Ein Rat an Prä­sident Trump im Han­dels­streit mit China

In seiner Rede zur Lage der Nation am 4. Februar 2020 erläu­terte Prä­sident Trump seine Gründe für die Bestrafung von Nationen wie China, die ihre Wirt­schaft mani­pu­lieren, um innen­po­li­tische Ziele zu erreichen. Der Prä­sident behauptete, eine solche Mani­pu­lation sei unfair und schädlich für die Han­dels­partner. Die Haupt­sorge des Prä­si­denten ist es, dass China durch die Mani­pu­lation seiner Wirt­schaft Arbeits­plätze „stiehlt“. Dies geschieht auf ver­schiedene Weise:

(von Patrick Barron)

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1. Indem China den Wech­selkurs des Yuan gegenüber anderen Wäh­rungen niedrig hält – was bedeutet, dass die Chi­ne­sische Volksbank für jeden Dollar mehr Yuan gibt, als auf einem freien Wäh­rungs­markt anfallen würde – sind chi­ne­sische Waren in Fremd­währung bil­liger als sie es andern­falls wären.

2. Durch die Sub­ven­tio­nierung ihrer Indus­trien können chi­ne­sische Waren zu einem nied­ri­geren Preis ange­boten werden.

3. Durch die Erhebung von Zöllen auf einige impor­tierte Waren hindert China aus­län­dische Unter­nehmen daran, mehr zu pro­du­zieren und mehr Men­schen zu beschäf­tigen, als sie es sonst tun würden.

Der Prä­sident behauptete, dass seine Politik funk­tio­niere … dass die Arbeits­plätze im ver­ar­bei­tenden Gewerbe in die USA zurück­kehren und einen „Blue-Collar-Boom“ mit sehr nied­rigen Arbeits­lo­sen­zahlen in vielen poli­tisch sen­siblen Seg­menten des Arbeits­marktes geschaffen haben.

Ich stimme mit dem Prä­si­denten in seinem Wunsch überein, dass China die Mani­pu­lation seiner Wirt­schaft beendet. Doch meine Gründe hierfür unter­scheiden sich von den seinen. Noch wich­tiger ist, dass ich keine wech­sel­sei­tigen Inter­ven­tionen zur Bestrafung Chinas emp­fehlen würde. Statt­dessen würde ich der Barron-Maxime folgen, nämlich „uns um unsere eigenen Ange­le­gen­heiten zu kümmern und mit gutem Bei­spiel vor­an­zu­gehen“. Nach­folgend möchte ich auf die Kon­se­quenzen der chi­ne­si­schen Wirt­schafts­in­ter­ven­tionen eingehen:

1. China bezahlt die Inter­ven­tionen selbst, nicht seine Han­dels­partner. Tat­sächlich stellen chi­ne­sische Wirt­schafts­in­ter­ven­tionen einen Ver­mö­gen­s­transfer von China an seine Kunden in Übersee dar. Waren, die früher auf dem US-Markt X kos­teten, kosten jetzt weniger als X. Die Ame­ri­kaner ver­ein­nahmen die Dif­ferenz, was unseren Wohl­stand erhöht. Das chi­ne­sische Volk dagegen zahlt hohe Steuern oder höhere Preise. Chinas Sub­ven­tionen für die Wirt­schaft ver­zerren die chi­ne­sische Wirt­schaft hin­sichtlich der Her­stellung anderer, begeh­rens­wer­terer Pro­dukte. (Wäre dies nicht der Fall, gäbe es keine Not­wen­digkeit für Sub­ven­tionen.) Die Zölle auf impor­tierte Waren ver­ringern das Angebot innerhalb Chinas, was zu höheren Preisen und/oder Eng­pässen führt. Mit anderen Worten, die Ame­ri­kaner und der Rest der Welt pro­fi­tieren auf Kosten des chi­ne­si­schen Volkes.

2. Kurz­fristig ist dies gut für die Ame­ri­kaner, warum sollten wir uns also beschweren? Unter Punkt 1 habe ich darauf hin­ge­wiesen, dass chi­ne­sische Wirt­schafts­in­ter­ven­tionen kurz­fristig gut für die Ame­ri­kaner sind. Wie aber sieht es auf lange Sicht aus? Durch Ein­griffe in seine Wirt­schaft schwächt China seine pro­duktive Kapi­tal­basis. Diese Kapi­tal­basis ist es, die die vielen Dinge, die die Ame­ri­kaner in Zukunft wün­schen, ermög­lichen wird. Alles, was die Fähigkeit eines Han­dels­partners, Wohl­stand zu erzeugen, schwächt, bedeutet, dass seine Han­dels­partner eben­falls weniger wohl­habend sein werden. Deshalb sollten selbst loyale Ame­ri­kaner China raten, wirt­schaft­liche Mani­pu­la­tionen, die ihnen kurz­fristig zugute kommen, zu ver­meiden. Niemand hat dieses Phä­nomen jemals besser erklärt als Fré­déric Bastiat (1801 – 1850) in seinem klas­si­schen Aufsatz „Was man sieht und was man nicht sieht“. Henry Hazlitt (1894 – 1993) brachte Bas­tiats wirt­schaft­liche Erkennt­nisse in „Eco­nomics in One Lesson“ auf den neu­esten Stand. Im Grunde gibt es zwei Lek­tionen. Die erste ist, dass man die Folgen einer wirt­schaft­lichen Handlung nicht nur in Bezug auf die­je­nigen, die davon pro­fi­tieren, sondern auch auf die­je­nigen, die davon geschädigt werden, berück­sich­tigen muss. Natürlich ist es in der Regel einfach, die­je­nigen zu iden­ti­fi­zieren, die davon pro­fi­tieren werden. Es ist dagegen schwierig, wenn nicht gar unmöglich, die geschä­digten Per­sonen zu quan­ti­fi­zieren, ins­be­sondere wenn der Schaden einen nicht enstan­denen Nutzen dar­stellt, der ohne die Inter­vention aber ein­ge­treten wäre. Haz­litts zweite Lektion ist, dass man nicht nur den kurz­fris­tigen Nutzen einer wirt­schaft­lichen Handlung, sondern auch die lang­fris­tigen Kosten im Auge behalten muss. Bei­spiels­weise können Beschrän­kungen beim Stahl­import zu einem Boom in der US-Stahl­in­dustrie führen, ohne dass kurz­fristige Kon­se­quenzen erkennbar sind. Aber wenn der US-Stahl in Bezug auf Preis, Qua­lität und Service bereits wett­be­werbs­fähig wäre, wären keine Import­be­schrän­kungen not­wendig. Daher können wir aus der wirt­schaft­lichen Logik heraus schließen, dass sich die Stahl­preise, die Qua­lität und/oder der Service ver­schlechtern werden, was den Ame­ri­kanern auf lange Sicht schaden wird.

Schluss­fol­gerung

Der Prä­sident misst den wirt­schaft­lichen Fort­schritt eher an der Zunahme der Beschäf­tigung und/oder dem Rückgang der Arbeits­lo­sigkeit als an der Zunahme des Wohl­stands. Aber mehr Arbeit ist nicht unbe­dingt ein Zeichen für wirt­schaft­lichen Fort­schritt. Kom­mu­nis­tische Länder, wie die ehe­malige Sowjet­union, hatten null Arbeits­lo­sigkeit! Um die Jobs küm­merte sich der Staat. Aber niemand würde behaupten, dass jahr­zehn­te­lange Voll­be­schäf­tigung die unglück­lichen Bürger der Sowjet­union wohl­ha­bender machte. Das Gegenteil war der Fall. In einer freien Markt­wirt­schaft ohne die Belastung durch lästige Arbeits­ge­setze, hohe Steuern und andere Ein­griffe gibt es kein Hin­dernis für Voll­be­schäf­tigung, aus dem ein­fachen Grund, weil es keine Grenze für wirt­schaft­liche Zufrie­denheit gibt. Selbst ein spar­samer Mensch, der sich keine zusätz­lichen Wirt­schafts­güter wünscht, wäre sicherlich erfreut, dass er weniger arbeiten muss, um sein gegen­wär­tiges Niveau an wirt­schaft­licher Zufrie­denheit zu erreichen und aufrechtzuerhalten.

Je größer die Kapi­tal­basis Chinas ist, desto größer ist das Potenzial für eine weitere Aus­weitung der Arbeits­teilung, um dieses zusätz­liche Kapital pro­duk­tiver ein­zu­setzen. Wir Ame­ri­kaner sollten uns wün­schen, dass die ganze Welt eine freie, kapi­ta­lis­tische Markt­wirt­schaft wäre, damit wir Zugang zu bil­li­geren, bes­seren und viel­fäl­ti­geren Pro­dukten und Dienst­leis­tungen hätten.

Die Inte­gration Chinas in die Welt­wirt­schaft hat den Ame­ri­kanern enormen Nutzen beschert. Daher, Herr Prä­sident, möchte ich auch, dass China seine wirt­schaft­lichen Inter­ven­tionen beendet, aber ich möchte China nicht durch Zölle und andere Maß­nahmen bestrafen. Unsere Antwort sollte darin bestehen, den ein­sei­tigen Frei­handel zu erklären. Lassen Sie uns mit gutem Bei­spiel vor­an­gehen und uns auf eine Welt des Friedens und des Wohl­stands freuen.

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Patrick Barron ist selb­stän­diger Berater im Finanz­wesen. Er lehrt an der Gra­duate School of Banking an der Uni­ver­sität Wis­consin, Madison. Außerdem unter­richtet er die “Öster­rei­chische Schule der Natio­nal­öko­nomie” an der Uni­ver­sität Iowa, Iowa City. Seine Website ist: http://patrickbarron.blogspot.de/


Quelle: misesde.org