Heilung der Mut­ter­wunde durch die eigene Stimme

Ein Interview mit Iris Hammermeister

von Beate Wiemers

In dem Interview „Eman­zi­pation mal anders betrachtet“ beschreibt Apo­theker Carsten Pötter seine Sicht auf Frau­en­leiden und deren Hin­ter­gründe, die sich ganz augen­scheinlich nicht auf „aus dem Ruder gelaufene Hormone“ redu­zieren lassen. Iris Ham­mer­meister sieht das ähnlich. Sie absol­vierte klas­sische Aus­bil­dungen in Klavier, Violine, Gesang, Gitarre und Flöte. Zudem ist sie Päd­agogin und Wirt­schafts­in­for­ma­ti­kerin. Ihr eigener Prozess schließlich führte sie an Themen wie Trauma und unge­lebte Weib­lichkeit heran. Stetige Wei­ter­bil­dungen rund um Stimm­bildung, ganz­heit­lichen Gesangs­un­ter­richt sowie kör­per­ori­en­tierte Trau­ma­arbeit und sys­te­mische Fami­li­en­the­rapie trugen zu einem umfas­senden Wissen über Körper, Geist und Seele des Men­schen bei.

Die Bedeutung von transgenerationalen/transgenerationellen trau­ma­ti­schen Erfah­rungen in der Kau­sal­kette von Erkran­kungen gehört zu ihren For­schungs­ge­bieten. Iris Ham­mer­meister ist seit Jahren als The­ra­peutin, Dozentin, Autorin von Fach­ar­tikeln und Ver­an­stal­terin von Semi­naren tätig. Einen Schwer­punkt ihrer Arbeit bildet die Aus­ein­an­der­setzung mit der „Mut­ter­wunde“. Was sie dar­unter ver­steht, welche Schluss­fol­ge­rungen sie aus ihrer umfas­senden Arbeit mit Men­schen zog, und was die eigene Stimme als the­ra­peu­ti­sches Mittel bewirken kann, ist der The­men­schwer­punkt dieses Beitrages.

FRIEDA im Gespräch mit Iris Hammermeister

FRIEDA: Wie kamen Sie von der Wirt­schafts­in­for­matik zu dem, was Sie heute machen?

© Iris Hammermeister

Iris Ham­mer­meister: Die Wirt­schafts­in­for­matik war das Aus­leben meiner Begabung mit Zahlen. Häufig haben musisch begabte Men­schen ja auch mathe­ma­tische Fähig­keiten. Ich nutzte diese Kennt­nisse eher im Bereich der Existenz- und Unter­neh­mens­be­ratung, die ich im Auftrag von Arbeits­agen­turen durch­führte. Als ich sehr erfolg­reich war, gab es trau­ma­tische Erleb­nisse, die dazu führten, dass ich krank wurde und mein Leben hin­ter­fragte. Trotz vieler Erfolge spürte ich eine Leere und war nicht wirklich glücklich. Mate­rielle Güter führten nicht zu einer Zufrie­denheit, wie ich zunächst gedacht hatte. Da fragte ich mich, was noch im Leben kommen muss, damit ich zufrie­dener werde, denn die Bestä­tigung und Aner­kennung meiner Arbeit reichte nicht aus. Ich arbeitete immer mehr. Irgendwann rutschte ich in einen Burnout und war völlig erschöpft. Dann machte ich einen Schnitt und gab alles auf. Nicht frei­willig, ich konnte nicht mehr, mein Körper war am Ende. Ich erkannte, wie sehr ich mich mit der Rolle der erfolg­reichen Unter­neh­merin iden­ti­fi­zierte und glaubte zu sterben, wenn ich das alles aufgäbe. Es war eine harte Zeit der Erkenntnis der Illu­sionen, die mir bewusst wurden.

FRIEDA: Sie haben sich intensiv mit Traumata beschäftigt, ein Thema, das meiner Ansicht nach viel zu wenig bei der Dia­gnostik von see­li­schen und kör­per­lichen Pro­blemen in Betracht gezogen wird. Wie Sie im Vor­ge­spräch erwähnten, begann die Aus­ein­an­der­setzung damit bei Ihnen mit dem Thema Kriegs-Trauma. Nicht nur aus der fami­li­en­sys­te­mi­schen Auf­stel­lungs­arbeit ist ja heute bekannt, dass trau­ma­tische Erfah­rungen von Gene­ration zu Gene­ration wei­ter­ge­geben werden können. Was haben Sie dazu herausgefunden?

Iris Ham­mer­meister: Ich war ein sehr leben­diges, wildes und lachendes Kind, das voller Lebens­freude war. Dann gab es mit ca. vier Jahren einen Bruch in meinem Leben und ich ver­stummte. Mir sind zwei Brüche im Laufe des Lebens wieder pas­siert. Bei einem ging es um meine erste große Liebe und beim anderen um eine beruf­liche Erfahrung, die mir pas­sierte, als ich sehr erfolg­reich war. Bei beiden Brüchen kam es zu kör­per­lichen Sym­ptomen. Beim ersten Bruch rutschte ich in eine Schild­drü­sen­un­ter­funktion und beim zweiten brach eine Hash­imoto Thy­reo­iditis bei mir aus. Es hatte bei allen Brüchen immer mit Verrat zu tun. Ich kann mich erinnern, wie mein Körper förmlich erstarrte. Auch schon als vier­jäh­riges Kind gab es eine Situation, die so trau­ma­tisch war, dass ich mich noch an den Schock in mir erinnere.

Immer wenn ich laut und lebendig war, auch erfolg­reich als Unter­neh­merin, habe ich von meinem Umfeld eine „Ohr­feige“ bekommen, so als ob ich keine Freude emp­finden oder keinen Erfolg haben darf. Hinzu kamen Ver­hal­tens­weisen und Emp­fin­dungen, die mir auf­ge­fallen waren. Bei­spiels­weise eine Angst vor Hunger, so dass ich Kon­serven hortete und auch Lebens­mittel weg­werfen musste, weil ich sie vergaß und nicht nutzte. Bis heute gibt es in mir das Gefühl, dass ich da, wo ich lebe, nicht bleiben kann, und immer auf der Suche nach einem neuen Platz bin.

Meine Brüche haben dazu geführt, dass ich mich auf die Suche nach meiner eigenen Fami­li­en­ge­schichte begab. Ich hatte über viele Jahre keinen Kontakt zu meinem Vater. Er exis­tierte quasi nicht in meinem Leben. So nahm ich Kontakt zu ihm auf und besuchte ihn regel­mäßig. Er erzählte viel von seinen Kriegs­er­leb­nissen, davon, dass er hungern und als kleiner Junge mit seiner Familie aus West­preußen flüchten musste. Ich träumte manchmal Szenen von Flucht, die ich selbst nicht erlebt hatte, die mir jedoch sehr nach­gingen. Es waren Szenen, die mein Vater mir dann später erzählte, die er erlebte!

Da ich schon immer eine Suchende war und den Dingen auf den Grund gehen will, machte ich mir Gedanken, was wohl mit all den Sol­daten des 2. Welt­krieges pas­siert ist, die den Krieg überlebt haben und zurück­ge­kommen sind. Ich fragte mich, wo all diese trau­ma­ti­schen Erleb­nisse geblieben sind. Ich konnte zu diesem Zeit­punkt kei­nerlei Lite­ratur oder For­schungs­er­geb­nisse finden und war sehr über­rascht, dass es dazu nichts gab und die Sol­daten wohl sich selbst über­lassen wurden. Jahre später gab es dann Bücher von Sabine Bode oder Fach­ta­gungen zu Traumata, auch Aus­bil­dungen. Zu meiner Zeit der Aus­bildung in Fami­li­en­the­rapie waren Traumata oder die trans­ge­ne­ra­tionale Wei­tergabe von Traumata kein Thema.

Noch später dann wurden Bücher von Prof. Dr. Franz Ruppert ver­öf­fent­licht, der viel über die mehr­ge­ne­ra­tionale Psy­cho­trau­ma­to­logie geschrieben hat, etwa auch über das Sym­bio­se­trauma. Endlich bestä­tigten sich meine Ahnungen und ich selbst erkannte mich mit meinen Sym­ptomen und Mustern wieder und der großen Schwie­rigkeit, ein auto­nomes Leben zu führen.

Ich erkannte mein Über­le­bens­muster und mein Sym­bio­se­trauma. Es war ein langer und schmerz­voller Weg der Erkenntnis auf der Suche nach mir selbst. Ich verließ meinen Wohnort, zog in die Eifel, weit weg von meiner Mutter, und brauchte Ruhe und Erholung, weil ich in all den Jahren des vielen Arbeitens und Flüchtens in diesen Burnout rutschte. Ich hatte einfach das Gefühl, wenn ich jetzt nicht gehe, dann werde ich von meiner Mutter völlig auf­ge­fressen und ver­schwinde ganz. Ich las Bücher von Alice Miller „Das Drama des begabten Kindes“ und nahm mir endlich Zeit für mich selbst. Ich wollte her­aus­finden, was mir meine Krankheit sagen möchte, was ich über­haupt im Leben möchte und warum ich hier bin.

Irgendwann wurde mir bewusst, dass meine the­ra­peu­tische und sozi­al­päd­ago­gische Arbeit die Fort­führung meines Über­le­bens­musters war. Für andere zu sorgen, Dinge zu regeln und sich selbst völlig aus dem Blick zu ver­lieren war das Eine. Das Andere war, dass ich diesen Job auch machte, um Liebe und Aner­kennung zu bekommen, letzt­endlich von meinen Kli­enten. Liebe und Aner­kennung, die ich mir im Grunde von meinen Eltern gewünscht hatte. Damit wurde mir bewusst, dass ich ver­suchte, einen schein­baren Mangel auf­zu­füllen und ich damit etwas ersehnte, was ja auch meine Kli­enten suchten und von mir haben wollten – letzt­endlich eine Mutter. In der Mut­ter­rolle war ich gut und geübt, hatte ich schließlich von Kin­des­beinen an die Mut­ter­rolle für meine Mutter ein­ge­nommen. Schmerzlich war für mich zu erkennen, dass ich meine Kli­enten damit miss­brauchte und die Beziehung zu ihnen abhängige Muster zeigten, letzt­endlich sym­bio­tische Muster. Ich konnte daher die Arbeit nicht mehr fort­führen und wollte aus dem hel­fenden Bereich aus­steigen. Ich wie­der­holte mit meinen Kli­enten mein Sym­bio­se­trauma, letzt­endlich wie­der­holten auch meine Kli­enten ihr eigenes Sym­bio­se­trauma mit mir.

Ich begab mich auf die Suche nach Heilung und pro­bierte alles aus, was der eso­te­rische, aber auch der sonstige alter­native Markt so her­gaben. Egal ob nun Schul­me­dizin, Psy­cho­the­rapie, Geist­heilung, ener­ge­tische Heil­weisen, Homöo­pathie – ich weiß nicht mehr, was ich alles aus­pro­bierte, doch es half nur vor­über­gehend. Heute weiß ich auch warum.

Im hel­fenden Bereich arbeiten sehr viele Men­schen, ins­be­sondere Frauen, die vom Sym­bio­se­trauma betroffen sind, es selbst jedoch nicht wissen. Es gibt kein Bewusstsein über Trauma oder die trans­ge­ne­ra­tionale Wei­tergabe von Traumata. Häufig suchen Men­schen in hel­fenden Bereichen selbst Heilung.

Es gibt in der Gesell­schaft auch kaum ein Bewusstsein über den Körper und über die Wei­tergabe trau­ma­ti­scher Erleb­nisse über unsere Gene, über neu­ro­bio­lo­gische Zusam­men­hänge, über Kör­per­weisheit und Kör­per­wissen (…). Der Körper wird oftmals ver­gessen, gerade im spi­ri­tu­ellen oder eso­te­ri­schen Bereich, was wie­derum ein typi­sches Symptom für Trauma ist. Es werden gute Gefühle ver­kauft oder Methoden, die Heilung ver­sprechen – und man merkt nicht, dass die meisten Men­schen, die in diesem Bereich arbeiten, oft nicht wissen, was sie tun, und was Heilung eigentlich bedeutet. Dazu könnte ich noch vieles schreiben, denn auch im soge­nannten alter­na­tiven Hei­lungs­markt werden ver­männ­lichte, patri­ar­chale Muster deutlich, die nicht zur Heilung führen können, wenn man begreift, woher Krankheit kommt.

Wichtige Schritte auf meinem Hei­lungsweg waren eine Ent­giftung, eine kör­per­liche Rei­nigung, die ich über sechs Jahre ayur­ve­disch durch­führte. Hinzu kam das Singen, eine phy­sio­lo­gische Stimm­bildung des Lich­ten­berger Instituts für ange­wandte Stimm­phy­sio­logie, die die Selbst­re­gu­lation meines Körpers wieder in Gang brachte.

FRIEDA: Was haben gerade Schild­drüsen- und Auto­im­mun­erkran­kungen, die ja eklatant zuge­nommen haben, denn mit inter­ge­ne­ra­tio­nellem Trauma und unge­lebter Weib­lichkeit (der Mutter) zu tun?

I.H.: In meiner Arbeit konnte ich bei Frauen, die Schilddrüsen‑, Auto­im­mun­erkran­kungen oder Krebs haben, immer eine Ver­bindung zu trau­ma­ti­sierten Fami­li­en­sys­temen ziehen. Chro­nische Erkran­kungen nennt man auch Sys­tem­er­kran­kungen. Es ist der ganze Mensch erkrankt, wobei ich Krankheit als solche auch noch anders defi­niere. Wenn wir nicht nur den Körper, den Geist und die Seele als ein System betrachten, sondern auch Familien als ganze Systeme oder die Gesell­schaft, dann drückt das für mich sehr deutlich aus, dass es sich um kranke Systeme handelt, die der Körper oder die Seele ver­sucht über Krank­heiten aus­zu­drücken. Letzt­endlich ist Krankheit immer ein Versuch etwas zu heilen, oder auf ein Ungleich­ge­wicht hinzuweisen.

Bei all diesen Erkran­kungen konnte ich immer eine schwierige Ver­bindung zur Mutter fest­stellen bzw. trau­ma­ti­sierte Mütter, die keine Ver­bindung zu sich selbst hatten auf­grund ihrer eigenen Trau­ma­ti­sierung oder des trau­ma­ti­sierten Fami­li­en­systems. Wenn Mütter keine Ver­bindung zu sich selbst haben und sich abge­trennt erleben, dann können sie auch keine emo­tionale Bindung zu ihrem Kind auf­bauen. Letztere ist jedoch für ein Kind lebens­not­wendig, so dass diese Bin­dungs­störung schon früh zu einem Über­le­bens­kampf des Kindes führt. Wenn ein Kind kein Gegenüber hat, weil die Mutter emo­tional nicht anwesend ist, dann läuft es mit seinen Hand­lungen immer ins Leere. Für die eigene Ent­wicklung braucht es jedoch einen Spiegel, ein Gegenüber. Diese Kinder fühlen sich in ihrer Existenz oft bedroht, sehr einsam und ver­lassen. Der Körper führt ein Not­fall­pro­gramm aus und ver­sucht das Über­leben zu sichern. Das bedeutet schon sehr früh im Leben eines Kindes chro­ni­schen Stress, letzt­endlich chro­nische Trau­ma­ti­sie­rungen und Über­le­bens­stra­tegien. Das ganze System dieses Men­schen steht unter Stress und das über viele Jahre. Heute weiß man, dass die Haupt­ur­sache für Krank­heiten Stress ist.

Bei Men­schen mit chro­ni­schen Erkran­kungen konnte ich immer diesen Stress in ihrem System spüren, wobei ja auch Dia­gnosen alleine Stress bedeuten. Spürbar sind für mich auch immer ganz große Ängste, Ster­bens­ängste, Angst vor dem Alleinsein, Ver­sa­gens­ängste und eine chro­nische Anspannung. Die Angst vor dem Tod ist oft aus­ge­prägt, sicher auch, weil dieser Mensch schon früh sein Über­leben sichern musste und die Situation ja tat­sächlich lebens­be­drohlich war. Men­schen mit Krebs haben häufig schon Jahre vor dem Krebs häufig Angst vor Krebs gehabt. Diese Men­schen bleiben in ihrem Überlebensmodus.

“Gibt uns unsere Seele Würde?”, Vortrag von Luise Reddemann

Jedoch hat man ja auch erforscht, dass Traumata über die Gene wei­ter­ge­geben werden und die Erfah­rungen und Muster der letzten drei Gene­ra­tionen in unserem Körper gespei­chert sind. Das bedeutet, dass bereits im Mut­terleib oftmals schon Über­le­bens­in­for­ma­tionen über die Gene im Körper des Kindes angelegt wurden. Das bedeutet ferner, dass man mit bestimmten Infor­ma­tionen auf die Welt kommt und eine trau­ma­ti­sierte Mutter, die eben­falls im Über­le­bens­modus weilt, nicht in der Lage ist, eine Bindung zu ihrem Kind auf­zu­bauen – und so wie­derholt sich das Bin­dungs­trauma von Gene­ration zu Gene­ration. Wenn wir nun die deutsche Geschichte anschauen wird deutlich, dass bei­spiels­weise in meiner Gene­ration (ich bin 1967 geboren) der 1. und 2. Welt­krieg in meinen Zellen gespei­chert ist. Wenn ich Deutschland betrachte, dann sehe ich eine kol­lektive Trau­ma­ti­sierung. Zum Über­leben gehört, dass man das Fühlen unter­drückt und sich tot stellt.

Wenn nun Kinder sehr lebendig und lebensfroh waren und sie vor Lebens­freude strotzten, ist das für eine trau­ma­ti­sierte Mutter nicht aus­zu­halten, weil sie dadurch an ihre ver­lorene Leben­digkeit und Freude erinnert wird. Mir wurde als sehr wildes Kind schnell meine große Leben­digkeit und Freude aus­ge­trieben, bis ich ver­stummte und aufgab. Dass ist mir im spä­teren Leben immer wieder pas­siert, wenn ich mich zeigte, erfolg­reich, lebensfroh und stark, gab es immer Per­sonen, die ver­suchten, mir dieses zu nehmen, bis ich dieses Muster selbst fort­führte und mir selbst meine Freude nicht gestattete oder boy­kot­tierte. Es ist ein inner­liches Sterben und Erstarren.

Da spielt die Mutter eine erheb­liche Rolle, denn Kinder sind immer soli­da­risch zu ihren Eltern. Kinder lieben ihre Eltern bedin­gungslos. Kinder spüren den Schmerz ihrer Eltern und ver­suchen, diesen für sie zu tragen, denn sie haben Angst, ihre Mutter oder ihren Vater zu ver­lieren. Töchter haben häufig Loya­li­täts­kon­flikte und Pro­bleme damit, erfolg­reicher, schöner oder glück­licher zu sein als die Mutter. Es ist ein abso­lutes Tabu­thema, aber unbe­wusst gibt es eine Kon­kurrenz zwi­schen Mutter und Tochter. Oftmals auch Neid und Miss­gunst der Mutter gegenüber der Tochter, die sie nicht frei­lässt und es kaum zulassen kann, dass die Tochter nun das Leben führt, was sie selbst gerne geführt hätte. Mütter geben unbe­wusst patri­ar­chale Muster, eine Unter­drü­ckung und Abwertung des Weib­lichen, an die Töchter weiter, dahinter steckt die eigene Mut­ter­wunde. Zu diesem Thema werde ich später noch etwas sagen, denn es ist ein geschicht­liches Thema, welches zu Kriegen und Krank­heiten führt, denn Krankheit ist letzt­endlich nur der Aus­druck von Krieg gegen das Leben und Lebendige, der in uns tobt.

Die Schild­drüse ist eine Evo­lu­ti­ons­drüse, die Drüse der Reifung und des Wachstums. Frauen, die mit Schild­drü­sen­dys­funk­tionen zu tun haben, waren als Kind häufig in der Mut­ter­rolle ihrer Mutter. Das trifft auch auf Frauen mit Krebs zu. Diese Kinder ver­sorgen ihre Mütter emo­tional und stellen ihre eigene Ent­wicklung oder ihre eigenen Bedürf­nisse völlig hinten an. Das hat zur Folge, dass diese Kinder nicht wirklich eine Kindheit hatten und sehr über­fordert waren. Später sind diese Kinder emo­tional aus­ge­hun­gerte Men­schen, die nicht gelernt haben, gut für sich selbst zu sorgen. Immer gibt es abhängige sym­bio­tische Bezie­hungs­muster und die ewige Suche nach Aner­kennung und Liebe. Oftmals sind diese Frauen in hel­fenden Berufen, weil sie ja früh gelernt haben, Mutter zu sein.

Die Schild­drüse hat aber auch mit Weib­lichkeit zu tun, mit Aus­druck und mit dem Aus­sprechen der Wahrheit. Diese Frauen haben ihr Leben lang andere ver­sorgt und ihre eigenen Gefühle, Gedanken und Bedürf­nisse run­ter­ge­schluckt. Sie haben geschwiegen, sind ver­stummt und gerade für diese Frauen ist es wichtig, dass sie ihre Leben­digkeit wieder ent­decken und aus­leben. Oftmals konnte ich fest­stellen, dass diese Frauen, wie ich selbst auch, ganz wilde und lebendige Kinder waren, die ver­stummten. Wenn man bedenkt, dass die Stimm­bänder direkt an der Schild­drüse liegen, wird deutlich, wie wichtig das Singen oder das Tönen für diese Frauen ist. Nicht nur die phy­sio­lo­gische Lage erklärt dies, sondern mit dem Singen und Tönen geben sie all dem Hin­un­ter­ge­schluckten eine Stimme. Es geht zunächst darum, die männ­liche Seite zu lernen, also NEIN sagen zu lernen, sich abzu­grenzen, etwas nach außen zu bringen.

Bei chro­ni­schen Krank­heiten, häufig auch bei Schild­drü­sen­er­kran­kungen, gibt es eine Abwertung des Weib­lichen, sexuelle Gewalt im Fami­li­en­system. Die Schuld­me­dizin arbeitet bei einer Schild­drü­sen­un­ter­funktion oder bei Hash­imoto in der Regel mit der Gabe von Schild­drü­sen­hor­monen. Eine Schild­drüse, die nicht mehr genügend Hormone pro­du­ziert, stellt wegen einer Über­for­derung irgendwann ihre Arbeit ein. Oftmals sind die Schild­drüsen so erschöpft, dass sie nicht mehr können. Häufig gleichen sie etwas aus, also Fehl­funk­tionen im Körper. Das ist die Spie­gelung der Kindheit: über­for­derte Kinder, die ver­sucht haben, dys­funk­tionale Fami­li­en­systeme aus­zu­gleichen und die irgendwann auf­geben und sich tot stellen. Die Gabe von Hor­monen soll dazu führen, dass die eigene Pro­duktion der Hormone in der Schild­drüse unter­drückt wird, um WACHstum zu ver­meiden, da bei einer Unter­funktion häufig eine Struma ent­steht, also eine zu große Schild­drüse. Nun wird mit der Gabe von Hor­monen das Alte wie­derholt. Man schluckt wieder etwas hin­unter und möchte etwas ruhig stellen. Für mich ist es ein Ruf der Schild­drüse (Seele) wieder etwas zum Erwecken zu bringen, was schon lange begraben ist. Die Frage ist also, was kann ich tun, um meine Schild­drüse wieder zum Arbeiten zu bringen, und was will sie mir mit­teilen? Häufig schreien die wilden Kinder von damals in der Schild­drüse und wollen, dass die Frauen wieder zu den wilden Frauen, die sie einst einmal waren, zurück­kehren. Wenn man anfängt, die Sprache des Körpers zu ver­stehen, dann wird deutlich, wie intel­ligent er erschaffen wurde, über­haupt, wie intel­ligent die ganze Schöpfung ist.

Auto­im­mun­erkran­kungen haben häufig damit zu tun, dass sich unter­drückte Wut gegen sich selbst richtet. Diese Erkran­kungen ver­laufen in Schüben und haben mit Ent­zün­dungs­pro­zessen zu tun. Man sagt, dass Ent­zün­dungen mit unter­drückter Wut zu tun haben, also mit unter­drücktem Feuer. Es kann nicht richtig brennen und findet keinen Aus­druck. In Ahnen­rei­hen­auf­stel­lungen konnte ich immer eine große Wut fest­stellen, die keinen Weg hinaus fand.

Wenn ich zurück­blicke, war meine Oma sehr wütend, die oft ihre Wut an mir entlud, die selbst eine riesige Struma hatte. Oder mein Vater war voller Wut und des­wegen in einer solchen Anspannung, dass wir Kinder immer Angst hatten, er könne jederzeit explo­dieren. Bei Auto­im­mun­erkran­kungen werden kör­per­eigene Organe ange­griffen und zer­stört. Krebs stellt für mich die gestei­gerte Form der Selbst­zer­störung dar. Das pas­siert aber nicht, weil diese Men­schen selbst „schuld“ sind oder sich selbst umbringen wollen. Wenn wir begreifen, dass in uns alle Traumata der letzten drei Gene­ra­tionen gespei­chert sind, dann wird deutlich, dass diese Erkran­kungen nur den erfah­renen Krieg im Fami­li­en­system spiegeln. Gerade chro­nisch kranke Men­schen finden keine Heilung und suchen die Schuld oft bei sich selbst oder fühlen sich als Ver­sager, wenn sie die Lösung nicht finden.

“Die Welt ist Klang”, Joachim-Ernst Berendt

Für mich ist es keine Frage, dass diese Krank­heiten mit der trans­ge­ne­ra­tio­nalen Wei­tergabe von Traumata zu tun haben. Denn sie führen uns in Gefühle, die wir bereits als Kind – oder die unsere –  haben. Wir sind dem Krebs oder dem erkrankten Organ völlig aus­ge­liefert. Es macht einfach, was es will. Wenn ich Körper betrachte, die voller Meta­stasen sind, dann erschließt sich mir ein Bild von Bom­ben­an­griffen, die im Körper stattfinden.

Wenn der Schmerz in einer Familie groß ist, braucht es mehrere Gene­ra­tionen, bis dieser geheilt ist. Men­schen mit chro­ni­schen Erkran­kungen sind auf­ge­fordert, ihre Familien, ihre Ahnen zu heilen, damit sie selbst heilen können. Davon bin ich inzwi­schen über­zeugt. Die Krankheit weist darauf hin, dass im Fami­li­en­system unter­drückte Gefühle weilen, die ans Licht gebracht werden wollen. Wenn wir begreifen, dass wir alle mit­ein­ander ver­bunden sind und unsere Ahnen immer bei uns sind, wird deutlich, welch schweres Erbe wir ange­treten haben, aber auch, welche Hei­lungs­chancen soge­nannte unheilbare Krank­heiten haben. Trau­ma­ti­sierte Systeme sind immer erstarrte Systeme. Es ist eine Chance wieder etwas in den Fluss zu bringen. Das Sym­biose- oder Bin­dungs­trauma nennt man auch das Trauma der Liebe und wenn wir im Fami­li­en­system die Liebe wieder in den Fluss, ins­be­sondere zwi­schen Mütter und Töchter, bringen, wird tief­grei­fende Heilung geschehen.

Nun möchte ich weiter zurück­gehen in unsere Geschichte der Frauen und des Weib­lichen. Die Medizin wurde einst von den Frauen in die Welt gebracht. Sie sind Träger des Lebens, in ihnen wächst Leben heran. Sie gebären Leben. Sie sind Aus­druck des Leben­digen. Das Weib­liche ist das Lebendige, die Ent­stehung allen Lebens. Es ist an Zyklen und an Pro­zesse gebunden, es wandelt und ist ständig in Bewegung, so wie die Natur auch. Deshalb sind wir, so wie wir erschaffen worden sind, auch Teil der Natur: unkon­trol­lierbar, mächtig, unbändig, wild…Früher waren die Frauen wilde Frauen, eng ver­bunden mit der Natur und Mutter Erde. Sie waren lustvoll, unbändig, machtvoll und wissend. Das Männ­liche hatte Angst vor diesen macht­vollen Frauen und wollte selbst gebären und genauso mächtig sein, so dass im Laufe der Jahre Macht über den weib­lichen Körper aus­geübt wurde. Man ver­suchte ihn zu kon­trol­lieren und unter­drückte das Weib­liche, das Natür­liche, letzt­endlich das Lebendige, das Leben selbst. Immer stärker wer­dende patri­ar­chale gesell­schaft­liche Systeme führten zu einer Lebens­ver­neinung, zu einer Erstarrung, zur Abtötung des Leben­digen. Krieg ist nichts anderes als Aus­druck dieses Lebens­ver­nei­nenden, denn man tötet Leben. Es ist kein Geheimnis, dass in Zeiten von Kriegen mas­senhaft Frauen ver­ge­waltigt wurden, das Weib­liche massiv ver­letzt und unter­drückt wurde. Dabei spielt die sexuelle Lust keine Rolle, vielmehr geht es um die Macht über die Frau, an der Wut und Zorn so ihren Aus­druck finden.

Wenn wir nun Krank­heiten betrachten, geschieht hier genau das Gleiche. Diese kol­lek­tiven Muster, ins­be­sondere bei kol­lek­tiven Trau­ma­ti­sie­rungen, spiegeln die Zer­störung des Weib­lichen, des Lebens. Viele erkrankte Frauen berichten mir, dass sie das Gefühl haben, im Leben keinen Platz zu haben und eigentlich keine Daseins­be­rech­tigung haben.

Der kol­lektive Schmerz der Frauen, der in unseren Gebär­müttern gespei­chert ist, ist riesig. Patri­ar­chale Systeme wirken trennend. So ist auch unsere Medizin auf patri­ar­chalen Mustern auf­gebaut, trennend. Immer mehr Frauen werden ent­wurzelt und über ihre wird Körper verfügt. So werden schnell Schild­drüsen oder Gebär­mütter ent­fernt, die Organe, die das Weib­liche sym­bo­li­sieren. Es gibt kaum noch natür­liche Geburten, immer mehr Kai­ser­schnitte. Die natür­lichen zykli­schen Vor­gänge werden den Frauen immer mehr genommen. Dazu gehören auch die Pille bzw. Hormonbehandlungen.

Patri­ar­chale Systeme sind inzwi­schen eng mit dem Kapi­ta­lismus ver­knüpft, was sich in allen Lebens­be­reichen zeigt. In Deutschland gibt es eine regel­rechte Krebs­in­dustrie. Die Lobby der Phar­ma­in­dustrie ist riesig. Obwohl man weiß, dass kon­ven­tio­nelle Krebs­be­hand­lungen nur bedingt helfen, wird fleißig viel Geld dafür aus­ge­geben. Unser Gesund­heits­system arbeitet unheimlich stark mit der Angst.

Auch ganz­heit­liche und alter­native Hei­lungs­weisen werden kom­mer­zia­li­siert oder aus einem Gesamt­zu­sam­menhang genommen und für west­liche Aus­bil­dungs­systeme passend gemacht. Man ver­kauft scha­ma­nische Aus­bil­dungen und lehrt scha­ma­nische Tech­niken, die damit ihre Kraft ver­lieren, weil sie nichts mehr mit der eigent­lichen Lehre oder Phi­lo­sophie zu tun haben. In allem wird die ver­lorene Achtung und der ver­loren Respekt gegenüber dem Leben deutlich und das Leben als etwas Hei­liges nicht mehr geehrt. So ver­lieren die Frauen immer mehr den Bezug zu ihrem Körper, zu altem Wissen, zu ihrem Zentrum, der Gebär­mutter und lassen über sich bestimmen. Und so hat man die hei­ligen Rituale der indi­genen Völker für sich genutzt und kom­mer­zia­li­siert und zeugt auch hier man­gelnden Respekt gegenüber diesen Völkern mit ihren hei­ligen Ritualen. Es wird deutlich, wie sehr wir uns von unserer eigent­lichen Natur ent­fernt haben. Mich macht das oft wütend, weil ich weiß, dass viele Stämme Hunger leiden müssen und man ihnen alles genommen hat und sich genau das in anderer Form wie­derholt. Wann begreifen wir endlich, dass wir all das uns selbst antun und wir ein Teil von allem sind? In fast allem wie­der­holen sich das Lebens­ver­nei­nende und die Unter­drü­ckung des Weib­lichen, die Zer­störung des eigenen Lebens, des Lebendigen.

FRIEDA: Bei den von Ihnen genannten Sym­ptomen arbeiten Sie mit der Stimme. Wie kann man sich das spe­ziell vor­stellen und welche Resultate hat das?

I.H.: Ich arbeite mit keiner Methode, die ich bei allen Frauen gleich anwende. Es ist so, dass ich anhand des Stimm­klangs hören kann, wo der Körper diesen Men­schen hin­führen möchte oder wo sich gerade Gewebe für Resonanz zur Ver­fügung stellt. Ich habe schon immer eine außer­ge­wöhn­liche Wahr­nehmung mit­ge­bracht und kann das Kör­per­gewebe sehen, sehe Klänge auch in Farben oder rieche manchmal Töne. Ich habe also eine sehr feine Wahr­nehmung, ver­traue auf meine gute Intuition und bekomme anhand innerer Bilder und Sätze, die zu mir kommen, gezeigt, wie ich den Prozess der Sin­genden oder Tönenden ent­falten kann. Das ist etwas sehr Weib­liches. Ich arbeite also, indem ich meiner Intuition folge und der Frau auch Raum gebe, etwas selbst zur Ent­faltung zu bringen, dem Prozess, der sich zeigen will, Raum gebe. Ich weiß, dass die Lösung bereits in uns ist und es geht darum, dass ich der Frau nicht sage, was ihr Problem ist oder was sie tun oder lassen soll, nach dem Motto „Ich weiß, was gut für dich ist!“, sondern ich ver­traue auf die Weisheit ihres Körpers und zeige ihr, wie sie diese erkennen und nutzen kann. Das bedeutet, dass ich die Frauen zu einer anderen Wahr­nehmung hin­führe, zu einem anderen Hören und zu einer Kör­per­wahr­nehmung. Es geht darum, dass sie wieder einen Zugang zu ihrem Körper finden und ihm auch wieder vertrauen.

Es ist kaum bekannt, dass der Kehlkopf eine über­ge­ordnete Funktion ein­nimmt und mit allen Sinnen und Organen ver­bunden ist. Er kann die Selbst­re­gu­lation der Stimme bzw. des Körpers wieder anregen. Wir glauben in der Regel, dass wir Klang pro­du­zieren und nach außen geben. Es gibt jedoch For­schungen, die besagen, dass der Kehlkopf mit seinen umlie­genden Organen eine Sog­wirkung hat, also Klang auf­nimmt. Unser Kör­per­gewebe ist jedoch noch auf Krieg und Flucht pro­gram­miert und richtet sich nach außen, so dass es zunächst kaum Klang auf­nehmen kann. Alles in unserem Körper ist noch auf Notfall / Über­leben pro­gram­miert. Das Ner­ven­system, das Mus­kel­system,… so dass wir in der Regel mit Druck arbeiten. Wenn wir nun über Visua­li­sie­rungen und mit Kör­per­wahr­nehmung tönen, können wir das Gewebe bzw. das ganze System in eine Ent­spannung bringen, so dass es sich beruhigt. Im Klang ist sofort hörbar, wenn sich mehr Gewebe für Resonanz zur Ver­fügung stellt. Durch die Vibra­tionen im Gewebe erwacht es regel­recht. Dadurch finden Rei­ni­gungs- und Ent­gif­tungs­pro­zesse im Gewebe statt, denn man weiß inzwi­schen, dass sich Emo­tionen als Gift­stoffe in unserem Körper ablagern. Ins­be­sondere bei trau­ma­ti­sierten Men­schen konnte man höhere Kon­zen­tra­tionen von Gift­stoffen fest­stellen. Nor­ma­ler­weise kann das unser Körper selbst regu­lieren und ent­giftet immer. Seine natür­liche Funktion ist Rege­ne­ration und Repa­rieren, so sind wir, wie die Natur auch, aus­gelegt. Bei Trau­ma­ti­sie­rungen sind jedoch diese natür­lichen Funk­tionen ein­ge­schränkt. Trau­ma­ti­sie­rungen wirken auf das Immun­system, auch auf das ganze Hor­mon­system und mehr. Wenn wir nun aus einem trau­ma­ti­sierten Fami­li­en­system kommen, leben wir mit einem chro­nisch gestressten System, was dazu führt, dass wir ver­mehrt mit gif­tigen Abla­ge­rungen zu tun haben.

Tumore sind nichts anderes als kleine Gift­depots. Deshalb ist es so wichtig, dass unser Lymph­system funk­tio­niert, welches wie eine Klär­anlage in unserem Körper arbeitet. Diese Form des Tönens wirkt zwar ent­giftend; ich würde jedoch immer eine zusätz­liche Ent­giftung emp­fehlen, ins­be­sondere, wenn es bereits eine chro­nische Erkrankung gibt. Das kann man ayur­ve­disch machen oder auch mit Heil­pilzen. Dazu emp­fehle ich immer eine fach­liche Begleitung durch Ärzte oder Heil­prak­tiker. Die Schild­drüse saugt gerne Gifte auf und wenn es Knoten in der Schild­drüse gibt, würde ich immer ent­giften, auch bei einer Endo­me­triose (Wuchern von Gebär­mut­ter­schleimhaut), und natürlich auch bei Krebs, aber wie gesagt, nur in Zusam­men­arbeit mit Fach­leuten, denn wenn Ent­gif­tungs­organe betroffen sind, muss man schauen, welche Pflanzen oder Pilze passend sind.

Für mich sind das Rei­nigen und Ent­giften sowieso das A und O. Dazu gehört auch eine Ernäh­rungs­um­stellung. Wir müssen unseren Körper als Gefäß begreifen, der von all dem Ballast, der oft uralt ist, befreit werden will. Durch das Singen oder Tönen lösen sich Gift­stoffe leichter und können hin­aus­trans­por­tiert werden. Ich bin sicher, dass andere Erkran­kungen auch mit trau­ma­ti­sierten Fami­li­en­sys­temen und dem­entspre­chenden gif­tigen Abla­ge­rungen zu tun haben. Dazu gehört für mich auch die zuneh­mende Anzahl von Demenz oder Alz­hei­mer­er­kran­kungen, das Ver­ges­sen­wollen von furcht­baren Erlebnissen.

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Wenn wir nun singen, und sich immer mehr Gewebe zur Ver­fügung stellt, führt das zu Emp­fin­dungen, die ich als Selbst­be­rührung beschreiben würde. Man fühlt sich wieder lebendig und als ich das erste Mal wieder meine Schild­drüse vibrieren spürte, war ich zutiefst bewegt, weil ich immer dachte, sie sei einfach ein toter Lappen, der seine Arbeit ein­ge­stellt hat. So wurde mir das in der Schul­me­dizin immer dar­ge­stellt. Durch die Rück­kop­pelung zwi­schen Gewebe und Kehlkopf wird das Gewebe auf Empfang umpro­gram­miert. Nicht nur Rei­ni­gungs­pro­zesse werden in Gang gebracht, sondern durch die hoch schwin­genden Obertöne wird auch das Pro­gramm im Gewebe in den Zellen umge­schrieben. Es bilden sich neue neu­ronale Ver­bin­dungen, die Sin­nes­organe ver­netzen sich mit­ein­ander, die rechte und linke Gehirn­hälfte ver­binden sich. Vor allen Dingen wird die rechte Gehirn­hälfte akti­viert, in der letzt­endlich gespei­cherte Emo­tionen gelöscht werden. Die sehr hohen Schwin­gungen der Obertöne führen zu Vita­li­sierung, zur Auf­nahme von Energie. Der Körper erinnert sich wieder an Gesundheit.

Wenn wir begreifen, dass alles Schwingung ist, alles Klang, dann erschließt sich uns die Wirkung des Singens. Tumore sind nichts anderes als dichtes Gewebe, was schwin­gungsarm ist. In Amerika gibt es ein For­schungs­projekt, welches Tumore mittels Schwingung und Hitze zum Schmelzen bringen soll.

Unsere Stimme ist mit unserer Kraft ver­bunden und oftmals fangen die Men­schen, die zu mir kommen, an zu schwitzen oder ihnen wird heiß, es kribbelt am ganzen Körper und sie spüren eine Vibration. Sie machen sehr schnell die Erfahrung, dass sie mit ganz ein­fachen Mitteln wieder etwas in Bewegung bringen und über die Visua­li­sierung und Fokus­sierung auch selbst etwas bewirken können. Das bedeutet, sie sind all dem nicht mehr aus­ge­liefert, sondern bekommen etwas in die Hand, was sehr schnell zu neuen Emp­fin­dungen und auch Erfah­rungen führt.

Es ist immer sehr erstaunlich, wie gut diese Men­schen Organe beschreiben oder was diese zu ihnen sagen. Ich ermuntere sie, ein erkranktes Organ zu fragen, was es braucht und was es mit­teilen will. Sie können oftmals sehr gut beschreiben, wie das Organ aus­sieht und in welchem Zustand es ist, und sie bekommen in der Regel Ant­worten auf ihre Fragen. Dabei wird immer getönt, weil durch das Singen, der Ver­stand nicht mehr so stark Ein­fluss nehmen kann. Außerdem wird durch das Tönen das Gewebe infor­miert und umgeschrieben.

Trauma wird im Gewebe als gestaute Energie gespei­chert. Ich erlebe oft, dass diese Spei­che­rungen gelöst werden. Über das Zittern oder über Kon­trak­tionen wird das sicht- und spürbar. Im Laufe der Zeit ver­ändert sich der Mus­kel­tonus und auch das Ner­ven­system beruhigt sich. Es kommen sehr schnell Erfah­rungen von Ver­bindung und Einheit dazu. Frauen berichten mir, dass sie erstmals in ihrem Körper sind und sich wohl und geborgen fühlen. Es folgen oftmals Erkennt­nisse oder Bewusst­seins­pro­zesse, die sich aus sich selbst heraus ent­wi­ckeln und weiter gehen, auch außerhalb eines Seminars oder einer Ein­zel­stunde. Es arbeitet von alleine weiter… auch der Stimm­klang ver­ändert sich weiter. Es werden Pro­zesse frei­gelegt, die nun Raum bekommen. Das ist das weib­liche Prinzip. Alles ist bereits da, es wurde nur ver­deckt oder zuge­deckt, so sind die Heilung, der Klang, das Weib­liche, das Lebendige, die Freude,… bereits da und in uns. Auf­grund der gespei­cherten Traumata wurde all dies nur über­deckt und hatte keine Chance an die Ober­fläche zu kommen.

Die Seele zieht in den Körper ein und wenn sie ganz in unserer Mitte ist, bei den Frauen ist das die Gebär­mutter, der Schoßraum, dann hebt sich die Illusion der Trennung auf und wir können JA zum Leben sagen, letzt­endlich JA zu uns selbst. Singen ist müt­terlich und die Stimme ist der Klang, den ein Baby im Bauch der Mutter bereits hört. Sie beruhigt das Kind. Mit unserer Stimme können wir selbst zu unserer inneren Mutter werden und uns beruhigen.

FRIEDA: Sie sagten, Tumore seien nichts anderes als Gift­depots. Aus Sicht der „Neuen Medizin“, die ja auf den „5 Bio­lo­gi­schen Natur­ge­setzen“* basiert und als solche völlig plau­sibel und repro­du­zierbar ist, ent­steht das, was die Schul­me­dizin als Krebs bezeichnet, aber als Folge von Kon­flikten, die aber bereits im Hei­lungs­prozess sind. Krebs sei demnach also bereits Bestandteil der Heilung. Dass sich in Tumor­gewebe Gifte lagern können, wird ja damit m. E. nicht bestritten. Laut Dr. Dietrich Kling­hardt ist das Potenzial des Körpers, spontan zu ent­giften, aber durchaus in einem Zusam­menhang damit zu sehen, wie trau­ma­ti­siert jemand ist, weil Gifte über Neu­ro­peptide gebunden würden. Trauma und die „Bereit­schaft“, Gifte ein­zu­lagern, hängen demnach schon mit­ein­ander zusammen, aber wo sich das im Körper zeigt, dürfte – nach der Neuen Medizin – wie­derum eng damit zu tun haben, welcher Kon­flikt sich weshalb und wo mani­fes­tiert hat. Oder wie sehen Sie das?

I.H.: Wenn ich es richtig ver­standen habe, geht die Neue Medizin davon aus, dass ein erlebter Schock zu Krebs oder anderen Erkran­kungen führen kann. Das wider­spricht sich nicht für mich. Schock ist ja auch ein Trauma und die Abla­gerung von Giften ist in Tumor­gewebe nach­ge­wiesen worden, besonders bei Brust­krebs. Es ist etwas außer Kon­trolle geraten, wenn sich Tumore bilden. Zellen werden zu schnell geteilt, eine Ansammlung von Schock, die sich auch in Form von Giften ablagert. Meine Erfahrung zeigt, dass es diese Abla­ge­rungen, die ich als „niedrig schwin­gende Energie“ betrachte, eben gibt und sie eng im Zusam­menhang mit dem Trauma stehen, ob man das nun als „Konfliktgeschehen/Konfliktmasse“ bezeichnet oder anders. Das enge Zusam­men­wirken von Körper, Geist und Seele, das ja die Neue Medizin sehr ver­an­schau­licht, kann ich zumindest bestä­tigen, auch wenn die Denk­an­sätze bzw. die Erfah­rungs­werte da womöglich nicht ganz deckungs­gleich sind, aber ich muss gestehen, dass ich mich mit der Neuen Medizin noch nicht so intensiv aus­ein­an­der­ge­setzt habe. Bei Hei­lungs­pro­zessen braucht es einfach Zeit, bis die Dinge im Bewusstsein der Men­schen sind. Und wenn­gleich ein ganz­heit­licher Ansatz immer auch Körper, Geist und Seele in Betracht ziehen muss, bleibt der Weg der Heilung letzt­endlich individuell.

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FRIEDA: Wenn eine Frau nun bei­spiels­weise Gebär­mut­ter­pro­bleme hat, wie kann sie da mittels Musik the­ra­peu­tisch etwas erreichen?

I.H.: Ich habe fest­ge­stellt, dass der Kehlkopf mit der Gebär­mutter ver­bunden ist. Alles, was dort pas­siert, geschieht auch im Hals und umge­kehrt, es gibt par­allele Pro­zesse, aber auch par­allele Organe, die mit­ein­ander ver­bunden sind. Als ich das erste Mal ein Bild von einem Kehlkopf mit den anlie­genden Stimm­bändern als Innen­auf­nahme sah, erschrak ich förmlich, denn ich dachte, dass er genauso aus­sieht, wie unsere Vagina. Eine Stimme in mir sagte, dass das kein Zufall sei und es zusam­men­gehört. Da gibt es par­allele Kör­per­teile, wie die Stimm­lippen und die Scham­lippen, den Mund und den Mut­termund, die Mund­höhle und die Gebärmutter…

Meine stärkste und schönste Ein­heits­er­fahrung hatte ich, als meine Seele in meiner Gebär­mutter war. Es war ein unglaub­liches Erlebnis, was mit Worten nicht zu beschreiben ist. Meine Sinne nahmen ganz anders wahr, es war, als ob ich das erste Mal richtig sah, mit ganz bunten und licht­vollen Farben. Es war, als ob ich das erste Mal richtig hörte, die Vögel und Bäume singen hörte. Es war, als ob ich viel inten­siver riechen konnte und ich fühlte mich mit allem ver­bunden und eins. Es war Frieden in mir, endlich Ruhe, und ich spürte eine große Macht, und dass in meinem Unterleib alles Leben ent­springt. Ich fühlte eine sehr starke Ver­bindung zu Mutter Erde als ihr Kind. Ich sah erstmals, dass die Erde, die ganze Schöpfung, das Paradies ist, nach dem wir uns alle sehnen! Ich fühlte mich zu Hause und ganz präsent, klar, wissend, und da kam sie, die wilde Frau. Eine unbändige lust­volle Frau, die ganz unbeirrt ihren Weg geht, sich nicht ver­steckt und keine Angst hat. Alle Angst war ver­schwunden, alle meine Sym­ptome und Beschwerden waren weg. Es war, als ob der Stecker wieder in der Steckdose war, und alle Ver­bin­dungen und Netze wieder ange­schlossen waren. Die Bewegung war leicht, ich fühlte mich vital und voller Freude. Ich erfuhr, dass Gott nicht außerhalb von mir ist, sondern, dass ich selbst Gott und alles um mich herum Gott ist, dass ich in meiner Essenz göttlich bin. Ich wusste, dass es den Tod nicht gibt und sich nur die Form ver­ändert und ich hatte keine Angst mehr vor dem Tod.

Diese Erfahrung kam in Ver­bindung mit dem Singen und immer wieder bin ich in diesem Zustand der Ver­bindung und erlebe, wie es anderen Men­schen auch über ihre Stimme wider­fährt. Ich wusste, dass die Gebär­mutter ein beson­derer Ort ist und wenn wir Frauen dort weilen, heilen wir tiefgreifend.

Traumata wirken auf das Sprach­zentrum. Wenn wir Frauen nun tönen, erheben wir unsere Stimme und brechen das jah­re­lange Schweigen. Wenn wir lernen zu emp­fangen, Klänge zu emp­fangen, wird ein Umkehr­prozess ein­ge­leitet, hin zu unserem Inneren, hin zum Leben, hin zum Leben­digen. So kann auch die Gebär­mutter Klänge von Mutter Erde emp­fangen. Wenn Frauen dazu Übungen machen, bewegt sie das zu tiefst, weil sie ihren Unterleib zu spüren beginnen und einen Zugang dazu bekommen. Sie spüren innere Räume, die sich aus­dehnen und die sie nun bewohnen. Es ist eine Stück nach Hause kommen.

Ich möchte nochmal auf die Mut­ter­bindung zurück­kommen. Wenn alles schon da ist, auch der Klang, dann ist auch schon die Liebe da. Es ist eine Illusion des Kindes zu glauben, dass es nicht geliebt wurde oder die Mutter/Vater sich distan­ziert ver­halten haben, weil es mit man­gelnder Liebe zum Kind zu tun hat. Die Liebe war ver­deckt und konnte sich nicht zeigen, wie auch bei all den Traumata. Wenn wir uns nun vor­stellen, die Liebe unserer Mutter anzu­nehmen, und dabei zu tönen oder zu singen, dann geschieht Heilung. Erst dann können wir Heilung annehmen. Auch hier wieder geht es um das Emp­fangen, das weib­liche Prinzip.

Immer wird uns gesagt oder gelehrt, dass wir lie­bes­fähig werden müssen, ver­zeihen sollen und unseren Eltern Liebe schenken müssen. Es geht aber vielmehr um das Emp­fangen der Liebe, die schon immer da war. Auch hier wird die Umkehrung wieder deutlich.

Bei kol­lek­tiven Traumata oder trau­ma­ti­sierten Fami­li­en­sys­temen lade ich erkrankte Men­schen ein, sich ihren Ahnen zuzu­wenden und für sie zu singen. Manchmal singen wir dann mit vielen Men­schen für die Ahnen und drücken über unsere Stimme das aus, was wir fühlen. Das sind sehr heilsame Pro­zesse, sowohl für die Ahnen als auch für die erkrankte Person. Chro­nische Krank­heiten wollen, dass etwas ans Licht gebracht wird, was unsere Ahnen nicht aus­drücken konnten.

FRIEDA: Männer haben ja auch meist eine Mut­ter­wunde und sind ja von fami­li­en­sys­te­mi­schen Ver­stri­ckungen ebenso betroffen wie Frauen. Wie verhält es sich bei ihnen?

I.H.: Ja, sie sind natürlich auch von trau­ma­ti­sierten Fami­li­en­sys­temen oder trau­ma­ti­sierten Müttern betroffen. Es geht auch bei ihnen um die unter­drückte Weib­lichkeit, darum, die Kon­trolle, die ja eine Illusion ist, auf­zu­geben. Auch bei den Frauen. Wir können das Leben nicht kontrollieren!

Bei den Männern drückt sich das Sym­bio­se­trauma oder die Mut­ter­wunde oftmals in nar­ziss­ti­schen Per­sön­lich­keits­stö­rungen aus. Sie machen sich groß und stark, um ihre Unsi­cherheit nicht zu spüren. Männer haben sehr oft eine noch geringere Ver­bindung zu ihrem Körper. Oftmals zeigt sich wenig Empa­thie­fä­higkeit, dafür aber Ego­zentrik, Kalt­her­zigkeit und sie sind häufig unnahbar. Was für die Frauen die Schild­drüsen- oder Gebär­mut­ter­er­kran­kungen sind, drückt sich bei den Männern in Pro­sta­ta­krebs aus.

Bei den Männern äußert sich das Trauma mehr in Süchten, ins­be­sondere in der Sex­sucht, die sehr stark ver­breitet ist und keine wirk­liche Nähe zulässt. Es geht auch hier mehr um „Lust­gewinn über Macht“ als um ein wirk­liches Ein­lassen. Sexua­lität findet im Kopf statt und wird sehr por­no­gra­phisch aus­gelebt. Das zeigt sich auch immer mehr im Umgang mit der Sexua­lität in unserer Gesell­schaft, die nicht wirklich im Körper statt­findet. Die Selbst­re­gu­lation spielt auch bei der Sexua­lität eine große Rolle. Wenn wir wissen, dass der Körper eine eigene Weisheit besitzt, könnten wir auch in unserer Lust und Sexua­lität dieser Weisheit folgen.

Es kommen nicht so viele Männer zu mir. Die Kör­per­arbeit über die Stimme fällt Männern oft schwer, weil sie manchmal auch mit Visua­li­sie­rungen wenig anfangen können oder über­haupt keinen Bezug zu ihrem Körper haben. Es fällt mir schon auf, dass die Druck­muster stärker als bei den Frauen sind. Aber es gibt auch Männer, die sehr bewe­gende Erfah­rungen bei mir gemacht haben.

FRIEDA: Für wie bedeutsam halten Sie eine ver­läss­liche Bindung zur Mutter, besonders in den erste Lebens­jahren, und wie schätzen Sie ange­sichts Ihrer Erfah­rungen die gegen­wärtige Politik ein, die ja eher in Richtung „pro Krippe“ abzielt?

I.H.: Die Beziehung zur Mutter beginnt schon im Mut­terleib und sie ist die wich­tigste Beziehung eines Men­schen. In der Gebär­mutter sind alle Schmerzen der Frauen, der zurück­lie­genden Gene­ra­tionen gespei­chert. Wenn nun eine Frau schwanger ist, emp­fängt das Mädchen diese Infor­ma­tionen und spei­chert diese wie­derum in ihrer Gebär­mutter. So werden in der Mut­ter­reihe viel Schmerz, viel unter­drückte Weib­lichkeit, also lebens­ver­nei­nende Muster wei­ter­ge­geben. Auch die Jungen nehmen die Schmerzen der Mutter auf. Unter ADS / ADHS leiden über­wiegend Jungen, auch unter Autismus. Prof. Dr. Franz Ruppert hat fest­ge­stellt, dass bei ADS/ADHS die Jungen den Schmerz oder die Trau­ma­ti­sierung der Mutter wahr­nehmen und diesen nicht aus­halten, so dass die Anspannung mit der Angst, um die Mutter zu tun hat.

Grund­sätzlich ist es so, dass viele Mütter nicht mehr Mütter sein können. Das hat weniger damit zu tun, ob nun gute Betreu­ungen für die Kinder da sind oder ob Frauen arbeiten gehen. Man hat sie vor vielen Jahren ihrer weib­lichen Wurzeln beraubt und ihre Iden­tität genommen, bestimmt über ihre Körper, und gerade allein­er­zie­hende Mütter werden in unserer Gesell­schaft benach­teiligt. Mütter können unter diesen Umständen keine Mütter sein. Oftmals wissen sie nicht, was es über­haupt bedeutet, Mutter zu sein; schließlich waren ihre Mütter auch über­fordert. Man hat ihnen ihre Kraft genommen und im Prinzip haben Mütter ein chro­nisch schlechtes Gewissen und Schuld­ge­fühle ihren Kindern gegenüber. Mut­tersein ist nicht einfach und die größte Ver­ant­wortung, die es gibt. Was sollen Mütter, die selbst in ihrem Über­le­bens­modus gefangen sind, ihren Kindern zeigen, außer, wie Über­leben funk­tio­niert? Es bräuchte mehr Ver­ständnis und Mit­gefühl, eben mehr weib­liche und geschützte Räume, damit das Müt­ter­liche sich wieder ent­falten kann.

FRIEDA: Sie haben, wie ein­gangs schon erwähnt, eine Inter­net­seite, die „Mut­ter­wunde“ heißt. In Ihren Ver­an­stal­tungen unter­stützen Sie ins­be­sondere Frauen dabei, die „innere wilde Frau“ wie­der­zu­ent­decken. Was zeichnet denn Ihrer Ansicht nach diese Urweib­lichkeit aus? Oder anders gefragt: Wie erleben die Frauen die Ver­än­derung an sich selbst, die durch Musik, Tanz und Gesang erfolgt

I.H.: Die Mut­ter­wunde ist unsere Urwunde, egal ob bei Männern oder Frauen. Sie zeigt die ver­lorene Ver­bindung zu unserer Essenz, zu unserem wahren Kern, zu allem Leben­digen, zur Natur. Wir haben ver­gessen, dass wir ein Teil der Natur sind. Dieses Thema ist viel­schichtig und kann aus ver­schie­denen Per­spek­tiven betrachtet werden. Die Ent­wick­lungs­psy­cho­logie und die Phy­sio­logie an sich spielt eben auch eine Rolle, die in der eso­te­ri­schen oder spi­ri­tu­ellen Szene gerne ver­gessen wird. Wenn klar wird, dass alle Emo­tionen in unserem Körper gespei­chert werden, so auch Traumata wei­ter­ge­geben werden, dann wird deutlich, dass eine ener­ge­tische Heil­me­thode nicht aus­reicht. Deshalb arbeiten Scha­manen auch immer mit Rei­ni­gungen und Ent­gif­tungen. Sie wissen, dass die Ahnen eine erheb­liche Rolle spielen und wir mit allem ver­bunden sind. Ihr Haupt­hand­werkszeug für Heilung ist der Klang.

Wenn wir als Men­schen auf die Welt kommen, sind wir ja nicht ohne Grund mit einem Körper geboren worden. Ein Körper, der uns scheinbar trennt. Ich behaupte, dass er uns zurück in die ver­lorene Ver­bindung führt, wenn wir beginnen nach innen zu gehen. Wir haben als Mensch auch nicht zufällig eine Mutter, die uns das Leben geschenkt hat und bei der es ent­wick­lungs­psy­cho­lo­gische Aspekte gibt. Auch wenn wir zunächst einer Illusion erliegen, so ist die Beziehung zur Mutter die erste Beziehung zum Got­tes­weib­lichen. Wenn wir nun die spi­ri­tuelle und über­ge­ordnete Ebene betrachten, dann steckt hinter der Mut­ter­wunde eine große Chance, ein großes Wunder, was ent­deckt werden will, nämlich, dass wir nie getrennt waren und gött­liche oder geistige Wesen sind, die einen Körper bewohnen. Wenn Frauen wieder Zugang zu ihrem Urweib­lichen bekommen, zu ihrem Schoßraum, dann findet eine Geburt statt, eine Geburt des Lichts, der Wahrheit, der Voll­kom­menheit und Liebe. Tat­sächlich erlebe ich immer wieder, dass Frauen bei dieser Geburt Wehen haben, Wellen durch ihren Körper gehen, Kon­trak­tionen in der Gebär­mutter erleben. Letzt­endlich gebären sie sich selbst, das was sie wirklich sind.

Das ist die wilde Frau, eine weise kraft­volle, unbändige, wis­sende Frau, die ihren Körper bewohnt und selbst darüber bestimmt, die sich zeigt und ihre Lust lebt, die ganz eng mit der wilden Natur ver­bunden ist, und die weiß, dass es den Tod nicht gibt. Eine Frau, die um ihre natür­liche Macht weiß, weil sie Leben gebärt.

Frauen bekommen sehr schnell über meine Ver­an­stal­tungen und Angebote einen Zugang zu etwas Leben­digen in sich selbst, was so lange darauf wartete, endlich hinaus zu dürfen. Sie wollen leben mit allen Sinnen und manchmal zeigt sich beim Singen eine unglaub­liche Freude und dann tanzen sie ganz wild, stampfen auf dem Boden und fühlen diese Kraft in sich. Sie kehren nach Hause und berichten oft, dass dieser Prozess anhält und wei­tergeht. Sie kommen sich selbst immer ein Stück näher und fangen an zu begreifen, wie schön es ist, Frau zu sein. Was gibt es Schöneres?

FRIEDA: Sind Ihnen ver­gleichbare Angebote für Männer bekannt?

I.H.: Mir sind keine Seminare bekannt, bei denen die Ent­faltung der weib­lichen Kraft bei Männern the­ma­ti­siert wird. Ich glaube auch, dass zunächst Frauen die Frauen heilen werden. Das können keine Männer tun. Dann werden die Frauen die Männer heilen und sie bei ihrer Ent­faltung der weib­lichen Kraft unter­stützen und es ihnen zeigen.

FRIEDA: Sie sind als Dozentin nicht nur in Deutschland, sondern auch in Öster­reich und der Schweiz unterwegs. Gibt es da Unter­schiede in Bezug auf die Bereit­schaft, sich mit diesen Themen aus­ein­an­der­zu­setzen und wenn ja, worauf führen Sie das zurück?

I.H.: Mir ist auf­ge­fallen, dass die Frauen in Öster­reich offener zu sein scheinen. Ich habe sehr viele Anfragen aus Öster­reich und wenn ich Kol­le­ginnen betrachte, die sich mit Frau­en­themen oder mit dem Matri­archat aus­ein­an­der­setzten, dann sind es oft Kol­le­ginnen aus Öster­reich. In der Schweiz gab es schon immer mehr Offenheit gegenüber alter­na­tiven Hei­lungs­weisen. Da arbeitet die Schuld­me­dizin mit der Geist­heilung zusammen. Dort wird nicht so sehr getrennt, wie bei uns in Deutschland.

FRIEDA: Poli­tisch werden Folgen von Trauma, gerade auch mit Blick auf die Weib­lichkeit, nach meiner Wahr­nehmung noch gar nicht wirklich auf­ge­griffen. Da ist ja eher „Gender-Main­streaming“ ein Thema. Dabei haben wir heute ja viele Frauen in der Politik, die sicherlich auch unter Sym­ptomen leiden, die bei­spiels­weise die Gebär­mutter oder die Schild­drüse betreffen. Fehlt das Bewusstsein für diese Zusam­men­hänge einfach noch oder worauf führen Sie zurück, dass sich derzeit noch ver­gleichs­weise wenige Men­schen mit den wirk­lichen Zusam­men­hängen zwi­schen Körper, Geist und Seele befassen, obwohl „Ganz­heit­lichkeit“ als Begriff ja schon längst gesell­schafts­fähig ist?

I.H.: Ja, es fehlt das Bewusstsein für diese Zusam­men­hänge, nicht nur in der Politik, sondern auch im psy­cho­the­ra­peu­ti­schen, medi­zi­ni­schen und alter­na­tiven Hei­lungs­markt. Ganz­heitlich bedeutet oftmals nicht wirklich ganz­heitlich. Es braucht einfach auch ein Wissen über phy­sio­lo­gische, neu­ro­lo­gische, ent­wick­lungs­psy­cho­lo­gische, sys­te­mische, geschicht­liche und spi­ri­tuelle Zusam­men­hänge, ein wirk­liches Wissen über die Heil­weisen der Urvölker. Aber, es ist auch ein Symptom und ein Aus­druck der Trau­ma­ti­sierung, die noch in unserer Gesell­schaft wirkt. Trauma wirkt sich als betäubend, schlafend, trennend vom eigenen Körper und in der eigenen Wahr­nehmung aus. Deutschland ist kol­lektiv trau­ma­ti­siert und noch im koma­tösen Zustand. Das sehe ich als Grund, warum es hierfür kein Bewusstsein gibt, weil die meisten noch schlafen und in diesem Trauma ver­haftet sind. Es braucht auch eine gewisse Tiefe, um all diese Zusam­men­hänge zu erkennen und die Welt ist so ober­flächlich und schnell­lebig geworden.

FRIEDA: Sie haben sich auch mit AD(H)S und Autismus beschäftigt und Betroffene the­ra­peu­tisch begleitet. Für wie bedeutsam halten Sie Musik und Kör­per­arbeit gerade bei Kindern und Jugend­lichen mit neu­ro­de­ge­nera­tiven Sym­ptomen und welche Erfah­rungen haben Sie dazu gemacht?

I.H.: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass autis­tische Kinder und Jugend­liche häufig eine musische Begabung haben und man sie damit zurück­holen kann in ihren Körper, denn sie haben oft keinen Bezug dazu. Die Anthro­po­sophen sagen ja, dass Autisten nicht richtig inkar­niert und nicht in ihrem Körper ange­kommen sind. Das habe ich ähnlich erlebt. Deshalb halte ich Acht­sam­keits­übungen und Kör­per­wahr­neh­mungen in Ver­bindung mit Musik für sehr wichtig.

Buch (gibt’s derzeit leider nur auf Eng­lisch…) bestellen

FRIEDA: Dass Autisten „nicht richtig inkar­niert sind“, halte ich für einen sehr inter­es­santen Gedanken in diesem Zusam­menhang. Eine anthro­po­so­phische Ärztin hat mir mal gesagt, die Masern­er­krankung sei die „Inkar­na­ti­ons­kin­der­krankheit“ und ein Durch­leben dieser Kin­der­krankheit, was ja zu einer natür­lichen Immu­nität führt, sei wichtig, damit die Kinder „auf der Erde ankommen“. Hält man sich nun vor Augen, dass gerade mit der MMR-Impfung (Masern, Mumps, Röteln…) eine starke Zunahme an neu­ro­de­ge­nera­tiven Sym­ptomen, dar­unter AD(H)S, Autismus etc. in Zusam­menhang gebracht wird, wirft das, was Sie sagen, natürlich noch einmal ein ganz anderes Licht auf gerade diese Impfung und deren mög­liche Folgen. Leider werden diese Zusam­men­hänge auch bei der The­rapie von betrof­fenen Kindern nicht berück­sichtigt. Auch hier ist inzwi­schen – wie auch im Bereich Demenz – ein gigan­ti­scher Apparat an Ver­waltung und Dienst­leistern ent­standen, die, so weiß ich aus Erfahrung, nur an Sym­ptomen her­um­re­pa­rieren. Angebote wie Kör­per­arbeit, Kunst­the­rapie und besonders das Singen, also alles, was ver­mutlich wirklich heilsam wäre, fehlen in der Regel völlig. Das ist besonders tra­gisch, wenn wir uns die psy­cho­so­ziale Situation der Kinder und Jugend­lichen ansehen – bzw. die von uns allen. Der Griff zu Psy­cho­pharmaka wird oft als „Zau­ber­mittel“ ange­sehen, weil weder Gelder noch Per­sonal zur Ver­fügung stehen, um andere The­rapien anbieten zu können. Aber das wäre noch ein sepa­rates Thema (…). Sie arbeiten derzeit an einem Buch. Wie lautet der Titel und wann wird es erhältlich sein?

I.H.: Der Titel ist noch nicht klar. Es erscheint im Frühjahr oder Herbst 2018 im „Neue Erde Verlag“. Der genaue Erschei­nungs­termin hängt davon ab, ob ich es schaffe, mein Manu­skript zum geplanten Termin einzureichen.

FRIEDA: Noch eine Frage, die sich auf FRIEDAS Par­tei­en­um­frage bezieht: Welche Qua­li­fi­ka­tionen sollten Ihrer Ansicht nach gesund­heits­po­li­tische Sprecher/innen unserer Par­teien mitbringen?

I.H.: Ganz ehrlich? Ich glaube nicht, dass die Politik etwas in unserer Gesell­schaft ver­ändern kann. Die Ver­än­derung fängt bei jedem Ein­zelnen an, deshalb beschäftige ich mich nicht mehr mit der Politik und kann die Frage auch nicht beantworten.

FRIEDA: Vielen Dank für das inspi­rie­rende Gespräch und Ihre Ant­worten, mit denen Sie mir aus der Seele sprechen.

*Auf youtube gibt es einen Film mit dem Titel „Die 5 bio­lo­gi­schen Natur­ge­setze“, für alle, die davon noch nichts gehört haben…

Quelle: Beate Wiemers, Jour­na­listin und Betrei­berin von https://frieda-online.de/

Foto: pixabay.com/en/mother-child-sculpture-figure-589730/