Pfle­ge­kosten als Zeit­bombe für den Sozialstaat

Es gibt Nach­richten, da wundert man sich, dass sie noch Nach­richten sind. Dann merkt man aber, dass sie es sind, weil die bisher von nie­mandem wirklich richtig zur Kenntnis genommen wurden oder gar von der Politik ent­spre­chende (sinn­volle) Maß­nahmen ergriffen wurden.
Bei­spiel: Es gibt doch tat­sächlich stei­gende Pfle­ge­kosten (!), für die nicht aus­rei­chend vor­ge­sorgt wurde (!!), weshalb die Bei­trags­zahler mehr zahlen müssen (!!!) und die Leis­tungen sinken (!!!!), was natürlich nicht geht, weshalb schnell mehr Leute ein­zahlen sollen (!!!!!) und natürlich der Steu­er­zahler helfen soll (!!!!!!). Nein, wer hätte das gedacht!? Ein wei­teres Bei­spiel dafür, wie wir von unseren Poli­tikern in Grund und Boden gewirt­schaftet werden. Denn all dies war locker mit ein­facher Mathe­matik vor­her­sagbar! Man hätte also handeln können…, aber warum auch. Kann doch dann der Nach-Nach-Nach­folger machen, wenn man seine Pension in Ruhe genießt.
Nun also das Han­dels­blatt mit den sen­sa­tio­nellen Ent­hül­lungen zur Pflege, die doch tat­sächlich eine „Zeit­bombe für den Sozi­al­staat“ sein soll:

  • „Die finan­zielle Zukunft der Pfle­ge­ver­si­cherung steht 25 Jahre nach ihrer Ein­führung auf wack­ligen Füßen. Laut einer Studie des Wis­sen­schaft­lichen Instituts der Pri­vaten Kran­ken­ver­si­cherung (PKV), die dem Han­dels­blatt vor­liegt, könnte der Bei­tragssatz von derzeit 3,05 Prozent bis 2040 auf 4,1 bis 7,9 Prozent steigen.“ – Stelter: Quatsch, noch höher, denn die Bei­trags­zahler werden aus Deutschland flüchten. Dazu gibt es dann sogar ein Chart:


Quelle: Han­dels­blatt
Übrigens kann man das auch für Kran­ken­ver­si­cherung, Rente und Steu­er­be­lastung für Pen­sionen so malen. Das nennt sich Ponzi-Schema.

  • „1994 (setzte sich der damalige) Sozi­al­mi­nister Norbert Blüm (…) mit seiner Vor­stellung durch, dass die neue Sozi­al­ver­si­che­rungs­säule auf dem bei­trags­fi­nan­zierten Umla­ge­ver­fahren basiert. Die FDP hatte dagegen eine kapi­tal­ge­deckte private Vor­sorge gefordert, drohte sogar mit
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    Koali­ti­ons­bruch.“ – Stelter: Natürlich fiel sie damals um. Ändert nichts an der Tat­sache, dass wir ein System ein­ge­führt haben, von dem wir damals wussten, dass es ein Ponzi-Schema ist, das nicht funk­tio­nieren kann!
  • „Ein Vier­tel­jahr­hundert später hat die Pflege erneut große Spreng­kraft ent­wi­ckelt. Die Finan­zie­rungs­grundlage der Pfle­ge­ver­si­cherung gerät in der alternden Gesell­schaft zunehmend unter Druck. Leis­tungs­aus­wei­tungen haben die Kosten über die Jahre nach oben getrieben.“ – Stelter: Die Politik hat also einem ohnehin über­las­teten System weitere Lasten auf­ge­bürdet. Klar, nach mir die Sintflut!
  • „Die ‘ver­steckte Ver­schuldung’ des Umla­ge­ver­fahrens – also künftige Leis­tungs­ver­sprechen in der Pflege – beträgt 435 Mil­li­arden Euro.“ – Stelter: Na, das sind ja nur 20 Prozent des BIP. Kein Problem, das kann man doch locker den „Reichen“ weg­nehmen, werden da unsere Rechen­künstler in Berlin sagen.
  • „Bis 2040 dürfte sich die Zahl der Pfle­ge­be­dürf­tigen laut der Pro­gnose von derzeit rund 3,4 Mil­lionen auf 4,4 Mil­lionen Men­schen erhöhen. Im gleichen Zeitraum schrumpft die Bevöl­kerung im erwerbs­fä­higen Alter. Der Pfle­ge­beitrag würde unter diesen Annahmen auf 3,7 Prozent in 2030 und auf 4,1 Prozent in 2040 steigen.“ – Stelter: Übrigens werden da auch wei­terhin stei­gende Ein­kommen ange­nommen. Doch mit Blick auf die Qua­lität der Zuwan­derung, der Bildung und die Pro­duk­ti­vi­täts­fort­schritte ist Skepsis angesagt!
  • „Die Geschichte der Pfle­ge­ver­si­cherung lehrt aller­dings, dass die Aus­gaben wegen poli­tisch beschlos­sener Leis­tungs­ver­bes­se­rungen schneller wachsen als die Ein­nahmen. In der ver­gan­genen Legis­la­tur­pe­riode weitete die Große Koalition bei­spiels­weise den Kreis der Anspruchs­be­rech­tigten durch eine neue Defi­nition von Pfle­ge­be­dürf­tigkeit deutlich aus.“ – Stelter: Was für ein Wahnsinn.
  • „Das Wis­sen­schaft­liche Institut der PKV hat in seiner Studie errechnet, dass die bei­trags­pflich­tigen Ein­nahmen je Ver­si­chertem zwi­schen 1997 und 2017 um jährlich 1,6 Prozent gestiegen sind. Die Pro-Kopf-Aus­gaben nahmen in dem Zeitraum um jährlich 4,7 Prozent zu. Diesen Kos­ten­druck berück­sich­tigten die Stu­di­en­au­toren in wei­teren Sze­narien. Je nachdem, wie groß die Dif­ferenz bei der Ein­nahmen- und Aus­ga­ben­ent­wicklung zukünftig aus­fällt, könnten die Pfle­ge­bei­träge 2040 auf einem Niveau von 5,2 bis 7,9 Prozent liegen.“ – Stelter: Gleich­zeitig steigen Ren­ten­bei­träge und Steuern – von einem jetzt schon hohen Niveau. Aber weiter Party auf der Titanic!
  • „‘Die Ein­führung eines steu­er­fi­nan­zierten Bun­des­zu­schusses für die Pfle­ge­ver­si­cherung wäre der richtige Schritt, um die Pflege in diesem Land gerechter zu finan­zieren’, sagte Kiefer. Dem GKV-Spit­zen­verband schwebt dabei eine Grö­ßen­ordnung von rund drei Mil­li­arden Euro im Jahr vor.“ – Stelter: In den letzten zehn Jahren kumu­liert je mehr als 100 Mil­li­arden zusätz­liche Bun­des­mittel für Rente und Gesundheit zeigen, wohin die Reise geht!
  • „Die Sozi­al­de­mo­kraten machen sich in ihrem Anfang April vor­ge­stellten Pflege-Konzept dafür stark, neben einem Steu­er­zu­schuss auch die Eigen­an­teile der Pfle­ge­be­dürf­tigen zu begrenzen.“ – Stelter: Und wer soll das bezahlen? Na klar, der Steu­er­zahler! Wie schon bei der Grund­rente ohne Bedürf­tig­keits­prüfung geht es jetzt darum, die Leis­tungen unab­hängig von der Fähigkeit selbst zu bezahlen, aus der „Ver­si­cherung“ zu bezahlen. Ein wei­terer Angriff auf die Steuer- und Beitragszahler.

Besser kann man das Märchen vom reichen Land nicht zusammenfassen!
handelsblatt.com: Zeit­bombe für den Sozi­al­staat: Studie sagt dras­tisch stei­gende Pfle­ge­kosten voraus“, 1. Mai 2019


Dr. Daniel Stelter – www.think-beyondtheobvious.com