Bild: CCNULL, Timo Klostermeier, Bildlizenz: CC-BY 2.0, https://ccnull.de/foto/deutschland-und-russland/1005920, https://ccnull.de/foto/deutschland-und-russland/1005920/urkunde

Rus­si­scher Fake-News-Krieg gegen Deutschland? (+Video)

Der Spiegel berichtet Beängs­ti­gendes. Russland bom­bar­diert aus­ge­rechnet Deutschland mit einem Fake News-Dau­er­feuer, wie kein anderes Land in Europa es erleiden muss. Seit 2015 sollen es mehr als 700 Fake News sein, die auf das arme Deutschland ein­ge­prasselt sind und ver­hee­rende Flur­schäden ange­richtet haben – die aller­dings irgendwie niemand bemerkt hat. Der Spiegel hat einen Bericht der EU vor­liegen, der überdies noch zeigen soll, dass die Lage in den ver­gan­genen Wochen eska­liert sei.

Kein Land in der EU sei so oft Ziel rus­si­scher Des­in­for­mation und Fake News geworden wie Deutschland, schreibt der Spiegel. Um dann vor­sichtig ein­zu­schränken, dies „lege der Bericht des Euro­päi­schen Aus­wär­tigen Dienstes EAD nahe“. Was heißt das? Behauptet der Bericht das gar nicht wirklich? Muss man das zwi­schen den Zeilen herausinterpretieren?

Diesem Bericht zufolge will die „East StratCom Task Force“ des EAD mehr als 700 Fälle regis­triert haben, in denen rus­sische Medien „Fake News“ über Deutschland ver­breitet haben. Das sei, so der Spiegel, mehr als doppelt so viel als über Frank­reich (mehr als 300 Fälle), viermal so viel, wie über Italien (170 Fälle) und an Spanien ist der böse Russe anscheinend kaum inter­es­siert, da zählte man nur 40 Fälle.

Nun, was waren denn die bösen Fal­sch­nach­richten der Russen? Besonders fleißig waren sie ja nicht.  700 Fal­sch­nach­richten über Deutschland in sechs Jahren ist eher dürftig.

„Ein Bei­spiel des EAD: Rus­sische Medien berich­teten, die Ber­liner Polizei habe drei Kinder im Alter von zwei, vier und sechs Jahren gewaltsam aus der Wohnung einer rus­si­schen Familie geholt und dem Jugendamt über­geben. Die Polizei gab laut EAD als Grund für die Maß­nahme die »auf­ge­fundene Situation in der Wohnung« an – und dass die Beamten von den Eltern getreten, geschlagen und bespuckt worden seien. Laut der natio­na­lis­ti­schen rus­si­schen Website »Tsargad« rief ein Polizist dagegen angeblich der Mutter zu: »Das ist für Nawalny.«“

Dazu müsste man eigentlich zual­lererst wissen, was denn „Tsargad“ für eine Web­seite ist. Es spricht vieles dafür, dass der Spiegel diesen Namen auch noch falsch geschrieben hat. Gemeint ist wahr­scheinlich „Tsa­rgrad“, was ein sla­wi­scher Name für das alte Kon­stan­ti­nopel ist, die Haupt­stadt das Ost­rö­mi­schen Reiches oder Byzanz (das heutige Istanbul). Es ist die wich­tigste Stadt und das reli­giöse Zentrum der rus­sisch-ortho­doxen Kirche. Dazu gäbe es einiges zu erzählen, was aber hier zu weit führen würde, ich aber hier einmal beschrieben habe. Eine Seite, die diesen Namen hat, dürfte auch welt­an­schaulich hier zu ver­orten sein.

In Russland gibt es mit Sicherheit genauso viele Blogs und Web­seiten, wie hier­zu­lande. Wenn also irgendeine X‑beliebige Seite so etwas schreibt, wie oben als Bei­spiel ange­führt wird, ist das schlicht uner­heblich, es sei denn, es handelt sich um eine von der Regierung oder grö­ßeren Insti­tu­tionen oder Medien betriebene oder finan­zierte Seite von Bedeutung. Wäre das der Fall, hätte es der Spiegel sehr wahr­scheinlich auch in diesen Kontext gestellt.

Einen wei­teren Fall beschreibt der Spiegel so:

„Im Zusam­menhang mit dem Gift­an­schlag auf den rus­si­schen Oppo­si­ti­ons­po­li­tiker Alexej Nawalny seien zuletzt weitere Fake News ver­breitet worden, heißt es im EAD-Bericht. So hätten rus­sische Staats­medien behauptet, Nawalnys Frau Julija sei kürzlich »für Instruk­tionen« nach Deutschland gereist. Wenig später hätten rus­sische Medien ein gefälschtes Dokument ver­breitet, laut dem Nawalnaja deutsche Staats­bür­gerin sei.“

Nun­jaaaa … viel­leicht sind das wirklich Falsch­mel­dungen, es erscheint aber gar nicht so abwegig. Dass Nawalny ein Mann des „Westens“ ist und auch die Aufgabe hat, im Sinne und Auftrag des „Westens“ in Russland Unruhe und Auf­stände gegen die Regierung zu schüren, dürfte wohl jedem infor­mierten Zeit­ge­nossen klar sein. Es könnte also durchaus passen, dass Frau Nawalnaja nach Deutschland reist, um sich dort neue Instruk­tionen zu holen, wie ihr Mann vor der Wahl in Russland weiter die Stimmung anheizen kann und Aufruhr schüren. Dass die deutsche Regierung da sofort bis über beide Ohren auf der Seite der USA mit drin­hängt, haben wir ja bereits bei den Gescheh­nissen des Maidan sehen dürfen.

Herr Alexej Nawalny ist ein Zögling der USA, mit viel Geld ver­sorgt und als Berufs­re­vo­lu­tionär zum Umsturz in Russland aus­ge­bildet und unter­stützt. Deutschland und alle anderen westlich-demo­kra­ti­schen Staaten ziehen mit, und die Presse jubelt diesen Mann zur leuch­tenden Hel­den­ge­stalt hoch. Der junge Nawalny wurde von den USA und ihren Geheim­dienst­struk­turen auf­gebaut und gefördert, um in Russland als „Oppo­si­ti­ons­po­li­tiker“ und Ein­fluss­agent der USA ein­ge­setzt zu werden. Im Jahr 2010 wurde er im Rahmen eines Sti­pen­diums in das Yale World Fellows-Pro­gramm auf­ge­nommen. Nicht wenige Absol­venten dieses Pro­gramms sind anschließend in der Maidan-Revo­lution in der Ukraine aktiv geworden und später auf Funk­tio­närs­posten auf­ge­stiegen und waren gut Freund mit Joe und Hunter Biden. Der Kern dieses Yale „World Fellows“-Programms ist eine 15-wöchiges Aus­bildung in „glo­balen Ange­le­gen­heiten“, wo die Eleven fit gemacht werden, als zukünftige „aus­län­dische Füh­rungs­kräfte“ in ihrem Hei­matland Politik und Ein­fluss­nahme für die US-Inter­essen zu ver­folgen und aus­zuüben. Es sind die Agi­ta­toren der berühmten „Farb­re­vo­lu­tionen“, die immer im west­lichen Interesse los­ge­treten werden, und Nawalny ist einer davon.

Der letzte Gift-Mord­an­schlag auf ihn war nicht der erste und selt­sa­mer­weise sind die Russen immer dann zu doof, jemanden unauf­fällig und effektiv umzu­bringen, wenn es um Über­läufer oder west­liche Ein­fluss­agenten geht. Sie über­leben rei­hen­weise Gifte, die sonst absolut tödlich sind. Nawalny sowie Vater und Tochter Skripal sind mit undurch­sich­tigen Banden eng mit dem Westen ver­flochten. Und ein Mord­vorwurf an Moskaus Adresse kommt immer gut in der „west­lichen“ Presse.

Der Spiegel wirft also den Namen „Nawalny“ in die Runde und schreibt dann:

„Der zeit­liche Zusam­menhang des EAD-Berichts mit der Mos­kau­reise Bor­rells ist kaum über­sehbar. Der Spanier hatte dort die Ver­letzung von Men­schen­rechten und den Gift­an­schlag auf Nawalny kri­ti­siert. Russ­lands Außen­mi­nister Sergej Lawrow hatte Borrell danach vor lau­fenden Kameras gede­mütigt; Russ­lands Regierung gab zudem die Aus­weisung dreier euro­päi­scher Diplo­maten bekannt – noch während Borrell in Moskau war. Dass der EAD aus­ge­rechnet jetzt über rus­sische Des­in­for­mation berichtet, kann als wei­teres Kapitel im Streit zwi­schen Brüssel und Moskau gelesen werden.“

Die Geschichte mit dem EU-Außen­be­auf­tragten Joseph Borrell und Alexej Nawalny verhielt sich etwas eigen­artig und kann hier nach­ge­lesen werden.

Soweit ist das alles mehr oder weniger elendes Klein­gezänk. Was irgend­welche Fake-News angeht, dürfte Deutschland alles andere als ein Unschulds­en­gelchen sein, und was dem rus­si­schen Prä­si­denten Putin schon so alles in den deut­schen Medien ange­dichtet und unver­schäm­ter­weise unter­stellt wurde, hätte vor hundert Jahren noch einen Krieg vom Zaun gebrochen.

Es geht im Kern um etwas ganz anderes. Der Spiegel bringt es so ganz nebenbei zur Sprache (Fett­stellung durch mich):

Der Grund dieser Ver­teilung, [Anmerkung: dass Deutschland angeblich so sehr im Fokus rus­si­scher Fake News steht] so glaubt man beim EAD, ist nicht nur, dass Deutschland das größte Mit­gliedsland der EU ist. Sondern auch, dass Moskau Teile der deut­schen Politik und Öffent­lichkeit offenbar für russ­land­freund­licher halte als in anderen EU-Staaten. Der Kreml »beutet die Dia­log­be­reit­schaft Europas und Deutsch­lands aus«, indem er sich stets gesprächs­bereit gebe, zugleich aber Des­in­for­ma­tions-Attacken gegen Deutschland und andere EU-Staaten erlaube und »Akte der Aggression gegen das rus­sische Volk und Russ­lands Nach­bar­staaten« begehe.“

Und DAS kann der „Westen“ aka die USA und Groß­bri­tannien nun über­haupt nicht dulden. Deutschland und Russland in freund­schaft­licher Ver­bun­denheit? Das wäre der Supergau in den Augen des „Westens“. Niemand hat es so klar und öffentlich for­mu­liert wie George Friedman. Gründer und Chef des Analyse- und Infor­ma­ti­ons­dienstes „Stratfor“, als er auf einer Tagung des CFR (Council on Foreign Rela­tions) in Chicago fol­gende Betrach­tungen über die Rolle Deutsch­lands und Russ­lands und die Inter­essen der USA dar­legte. Das muss man gesehen haben (es ist mit deut­schen Unter­titeln ver­sehen), um zu ver­stehen, was hier seit 100 Jahren vorgeht und wie Deutschland und Russland gegen­ein­ander gehetzt werden:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzep­tieren Sie die Daten­schutz­er­klärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Ja, sehr große Teile der Deut­schen sind sehr russ­land­freundlich. Wir wissen auch warum. Schon der große, deutsche Staatsmann Bis­marck for­mu­lierte seine Prä­misse in der deut­schen Außen­po­litik weit­sichtig: „Friede mit den Nachbarn! Namentlich mit Russland!“

Doch der schrecklich böse Prä­sident Trump ist nicht mehr im Weißen Haus. Seit Joe Biden Prä­sident ist, werden die Kriegs­trommeln wieder aus dem Schrank geholt. „Der Westen“ spricht wieder vom Krieg gegen Russland, die NATO soll sich wieder gegen Russland wappnen, Manöver werden wieder ver­an­staltet. Prä­sident Putin wird als gefähr­licher Kriegs­treiber dar­ge­stellt, die Krim wird zum Zank­apfel hoch­sti­li­siert. Die Europäer, besonders die Deut­schen, sollen gegen Russland gehetzt werden.

Darum geht es jetzt. Seid wachsam, liebe Leser und Mit­bürger! Die Kriegs­hetzer erheben wieder ihr wider­liches Haupt!