Amalgam: Töd­liches Gift auf offi­zielle Empfehlung

Zahl­reiche Studien belegen, dass das Zahn­fül­lungs­ma­terial Amalgam krank machen kann. Dennoch behaupten Wis­sen­schaftler des Robert Koch-Insti­tutes in einer neuen Stel­lung­nahme, es gäbe hierfür keine über­zeu­genden wis­sen­schaft­lichen Belege. So werden wei­terhin viele Zahn­ärzte ihre Pati­enten mit Queck­silber abfüllen, dem gif­tigsten nicht­ra­dio­ak­tiven Element. Allein in Deutschland werden, Schät­zungen zufolge, immer noch 10 bis 15 Tonnen davon pro Jahr verwendet.

(von Angelika Fischer)

Gesund­heits­be­hörden halten wei­terhin an Amalgam fest

Kleine Rand­no­tizen können oftmals inter­es­santen Auf­schluss geben. Am Ende der Stel­lung­nahme des Robert Koch-Insti­tutes zu Amalgam vom Oktober 2007 heisst es:“Prof. Dr. F. Daschner und Dr. J. Mutter Institut für Umwelt­me­dizin und Kran­ken­haus­hy­giene, Uni­ver­si­täts­kli­nikum Freiburg waren anfänglich eben­falls an der Erar­beitung der Stel­lung­nahme beteiligt, haben aber der end­gül­tigen Version der Kom­mis­si­ons­stel­lung­nahme nicht zuge­stimmt, da sie in einigen Punkten abwei­chende Auf­fas­sungen ver­treten.” Wie schwer­wiegend die Dif­fe­renzen waren, wird nicht erwähnt. Die Kom­mission suchte dann Ersatz für die beiden Abweichler und scheinbar dieses Mal in sicheren Gewässern.

Die neuen Sach­ver­stän­digen waren als amal­gam­freundlich bekannt. Sie waren Mit­au­toren einer Stel­lung­nahme gegen das so genannte Kieler Amal­gam­gut­achten. In diesem bisher grössten Amal­gam­prozess beauf­tragte die Frank­furter Staats­an­walt­schaft ein Kieler For­schungs­in­stitut, ein Gut­achten zu erstellen. Dieses ergab, dass Zahn­amalgam “generell geeignet ist, in einer rele­vanten Anzahl von Fällen die Gesundheit von Amal­gam­trägern zu schädigen…”.

Ver­ordnete Wissenschaft

Trotz dieser Befunde schafften es Wis­sen­schaftler, die von der Gegen­partei beauf­tragt wurden, Amalgam wieder ein gutes Stück zu reha­bi­li­tieren. (Näheres siehe im nach­fol­genden Interview mit Joachim Mutter). Hat sich das Gremium des Robert Koch- Insti­tutes, das zum Bun­des­mi­nis­terium für Gesundheit gehört, auf diese Weise die Kom­mis­si­ons­mit­glieder und Sach­ver­stän­digen nach dem Ergebnis aus­ge­wählt, das am Ende der wis­sen­schaft­lichen Betrach­tungen stehen sollte?

Angeblich keine wis­sen­schaft­lichen Belege zur Schäd­lichkeit von Amalgam

Schliesslich vertrat die Amalgam-Kom­mission des Robert Koch-Insti­tutes “Methoden und Qua­li­täts­si­cherung in der Umwelt­me­dizin” in ihrer Stel­lung­nahme die Über­zeugung, dass es keine gra­vie­renden schä­di­genden Neben­wir­kungen von Amalgam gibt. Sie empfiehlt:“Mit dem Pati­enten ist detail­liert zu besprechen, dass es hin­sichtlich der Ver­mu­tungen über Zusam­men­hänge zwi­schen Amalgam und bestimmten Krank­heiten (wie z. B. Morbus Alz­heimer, Morbus Par­kinson, Amyo­trophe Late­ral­sklerose, Autismus, mul­tiple Sklerose) oder Hor­mon­stö­rungen keine über­zeu­genden wis­sen­schaft­lichen Belege gibt.”

Meta-Studien beweisen das Gegenteil

Daschner und Mutter kamen da zu völlig anderen Ergeb­nissen. Sie ver­öf­fent­lichten in den letzten Jahren ver­schiedene Meta-Studien, in denen sie die umfang­reiche wis­sen­schaft­liche Lite­ratur zu Amalgam aus­wer­teten. Diese zeigten ernst zu neh­mende Hin­weise auf einen Zusam­menhang von Amal­gam­be­lastung und Ent­stehung von Alz­heimer, Autismus, MS, Auto­im­mun­erkran­kungen im All­ge­meinen, Unfrucht­barkeit und vielen anderen Krankheiten.

Ein­schlägige Nach­weise der fatalen Wirkung

Eine Studie zeigte bei­spiels­weise in den Gehirnen von Alz­heimer-Pati­enten eine deut­liche Erhöhung des Queck­silber-Gehaltes gegenüber Gehirnen von Nicht-Alzheimer-Patienten.

Oder bei Studien an Ner­ven­zellen und Tieren führte eine Zugabe von einer sehr geringen Menge an Queck­silber zu Ver­än­de­rungen, die für Alz­heimer typisch sind: Durch die Zer­störung von Tubulin (Protein, welches die Zelle benötigt) kam es zur Dege­ne­ration der Axone (Ner­ven­zel­len­fort­sätze) und der Bildung von krankhaft gebün­delten Neu­ro­fi­brillen (Zusam­men­la­gerung von zer­störten Fasern in Ner­ven­zellen). Bei diesen Studien wurde nur ein Tau­sendstel der Queck­sil­ber­menge ver­wendet, die in den Gehirnen von vielen Amal­gam­trägern gemessen werden kann.

Neben expe­ri­men­tellen Unter­su­chungen an Zellen, Tieren und Men­schen berück­sich­tigten die Wis­sen­schaftler auch empi­rische Beob­ach­tungen. So führten sie bei­spiels­weise eine Befragung von 24 000 Eltern autis­ti­scher Kinder an. Sie sollten beur­teilen, welche The­rapie ihren Kindern am Besten geholfen hat. Von 88 The­ra­pie­arten ein­schliesslich 53 Medi­ka­menten stellte sich hier die Aus­leitung von Queck­silber als effek­tivstes Mittel heraus.

Befür­worter von Amalgam stützen sich auf frag­würdige Studien

Wei­terhin offen­barten Daschner und Mutter ekla­tante Defizite gerade in den Studien, auf die sich die Amal­gam­be­für­worter oft voll­mundig stützen. Ein Haupt­kri­tik­punkt war dabei, dass für die Kon­troll­gruppe Pro­banden her­an­ge­zogen wurden, an deren Amal­gam­freiheit gezweifelt werden muss. Zwar trugen diese zum Zeit­punkt der Erhebung kein Amalgam mehr im Mund, frühere Amalgam-Belas­tungen wurden jedoch nicht berücksichtigt.

Bei der viel ange­führten Zwil­lings­studie waren bei­spiels­weise 25 Prozent der “Nicht-Amalgam-Gruppe” zahnlos. Es liegt nahe, dass von diesen Pro­banden sehr viele ihre Zähne durch Karies ver­loren haben und dass die frü­heren kariösen Löcher Jahr­zehnte lang mit Amalgam gefüllt waren. Von daher ist es wahr­scheinlich, dass sich trotz ihrer Zahn­lo­sigkeit Queck­silber in ihren Orga­nismen befand, das sich im Körper ange­lagert hat und noch nicht aus­ge­schieden werden konnte. An wis­sen­schaft­lichen Insti­tu­tionen und Poli­tikern scheinen diese Gegen­ar­gu­mente abzuprallen.

Unisono ver­treten das Bun­des­in­stitut für Arz­nei­mittel und Medi­zin­pro­dukte sowie das Robert Koch Institut die Über­zeugung, dass es wei­terhin berech­tigte Gründe dafür gibt, Amalgam ein­zu­setzen. Im Ori­gi­nal­wortlaut des Robert-Koch-Insti­tutes heisst es:“Die Ent­scheidung, ob Amalgam, ein anderes plas­ti­sches Fül­lungs­ma­terial oder eine andere Restau­ra­ti­ons­technik zur Anwendung kommt, ist stets im kon­kreten Ein­zelfall unter Berück­sich­tigung der jewei­ligen indi­vi­du­ellen Situation des Pati­enten zu treffen. Amalgam wird von vielen Zahn­me­di­zinern wegen seiner Halt­barkeit und guten Ver­ar­beit­barkeit für noch nicht ohne wei­teres ersetzbar gehalten.”

Wie so oft, kommt die Gegen­be­wegung nicht von staat­lichen Insti­tu­tionen, die sich um gesund­heit­liche Vor­sorge bemühen. – Merk­würdig, beim Impfen nimmt der Staat diese Vor­sorge immer so ernst. – Nein, die Gegen­be­wegung ging in erster Linie von Pati­enten aus. Auf den umge­kehrten Vor­schlag von Daschner und Mutter, Zurück­haltung mit der Ver­wendung von Amalgam zu gebieten, bis dessen Unschäd­lichkeit wis­sen­schaftlich nach­ge­wiesen wäre, ant­wortet die Kom­mission des Robert-Koch-Insti­tutes: „Dieser Denk­ansatz ist unwis­sen­schaftlich, ist doch akzep­tierter erkennt­nis­theo­re­ti­scher Konsens, dass grund­sätzlich der Nachweis einer Unschäd­lichkeit, einer Wir­kungs­lo­sigkeit nicht zu führen ist. Man kann allen­falls ver­suchen zu quan­ti­fi­zieren, wie klein (oder gross) ein Risiko ist.“ Mal sehen, als wie klein oder gross sich das Risiko dann irgendwann einmal erwiesen haben wird…

Son­der­müll­de­ponie Mensch

Warum wird der zahn­me­di­zi­nische Einsatz von Amalgam nicht ver­boten? Wie leitet man das Gift am besten aus? Welche Aus­wir­kungen hat Queck­silber eigentlich auf die Umwelt? Der Amalgam-Experte Dr. med. Joachim Mutter erläutert im Interview mit Angelika Fischer die Hintergründe.

raum&zeit: Sie kämpfen seit sechs Jahren dafür, dass die Gefahren von Amalgam offi­ziell aner­kannt werden…

Dr. med. Joachim Mutter: …ich kämpfe nicht, ich ver­suche Lösungen für Betroffene zu finden und prä­sen­tiere einfach nur die wis­sen­schaft­lichen Daten und diese zeigen inter­na­tional, dass Amalgam sehr wahr­scheinlich doch sehr toxisch ist und dass von ihm schwere Neben­wir­kungen aus­gehen können.

r&z: Und aus­serdem waren Sie in der Kom­mission „Qua­li­täts­si­cherung in der Umwelt­me­dizin“ am Robert Koch Institut…

J. M.: Richtig, da bin ich 2003 als Sach­ver­stän­diger berufen worden genau zu dem Thema Amalgam. Seitdem hat die Kom­mission immer wieder getagt, das Problem besprochen und eva­luiert. Die Ergeb­nisse wurden gerade eben veröffentlicht.

Behörd­licher Segen zur Gift­schwemme im zahn­me­di­zi­ni­schen Bereich

r&z: Die offi­zielle Stel­lung­nahme der Kom­mission haben Sie nicht unter­schrieben. Vielmehr ent­geg­neten Herr Daschner und Sie mit einem Sondervotum…

J. M.: Naja, die Kom­mission behauptet, es sei nicht erwiesen, dass Amalgam giftig ist. Man hat ja einige Sach­ver­ständige berufen, die all­gemein als bekannte Amalgam-Befür­worter gelten, die früher teil­weise schon als Gut­achter für die Amal­gam­in­dustrie auf­ge­treten sind. Mich hat die Kom­mission viel­leicht eher mit dem Ziel ein­be­rufen, auch die Unter­schrift eines kri­ti­schen Wis­sen­schaftlers unter das Amal­gam­papier zu bekommen. Immerhin hatte ich anfangs etwa fast zwei Jahre an dem Papier gear­beitet und Lite­ra­tur­vor­schläge gemacht. Es wurde aber später gänzlich umge­schrieben. Und dieses Amal­gam­papier sagt stark ver­ein­facht: Amalgam ist wei­terhin für die meisten Men­schen akzep­tabel und eine Ver­giftung träte prak­tisch nie auf, da die Grenz­werte immer ein­ge­halten würden. Deshalb sollte bei Krank­heiten nicht emp­fohlen werden, Amal­gam­fül­lungen zu ent­fernen und Queck­silber aus dem Körper auszuleiten.

r&z: Wie sehr kann man sich denn darauf ver­lassen, dass eine Anrei­cherung innerhalb der Grenz­werte unge­fährlich ist?

J. M.: Die WHO gab schon 1991 an, dass kein Grenzwert für Queck­silber ange­geben werden kann, da die Mess­werte im Blut oder Urin niedrig sein können, auch wenn hohe Queck­sil­ber­mengen im Gehirn oder anderen Organen gespei­chert sind. Viele nach­fol­gende Studien bestä­tigten diese Tat­sache. Trotzdem pochen die RKI-Kom­mission und alle offi­zi­ellen Insti­tu­tionen weltweit darauf, dass die Queck­sil­ber­werte im Urin zu messen sind und über diese der Gehalt im Körper abge­schätzt werden könne. Dabei beruft sich das RKI aber nicht auf Studien, sondern auf die per­sön­liche Mit­teilung von Prof. Dr. Stefan Halbach vom For­schungs­zentrum für Umwelt und Gesundheit.

Da die Queck­sil­ber­mess­werte prak­tisch bei allen Amal­gam­trägern unterhalb der gül­tigen „Grenz­werte“ gelegen sind, wird behauptet, dass keine Queck­sil­ber­be­lastung vorläge und die Queck­sil­ber­mengen zu gering wären, als dass Gesund­heits­stö­rungen aus­gelöst werden könnten. Es ist aber oftmals genau das Gegenteil der Fall: Bei gesunden Per­sonen können oft höhere Queck­sil­ber­aus­schei­dungen im Urin gemessen werden als bei kranken Per­sonen. Viele Hin­weise sprechen dafür, dass es emp­find­liche Men­schen gibt, die weniger Queck­silber aus­scheiden können als andere und deshalb eben kränker sind. Ins­be­sondere wurde dies auch bei autis­ti­schen Kindern gezeigt.

r&z: Die Position der EU zu Amalgam erscheint merk­würdig ambi­valent. Auf der einen Seite hat die EU im Januar 2005 beschlossen, die Expo­sition mit Queck­silber zu redu­zieren. Der Export von Queck­silber soll ab 2011 ver­boten werden, der Verkauf von Mess­in­stru­menten mit Queck­silber ab 2009. Den zahn­me­di­zi­ni­schen Bereich scheint die EU jedoch nicht anzu­tasten. Ende letzten Jahres ver­ab­schiedete ein wis­sen­schaft­liches Gremium der EU eine vor­läufige Erklärung zur Sicherheit von Zahn­amalgam. Dieser zufolge gibt es keinen Hinweis darauf, dass Amalgam über lokale Effekte hinaus Krank­heiten begüns­tigen könnte.

J. M.: Dies war nicht anders zu erwarten, weil in der Kom­mission wohl alte indus­trienahe Experten sassen. Auf­grund dieser Vor­ab­meldung startete Jean Huss, ein EU-Rats­mit­glied und Abge­ord­neter im Luxem­burger Par­lament, den Luxem­burger Appell, bei dem bis 1. Januar 2008 Unter­schriften für ein welt­weites Amal­gam­verbot gesammelt wurden.

Angst vor Anzeigen-Lawine

r&z: Was denken Sie? Gibt es eine Chance, dass die Poli­tiker sich doch noch umstimmen lassen?

J. M.: Das wird schwierig. Es geht um sehr viel Geld und wahr­scheinlich um Schuld. Wenn aner­kannt würde, dass Mil­lionen Men­schen mit gif­tigem Amalgam belastet wurden und werden, würde es sicher zu Anzeigen kommen. Diese würden sich wohl gegen die Amal­gam­her­steller und damit gegen die che­mische Industrie richten, gegen die Zahn­ärz­te­or­ga­ni­sa­tionen, das Bun­des­in­stitut für Arz­nei­mittel und Medi­zin­pro­dukte (BfArM) und die Krankenkassen.

Auch das Bun­des­mi­nis­terium für Gesundheit würde wohl mit drin stecken, weil es die Ver­wendung von Amalgam immer abge­segnet hat. Da ginge es dann richtig rund. Man nimmt an, dass dann Scha­dens­er­satz­klagen kämen die vom Umfang her die­je­nigen gegen die Tabak­in­dustrie bei weitem über­schreiten könnten. Dies gilt es natürlich unter allen Umständen zu vermeiden.

r&z: Gäbe es nicht eigentlich schon genügend ernst zu neh­mende Studien, die den Zusam­menhang zwi­schen Amalgam und ver­schie­denen Krank­heiten her­aus­ge­stellt haben, um die offi­zi­ellen Dar­stel­lungen zu kippen? 

J.M.: Ja, aber die werden offen­sichtlich miss­achtet. Die lässt man unter den Tisch fallen. Und dann werden nur die Studien hoch­ge­jubelt, die anscheinend keinen Schaden her­aus­ge­stellt haben. Und dann sagt man, dass ist der wis­sen­schaft­liche Beweis dafür, dass Amalgam nicht schädlich ist. Das läuft genauso wie früher bei Asbest oder Rauchen und aktuell beim Mobilfunk.

r&z: Prof. Dr. Erich Schöndorf hatte 1996 als Staats­anwalt einen Prozess von Amalgam-Geschä­digten gegen die Amalgam- Her­steller geführt. Aber er konnte lediglich einen Ver­gleich bewirken. Warum sind die 1 500 Geschä­digten, die er ver­treten hat, leer aus­ge­gangen, obwohl im Urteil ein­deutig auf die Schäd­lichkeit von Amalgam hin­ge­wiesen wurde?

J. M.: Es gab damals das so genannte Kieler Amal­gam­gut­achten. Die Staats­an­walt­schaft Frankfurt am Main hatte es im Zuge der Ermitt­lungen beim Toxi­ko­lo­gi­schen Institut der Uni­ver­sität Kiel in Auftrag gegeben. Dieses Gut­achten hat die Schäd­lichkeit von Amalgam deutlich dar­gelegt und dieses wurde sogar vom dama­ligen BfArM gelobt. Eigentlich hatten die Ange­klagten keine Chance mehr. Die drei ange­klagten Ver­ant­wort­lichen der Firma Degussa mussten im Ver­gleich aber jeweils nur 100 000 DM zahlen. Degussa hat dann noch 1,2 Mil­lionen DM gezahlt für die weitere Amalgam-For­schung. Wenn Sie Herr Prof. Schöndorf heute fragen, macht er sich Vor­würfe, dass er dem Ver­gleich zuge­stimmt und den Prozess nicht zu Ende geführt hat. Aber so war es eben und die Gegen­seite ist sozu­sagen mit einem blauen Auge davongekommen.

r&z: Hätte es für Schöndorf denn eine Alter­native gegeben?

J. M.: Es wäre auf jeden Fall schwierig geworden. Genauso wie beim Holz­schutz­mit­tel­prozess war die che­mische Industrie letzt­endlich ange­klagt worden und die haben wohl genug Mittel, einen Rechts­prozess zu ihren Gunsten zu beein­flussen. Zuerst hatte es für die Kläger zwar sehr gut aus­ge­sehen. Das Thema war sehr stark in der Öffent­lichkeit und die damalige rot­grüne Oppo­sition wollte im Falle einer Regie­rungs­über­nahme Amalgam ver­bieten lassen. Aber die Amalgam-Lob­by­isten konnten das Ruder her­um­reissen. Sie haben das Kieler Amal­gam­gut­achten bom­bar­diert mit einem Gegen­papier, das eine Reihe von Falsch­ar­gu­menten enthielt.

Dass diese keine wis­sen­schaft­liche Grundlage hatten, wurde unter anderem in einer Replik der Kieler Toxi­ko­logen belegt. Die Fehler waren aber nicht für Poli­tiker oder Richter offen­sichtlich. Die Kieler Wis­sen­schaftler wurden dann auch noch in den Medien dis­kre­di­tiert und ihr Institut wurde aufs wis­sen­schaft­liche Abstell­gleis gestellt. Selbst im eigenen Uni­ver­si­täts­campus wurden sie nicht mehr gegrüsst und in der Mensa setzen sich Mit­glieder anderer Fakul­täten von den Kieler Toxi­ko­logen weg.

Man behan­delte sie wie Aus­sätzige, dabei hatten sie nur die Lite­ratur zu Amalgam zusam­men­ge­tragen und her­aus­ge­stellt, dass dieses Material schädlich sein kann. Seitdem gibt es keine kri­ti­schen Sen­dungen oder Berichte in den Medien mehr, das Thema scheint zen­siert worden zu sein. Der damalige Gesund­heits­mi­nister Horst See­hofer hat zusammen mit Zahn­ärz­te­or­ga­ni­sa­tionen 1997 ein Posi­ti­ons­papier erstellt, das Kon­sens­papier Amalgam, das – einfach aus­ge­drückt – besagt, dass Amalgam wei­terhin das beste Füll­ma­terial ist und wei­terhin als ein­ziges Füll­ma­terial voll von den Kran­ken­kassen bezahlt wird.

Wo bleiben die Medien?

r&z: Wäre es nicht möglich, dass die Medien jetzt die Auf­klärung unterstützen?

J. M.: Die machen das nicht, die sind ja abhängig von den Kon­zernen. Mein Kollege Dr. Johannes Naumann und ich hatten schon bei grossen Zei­tungen Inter­views gegeben. Unter anderem wurden dann aber die Fakten ver­dreht oder wir wurden in den Zei­tungs­be­richten ziemlich dumm dar­ge­stellt, unter anderem in der Süd­deut­schen Zeitung 2006 oder in der Badi­schen Zeitung 2006. Uns wurde darin von dem Prä­si­denten der Deut­schen Gesell­schaft für Zahn‑, Mund- und Kie­fer­heil­kunde, dem Dach­verband der deut­schen Zahn­ärzte, unter­stellt, Geld von der Kunst­stoff­in­dustrie zu bekommen.

Unsere Rich­tig­stel­lungen wurden dagegen nicht ver­öf­fent­licht, dafür kam prompt eine Drohung von einem bekannten Amal­gam­be­für­worter, Prof. Halbach per e‑mail. Von daher haben wir dann auch ver­schiedene Inter­views abge­lehnt, da die Redak­teure sich aus Zeit­gründen meist nur ober­flächlich mit der The­matik befassen können und daher oft falsch berichten oder den sehr seriös wir­kenden Amal­gam­be­für­wortern mehr Glauben schenken.

Kürzlich hatte ich doch einmal wieder ein Interview mit dem Deutsch­landfunk, doch dann bekamen sie das Interview plötzlich nicht mehr unter. Ich hatte auch ein Interview mit anderen Zei­tungen wie „Die Welt“ zum Bei­spiel. Die lehnten das dann kom­plett ab. Es gibt da wohl einen gewissen Bann, vor allem bei auf­la­gen­starken Medien. Die erste Fern­seh­sendung, die wieder kri­tisch über Amalgam berichtet hat, war die Lan­des­schau Baden-Würt­temberg vom 6.11.2007 im SWR-Fern­sehen, dort bin ich ein­ge­laden worden.

Für viele ist Amalgam halt ein Tabu­thema. Dies gilt besonders, seit die Kieler Amal­gam­kri­tiker mundtot gemacht wurden. Man ris­kiert seine Kar­riere, wenn man Kri­ti­sches zum Thema Amalgam sagt. Für mich wäre es auch besser gewesen, ich hätte den Mund nicht auf gemacht. Wir, mein Kollege Johannes Naumann, mein ehe­ma­liger Chef Prof. Dr. Franz Daschner und ich haben hier ziem­liche Angriffe bekommen.

Ein­schlägige The­ra­pie­er­folge durch Ausleitung

r&z: Dennoch sind viele Men­schen sen­si­bi­li­siert, sehen Zusam­men­hänge zwi­schen ihren Beschwerden und einer Amalgam- Belastung und wollen das Queck­silber los­werden. Oft haben sie bemer­kens­werte Heil­erfolge. In einer Ihrer Meta-Studien weisen Sie auf eine schwe­dische Studie an 700 Männern und Frauen hin, die von ver­schie­denen Krank­heiten betroffen waren und denen bisher keine The­rapie helfen konnte. Nachdem bei ihnen Queck­silber aus­ge­leitet wurde, erfuhren 70 Prozent von ihnen eine Bes­serung oder sogar eine Heilung ihrer Beschwerden

J. M.: Ähn­liche Ergeb­nisse zeigen auch andere fun­dierte Studien. Dann gab es noch eine kleine Studie an Pati­enten mit Auto­im­mun­erkran­kungen, die hatten eine ähn­liche Ver­bes­se­rungsrate. Bei den sechs Pati­enten mit Mul­tipler Sklerose (MS) war die Bes­se­rungsrate sogar bei 100 Prozent. Diese Beob­ach­tungen über­schneiden sich mit denen vieler The­ra­peuten. Ich habe zahllose Dan­kes­briefe bekommen und auch im Internet berichten zahl­reiche Pati­enten von ihrer Heilung durch Ausleitung.

Aller­dings gibt es bei einigen auch kei­nerlei Ver­bes­se­rungen, manchmal sogar Ver­schlech­te­rungen, vor allem bei unge­schützter Amal­ga­ment­fernung oder fal­scher Aus­leitung. Es ist ande­rer­seits auch nicht unbe­dingt zu erwarten, dass die Ent­fernung schon Krank­heiten heilt, da das im Körper befind­liche Queck­silber nur sehr lang langsam, wenn über­haupt, abgebaut wird oder der Schaden durch Queck­silber nicht mehr rück­gängig gemacht werden kann, genauso wenig, wie wenn Sie eine Alko­hol­ver­giftung hatten und dadurch ein paar Hirn­zellen abge­storben sind. Auch wenn nun nach einiger Zeit der Alkohol im Körper kom­plett abgebaut ist, ist der Hirn­schaden immer noch vor­handen. Deshalb bin ich erstaunt darüber, wie viel Ver­bes­serung durch eine intensive Aus­leitung doch noch oft, wenn auch nicht immer, erreicht werden kann.

r&z: Sie arbeiten ja tag­täglich mit Pati­enten, die zu Ihnen zur The­rapie kommen. Wie hoch liegt Ihre Erfolgsquote?

J. M.: Erfolgs­raten sind schwierig anzu­geben. Man muss sehen, dass zu uns richtig schwere Fälle kommen, Pati­enten mit allen mög­lichen Krank­heiten. Sie leiden oft schon jah­relang unter chro­ni­schen Schmerzen, Müdigkeit, Schlaf­stö­rungen, Blut­hoch­druck, Depres­sionen, Unfrucht­barkeit, Auto­im­mun­erkran­kungen, Kon­zen­tra­ti­ons­stö­rungen, Unru­he­gefühl, Gedächt­nis­stö­rungen, Infekt­an­fäl­ligkeit, Auf­merk­sam­keits­de­fizit, Hyper­ak­ti­vität, Migräne und vielem mehr.

J. M.: Erfolgs­raten sind schwierig anzu­geben. Man muss sehen, dass zu uns richtig schwere Fälle kommen, Pati­enten mit allen mög­lichen Krank­heiten. Sie leiden oft schon jah­relang unter chro­ni­schen Schmerzen, Müdigkeit, Schlaf­stö­rungen, Blut­hoch­druck, Depres­sionen, Unfrucht­barkeit, Auto­im­mun­erkran­kungen, Kon­zen­tra­ti­ons­stö­rungen, Unru­he­gefühl, Gedächt­nis­stö­rungen, Infekt­an­fäl­ligkeit, Auf­merk­sam­keits­de­fizit, Hyper­ak­ti­vität, Migräne und vielem mehr.

Es muss aber betont werden, dass wir aus Zeit­gründen die Daten bisher noch nicht wis­sen­schaftlich sys­te­ma­tisch ver­öf­fent­lichen konnten und zum anderen in der The­rapie viele Register ziehen, um schnellst­möglich zum Ziel zu kommen. Wir kommen aber immer mehr zu dem Schluss, dass viele chro­nische Erkran­kungen auch durch Gifte oder Schad­fak­toren zumindest mit ver­ur­sacht wurden und ande­rer­seits eine Aus­leitung dieser Gifte und das Meiden von zum Bei­spiel elek­tro­ma­gne­ti­schen Feldern erstaunlich positiv auf die kör­per­eigene Heil­kräfte wirken können

Auch andere alter­na­tiv­me­di­zi­nische The­ra­pie­arten welche auf die kör­per­eigene Regu­la­ti­ons­fä­higkeit ein­wirken sollen, wie zum Bei­spiel Neu­ral­the­rapie, Aku­punktur, Fasten, Ord­nungs­the­rapie, Psy­cho­the­rapie oder Homöo­pathie wirken unserer Erfahrung nach meist erst richtig nach Aus­leitung von Schwer­me­tallen und anderen Chemiegiften.

r&z: Queck­silber greift in ver­schie­denster Weise in die Pro­zesse des Körpers ein. Können Sie die wesent­lichsten bekannten Wir­kungen anführen?

J. M.: Es kann alle Kör­per­pro­zesse, die es gibt, behindern, auch die Aus­leitung von anderen Giften. Im End­effekt kann die ganze Erb­sub­stanz, die DNA geschädigt werden. Die Zell­kanäle können gehemmt oder zer­stört werden. Das Tubulin kann zer­stört werden, also bestimmte Pro­teine, die am Zell­aufbau und den ganzen Trans­port­vor­gängen in den Zellen beteiligt sind. Der Transport von Nähr­stoffen, von Boten­stoffen oder Abfall­stoffen in oder aus den Zellen kann deshalb behindert sein, die Mito­chon­drien können sehr stark geschädigt werden, was zu Müdigkeit, aber auch zu Krebs führen kann. Dann können sich viele Freie Radikale, die im Zentrum der Ent­stehung der meisten Krank­heiten stehen, bilden.

Ins­gesamt wurde schon 1995 von einer von der Bun­des­re­gierung geför­derten Studie nach­ge­wiesen, wie Auto­im­mun­erkran­kungen ent­stehen: nämlich durch Queck­silber, aber auch durch Gold.

r&z: Und am schäd­lichsten ist der Queck­sil­ber­dampf, der dauernd aus Amal­gam­fül­lungen aus­tritt und ver­stärkt auch beim unge­schützten Ent­fernen der Amal­gam­fül­lungen entsteht?

J. M.: Ja, in Form von Dampf kann Queck­silber zu 80 Prozent durch die Lunge auf­ge­nommen werden, etwa 10 Prozent davon gehen dann direkt innerhalb von ein bis zwei Minuten durch die Blut-Hirn-Schranke ins Gehirn. Diese schützt eigentlich das Gehirn vor schäd­lichen Einflüssen.

Queck­sil­ber­dämpfe und Methyl­queck­silber, zu dem Amalgam durch Mikro­or­ga­nismen im Mund reagiert, können jedoch in diesen hoch­sen­siblen Bereich leicht gelangen. Queck­silber hat die Eigen­schaft, sich dann sofort an kör­per­ei­genen Struk­turen fest zu binden. So kann es im Gehirn viel Schaden anrichten. Im Fisch ver­bindet sich Queck­silber mit Selen oder schwe­fel­hal­tigen Ami­no­säuren und wird dadurch unschädlich gemacht, weshalb der Verzehr belas­teten Fisches für den Men­schen wohl weniger pro­ble­ma­tisch ist als das Ein­atmen von che­misch unge­bun­denem Quecksilberdampf.

Belas­tungs­nachweis kaum möglich

r&z: Wie findet man denn am besten heraus, ob man mit Queck­silber belastet ist?

J. M.: Das kann man nicht, solange man lebt. Das ist zumindest quan­ti­tativ exakt unmöglich. Meistens ist es so, dass die Pati­enten, die am meisten Queck­silber im Körper in der Tiefe ein­ge­lagert haben, am wenigsten davon in das Blut leiten und dann über den Urin oder Haare aus­scheiden. Und diese sind wohl deshalb oft kränker als die Per­sonen, die mehr Queck­silber durch den Urin oder die Haare ausscheiden.

r&z: Und was emp­fehlen Sie Ihren Pati­enten, wenn diese wissen wollen, ob ihre Beschwerden durch Queck­silber ver­ur­sacht werden?

J. M.: Als Arzt muss man da ein gewisses Fein­gefühl haben. Man muss eine Ana­mnese erheben. Wir wissen, dass Amal­gam­träger bis zu zwölf Mal mehr Queck­silber im Körper haben als Men­schen, die davon ver­schont geblieben sind und dass die Halb­wertszeit bis zu 30 Jahre ist. Wir wissen, dass Kinder von Amalgam tra­genden Müttern mehr Queck­silber in ihrem Körper haben, auch wenn sie selbst nie Amal­gam­fül­lungen trugen.

Wenn jetzt ein 40-Jäh­riger kommt und sagt, er habe seit seiner Kindheit zehn Amal­gam­fül­lungen und habe die-se vor fünf Jahren ent­fernen lassen, dann weiss ich, der hat noch einiges an Queck­silber im Körper. Das weiss man von Studien an Tieren und mensch­lichen Leichen. Ich selbst mache den Mobi­li­sa­ti­onstest mit den Aus­lei­tungs­mitteln DMPS oder DMSA. Das sind Che­lat­bildner, deren Schwe­fel­anteil sich mit Queck­silber ver­bindet. In dieser Ver­bindung kann der Körper sich dann leichter von dem Queck­silber befreien.

Manchmal zeigt sich dadurch dann erst Queck­silber im Urin. Bei schwer kranken Men­schen kommt aber oft gar nichts raus, das heisst, das Queck­silber sitzt wahr­scheinlich so tief, dass es nicht wirklich mobi­li­siert werden kann. Das ist sehr wahr­scheinlich der Grund, warum sie krank sind.

Trotzdem zeigt die kon­ti­nu­ier­liche Aus­leitung immer wieder, dass zum Bei­spiel erst nach der achten oder 20. DMPS- Gabe auf einmal mehr Queck­silber aus­ge­schieden wird. Irgendwie scheinen dann die Aus­lei­tungs­pro­zesse durch das beharr­liche Weg­nehmen von Queck­silber besser zu unk­tio­nieren. Bei durch­schnitt­lichen Amal­gam­trägern können auch schon mal 50 bis 100 Ampullen DMPS not­wendig sein, damit sich Erfolge ein­stellen. Dies ist auch logisch, da mit einer Spritze DMPS oder DMSA nur wenig von den seit Jahr­zehnten durch Amal­gam­be­lastung ange­sam­melten Queck­sil­ber­depots beseitigt werden kann.

r&z: Vor diesem Hin­ter­grund erscheint es absurd, dass die Experten des Robert Koch-Insti­tutes in ihrer Stel­lung­nahme behaupten, der Urintest stelle eine „prak­ti­kable, gut stan­dar­di­sierte und geeignete Methode“ dar, um die Queck­sil­ber­be­lastung zu ermitteln. Und dass sie sogar von dem DMPS-Test regel­recht abraten.

J. M.: Ja, weil mit DMPS plötzlich Viele als Queck­silber belastet auf­ge­deckt würden. Deshalb wird der Test „wegen falsch posi­tiver Befunde“ abge­lehnt. Hinzu kommt, dass etwa 15–25 Prozent der Bevöl­kerung auf­grund ihrer ererbten Enzym­muster schlechte Aus­scheider von Umwelt­giften sind. Bei denen finden Sie im Urin meist noch nied­rigere Werte als bei durch­schnittlich belas­teten Men­schen. Die offi­zielle Schul­me­dizin sagt dann: „ja schauen Sie, der hat ja gar keine Queck­sil­ber­be­lastung“. Dum­mer­weise aber, wenn er gestorben ist und man ihn seziert, kriegen alle grosse Augen, wie viel Queck­silber im Körper auf­ge­taucht ist.

Es ist wirklich ein Irrtum, dass man die Queck­sil­ber­be­lastung im Körper über den Urin, Blut oder Haare messen könne. Das ist wis­sen­schaftlich falsch. Trotzdem basieren alle offi­zi­ellen Emp­feh­lungen oder Gerichts­gut­achten auf diesen Werten. DMPS selbst ist völlig unto­xisch, aber es mobi­li­siert im Körper abge­la­gerte Gifte und kann diese, wenn es ungünstig läuft, nur teil­weise zur Aus­scheidung bringen, sodass sie sich an anderen Kör­per­stellen wieder anlagern. Es kann auch soviel Queck­silber in der Niere und im Blut anfluten, dass alt­be­kannte Queck­silber bedingte Beschwerden auf­treten oder sogar eine akute Queck­sil­ber­ver­giftung zum Nie­ren­ver­sagen führt. Dafür ist aber nicht DMPS ver­ant­wortlich, sondern das Gift im Körper.

In unserer Ambulanz haben wir so etwas aber glück­licher Weise noch nicht erlebt. Wir haben fest­ge­stellt, dass durch ein paar Vor­sichts­mass­nahmen die Neben­wir­kungen deutlich weniger werden. Aus­serdem scheint die Gabe von zwei oder drei Ampullen DMPS auf einmal besser ver­tragen zu werden. Wahr­scheinlich mobi­li­sieren die zusätzlich gege­benen Ampullen nicht mehr Queck­silber als eine Ampulle, können dafür aber mehr von dem frei­ge­setzten Queck­silber abbinden und deshalb besser zur Aus­scheidung bringen.

Begleitung durch fach­kun­digen The­ra­peuten ist wichtig

r&z: Wenn ein Patient sich ent­schieden hat, das Queck­silber aus­zu­leiten, gibt es ver­schiedene Mög­lich­keiten, dies zu tun. Sie unter­scheiden da zwi­schen schwer kranken Men­schen, die zum Bei­spiel autis­tisch sind oder Mul­tiple Sklerose haben, und Men­schen mit leich­teren Sym­ptomen wie zum Bei­spiel All­ergien oder Kopfschmerzen.

J. M.: Ja, bei schweren Krank­heiten ver­sucht man eine schnelle Aus­leitung zu machen, damit man nach ein bis zwei Monaten einen guten Erfolg sieht, sonst könnte die Krankheit schneller sein. Da geht man relativ aggressiv vor und ver­ab­reicht zum Bei­spiel jeden Tag DMPS- Spritzen. Bei chro­ni­schen Kopf­schmerzen gebe ich manchmal nur natür­liche Mittel wie Chlorella, Bär­lauch oder Kori­ander. Oder ich gebe nur zwei DMPS-Spritzen, aber keine 50 oder 100.

Ins­gesamt muss man sagen, dass kein Aus­lei­tungs­mittel auf der Welt wirklich als gutes Aus­lei­tungs­mittel bezeichnet werden kann. DMPS ist weltweit immer noch das stärkste Aus­lei­tungs­mittel, aber es hat, wie beschrieben, Schwächen und ist kli­nisch gesehen nicht das Optimale. Auf das warten wir noch. Natür­liche Mittel sind meist deutlich schwächer wirksam als klas­sische Che­lat­bildner wie DMPS oder DMSA, dies gilt auch für zer­klei­nertes Chlorella oder Extrakte davon. Die Natur­sub­stanzen haben aber durchaus ihre Berechtigung.

r&z: Wenn ein Patient nur leichtere Sym­ptome hat, hinter denen er eine Amal­gam­ver­giftung ver­mutet. Kann er dann etwas ver­kehrt machen, wenn er nach eigenem Ermessen Chlorella einnimmt?

J. M.: Leider ja. Es ist schwer, Grund­satz­emp­feh­lungen zu geben, bis auf die, dass man kein neues Amalgam mehr ein­ge­setzt bekommen soll. Aus­serdem sollte man sich für die Ent­fernung des Amalgams in ver­trau­ens­würdige Hände begeben. Denn dies ist eine richtig gefähr­liche Sache Das darf nur mit inten­sivsten Schutz­mass­nahmen wie zum Bei­spiel Cof­ferdamm, Atem­maske und Sau­er­stoff­zufuhr etc. durch­ge­führt werden. Es erfordert viel Erfahrung und gute Kenntnis um die Gefahren und Aus­wir­kungen auch noch so kleiner, aber hoch­gif­tiger Quecksilbermengen.

Keine dieser Mass­nahmen darf fehlen. Man sollte lieber zu viel als zu wenig tun, um die Ent­fernung wirklich unschädlich durch­zu­führen. Das macht man nur einmal im Leben und ich kenne viele Men­schen — mich ein­ge­schlossen -, die erst durch das Ent­fernen von Amal­gam­fül­lungen richtig krank geworden sind, jahr­zehn­telang oder andauernd.

Leider gibt es nur sehr wenige Zahn­ärzte, die diese Stan­dards erfüllen. Fünfzig Prozent der MS-Pati­enten, die bei uns erscheinen, haben ihre Krankheit erst nach dem unqua­li­fi­zierten Her­aus­nehmen des Amalgams bekommen. Aus­serdem dürfen keine anderen Metalle, auch keine Hoch­gold­le­gierung mehr gelegt werden. Und nach dem Ent­fernen muss ein indi­vi­du­elles Ent­gif­tungs­pro­gramm durch­ge­führt werden.

r&z: Was kann der The­rapeut neben der Gabe von Aus­lei­tungs­mitteln noch tun, um den Körper bei der Aus­leitung zu unterstützen?

J. M.: Zum einen muss der Körper basisch sein, meist müssen Basen­mittel genommen oder infun­diert werden. Dann müssen alle Vital­stoffe vorher auf­ge­füllt werden. Alle Spu­ren­ele­mente müssen aus­rei­chend vor­handen sein. Die Ernährung muss passend sein. Berück­sichtigt man all das, wird die Neben­wir­kungsrate wesentlich geringer, da die Bin­dungs­stärke von Queck­silber zu DMPS fester wird in einem gut vor­be­rei­teten Kör­per­milieu. Zudem sollten andere Belas­tungs­fak­toren wie Mobilfunk oder andere Gifte redu­ziert werden. Dann funk­tio­niert die Aus­leitung nach neu­esten Studien sehr gut. Funk­strahlung kann die Queck­sil­ber­aus­leitung blo­ckieren, wie eine neue Studie gezeigt hatte.

r&z: Sie haben bereits geschildert, dass die Nieren bei der Aus­leitung sehr stark belastet werden können. Kann man irgend­etwas tun, um spe­ziell auch die Nieren zu unterstützen?

J. M.: Ja, auf jeden Fall. Es gibt da Sicher­heits­mass­nahmen, ein paar Tricks, damit die Niere diese Ent­giftung gut schafft. Aber das ist sehr kom­pli­ziert. Da bräuchte ich einen Tag, um das zu erklären. Ein basi­scher pH-Wert bringt aber schon viel.

Wird all dies berück­sichtigt, stellt sogar eine ein­ge­schränkte Nie­ren­leistung keine Kon­tra­in­di­kation für DMPS dar. Meist wird die Nie­ren­leistung im Verlauf der Ent­giftung nor­ma­li­siert. Bei schweren Fällen ist es auch günstig, während der Gabe von DMPS eine spe­zielle Dialyse zu machen.

r&z: Wie ist es mit den Gefässen? Werden diese durch die Aus­leitung belastet?

J. M.: Nein, sie pro­fi­tieren nur davon. Durch­blu­tungs­stö­rungen werden weniger, der Blut­druck sinkt, die Arte­rio­sklerose nimmt ab. Die Chel­at­the­rapie ist hierbei sehr hilf­reich, da sie auch Blei­ab­la­ge­rungen aus dem Gefäss­system entfernt.

r&z: Kann DMPS auch Queck­silber aus dem Gehirn ziehen?

J. M.: Nach bis­he­riger wis­sen­schaft­licher Erkenntnis nicht. Inter­essant ist aber, dass trotzdem neu­ro­lo­gische, psych­ia­trische oder psy­chische Pro­bleme nach DMPS-Aus­leitung besser werden können. Dazu gibt es Studien. Irgendwie muss DMPS doch Queck­silber aus dem Gehirn aus­leiten können. Man erklärt sich das so, dass DMPS das Queck­silber aus dem Bin­de­gewebe raus­schmeisst. Dadurch gibt es ein osmo­ti­sches Gefälle und das Queck­silber aus dem Gehirn wandert ins Bin­de­gewebe. So das Erklä­rungs­modell, mit dem man ver­sucht zu ver­stehen, warum die neu­ro­lo­gi­schen oder psych­ia­tri­schen Sym­ptome nach Aus­leitung abklingen.

Manche Hirn­areale, wie zum Bei­spiel die Hypo­physe, sind auch nicht durch die Blut-Hirn-Schranke geschützt. Dort kann DMPS direkt wirken, wie ein publi­zierter Fall aus unserer Praxis deutlich zeigt.3,4 Es lag eine unheilbare Hypo­phy­sen­er­krankung vor, die nach einigen DMPS Gaben aus­heilte. Stö­rungen in der Peri­pherie der Nerven werden durch DMPS auch erreicht. Hier kann die Aus­leitung auch direkt greifen.

r&z.: Gilt dies auch für Chlorella?

J. M.: Zum Teil. Chlorella leitet nur viel lang­samer aus und bei schweren Krank­heiten ist das zu langsam. Manche ver­tragen Chlorella aber nicht. Dies kann unter anderem auch daher kommen, dass die kon­ven­tionell gezüch­teten Chlorella-Algen selbst mit Schwer­me­tallen belastet sein könnten oder All­ergien bestehen. Das heisst, man kann Chlorella auch nicht unein­ge­schränkt emp­fehlen. Wir emp­fehlen mitt­ler­weile nur noch Wild­chlorella, die nicht mit Kunst­dünger und Che­mi­kalien behandelt wurde.

r&z: Zahlt die Kran­ken­kasse Ausleitungen?

J. M.: Die pri­vaten Kran­ken­kassen manchmal schon. Die Gesetz­lichen nicht. Das wäre ja auch paradox, wenn sie auf der einen Seite das Ein­setzen der Amal­gam­fül­lungen bezahlen und dann die Ent­fernung und Aus­leitung über­nehmen würden.

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Im Kreislauf der Natur

r&z: Noch zur Umwelt: Sie haben dras­tisch darauf hin­ge­wiesen, dass Queck­silber nicht nur in den Men­schen gelangt und dann ver­schwindet, sondern dass es über den Men­schen in rie­sigem Ausmass in den Natur­kreislauf gelangt. Können Sie dies kurz darlegen?

J. M.: Im Prinzip ist es so, dass Amalgam seit über 170 Jahren in sehr grosser Menge in Mil­lionen von Men­schen ein­ge­bracht wird. Das Meiste davon ist in die Umwelt gelangt. Heut­zutage wird sogar so viel Amalgam ein­ge­setzt wie noch nie in der Geschichte der Menschheit, obwohl sich viele Men­schen in der EU und den USA aus gesund­heit­lichen Gründen kein Amalgam mehr ein­setzen lassen. Aber in Dritte- Welt-Ländern und Zweite-Welt-Ländern wie China ist die Kari­esrate sprunghaft ange­stiegen, seit dort auch west­liche „Lebens­mittel“ mit oft extrem hohem Zucker­gehalt und wenig Nähr­stoffen Einzug erhalten haben. Die Leute trinken Cola, essen Pro­dukte mit Aus­zugsmehl und bekommen Löcher in den Zähnen, was dort seit Jahr­tau­senden nur selten der Fall war.

r&z: Unsere Fehler werden einfach übernommen?

J. M.: Na, ja, in diesen ärmeren Ländern füllt man die Zähne vor­nehmlich mit Amalgam, weil das bil­liger und ein­facher ist. In China leben 1,2 Mil­li­arden Men­schen. Ins­gesamt wird bei über einem Drittel der Menschheit in anstei­gendem Masse Amalgam ein­ge­setzt. Die Zahn­ärz­te­or­ga­ni­sa­tionen, zum Bei­spiel die ame­ri­ka­nische Zahn­ärz­te­ge­sell­schaft (Ame­rican Dental Asso­ciation, ADA), besitzen sogar Patente für Amal­gam­mi­schungen. Das heisst, sie ver­dienen daran.

r&z: Gäbe es für die ärmeren Länder nicht andere günstige Füll­ma­te­rialien als Alternative?

J. M.: Zement zum Bei­spiel. Das ist deutlich weniger toxisch aber leider lange nicht so haltbar. Höher­wertige und intel­ligent ver­ar­beitete Kom­po­sites wären auch möglich. Diese sind etwa 800-mal weniger giftig als Amalgam, auch wenn die Zahn­ärzte gerne das Gegenteil behaupten. Oder man ver­sorgt gleich mit höher­wer­tigen Mate­rialien, da diese, wenn alle Umwelt­kosten und Krank­heits­kosten ein­ge­rechnet würden, deutlich güns­tiger als Amalgam für das Gesund­heits­system sind.

r&z: Und über die Men­schen gelangt das Queck­silber dann in die Umwelt?

J. M.: Ja, wenn ein Amal­gam­träger stirbt, setzt er auf dem Friedhof oder im Kre­ma­torium oft töd­liche Dosen von Queck­silber frei. Drei Gramm gelten für einen Men­schen als tödlich, aber auch 300 Mil­li­gramm können schon tödlich sein, je nach indi­vi­du­eller Ent­gif­tungs­leistung. Mehr als drei Gramm haben sie schnell im Mund, wenn sie mehrere Fül­lungen haben. Wenn der tote Körper mit seinen drei Gramm Amalgam im Mund dann ver­brannt wird, wird das Queck­silber in die Luft gestossen. Es ist nur mit grösstem Aufwand möglich, Queck­silber aus­zu­filtern, weshalb es von den meisten Kre­ma­torien weltweit unge­hindert in die Luft geblasen wird.

In der EU gelangen wohl pro Leiche im Schnitt bis über zwei Gramm Queck­silber in die Umwelt – und das ist viel. Über die Luft wird das Queck­silber global ver­teilt, da Queck­silber, im Gegensatz zu anderen Schwer­me­tallen, ver­dampft. Das Queck­silber aus China landet deshalb auch bei uns. Das hat auch die EU erkannt, weshalb sie das Ziel hat, die Anwendung und den Export von Queck­silber zu verbieten.

Wenn ver­storbene Amal­gam­träger auf dem Friedhof bestattet werden, wird das Amalgam auch nach einer gewissen Zeit frei. Es ver­dampft oder gelangt ins Grund­wasser, in die Flüsse, in die Fische, in den Nah­rungs­mit­tel­kreislauf und damit zurück zu uns. Hinzu kommt, dass auch lebende Amal­gam­träger Queck­silber-Dämpfe aus­atmen und Queck­silber-hal­tigen Stuhl und Urin ausscheiden.

Nach einer Studie dürften etwa 20 Prozent aller Amal­gam­träger nicht mehr spucken, da ihr Speichel wegen zu hoher Queck­sil­ber­mengen als Son­dermüll gilt. Nach einer anderen Studie dürften ein Grossteil der Amal­gam­träger ihren Speichel nicht schlucken, da der Grenzwert für Trink­wasser über­schritten wird.

Angelika Fischer (r&z Redak­teurin): Weiss man, wie Tiere und Pflanzen auf Queck­silber reagieren?

J. M.: Es gibt ein mys­te­riöses Sterben und Krank­heits­an­fäl­lig­keiten bei Fischen und Walen. Bei den Pflanzen scheint es nicht so schlimm zu sein, die nehmen Queck­silber nicht so gut auf, wie eine Pro­mo­tions-Arbeit von Dr. rer. nat. Rainer Trittler von unserem Institut zeigte.

Vor 14 Jahren wurden in der EU noch etwa 400 Tonnen Queck­silber ver­wendet, mehr als das Vier­fache von heute. Heute sind es nach Schät­zungen allein in Deutschland immer noch zehn bis 15 Tonnen und Queck­silber kann in der Umwelt nicht abgebaut werden. Kein Wunder, dass die toxi­schen Umwelt­be­las­tungen in den letzten Jahr­zehnten um das Zig­fache zuge­nommen haben. Raub­fische dürften viel­leicht mehr als das 100-fache an Queck­silber haben wie vor 300 Jahren.

Die lebenden EU-Bürger tragen etwa 2 000 Tonnen von diesem gif­tigsten nicht­ra­dio­ak­tiven Element mit sich rum. Alleine damit könnten Sie 666 666 666 Men­schen sofort töten, wenn man von einer töd­lichen Dosis von drei Gramm pro Mensch ausgeht. Amalgam befindet sich in der höchsten Gift- Kate­gorie von Son­dermüll. Der einzige sichere Ort für die Auf­be­wahrung dieses Son­der­mülls scheint bis jetzt nur der Mensch zu sein!


Quelle: zentrum-der gesundheit.de