screenshot youtube

Indo­ne­siens Wald­wäch­te­rinnen kämpfen für die Umwelt (+Video)

Dort, wo einst ein Regenwald war, über­ziehen riesige Palmöl-Plan­tagen die gesamte Insel Sumatra. Nicht nur, dass Sumatra aus Gier wegen Palmöl brennt, auch die letzten dort lebenden Tiere werden aus­ge­rottet. Einem 40-jäh­rigen Sumatra-Ele­fanten hatten Wil­derer den Kopf und den Rüssel brutal abge­schnitten, bevor sie die Stoß­zähne ent­fernten. Nur einen Tag später fand man in der gleichen Gegend einen Orang Utan mit 24 Kugeln im Körper, 16 Kugeln davon allein in seinem Kopf. Sumatra ist zum Hotspot der Palm­öl­in­dustrie geworden und durch illegale Abholzung, Stra­ßenbau oder Wild­tier­handel ist die Zahl der Tiere auf Sumatra stark geschrumpft. Die Arbeiter auf den Plan­tagen treffen auf diese sel­tenen Tiere. Sie fangen sie und ver­kaufen sie. 

Die Insel Sumatra hat eines der arten­reichsten Öko­systeme Indo­ne­siens, bzw. sie hatte es. In Sumatra spielt sich eine Tra­gödie ab. Weite Teile des Dschungels sind zer­stört und die Tiere sterben aus. Um zu ver­hindern, dass die Natur auf Sumatra noch mehr zer­stört wird, hat sich ein ein­zig­ar­tiges Team aus Frauen gegründet. Die Wald­wäch­te­rinnen stellen sich ille­galen Holz­fällern und Wil­derern in den Weg, die den Sumatra-Tiger und andere gefährdete Wild­tiere bedrohen. Sie sagen, dass die Schul­digen Männer seien, ein­schließlich Nachbarn oder sogar Ehe­männer von den Frauen, die jetzt den Kampf für die Erhaltung der Natur auf Sumatra auf­ge­nommen haben.

Indo­ne­siens Wald­wäch­te­rinnen kämpfen für die Umwelt

Sumatra hat einige der größten intakten Regen­wald­ge­biete der Welt und ein enorme Vielfalt an Wild­tieren, die nir­gendwo anders zu finden sind. Diese rie­sigen Wälder sind durch die rasche Expansion von Agrar­un­ter­nehmen im indus­tri­ellen Maßstab bedroht, die Palmöl auf dem Welt­markt ver­markten. Indo­nesien hat Bra­silien als Wald­ver­nichter Nummer eins abgelöst. Der Palm­öl­kon­flikt begann zunächst in Indo­nesien, dem weltweit größten Palm­öl­pro­du­zenten, als die Industrie große Teile des Regen­waldes abholzte und durch Ölpal­men­plan­tagen ersetzte. Doch nicht nur wegen Palmöl wird der einst wald­reiche Archipel zer­stört, sondern auch für die Papier­pro­duktion. Die Zell­stoff­her­stellung ist vor allem auf Sumatra angesiedelt. 

Ein weib­liches Nashorn mit ihrem Kalb im Sumatra Rhino Sanc­tuary in Way Kambas. Bild von Rhett A. Butler / Mongabay.

Auch Indo­ne­siens Leuser-Öko­system, eine Fund­grube für Bio­di­ver­sität ist durch Palmöl gefährdet. In den Sumpf­wäldern des Leuser-Öko­systems leben die meisten der Orang-Utans Sumatras, in seinen Regen­wäldern gedeiht Raf­f­lesia, die größte Blüte der Welt. Vier Mil­lionen Ein­hei­mische sind für ihre Was­ser­ver­sorgung und Nahrung darauf ange­wiesen, dass die Wälder intakt sind. Der größte Feind: Die Abholzung wegen Palmöl. Die meisten der Palm­öl­plan­tagen wurden illegal ein­ge­richtet, denn in Schutz­ge­bieten gibt es keine Geneh­migung. Der Großteil des Schutz­ge­bietes liegt in der ultra-kon­ser­va­tiven Provinz Aceh

Dieses am 25. November 2020 auf­ge­nommene Foto zeigt die indo­ne­sische Hausfrau und Wald­läu­ferin Sumini (45) AFP / Chaideer Mahyuddin

Die indo­ne­sische Hausfrau und Wald­wäch­terin Sumini ist 45 und Mutter von fünf Kindern. Sie führt die Gruppe von Frauen an, die einen Kampf zwi­schen David und Goliath führen, um die ver­hee­rende Ent­waldung und Wil­derei gefähr­deter Wild­tiere in den Wäldern, in denen sie leben, zu stoppen.

SUMINI steht im Mor­gen­grauen auf, um ihre Haus­ar­beiten zu erle­digen, – und führt dann ein Team von Frauen in den Dschungel der indo­ne­si­schen Insel Sumatra, um die gras­sie­rende Ent­waldung und Wil­derei zu bekämpfen. Die 45-jährige Mutter von fünf Kindern leitet ein ein­zig­ar­tiges Team weib­licher Wald­läufer, die sich ille­galen Holz­fällern und Jägern stellen, die Sumatra-Tiger, Pan­goline und andere gefährdete Wild­tiere bedrohen.

women ranger team in Aceh

Die Schul­digen sind haupt­sächlich Männer, ein­schließlich Nachbarn oder sogar Ehe­männer von Team­mit­gliedern, die zusammen im Dorf Damaran Baru im Norden von Sumatra leben.

Auf dem Weg dorthin setzt sich das 30-köpfige Team mit sexis­ti­schen Ste­reo­typen in der ultra-kon­ser­va­tiven Provinz Aceh und Behörden aus­ein­ander, denen die Umwelt­zer­störung durch ille­galen Holz­ein­schlag und Land­rodung für die vielen Kaf­fee­plan­tagen der Region gleich­gültig ist. Abholzung und Verlust von Lebens­räumen sind seit langem ein Problem auf dem rie­sigen süd­ost­asia­ti­schen Archipel, das zu den Ländern mit der größten Arten­vielfalt auf der Erde gehört.

Twitter

Mit dem Laden des Tweets akzep­tieren Sie die Daten­schutz­er­klärung von Twitter.
Mehr erfahren

Inhalt laden

Der Wald war schon immer mit Männern ver­bunden“, sagte Sumini.  „Aber wir wollen das ändern und sagen, es geht auch um Frauen. Frauen, die sich über Umwelt­zer­störung ärgern und Maß­nahmen ergreifen, um das Problem zu beheben.“

‚So wütend‘

Als eine durch ille­galen Holz­ein­schlag ver­ur­sachte Flut 11 Häuser zer­störte, beschlossen die Frauen des Dorfes Damaran Baru, ihren Regenwald und ihre Familien zu retten.

Die Gruppe, zu der jetzt einer von Suminis Söhnen und seine Frau gehören, wurde 2015 gegründet, nachdem eine Sturzflut ein Dutzend Häuser in der Gemeinde mit etwa 1.000 Ein­wohnern zer­stört hatte.

Sumini for­derte ihren Mann auf, ihr zu zeigen, warum so viel Holz und Trümmer mit dem Hoch­wasser von einem nahe gele­genen Vulkan her­ab­floss. „Als wir dort ankamen, sah ich, dass der Berg abge­holzt worden war“, sagte sie. „Ich sagte zu meinem Mann: ‚Nun, das ist der Grund. Der Wald wurde von Männern zer­stört.‘ Ich war so wütend, dass ich mir von diesem Moment an sagte, ich würde die Rolle des Schutzes des Waldes übernehmen.”

Die junge Truppe bekam keine Hilfe von den Behörden, als sie sich über durch Baum­verlust gezeichnete Hänge beschwerten. „Sie dachten, wir hätten es erfunden. Deshalb haben wir das Team gegründet“, sagte Sumini.

Zweimal im Monat setzen die mit Hijab beklei­deten Frauen ihre Hüte auf und ziehen Gum­mi­stiefel an, bevor sie jeweils etwa fünf Tage lang auf­brechen und durch das steile, bergige Gelände als Wald­wäch­te­rinnen unterwegs sind.

Sie suchen nach Anzeichen von Wil­derei und Holz­ein­schlag, ent­fernen Tier­fallen, doku­men­tieren ende­mische Wild­tiere und Pflan­zen­arten und warnen vor ille­galen Akti­vi­täten, die sie den Regie­rungs­be­hörden melden.

Die Gruppe ver­folgt auch Hin­weise auf Ent­waldung und pflanzt mit Hilfe von mehr Frei­wil­ligen Tau­sende von Bäumen neu.

Aber anfangs waren sie in dem ultra-kon­ser­va­tivem Aceh nicht gern gesehen

Aceh, eine Gruppe von Frauen wurde als Hüte­rinnen des Waldes bekannt

Es ist die einzige Region in Indo­nesien mit mus­li­mi­scher Mehrheit, die das Scharia-Gesetz ver­hängt, dessen Ver­stöße durch öffent­liche Aus­peit­schung geahndet werden können.

„Die Men­schen hatten das Bild, dass Frauen im Wald unmo­ra­lische Hand­lungen aus­führen könnten, weil wir nor­ma­ler­weise einen Mann als Führer bei uns haben“, sagte Sumini.

„Und einige fragten: ‚Warum haben wir Frauen, die den Wald schützen? Es geht sie nichts an‘.“

„Fehler der Vergangenheit“

Pan­goline werden für die tra­di­tio­nellen chi­ne­si­schen Medizin gewildert

Aber jetzt sind einige ehe­malige Wil­derer und Holz­fäller selbst Frei­willige geworden. Unter ihnen ist Bustami, 54, der jah­relang Pan­goline jagte,  die wegen ihres Flei­sches und ihrer Schuppen gewildert wurden, die in der tra­di­tio­nellen chi­ne­si­schen Medizin geschätzt werden.

„Ich kann nicht einmal die Anzahl der Pan­goline zählen, die ich getötet habe“, sagte er. „Ich habe viel Geld ver­dient, aber jetzt schütze ich die Umwelt als „Rück­zahlung“ für die Fehler der Vergangenheit.

Einige der Männer im Dorf machten sich über ihn lustig, als er der Gruppe von Frauen bei­getreten war.  „Aber ich habe mich nicht ein­schüchtern lassen, obwohl das Team von Frauen geführt wird, denn was sie für die Umwelt tun, ist edel“, sagte Bustami. „Ich muss sie unter­stützen, um für die Sache zu kämpfen.“

Squad-Mit­glied Annisa sagte, sie sei ent­schlossen, die Sünden der Ver­gan­genheit zu beenden, ein­schließlich der ihres Mannes, der einst wegen ille­galen Holz­ein­schlags inhaf­tiert war. „Unser Dorf wäre mehr Kata­strophen aus­ge­setzt, wenn die Ranger nicht exis­tierten“, sagt die 40-Jährige gegenüber AFP.

Annisas Ehemann Muhammad Saleh, eben­falls Teil der Gruppe, sagte, er habe illegale Akti­vi­täten auf­ge­geben. „Ich schämte mich, dass meine Frau daran arbeitete, die Umwelt zu schützen, und ich zer­störte sie“, sagte er. „Mein größtes Bedauern ist, dass einige der Wild­tiere, die ich einmal gejagt habe, nicht einmal mehr im Wald zu sehen sind.“ Und auch die einst skep­tische Sicht­weise des Dorf­be­wohners Aliman hat sich wei­ter­ent­wi­ckelt. „Zuerst fand ich es seltsam, dass Frauen den Wald beschützten“, sagte er. „Aber das hat sich geändert, nachdem man all die posi­tiven Bei­träge gesehen hat, die sie geleistet haben.“

Das Team ist jedoch nicht perfekt und es kommt zu Aus­ein­an­der­set­zungen. „Nor­ma­ler­weise machen wir eine Mediation, um Pro­bleme zu lösen“, sagte Sumini. „Aber oft sind es die Männer, die auf Patrouille mit­ein­ander streiten. Wenn sie es also nicht schaffen, greifen die Frauen ein, um die Dinge zu klären.“

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzep­tieren Sie die Daten­schutz­er­klärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Netzfrau Doro Schreier


Quelle: netzfrauen.org