. Sie tragen oft eine furchtbare Bürde, weil sie keine andere Wahl für sich sahen. Wenn sie kleine Kinder an der Hand ihrer Mutter aus dem Kindergarten kommen sehen, denken sie: Meins wäre jetzt auch soweit. Einschulungstage, Schulklassen auf einem Ausflug, jauchzende Kinder auf einem Karussell, eine glücksstrahlende Schwester oder Freundin mit ihrem Baby auf dem Arm – alles Momente, die wie ein Messer ins Herz stechen, und die Schuldgefühle machen Bauchweh. Oft trösten sie sich damit, dass sie doch einmal gewollt schwanger werden und das abgetriebene Kind „wieder zu sich holen“ und diesmal die beste Mutter der Welt sein werden. Aber wenn dann die biologische Uhr abgelaufen ist und klar wird, dass sie kein Kind mehr haben werden, legt sich eine graue Trauer auf die Seele. Das war’s.
Die Befürworter der Abtreibung stützen sich zum ersten auf die Behauptung, ein Embryo sei noch kein menschliches Leben, sondern ein Zellhaufen, eben so eine Art Zyste. Einen Beleg dafür gibt es nicht. Diese Behauptung dient lediglich dazu, den Frauen vorzugaukeln, dieses „Ding“ da sei kein lebendiges, werdendes Menschenkind und verfüge über keinerlei Bewusstsein. Auch das weiß niemand, doch selbst wenn es so wäre: Darf man einen Bewusstlosen dann auch töten? Oder einen Komapatienten? Einen geistig Schwerbehinderten? Nein! Natürlich nicht!
Zum Zweiten wird das Postulat gesetzt, es sei das Recht der Frauen, über ihren Körper zu bestimmen. Da widerspricht ja auch niemand, nur: Sie haben nicht das Recht über den Körper ihres Kindes zu bestimmen, insbesondere nicht, indem sie es töten. Die Natur hat nun einmal den Frauen die wunderbare aber auch extrem anstrengende Aufgabe zugedacht, das Leben auszutragen und großzuziehen. Die Natur hat eben nicht beachtet, dass sie damit das uneingeschränkte Recht der Frau, über ihren Körper zu bestimmen, beeinträchtigt.
Die Natur ist schlicht rechtsradikal und sexistisch und gehört abgeschafft.
Wäre das Postulat des uneingeschränkten Bestimmungsrecht über den eigenen Körper und die soziale Herausbildung des gesellschaftlich geformten Geschlechtes, also das Gender, wahr und Wirklichkeit, dann müssten Menschen mit einem Körper, den man gemeinhin „Frau“ nennt, doch einfach nur entdecken und leben wollen, dass sie ein ganz anderes Gender sind, eines, das nicht schwanger wird. Problem erledigt. Umgekehrt können Körper, die man gemeinhin als „Mann“ wahrnimmt ja auch offenbar ihr Gender so formen, dass sie schwanger werden.
Und noch eine Frage: Was ist mit dem uneingeschränkten Recht der Frau, über ihren Körper zu verfügen bei Vergewaltigung und Messermorden? Da dürfte doch dann auch nicht einmal der Funken eines Verständnisses für die Täter aufkeimen. Oder wenn Antifas die Frau des rechten Verlegers Kubitschek zu Boden treten und ihr auf den Rücken springen, dass die Rippen krachen? Wo ist denn da das Selbstbestimmungsrecht dieser Frau? Das ist exkulpiert, weil sie die falsche Einstellung und Meinung hat?
Zitat aus dem Spiegel: „Frauenrechtler sehen eine zentrale Errungenschaft der Emanzipation in Gefahr: das Recht der Frau, selbst über ihren Körper zu bestimmen.“
Da ist es wieder, das grausam-perfide Schema der Opferhierarchie, das Inkaufnehmen von Gewalt, Körperverletzung, vielleicht Mord gegen „Rechte“ und die Diffamierung jeder anderen Meinung und Überzeugung als rechtsextrem.
Zitat Spiegel: „Eike Sanders vom antifaschistischen Pressearchiv apabiz in Berlin hat mit zwei Kollegen Dokumente und Reden von Lebensschützern gesammelt. ‘Die Bewegung eint ein weit über das Abtreibungsthema hinausgehendes, konservatives bis extrem rechtes Weltbild’, lautet ihr Fazit.
Mehrere Jahre marschierte die AfD-Frontfrau Beatrix von Storch ganz vorn beim Marsch für das Leben mit. Dieses Jahr machten die ‘Christen in der AfD’ für den Marsch mobil. ‘Wir grüßen alle Teilnehmer’, schrieben sie auf ihrer Facebook-Seite. ‘Bleibt standhaft!’ Genau wie der BVL forderte auch die AfD 2017 in ihrem Wahlprogramm eine ‘Willkommenskultur’ für Kinder.“
Der Spiegel verhehlt allerdings nicht, dass auch schwangeren Afghaninnen, die verzweifelt zum BLV kommen, genauso geholfen wird, wie allen anderen. Und dass sich die Lebensschützer auch entschieden dafür einsetzen, das Lebensrecht behinderter Kinder zu schützen. Beides widerspricht diametral rechtem Gedankengut: Die Euthanasieprogamme der Nazis an Behinderten sind sattsam bekannt. In der faschistisch-rassistischen Weltsicht haben Menschen, die nicht dem Ideal des „arischen Übermenschen“ entsprechen, kein Lebensrecht. Sie wurden als „unwertes Leben“ einfach umgebracht. Für einen Nazi und Rassisten wäre es undenkbar, schwangeren Afghaninnen zu helfen, dass sie ihr Baby bekommen, lieben und großziehen dürfen, wie alle Mütter, denen Gott ein Kind geschenkt hat. Ein Rassist fände es gut, wenn das Kind einer in ihren Augen „minderwertigen Rasse“ nicht zur Welt käme.
Es ist eher umgekehrt so, dass die Apologeten des „Volkstodes“ der Deutschen/Weißen so begeistert für Abtreibung plädieren – aber eben bei deutschen/weißen Müttern, weil das wieder ein Schritt in die Richtung Abschaffung alles und aller Deutschen und Weißen ist – purer Rassismus gegen Weiße im Allgemeinen und Deutsche im Besonderen als in deren Augen „minderwertige Rasse“. Das ist eine der grundlegenden Triebfedern der Pro-Abtreibungs-Kampagne: Hauptsache, es schadet Deutschen oder weißen Menschen allgemein.
Dass immer mehr Ärzte und Frauen Abtreibungen ablehnen, liegt weniger an „Einschüchterung durch Rechte“ als an einem neuen Denken. Die Menschen haben seit einigen Jahren angefangen, sich mit mehr als nur der dreidimensionalen Welt zu beschäftigen. Meditation, Persönlichkeitsentwicklung, der Sinn des Lebens und der Schöpfung, die Existenz der Seele und ihre Aufgabe, die Demut vor dem Leben und der Schöpfung lassen Menschen in vielen Ländern achtsamer mit dem Geschenk des Lebens umgehen. Die Liebe, auch zum eigenen Volk und allen anderen Völkern, zum Mutterplanet Erde und eben auch zum wachsenden, beseelten Leben in der liebenden Urmutter ist das tragende Prinzip. Nicht der Hass auf Andersdenkende, der Ausrottungswille gegen weiße Menschen, die Ausbeutung schwarzer Menschen und Ideologien und Religionen aller Art, die auf Zwang und Unterwerfung setzen und über Leichen gehen.
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