Ein Interview mit Iris Hammermeister
von Beate Wiemers
In dem Interview „Emanzipation mal anders betrachtet“ beschreibt Apotheker Carsten Pötter seine Sicht auf Frauenleiden und deren Hintergründe, die sich ganz augenscheinlich nicht auf „aus dem Ruder gelaufene Hormone“ reduzieren lassen. Iris Hammermeister sieht das ähnlich. Sie absolvierte klassische Ausbildungen in Klavier, Violine, Gesang, Gitarre und Flöte. Zudem ist sie Pädagogin und Wirtschaftsinformatikerin. Ihr eigener Prozess schließlich führte sie an Themen wie Trauma und ungelebte Weiblichkeit heran. Stetige Weiterbildungen rund um Stimmbildung, ganzheitlichen Gesangsunterricht sowie körperorientierte Traumaarbeit und systemische Familientherapie trugen zu einem umfassenden Wissen über Körper, Geist und Seele des Menschen bei.
Die Bedeutung von transgenerationalen/transgenerationellen traumatischen Erfahrungen in der Kausalkette von Erkrankungen gehört zu ihren Forschungsgebieten. Iris Hammermeister ist seit Jahren als Therapeutin, Dozentin, Autorin von Fachartikeln und Veranstalterin von Seminaren tätig. Einen Schwerpunkt ihrer Arbeit bildet die Auseinandersetzung mit der „Mutterwunde“. Was sie darunter versteht, welche Schlussfolgerungen sie aus ihrer umfassenden Arbeit mit Menschen zog, und was die eigene Stimme als therapeutisches Mittel bewirken kann, ist der Themenschwerpunkt dieses Beitrages.
FRIEDA im Gespräch mit Iris Hammermeister
FRIEDA: Wie kamen Sie von der Wirtschaftsinformatik zu dem, was Sie heute machen?

Iris Hammermeister: Die Wirtschaftsinformatik war das Ausleben meiner Begabung mit Zahlen. Häufig haben musisch begabte Menschen ja auch mathematische Fähigkeiten. Ich nutzte diese Kenntnisse eher im Bereich der Existenz- und Unternehmensberatung, die ich im Auftrag von Arbeitsagenturen durchführte. Als ich sehr erfolgreich war, gab es traumatische Erlebnisse, die dazu führten, dass ich krank wurde und mein Leben hinterfragte. Trotz vieler Erfolge spürte ich eine Leere und war nicht wirklich glücklich. Materielle Güter führten nicht zu einer Zufriedenheit, wie ich zunächst gedacht hatte. Da fragte ich mich, was noch im Leben kommen muss, damit ich zufriedener werde, denn die Bestätigung und Anerkennung meiner Arbeit reichte nicht aus. Ich arbeitete immer mehr. Irgendwann rutschte ich in einen Burnout und war völlig erschöpft. Dann machte ich einen Schnitt und gab alles auf. Nicht freiwillig, ich konnte nicht mehr, mein Körper war am Ende. Ich erkannte, wie sehr ich mich mit der Rolle der erfolgreichen Unternehmerin identifizierte und glaubte zu sterben, wenn ich das alles aufgäbe. Es war eine harte Zeit der Erkenntnis der Illusionen, die mir bewusst wurden.
FRIEDA: Sie haben sich intensiv mit Traumata beschäftigt, ein Thema, das meiner Ansicht nach viel zu wenig bei der Diagnostik von seelischen und körperlichen Problemen in Betracht gezogen wird. Wie Sie im Vorgespräch erwähnten, begann die Auseinandersetzung damit bei Ihnen mit dem Thema Kriegs-Trauma. Nicht nur aus der familiensystemischen Aufstellungsarbeit ist ja heute bekannt, dass traumatische Erfahrungen von Generation zu Generation weitergegeben werden können. Was haben Sie dazu herausgefunden?
Iris Hammermeister: Ich war ein sehr lebendiges, wildes und lachendes Kind, das voller Lebensfreude war. Dann gab es mit ca. vier Jahren einen Bruch in meinem Leben und ich verstummte. Mir sind zwei Brüche im Laufe des Lebens wieder passiert. Bei einem ging es um meine erste große Liebe und beim anderen um eine berufliche Erfahrung, die mir passierte, als ich sehr erfolgreich war. Bei beiden Brüchen kam es zu körperlichen Symptomen. Beim ersten Bruch rutschte ich in eine Schilddrüsenunterfunktion und beim zweiten brach eine Hashimoto Thyreoiditis bei mir aus. Es hatte bei allen Brüchen immer mit Verrat zu tun. Ich kann mich erinnern, wie mein Körper förmlich erstarrte. Auch schon als vierjähriges Kind gab es eine Situation, die so traumatisch war, dass ich mich noch an den Schock in mir erinnere.
Immer wenn ich laut und lebendig war, auch erfolgreich als Unternehmerin, habe ich von meinem Umfeld eine „Ohrfeige“ bekommen, so als ob ich keine Freude empfinden oder keinen Erfolg haben darf. Hinzu kamen Verhaltensweisen und Empfindungen, die mir aufgefallen waren. Beispielsweise eine Angst vor Hunger, so dass ich Konserven hortete und auch Lebensmittel wegwerfen musste, weil ich sie vergaß und nicht nutzte. Bis heute gibt es in mir das Gefühl, dass ich da, wo ich lebe, nicht bleiben kann, und immer auf der Suche nach einem neuen Platz bin.
Meine Brüche haben dazu geführt, dass ich mich auf die Suche nach meiner eigenen Familiengeschichte begab. Ich hatte über viele Jahre keinen Kontakt zu meinem Vater. Er existierte quasi nicht in meinem Leben. So nahm ich Kontakt zu ihm auf und besuchte ihn regelmäßig. Er erzählte viel von seinen Kriegserlebnissen, davon, dass er hungern und als kleiner Junge mit seiner Familie aus Westpreußen flüchten musste. Ich träumte manchmal Szenen von Flucht, die ich selbst nicht erlebt hatte, die mir jedoch sehr nachgingen. Es waren Szenen, die mein Vater mir dann später erzählte, die er erlebte!
Da ich schon immer eine Suchende war und den Dingen auf den Grund gehen will, machte ich mir Gedanken, was wohl mit all den Soldaten des 2. Weltkrieges passiert ist, die den Krieg überlebt haben und zurückgekommen sind. Ich fragte mich, wo all diese traumatischen Erlebnisse geblieben sind. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt keinerlei Literatur oder Forschungsergebnisse finden und war sehr überrascht, dass es dazu nichts gab und die Soldaten wohl sich selbst überlassen wurden. Jahre später gab es dann Bücher von Sabine Bode oder Fachtagungen zu Traumata, auch Ausbildungen. Zu meiner Zeit der Ausbildung in Familientherapie waren Traumata oder die transgenerationale Weitergabe von Traumata kein Thema.
Noch später dann wurden Bücher von Prof. Dr. Franz Ruppert veröffentlicht, der viel über die mehrgenerationale Psychotraumatologie geschrieben hat, etwa auch über das Symbiosetrauma. Endlich bestätigten sich meine Ahnungen und ich selbst erkannte mich mit meinen Symptomen und Mustern wieder und der großen Schwierigkeit, ein autonomes Leben zu führen.
Ich erkannte mein Überlebensmuster und mein Symbiosetrauma. Es war ein langer und schmerzvoller Weg der Erkenntnis auf der Suche nach mir selbst. Ich verließ meinen Wohnort, zog in die Eifel, weit weg von meiner Mutter, und brauchte Ruhe und Erholung, weil ich in all den Jahren des vielen Arbeitens und Flüchtens in diesen Burnout rutschte. Ich hatte einfach das Gefühl, wenn ich jetzt nicht gehe, dann werde ich von meiner Mutter völlig aufgefressen und verschwinde ganz. Ich las Bücher von Alice Miller „Das Drama des begabten Kindes“ und nahm mir endlich Zeit für mich selbst. Ich wollte herausfinden, was mir meine Krankheit sagen möchte, was ich überhaupt im Leben möchte und warum ich hier bin.
Irgendwann wurde mir bewusst, dass meine therapeutische und sozialpädagogische Arbeit die Fortführung meines Überlebensmusters war. Für andere zu sorgen, Dinge zu regeln und sich selbst völlig aus dem Blick zu verlieren war das Eine. Das Andere war, dass ich diesen Job auch machte, um Liebe und Anerkennung zu bekommen, letztendlich von meinen Klienten. Liebe und Anerkennung, die ich mir im Grunde von meinen Eltern gewünscht hatte. Damit wurde mir bewusst, dass ich versuchte, einen scheinbaren Mangel aufzufüllen und ich damit etwas ersehnte, was ja auch meine Klienten suchten und von mir haben wollten – letztendlich eine Mutter. In der Mutterrolle war ich gut und geübt, hatte ich schließlich von Kindesbeinen an die Mutterrolle für meine Mutter eingenommen. Schmerzlich war für mich zu erkennen, dass ich meine Klienten damit missbrauchte und die Beziehung zu ihnen abhängige Muster zeigten, letztendlich symbiotische Muster. Ich konnte daher die Arbeit nicht mehr fortführen und wollte aus dem helfenden Bereich aussteigen. Ich wiederholte mit meinen Klienten mein Symbiosetrauma, letztendlich wiederholten auch meine Klienten ihr eigenes Symbiosetrauma mit mir.
Ich begab mich auf die Suche nach Heilung und probierte alles aus, was der esoterische, aber auch der sonstige alternative Markt so hergaben. Egal ob nun Schulmedizin, Psychotherapie, Geistheilung, energetische Heilweisen, Homöopathie – ich weiß nicht mehr, was ich alles ausprobierte, doch es half nur vorübergehend. Heute weiß ich auch warum.
Im helfenden Bereich arbeiten sehr viele Menschen, insbesondere Frauen, die vom Symbiosetrauma betroffen sind, es selbst jedoch nicht wissen. Es gibt kein Bewusstsein über Trauma oder die transgenerationale Weitergabe von Traumata. Häufig suchen Menschen in helfenden Bereichen selbst Heilung.
Es gibt in der Gesellschaft auch kaum ein Bewusstsein über den Körper und über die Weitergabe traumatischer Erlebnisse über unsere Gene, über neurobiologische Zusammenhänge, über Körperweisheit und Körperwissen (…). Der Körper wird oftmals vergessen, gerade im spirituellen oder esoterischen Bereich, was wiederum ein typisches Symptom für Trauma ist. Es werden gute Gefühle verkauft oder Methoden, die Heilung versprechen – und man merkt nicht, dass die meisten Menschen, die in diesem Bereich arbeiten, oft nicht wissen, was sie tun, und was Heilung eigentlich bedeutet. Dazu könnte ich noch vieles schreiben, denn auch im sogenannten alternativen Heilungsmarkt werden vermännlichte, patriarchale Muster deutlich, die nicht zur Heilung führen können, wenn man begreift, woher Krankheit kommt.
Wichtige Schritte auf meinem Heilungsweg waren eine Entgiftung, eine körperliche Reinigung, die ich über sechs Jahre ayurvedisch durchführte. Hinzu kam das Singen, eine physiologische Stimmbildung des Lichtenberger Instituts für angewandte Stimmphysiologie, die die Selbstregulation meines Körpers wieder in Gang brachte.
FRIEDA: Was haben gerade Schilddrüsen- und Autoimmunerkrankungen, die ja eklatant zugenommen haben, denn mit intergenerationellem Trauma und ungelebter Weiblichkeit (der Mutter) zu tun?
I.H.: In meiner Arbeit konnte ich bei Frauen, die Schilddrüsen‑, Autoimmunerkrankungen oder Krebs haben, immer eine Verbindung zu traumatisierten Familiensystemen ziehen. Chronische Erkrankungen nennt man auch Systemerkrankungen. Es ist der ganze Mensch erkrankt, wobei ich Krankheit als solche auch noch anders definiere. Wenn wir nicht nur den Körper, den Geist und die Seele als ein System betrachten, sondern auch Familien als ganze Systeme oder die Gesellschaft, dann drückt das für mich sehr deutlich aus, dass es sich um kranke Systeme handelt, die der Körper oder die Seele versucht über Krankheiten auszudrücken. Letztendlich ist Krankheit immer ein Versuch etwas zu heilen, oder auf ein Ungleichgewicht hinzuweisen.
Bei all diesen Erkrankungen konnte ich immer eine schwierige Verbindung zur Mutter feststellen bzw. traumatisierte Mütter, die keine Verbindung zu sich selbst hatten aufgrund ihrer eigenen Traumatisierung oder des traumatisierten Familiensystems. Wenn Mütter keine Verbindung zu sich selbst haben und sich abgetrennt erleben, dann können sie auch keine emotionale Bindung zu ihrem Kind aufbauen. Letztere ist jedoch für ein Kind lebensnotwendig, so dass diese Bindungsstörung schon früh zu einem Überlebenskampf des Kindes führt. Wenn ein Kind kein Gegenüber hat, weil die Mutter emotional nicht anwesend ist, dann läuft es mit seinen Handlungen immer ins Leere. Für die eigene Entwicklung braucht es jedoch einen Spiegel, ein Gegenüber. Diese Kinder fühlen sich in ihrer Existenz oft bedroht, sehr einsam und verlassen. Der Körper führt ein Notfallprogramm aus und versucht das Überleben zu sichern. Das bedeutet schon sehr früh im Leben eines Kindes chronischen Stress, letztendlich chronische Traumatisierungen und Überlebensstrategien. Das ganze System dieses Menschen steht unter Stress und das über viele Jahre. Heute weiß man, dass die Hauptursache für Krankheiten Stress ist.
Bei Menschen mit chronischen Erkrankungen konnte ich immer diesen Stress in ihrem System spüren, wobei ja auch Diagnosen alleine Stress bedeuten. Spürbar sind für mich auch immer ganz große Ängste, Sterbensängste, Angst vor dem Alleinsein, Versagensängste und eine chronische Anspannung. Die Angst vor dem Tod ist oft ausgeprägt, sicher auch, weil dieser Mensch schon früh sein Überleben sichern musste und die Situation ja tatsächlich lebensbedrohlich war. Menschen mit Krebs haben häufig schon Jahre vor dem Krebs häufig Angst vor Krebs gehabt. Diese Menschen bleiben in ihrem Überlebensmodus.

Jedoch hat man ja auch erforscht, dass Traumata über die Gene weitergegeben werden und die Erfahrungen und Muster der letzten drei Generationen in unserem Körper gespeichert sind. Das bedeutet, dass bereits im Mutterleib oftmals schon Überlebensinformationen über die Gene im Körper des Kindes angelegt wurden. Das bedeutet ferner, dass man mit bestimmten Informationen auf die Welt kommt und eine traumatisierte Mutter, die ebenfalls im Überlebensmodus weilt, nicht in der Lage ist, eine Bindung zu ihrem Kind aufzubauen – und so wiederholt sich das Bindungstrauma von Generation zu Generation. Wenn wir nun die deutsche Geschichte anschauen wird deutlich, dass beispielsweise in meiner Generation (ich bin 1967 geboren) der 1. und 2. Weltkrieg in meinen Zellen gespeichert ist. Wenn ich Deutschland betrachte, dann sehe ich eine kollektive Traumatisierung. Zum Überleben gehört, dass man das Fühlen unterdrückt und sich tot stellt.
Wenn nun Kinder sehr lebendig und lebensfroh waren und sie vor Lebensfreude strotzten, ist das für eine traumatisierte Mutter nicht auszuhalten, weil sie dadurch an ihre verlorene Lebendigkeit und Freude erinnert wird. Mir wurde als sehr wildes Kind schnell meine große Lebendigkeit und Freude ausgetrieben, bis ich verstummte und aufgab. Dass ist mir im späteren Leben immer wieder passiert, wenn ich mich zeigte, erfolgreich, lebensfroh und stark, gab es immer Personen, die versuchten, mir dieses zu nehmen, bis ich dieses Muster selbst fortführte und mir selbst meine Freude nicht gestattete oder boykottierte. Es ist ein innerliches Sterben und Erstarren.
Da spielt die Mutter eine erhebliche Rolle, denn Kinder sind immer solidarisch zu ihren Eltern. Kinder lieben ihre Eltern bedingungslos. Kinder spüren den Schmerz ihrer Eltern und versuchen, diesen für sie zu tragen, denn sie haben Angst, ihre Mutter oder ihren Vater zu verlieren. Töchter haben häufig Loyalitätskonflikte und Probleme damit, erfolgreicher, schöner oder glücklicher zu sein als die Mutter. Es ist ein absolutes Tabuthema, aber unbewusst gibt es eine Konkurrenz zwischen Mutter und Tochter. Oftmals auch Neid und Missgunst der Mutter gegenüber der Tochter, die sie nicht freilässt und es kaum zulassen kann, dass die Tochter nun das Leben führt, was sie selbst gerne geführt hätte. Mütter geben unbewusst patriarchale Muster, eine Unterdrückung und Abwertung des Weiblichen, an die Töchter weiter, dahinter steckt die eigene Mutterwunde. Zu diesem Thema werde ich später noch etwas sagen, denn es ist ein geschichtliches Thema, welches zu Kriegen und Krankheiten führt, denn Krankheit ist letztendlich nur der Ausdruck von Krieg gegen das Leben und Lebendige, der in uns tobt.
Die Schilddrüse ist eine Evolutionsdrüse, die Drüse der Reifung und des Wachstums. Frauen, die mit Schilddrüsendysfunktionen zu tun haben, waren als Kind häufig in der Mutterrolle ihrer Mutter. Das trifft auch auf Frauen mit Krebs zu. Diese Kinder versorgen ihre Mütter emotional und stellen ihre eigene Entwicklung oder ihre eigenen Bedürfnisse völlig hinten an. Das hat zur Folge, dass diese Kinder nicht wirklich eine Kindheit hatten und sehr überfordert waren. Später sind diese Kinder emotional ausgehungerte Menschen, die nicht gelernt haben, gut für sich selbst zu sorgen. Immer gibt es abhängige symbiotische Beziehungsmuster und die ewige Suche nach Anerkennung und Liebe. Oftmals sind diese Frauen in helfenden Berufen, weil sie ja früh gelernt haben, Mutter zu sein.
Die Schilddrüse hat aber auch mit Weiblichkeit zu tun, mit Ausdruck und mit dem Aussprechen der Wahrheit. Diese Frauen haben ihr Leben lang andere versorgt und ihre eigenen Gefühle, Gedanken und Bedürfnisse runtergeschluckt. Sie haben geschwiegen, sind verstummt und gerade für diese Frauen ist es wichtig, dass sie ihre Lebendigkeit wieder entdecken und ausleben. Oftmals konnte ich feststellen, dass diese Frauen, wie ich selbst auch, ganz wilde und lebendige Kinder waren, die verstummten. Wenn man bedenkt, dass die Stimmbänder direkt an der Schilddrüse liegen, wird deutlich, wie wichtig das Singen oder das Tönen für diese Frauen ist. Nicht nur die physiologische Lage erklärt dies, sondern mit dem Singen und Tönen geben sie all dem Hinuntergeschluckten eine Stimme. Es geht zunächst darum, die männliche Seite zu lernen, also NEIN sagen zu lernen, sich abzugrenzen, etwas nach außen zu bringen.
Bei chronischen Krankheiten, häufig auch bei Schilddrüsenerkrankungen, gibt es eine Abwertung des Weiblichen, sexuelle Gewalt im Familiensystem. Die Schuldmedizin arbeitet bei einer Schilddrüsenunterfunktion oder bei Hashimoto in der Regel mit der Gabe von Schilddrüsenhormonen. Eine Schilddrüse, die nicht mehr genügend Hormone produziert, stellt wegen einer Überforderung irgendwann ihre Arbeit ein. Oftmals sind die Schilddrüsen so erschöpft, dass sie nicht mehr können. Häufig gleichen sie etwas aus, also Fehlfunktionen im Körper. Das ist die Spiegelung der Kindheit: überforderte Kinder, die versucht haben, dysfunktionale Familiensysteme auszugleichen und die irgendwann aufgeben und sich tot stellen. Die Gabe von Hormonen soll dazu führen, dass die eigene Produktion der Hormone in der Schilddrüse unterdrückt wird, um WACHstum zu vermeiden, da bei einer Unterfunktion häufig eine Struma entsteht, also eine zu große Schilddrüse. Nun wird mit der Gabe von Hormonen das Alte wiederholt. Man schluckt wieder etwas hinunter und möchte etwas ruhig stellen. Für mich ist es ein Ruf der Schilddrüse (Seele) wieder etwas zum Erwecken zu bringen, was schon lange begraben ist. Die Frage ist also, was kann ich tun, um meine Schilddrüse wieder zum Arbeiten zu bringen, und was will sie mir mitteilen? Häufig schreien die wilden Kinder von damals in der Schilddrüse und wollen, dass die Frauen wieder zu den wilden Frauen, die sie einst einmal waren, zurückkehren. Wenn man anfängt, die Sprache des Körpers zu verstehen, dann wird deutlich, wie intelligent er erschaffen wurde, überhaupt, wie intelligent die ganze Schöpfung ist.
Autoimmunerkrankungen haben häufig damit zu tun, dass sich unterdrückte Wut gegen sich selbst richtet. Diese Erkrankungen verlaufen in Schüben und haben mit Entzündungsprozessen zu tun. Man sagt, dass Entzündungen mit unterdrückter Wut zu tun haben, also mit unterdrücktem Feuer. Es kann nicht richtig brennen und findet keinen Ausdruck. In Ahnenreihenaufstellungen konnte ich immer eine große Wut feststellen, die keinen Weg hinaus fand.
Wenn ich zurückblicke, war meine Oma sehr wütend, die oft ihre Wut an mir entlud, die selbst eine riesige Struma hatte. Oder mein Vater war voller Wut und deswegen in einer solchen Anspannung, dass wir Kinder immer Angst hatten, er könne jederzeit explodieren. Bei Autoimmunerkrankungen werden körpereigene Organe angegriffen und zerstört. Krebs stellt für mich die gesteigerte Form der Selbstzerstörung dar. Das passiert aber nicht, weil diese Menschen selbst „schuld“ sind oder sich selbst umbringen wollen. Wenn wir begreifen, dass in uns alle Traumata der letzten drei Generationen gespeichert sind, dann wird deutlich, dass diese Erkrankungen nur den erfahrenen Krieg im Familiensystem spiegeln. Gerade chronisch kranke Menschen finden keine Heilung und suchen die Schuld oft bei sich selbst oder fühlen sich als Versager, wenn sie die Lösung nicht finden.

Für mich ist es keine Frage, dass diese Krankheiten mit der transgenerationalen Weitergabe von Traumata zu tun haben. Denn sie führen uns in Gefühle, die wir bereits als Kind – oder die unsere – haben. Wir sind dem Krebs oder dem erkrankten Organ völlig ausgeliefert. Es macht einfach, was es will. Wenn ich Körper betrachte, die voller Metastasen sind, dann erschließt sich mir ein Bild von Bombenangriffen, die im Körper stattfinden.
Wenn der Schmerz in einer Familie groß ist, braucht es mehrere Generationen, bis dieser geheilt ist. Menschen mit chronischen Erkrankungen sind aufgefordert, ihre Familien, ihre Ahnen zu heilen, damit sie selbst heilen können. Davon bin ich inzwischen überzeugt. Die Krankheit weist darauf hin, dass im Familiensystem unterdrückte Gefühle weilen, die ans Licht gebracht werden wollen. Wenn wir begreifen, dass wir alle miteinander verbunden sind und unsere Ahnen immer bei uns sind, wird deutlich, welch schweres Erbe wir angetreten haben, aber auch, welche Heilungschancen sogenannte unheilbare Krankheiten haben. Traumatisierte Systeme sind immer erstarrte Systeme. Es ist eine Chance wieder etwas in den Fluss zu bringen. Das Symbiose- oder Bindungstrauma nennt man auch das Trauma der Liebe und wenn wir im Familiensystem die Liebe wieder in den Fluss, insbesondere zwischen Mütter und Töchter, bringen, wird tiefgreifende Heilung geschehen.
Nun möchte ich weiter zurückgehen in unsere Geschichte der Frauen und des Weiblichen. Die Medizin wurde einst von den Frauen in die Welt gebracht. Sie sind Träger des Lebens, in ihnen wächst Leben heran. Sie gebären Leben. Sie sind Ausdruck des Lebendigen. Das Weibliche ist das Lebendige, die Entstehung allen Lebens. Es ist an Zyklen und an Prozesse gebunden, es wandelt und ist ständig in Bewegung, so wie die Natur auch. Deshalb sind wir, so wie wir erschaffen worden sind, auch Teil der Natur: unkontrollierbar, mächtig, unbändig, wild…Früher waren die Frauen wilde Frauen, eng verbunden mit der Natur und Mutter Erde. Sie waren lustvoll, unbändig, machtvoll und wissend. Das Männliche hatte Angst vor diesen machtvollen Frauen und wollte selbst gebären und genauso mächtig sein, so dass im Laufe der Jahre Macht über den weiblichen Körper ausgeübt wurde. Man versuchte ihn zu kontrollieren und unterdrückte das Weibliche, das Natürliche, letztendlich das Lebendige, das Leben selbst. Immer stärker werdende patriarchale gesellschaftliche Systeme führten zu einer Lebensverneinung, zu einer Erstarrung, zur Abtötung des Lebendigen. Krieg ist nichts anderes als Ausdruck dieses Lebensverneinenden, denn man tötet Leben. Es ist kein Geheimnis, dass in Zeiten von Kriegen massenhaft Frauen vergewaltigt wurden, das Weibliche massiv verletzt und unterdrückt wurde. Dabei spielt die sexuelle Lust keine Rolle, vielmehr geht es um die Macht über die Frau, an der Wut und Zorn so ihren Ausdruck finden.
Wenn wir nun Krankheiten betrachten, geschieht hier genau das Gleiche. Diese kollektiven Muster, insbesondere bei kollektiven Traumatisierungen, spiegeln die Zerstörung des Weiblichen, des Lebens. Viele erkrankte Frauen berichten mir, dass sie das Gefühl haben, im Leben keinen Platz zu haben und eigentlich keine Daseinsberechtigung haben.
Der kollektive Schmerz der Frauen, der in unseren Gebärmüttern gespeichert ist, ist riesig. Patriarchale Systeme wirken trennend. So ist auch unsere Medizin auf patriarchalen Mustern aufgebaut, trennend. Immer mehr Frauen werden entwurzelt und über ihre wird Körper verfügt. So werden schnell Schilddrüsen oder Gebärmütter entfernt, die Organe, die das Weibliche symbolisieren. Es gibt kaum noch natürliche Geburten, immer mehr Kaiserschnitte. Die natürlichen zyklischen Vorgänge werden den Frauen immer mehr genommen. Dazu gehören auch die Pille bzw. Hormonbehandlungen.
Patriarchale Systeme sind inzwischen eng mit dem Kapitalismus verknüpft, was sich in allen Lebensbereichen zeigt. In Deutschland gibt es eine regelrechte Krebsindustrie. Die Lobby der Pharmaindustrie ist riesig. Obwohl man weiß, dass konventionelle Krebsbehandlungen nur bedingt helfen, wird fleißig viel Geld dafür ausgegeben. Unser Gesundheitssystem arbeitet unheimlich stark mit der Angst.
Auch ganzheitliche und alternative Heilungsweisen werden kommerzialisiert oder aus einem Gesamtzusammenhang genommen und für westliche Ausbildungssysteme passend gemacht. Man verkauft schamanische Ausbildungen und lehrt schamanische Techniken, die damit ihre Kraft verlieren, weil sie nichts mehr mit der eigentlichen Lehre oder Philosophie zu tun haben. In allem wird die verlorene Achtung und der verloren Respekt gegenüber dem Leben deutlich und das Leben als etwas Heiliges nicht mehr geehrt. So verlieren die Frauen immer mehr den Bezug zu ihrem Körper, zu altem Wissen, zu ihrem Zentrum, der Gebärmutter und lassen über sich bestimmen. Und so hat man die heiligen Rituale der indigenen Völker für sich genutzt und kommerzialisiert und zeugt auch hier mangelnden Respekt gegenüber diesen Völkern mit ihren heiligen Ritualen. Es wird deutlich, wie sehr wir uns von unserer eigentlichen Natur entfernt haben. Mich macht das oft wütend, weil ich weiß, dass viele Stämme Hunger leiden müssen und man ihnen alles genommen hat und sich genau das in anderer Form wiederholt. Wann begreifen wir endlich, dass wir all das uns selbst antun und wir ein Teil von allem sind? In fast allem wiederholen sich das Lebensverneinende und die Unterdrückung des Weiblichen, die Zerstörung des eigenen Lebens, des Lebendigen.
FRIEDA: Bei den von Ihnen genannten Symptomen arbeiten Sie mit der Stimme. Wie kann man sich das speziell vorstellen und welche Resultate hat das?
I.H.: Ich arbeite mit keiner Methode, die ich bei allen Frauen gleich anwende. Es ist so, dass ich anhand des Stimmklangs hören kann, wo der Körper diesen Menschen hinführen möchte oder wo sich gerade Gewebe für Resonanz zur Verfügung stellt. Ich habe schon immer eine außergewöhnliche Wahrnehmung mitgebracht und kann das Körpergewebe sehen, sehe Klänge auch in Farben oder rieche manchmal Töne. Ich habe also eine sehr feine Wahrnehmung, vertraue auf meine gute Intuition und bekomme anhand innerer Bilder und Sätze, die zu mir kommen, gezeigt, wie ich den Prozess der Singenden oder Tönenden entfalten kann. Das ist etwas sehr Weibliches. Ich arbeite also, indem ich meiner Intuition folge und der Frau auch Raum gebe, etwas selbst zur Entfaltung zu bringen, dem Prozess, der sich zeigen will, Raum gebe. Ich weiß, dass die Lösung bereits in uns ist und es geht darum, dass ich der Frau nicht sage, was ihr Problem ist oder was sie tun oder lassen soll, nach dem Motto „Ich weiß, was gut für dich ist!“, sondern ich vertraue auf die Weisheit ihres Körpers und zeige ihr, wie sie diese erkennen und nutzen kann. Das bedeutet, dass ich die Frauen zu einer anderen Wahrnehmung hinführe, zu einem anderen Hören und zu einer Körperwahrnehmung. Es geht darum, dass sie wieder einen Zugang zu ihrem Körper finden und ihm auch wieder vertrauen.
Es ist kaum bekannt, dass der Kehlkopf eine übergeordnete Funktion einnimmt und mit allen Sinnen und Organen verbunden ist. Er kann die Selbstregulation der Stimme bzw. des Körpers wieder anregen. Wir glauben in der Regel, dass wir Klang produzieren und nach außen geben. Es gibt jedoch Forschungen, die besagen, dass der Kehlkopf mit seinen umliegenden Organen eine Sogwirkung hat, also Klang aufnimmt. Unser Körpergewebe ist jedoch noch auf Krieg und Flucht programmiert und richtet sich nach außen, so dass es zunächst kaum Klang aufnehmen kann. Alles in unserem Körper ist noch auf Notfall / Überleben programmiert. Das Nervensystem, das Muskelsystem,… so dass wir in der Regel mit Druck arbeiten. Wenn wir nun über Visualisierungen und mit Körperwahrnehmung tönen, können wir das Gewebe bzw. das ganze System in eine Entspannung bringen, so dass es sich beruhigt. Im Klang ist sofort hörbar, wenn sich mehr Gewebe für Resonanz zur Verfügung stellt. Durch die Vibrationen im Gewebe erwacht es regelrecht. Dadurch finden Reinigungs- und Entgiftungsprozesse im Gewebe statt, denn man weiß inzwischen, dass sich Emotionen als Giftstoffe in unserem Körper ablagern. Insbesondere bei traumatisierten Menschen konnte man höhere Konzentrationen von Giftstoffen feststellen. Normalerweise kann das unser Körper selbst regulieren und entgiftet immer. Seine natürliche Funktion ist Regeneration und Reparieren, so sind wir, wie die Natur auch, ausgelegt. Bei Traumatisierungen sind jedoch diese natürlichen Funktionen eingeschränkt. Traumatisierungen wirken auf das Immunsystem, auch auf das ganze Hormonsystem und mehr. Wenn wir nun aus einem traumatisierten Familiensystem kommen, leben wir mit einem chronisch gestressten System, was dazu führt, dass wir vermehrt mit giftigen Ablagerungen zu tun haben.
Tumore sind nichts anderes als kleine Giftdepots. Deshalb ist es so wichtig, dass unser Lymphsystem funktioniert, welches wie eine Kläranlage in unserem Körper arbeitet. Diese Form des Tönens wirkt zwar entgiftend; ich würde jedoch immer eine zusätzliche Entgiftung empfehlen, insbesondere, wenn es bereits eine chronische Erkrankung gibt. Das kann man ayurvedisch machen oder auch mit Heilpilzen. Dazu empfehle ich immer eine fachliche Begleitung durch Ärzte oder Heilpraktiker. Die Schilddrüse saugt gerne Gifte auf und wenn es Knoten in der Schilddrüse gibt, würde ich immer entgiften, auch bei einer Endometriose (Wuchern von Gebärmutterschleimhaut), und natürlich auch bei Krebs, aber wie gesagt, nur in Zusammenarbeit mit Fachleuten, denn wenn Entgiftungsorgane betroffen sind, muss man schauen, welche Pflanzen oder Pilze passend sind.
Für mich sind das Reinigen und Entgiften sowieso das A und O. Dazu gehört auch eine Ernährungsumstellung. Wir müssen unseren Körper als Gefäß begreifen, der von all dem Ballast, der oft uralt ist, befreit werden will. Durch das Singen oder Tönen lösen sich Giftstoffe leichter und können hinaustransportiert werden. Ich bin sicher, dass andere Erkrankungen auch mit traumatisierten Familiensystemen und dementsprechenden giftigen Ablagerungen zu tun haben. Dazu gehört für mich auch die zunehmende Anzahl von Demenz oder Alzheimererkrankungen, das Vergessenwollen von furchtbaren Erlebnissen.

Wenn wir nun singen, und sich immer mehr Gewebe zur Verfügung stellt, führt das zu Empfindungen, die ich als Selbstberührung beschreiben würde. Man fühlt sich wieder lebendig und als ich das erste Mal wieder meine Schilddrüse vibrieren spürte, war ich zutiefst bewegt, weil ich immer dachte, sie sei einfach ein toter Lappen, der seine Arbeit eingestellt hat. So wurde mir das in der Schulmedizin immer dargestellt. Durch die Rückkoppelung zwischen Gewebe und Kehlkopf wird das Gewebe auf Empfang umprogrammiert. Nicht nur Reinigungsprozesse werden in Gang gebracht, sondern durch die hoch schwingenden Obertöne wird auch das Programm im Gewebe in den Zellen umgeschrieben. Es bilden sich neue neuronale Verbindungen, die Sinnesorgane vernetzen sich miteinander, die rechte und linke Gehirnhälfte verbinden sich. Vor allen Dingen wird die rechte Gehirnhälfte aktiviert, in der letztendlich gespeicherte Emotionen gelöscht werden. Die sehr hohen Schwingungen der Obertöne führen zu Vitalisierung, zur Aufnahme von Energie. Der Körper erinnert sich wieder an Gesundheit.
Wenn wir begreifen, dass alles Schwingung ist, alles Klang, dann erschließt sich uns die Wirkung des Singens. Tumore sind nichts anderes als dichtes Gewebe, was schwingungsarm ist. In Amerika gibt es ein Forschungsprojekt, welches Tumore mittels Schwingung und Hitze zum Schmelzen bringen soll.
Unsere Stimme ist mit unserer Kraft verbunden und oftmals fangen die Menschen, die zu mir kommen, an zu schwitzen oder ihnen wird heiß, es kribbelt am ganzen Körper und sie spüren eine Vibration. Sie machen sehr schnell die Erfahrung, dass sie mit ganz einfachen Mitteln wieder etwas in Bewegung bringen und über die Visualisierung und Fokussierung auch selbst etwas bewirken können. Das bedeutet, sie sind all dem nicht mehr ausgeliefert, sondern bekommen etwas in die Hand, was sehr schnell zu neuen Empfindungen und auch Erfahrungen führt.
Es ist immer sehr erstaunlich, wie gut diese Menschen Organe beschreiben oder was diese zu ihnen sagen. Ich ermuntere sie, ein erkranktes Organ zu fragen, was es braucht und was es mitteilen will. Sie können oftmals sehr gut beschreiben, wie das Organ aussieht und in welchem Zustand es ist, und sie bekommen in der Regel Antworten auf ihre Fragen. Dabei wird immer getönt, weil durch das Singen, der Verstand nicht mehr so stark Einfluss nehmen kann. Außerdem wird durch das Tönen das Gewebe informiert und umgeschrieben.
Trauma wird im Gewebe als gestaute Energie gespeichert. Ich erlebe oft, dass diese Speicherungen gelöst werden. Über das Zittern oder über Kontraktionen wird das sicht- und spürbar. Im Laufe der Zeit verändert sich der Muskeltonus und auch das Nervensystem beruhigt sich. Es kommen sehr schnell Erfahrungen von Verbindung und Einheit dazu. Frauen berichten mir, dass sie erstmals in ihrem Körper sind und sich wohl und geborgen fühlen. Es folgen oftmals Erkenntnisse oder Bewusstseinsprozesse, die sich aus sich selbst heraus entwickeln und weiter gehen, auch außerhalb eines Seminars oder einer Einzelstunde. Es arbeitet von alleine weiter… auch der Stimmklang verändert sich weiter. Es werden Prozesse freigelegt, die nun Raum bekommen. Das ist das weibliche Prinzip. Alles ist bereits da, es wurde nur verdeckt oder zugedeckt, so sind die Heilung, der Klang, das Weibliche, das Lebendige, die Freude,… bereits da und in uns. Aufgrund der gespeicherten Traumata wurde all dies nur überdeckt und hatte keine Chance an die Oberfläche zu kommen.
Die Seele zieht in den Körper ein und wenn sie ganz in unserer Mitte ist, bei den Frauen ist das die Gebärmutter, der Schoßraum, dann hebt sich die Illusion der Trennung auf und wir können JA zum Leben sagen, letztendlich JA zu uns selbst. Singen ist mütterlich und die Stimme ist der Klang, den ein Baby im Bauch der Mutter bereits hört. Sie beruhigt das Kind. Mit unserer Stimme können wir selbst zu unserer inneren Mutter werden und uns beruhigen.
FRIEDA: Sie sagten, Tumore seien nichts anderes als Giftdepots. Aus Sicht der „Neuen Medizin“, die ja auf den „5 Biologischen Naturgesetzen“* basiert und als solche völlig plausibel und reproduzierbar ist, entsteht das, was die Schulmedizin als Krebs bezeichnet, aber als Folge von Konflikten, die aber bereits im Heilungsprozess sind. Krebs sei demnach also bereits Bestandteil der Heilung. Dass sich in Tumorgewebe Gifte lagern können, wird ja damit m. E. nicht bestritten. Laut Dr. Dietrich Klinghardt ist das Potenzial des Körpers, spontan zu entgiften, aber durchaus in einem Zusammenhang damit zu sehen, wie traumatisiert jemand ist, weil Gifte über Neuropeptide gebunden würden. Trauma und die „Bereitschaft“, Gifte einzulagern, hängen demnach schon miteinander zusammen, aber wo sich das im Körper zeigt, dürfte – nach der Neuen Medizin – wiederum eng damit zu tun haben, welcher Konflikt sich weshalb und wo manifestiert hat. Oder wie sehen Sie das?
I.H.: Wenn ich es richtig verstanden habe, geht die Neue Medizin davon aus, dass ein erlebter Schock zu Krebs oder anderen Erkrankungen führen kann. Das widerspricht sich nicht für mich. Schock ist ja auch ein Trauma und die Ablagerung von Giften ist in Tumorgewebe nachgewiesen worden, besonders bei Brustkrebs. Es ist etwas außer Kontrolle geraten, wenn sich Tumore bilden. Zellen werden zu schnell geteilt, eine Ansammlung von Schock, die sich auch in Form von Giften ablagert. Meine Erfahrung zeigt, dass es diese Ablagerungen, die ich als „niedrig schwingende Energie“ betrachte, eben gibt und sie eng im Zusammenhang mit dem Trauma stehen, ob man das nun als „Konfliktgeschehen/Konfliktmasse“ bezeichnet oder anders. Das enge Zusammenwirken von Körper, Geist und Seele, das ja die Neue Medizin sehr veranschaulicht, kann ich zumindest bestätigen, auch wenn die Denkansätze bzw. die Erfahrungswerte da womöglich nicht ganz deckungsgleich sind, aber ich muss gestehen, dass ich mich mit der Neuen Medizin noch nicht so intensiv auseinandergesetzt habe. Bei Heilungsprozessen braucht es einfach Zeit, bis die Dinge im Bewusstsein der Menschen sind. Und wenngleich ein ganzheitlicher Ansatz immer auch Körper, Geist und Seele in Betracht ziehen muss, bleibt der Weg der Heilung letztendlich individuell.

FRIEDA: Wenn eine Frau nun beispielsweise Gebärmutterprobleme hat, wie kann sie da mittels Musik therapeutisch etwas erreichen?
I.H.: Ich habe festgestellt, dass der Kehlkopf mit der Gebärmutter verbunden ist. Alles, was dort passiert, geschieht auch im Hals und umgekehrt, es gibt parallele Prozesse, aber auch parallele Organe, die miteinander verbunden sind. Als ich das erste Mal ein Bild von einem Kehlkopf mit den anliegenden Stimmbändern als Innenaufnahme sah, erschrak ich förmlich, denn ich dachte, dass er genauso aussieht, wie unsere Vagina. Eine Stimme in mir sagte, dass das kein Zufall sei und es zusammengehört. Da gibt es parallele Körperteile, wie die Stimmlippen und die Schamlippen, den Mund und den Muttermund, die Mundhöhle und die Gebärmutter…
Meine stärkste und schönste Einheitserfahrung hatte ich, als meine Seele in meiner Gebärmutter war. Es war ein unglaubliches Erlebnis, was mit Worten nicht zu beschreiben ist. Meine Sinne nahmen ganz anders wahr, es war, als ob ich das erste Mal richtig sah, mit ganz bunten und lichtvollen Farben. Es war, als ob ich das erste Mal richtig hörte, die Vögel und Bäume singen hörte. Es war, als ob ich viel intensiver riechen konnte und ich fühlte mich mit allem verbunden und eins. Es war Frieden in mir, endlich Ruhe, und ich spürte eine große Macht, und dass in meinem Unterleib alles Leben entspringt. Ich fühlte eine sehr starke Verbindung zu Mutter Erde als ihr Kind. Ich sah erstmals, dass die Erde, die ganze Schöpfung, das Paradies ist, nach dem wir uns alle sehnen! Ich fühlte mich zu Hause und ganz präsent, klar, wissend, und da kam sie, die wilde Frau. Eine unbändige lustvolle Frau, die ganz unbeirrt ihren Weg geht, sich nicht versteckt und keine Angst hat. Alle Angst war verschwunden, alle meine Symptome und Beschwerden waren weg. Es war, als ob der Stecker wieder in der Steckdose war, und alle Verbindungen und Netze wieder angeschlossen waren. Die Bewegung war leicht, ich fühlte mich vital und voller Freude. Ich erfuhr, dass Gott nicht außerhalb von mir ist, sondern, dass ich selbst Gott und alles um mich herum Gott ist, dass ich in meiner Essenz göttlich bin. Ich wusste, dass es den Tod nicht gibt und sich nur die Form verändert und ich hatte keine Angst mehr vor dem Tod.
Diese Erfahrung kam in Verbindung mit dem Singen und immer wieder bin ich in diesem Zustand der Verbindung und erlebe, wie es anderen Menschen auch über ihre Stimme widerfährt. Ich wusste, dass die Gebärmutter ein besonderer Ort ist und wenn wir Frauen dort weilen, heilen wir tiefgreifend.
Traumata wirken auf das Sprachzentrum. Wenn wir Frauen nun tönen, erheben wir unsere Stimme und brechen das jahrelange Schweigen. Wenn wir lernen zu empfangen, Klänge zu empfangen, wird ein Umkehrprozess eingeleitet, hin zu unserem Inneren, hin zum Leben, hin zum Lebendigen. So kann auch die Gebärmutter Klänge von Mutter Erde empfangen. Wenn Frauen dazu Übungen machen, bewegt sie das zu tiefst, weil sie ihren Unterleib zu spüren beginnen und einen Zugang dazu bekommen. Sie spüren innere Räume, die sich ausdehnen und die sie nun bewohnen. Es ist eine Stück nach Hause kommen.
Ich möchte nochmal auf die Mutterbindung zurückkommen. Wenn alles schon da ist, auch der Klang, dann ist auch schon die Liebe da. Es ist eine Illusion des Kindes zu glauben, dass es nicht geliebt wurde oder die Mutter/Vater sich distanziert verhalten haben, weil es mit mangelnder Liebe zum Kind zu tun hat. Die Liebe war verdeckt und konnte sich nicht zeigen, wie auch bei all den Traumata. Wenn wir uns nun vorstellen, die Liebe unserer Mutter anzunehmen, und dabei zu tönen oder zu singen, dann geschieht Heilung. Erst dann können wir Heilung annehmen. Auch hier wieder geht es um das Empfangen, das weibliche Prinzip.
Immer wird uns gesagt oder gelehrt, dass wir liebesfähig werden müssen, verzeihen sollen und unseren Eltern Liebe schenken müssen. Es geht aber vielmehr um das Empfangen der Liebe, die schon immer da war. Auch hier wird die Umkehrung wieder deutlich.
Bei kollektiven Traumata oder traumatisierten Familiensystemen lade ich erkrankte Menschen ein, sich ihren Ahnen zuzuwenden und für sie zu singen. Manchmal singen wir dann mit vielen Menschen für die Ahnen und drücken über unsere Stimme das aus, was wir fühlen. Das sind sehr heilsame Prozesse, sowohl für die Ahnen als auch für die erkrankte Person. Chronische Krankheiten wollen, dass etwas ans Licht gebracht wird, was unsere Ahnen nicht ausdrücken konnten.
FRIEDA: Männer haben ja auch meist eine Mutterwunde und sind ja von familiensystemischen Verstrickungen ebenso betroffen wie Frauen. Wie verhält es sich bei ihnen?
I.H.: Ja, sie sind natürlich auch von traumatisierten Familiensystemen oder traumatisierten Müttern betroffen. Es geht auch bei ihnen um die unterdrückte Weiblichkeit, darum, die Kontrolle, die ja eine Illusion ist, aufzugeben. Auch bei den Frauen. Wir können das Leben nicht kontrollieren!
Bei den Männern drückt sich das Symbiosetrauma oder die Mutterwunde oftmals in narzisstischen Persönlichkeitsstörungen aus. Sie machen sich groß und stark, um ihre Unsicherheit nicht zu spüren. Männer haben sehr oft eine noch geringere Verbindung zu ihrem Körper. Oftmals zeigt sich wenig Empathiefähigkeit, dafür aber Egozentrik, Kaltherzigkeit und sie sind häufig unnahbar. Was für die Frauen die Schilddrüsen- oder Gebärmuttererkrankungen sind, drückt sich bei den Männern in Prostatakrebs aus.
Bei den Männern äußert sich das Trauma mehr in Süchten, insbesondere in der Sexsucht, die sehr stark verbreitet ist und keine wirkliche Nähe zulässt. Es geht auch hier mehr um „Lustgewinn über Macht“ als um ein wirkliches Einlassen. Sexualität findet im Kopf statt und wird sehr pornographisch ausgelebt. Das zeigt sich auch immer mehr im Umgang mit der Sexualität in unserer Gesellschaft, die nicht wirklich im Körper stattfindet. Die Selbstregulation spielt auch bei der Sexualität eine große Rolle. Wenn wir wissen, dass der Körper eine eigene Weisheit besitzt, könnten wir auch in unserer Lust und Sexualität dieser Weisheit folgen.
Es kommen nicht so viele Männer zu mir. Die Körperarbeit über die Stimme fällt Männern oft schwer, weil sie manchmal auch mit Visualisierungen wenig anfangen können oder überhaupt keinen Bezug zu ihrem Körper haben. Es fällt mir schon auf, dass die Druckmuster stärker als bei den Frauen sind. Aber es gibt auch Männer, die sehr bewegende Erfahrungen bei mir gemacht haben.
FRIEDA: Für wie bedeutsam halten Sie eine verlässliche Bindung zur Mutter, besonders in den erste Lebensjahren, und wie schätzen Sie angesichts Ihrer Erfahrungen die gegenwärtige Politik ein, die ja eher in Richtung „pro Krippe“ abzielt?
I.H.: Die Beziehung zur Mutter beginnt schon im Mutterleib und sie ist die wichtigste Beziehung eines Menschen. In der Gebärmutter sind alle Schmerzen der Frauen, der zurückliegenden Generationen gespeichert. Wenn nun eine Frau schwanger ist, empfängt das Mädchen diese Informationen und speichert diese wiederum in ihrer Gebärmutter. So werden in der Mutterreihe viel Schmerz, viel unterdrückte Weiblichkeit, also lebensverneinende Muster weitergegeben. Auch die Jungen nehmen die Schmerzen der Mutter auf. Unter ADS / ADHS leiden überwiegend Jungen, auch unter Autismus. Prof. Dr. Franz Ruppert hat festgestellt, dass bei ADS/ADHS die Jungen den Schmerz oder die Traumatisierung der Mutter wahrnehmen und diesen nicht aushalten, so dass die Anspannung mit der Angst, um die Mutter zu tun hat.
Grundsätzlich ist es so, dass viele Mütter nicht mehr Mütter sein können. Das hat weniger damit zu tun, ob nun gute Betreuungen für die Kinder da sind oder ob Frauen arbeiten gehen. Man hat sie vor vielen Jahren ihrer weiblichen Wurzeln beraubt und ihre Identität genommen, bestimmt über ihre Körper, und gerade alleinerziehende Mütter werden in unserer Gesellschaft benachteiligt. Mütter können unter diesen Umständen keine Mütter sein. Oftmals wissen sie nicht, was es überhaupt bedeutet, Mutter zu sein; schließlich waren ihre Mütter auch überfordert. Man hat ihnen ihre Kraft genommen und im Prinzip haben Mütter ein chronisch schlechtes Gewissen und Schuldgefühle ihren Kindern gegenüber. Muttersein ist nicht einfach und die größte Verantwortung, die es gibt. Was sollen Mütter, die selbst in ihrem Überlebensmodus gefangen sind, ihren Kindern zeigen, außer, wie Überleben funktioniert? Es bräuchte mehr Verständnis und Mitgefühl, eben mehr weibliche und geschützte Räume, damit das Mütterliche sich wieder entfalten kann.
FRIEDA: Sie haben, wie eingangs schon erwähnt, eine Internetseite, die „Mutterwunde“ heißt. In Ihren Veranstaltungen unterstützen Sie insbesondere Frauen dabei, die „innere wilde Frau“ wiederzuentdecken. Was zeichnet denn Ihrer Ansicht nach diese Urweiblichkeit aus? Oder anders gefragt: Wie erleben die Frauen die Veränderung an sich selbst, die durch Musik, Tanz und Gesang erfolgt
I.H.: Die Mutterwunde ist unsere Urwunde, egal ob bei Männern oder Frauen. Sie zeigt die verlorene Verbindung zu unserer Essenz, zu unserem wahren Kern, zu allem Lebendigen, zur Natur. Wir haben vergessen, dass wir ein Teil der Natur sind. Dieses Thema ist vielschichtig und kann aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden. Die Entwicklungspsychologie und die Physiologie an sich spielt eben auch eine Rolle, die in der esoterischen oder spirituellen Szene gerne vergessen wird. Wenn klar wird, dass alle Emotionen in unserem Körper gespeichert werden, so auch Traumata weitergegeben werden, dann wird deutlich, dass eine energetische Heilmethode nicht ausreicht. Deshalb arbeiten Schamanen auch immer mit Reinigungen und Entgiftungen. Sie wissen, dass die Ahnen eine erhebliche Rolle spielen und wir mit allem verbunden sind. Ihr Haupthandwerkszeug für Heilung ist der Klang.
Wenn wir als Menschen auf die Welt kommen, sind wir ja nicht ohne Grund mit einem Körper geboren worden. Ein Körper, der uns scheinbar trennt. Ich behaupte, dass er uns zurück in die verlorene Verbindung führt, wenn wir beginnen nach innen zu gehen. Wir haben als Mensch auch nicht zufällig eine Mutter, die uns das Leben geschenkt hat und bei der es entwicklungspsychologische Aspekte gibt. Auch wenn wir zunächst einer Illusion erliegen, so ist die Beziehung zur Mutter die erste Beziehung zum Gottesweiblichen. Wenn wir nun die spirituelle und übergeordnete Ebene betrachten, dann steckt hinter der Mutterwunde eine große Chance, ein großes Wunder, was entdeckt werden will, nämlich, dass wir nie getrennt waren und göttliche oder geistige Wesen sind, die einen Körper bewohnen. Wenn Frauen wieder Zugang zu ihrem Urweiblichen bekommen, zu ihrem Schoßraum, dann findet eine Geburt statt, eine Geburt des Lichts, der Wahrheit, der Vollkommenheit und Liebe. Tatsächlich erlebe ich immer wieder, dass Frauen bei dieser Geburt Wehen haben, Wellen durch ihren Körper gehen, Kontraktionen in der Gebärmutter erleben. Letztendlich gebären sie sich selbst, das was sie wirklich sind.
Das ist die wilde Frau, eine weise kraftvolle, unbändige, wissende Frau, die ihren Körper bewohnt und selbst darüber bestimmt, die sich zeigt und ihre Lust lebt, die ganz eng mit der wilden Natur verbunden ist, und die weiß, dass es den Tod nicht gibt. Eine Frau, die um ihre natürliche Macht weiß, weil sie Leben gebärt.
Frauen bekommen sehr schnell über meine Veranstaltungen und Angebote einen Zugang zu etwas Lebendigen in sich selbst, was so lange darauf wartete, endlich hinaus zu dürfen. Sie wollen leben mit allen Sinnen und manchmal zeigt sich beim Singen eine unglaubliche Freude und dann tanzen sie ganz wild, stampfen auf dem Boden und fühlen diese Kraft in sich. Sie kehren nach Hause und berichten oft, dass dieser Prozess anhält und weitergeht. Sie kommen sich selbst immer ein Stück näher und fangen an zu begreifen, wie schön es ist, Frau zu sein. Was gibt es Schöneres?
FRIEDA: Sind Ihnen vergleichbare Angebote für Männer bekannt?
I.H.: Mir sind keine Seminare bekannt, bei denen die Entfaltung der weiblichen Kraft bei Männern thematisiert wird. Ich glaube auch, dass zunächst Frauen die Frauen heilen werden. Das können keine Männer tun. Dann werden die Frauen die Männer heilen und sie bei ihrer Entfaltung der weiblichen Kraft unterstützen und es ihnen zeigen.
FRIEDA: Sie sind als Dozentin nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich und der Schweiz unterwegs. Gibt es da Unterschiede in Bezug auf die Bereitschaft, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen und wenn ja, worauf führen Sie das zurück?
I.H.: Mir ist aufgefallen, dass die Frauen in Österreich offener zu sein scheinen. Ich habe sehr viele Anfragen aus Österreich und wenn ich Kolleginnen betrachte, die sich mit Frauenthemen oder mit dem Matriarchat auseinandersetzten, dann sind es oft Kolleginnen aus Österreich. In der Schweiz gab es schon immer mehr Offenheit gegenüber alternativen Heilungsweisen. Da arbeitet die Schuldmedizin mit der Geistheilung zusammen. Dort wird nicht so sehr getrennt, wie bei uns in Deutschland.
FRIEDA: Politisch werden Folgen von Trauma, gerade auch mit Blick auf die Weiblichkeit, nach meiner Wahrnehmung noch gar nicht wirklich aufgegriffen. Da ist ja eher „Gender-Mainstreaming“ ein Thema. Dabei haben wir heute ja viele Frauen in der Politik, die sicherlich auch unter Symptomen leiden, die beispielsweise die Gebärmutter oder die Schilddrüse betreffen. Fehlt das Bewusstsein für diese Zusammenhänge einfach noch oder worauf führen Sie zurück, dass sich derzeit noch vergleichsweise wenige Menschen mit den wirklichen Zusammenhängen zwischen Körper, Geist und Seele befassen, obwohl „Ganzheitlichkeit“ als Begriff ja schon längst gesellschaftsfähig ist?
I.H.: Ja, es fehlt das Bewusstsein für diese Zusammenhänge, nicht nur in der Politik, sondern auch im psychotherapeutischen, medizinischen und alternativen Heilungsmarkt. Ganzheitlich bedeutet oftmals nicht wirklich ganzheitlich. Es braucht einfach auch ein Wissen über physiologische, neurologische, entwicklungspsychologische, systemische, geschichtliche und spirituelle Zusammenhänge, ein wirkliches Wissen über die Heilweisen der Urvölker. Aber, es ist auch ein Symptom und ein Ausdruck der Traumatisierung, die noch in unserer Gesellschaft wirkt. Trauma wirkt sich als betäubend, schlafend, trennend vom eigenen Körper und in der eigenen Wahrnehmung aus. Deutschland ist kollektiv traumatisiert und noch im komatösen Zustand. Das sehe ich als Grund, warum es hierfür kein Bewusstsein gibt, weil die meisten noch schlafen und in diesem Trauma verhaftet sind. Es braucht auch eine gewisse Tiefe, um all diese Zusammenhänge zu erkennen und die Welt ist so oberflächlich und schnelllebig geworden.
FRIEDA: Sie haben sich auch mit AD(H)S und Autismus beschäftigt und Betroffene therapeutisch begleitet. Für wie bedeutsam halten Sie Musik und Körperarbeit gerade bei Kindern und Jugendlichen mit neurodegenerativen Symptomen und welche Erfahrungen haben Sie dazu gemacht?
I.H.: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass autistische Kinder und Jugendliche häufig eine musische Begabung haben und man sie damit zurückholen kann in ihren Körper, denn sie haben oft keinen Bezug dazu. Die Anthroposophen sagen ja, dass Autisten nicht richtig inkarniert und nicht in ihrem Körper angekommen sind. Das habe ich ähnlich erlebt. Deshalb halte ich Achtsamkeitsübungen und Körperwahrnehmungen in Verbindung mit Musik für sehr wichtig.

FRIEDA: Dass Autisten „nicht richtig inkarniert sind“, halte ich für einen sehr interessanten Gedanken in diesem Zusammenhang. Eine anthroposophische Ärztin hat mir mal gesagt, die Masernerkrankung sei die „Inkarnationskinderkrankheit“ und ein Durchleben dieser Kinderkrankheit, was ja zu einer natürlichen Immunität führt, sei wichtig, damit die Kinder „auf der Erde ankommen“. Hält man sich nun vor Augen, dass gerade mit der MMR-Impfung (Masern, Mumps, Röteln…) eine starke Zunahme an neurodegenerativen Symptomen, darunter AD(H)S, Autismus etc. in Zusammenhang gebracht wird, wirft das, was Sie sagen, natürlich noch einmal ein ganz anderes Licht auf gerade diese Impfung und deren mögliche Folgen. Leider werden diese Zusammenhänge auch bei der Therapie von betroffenen Kindern nicht berücksichtigt. Auch hier ist inzwischen – wie auch im Bereich Demenz – ein gigantischer Apparat an Verwaltung und Dienstleistern entstanden, die, so weiß ich aus Erfahrung, nur an Symptomen herumreparieren. Angebote wie Körperarbeit, Kunsttherapie und besonders das Singen, also alles, was vermutlich wirklich heilsam wäre, fehlen in der Regel völlig. Das ist besonders tragisch, wenn wir uns die psychosoziale Situation der Kinder und Jugendlichen ansehen – bzw. die von uns allen. Der Griff zu Psychopharmaka wird oft als „Zaubermittel“ angesehen, weil weder Gelder noch Personal zur Verfügung stehen, um andere Therapien anbieten zu können. Aber das wäre noch ein separates Thema (…). Sie arbeiten derzeit an einem Buch. Wie lautet der Titel und wann wird es erhältlich sein?
I.H.: Der Titel ist noch nicht klar. Es erscheint im Frühjahr oder Herbst 2018 im „Neue Erde Verlag“. Der genaue Erscheinungstermin hängt davon ab, ob ich es schaffe, mein Manuskript zum geplanten Termin einzureichen.
FRIEDA: Noch eine Frage, die sich auf FRIEDAS Parteienumfrage bezieht: Welche Qualifikationen sollten Ihrer Ansicht nach gesundheitspolitische Sprecher/innen unserer Parteien mitbringen?
I.H.: Ganz ehrlich? Ich glaube nicht, dass die Politik etwas in unserer Gesellschaft verändern kann. Die Veränderung fängt bei jedem Einzelnen an, deshalb beschäftige ich mich nicht mehr mit der Politik und kann die Frage auch nicht beantworten.
FRIEDA: Vielen Dank für das inspirierende Gespräch und Ihre Antworten, mit denen Sie mir aus der Seele sprechen.
*Auf youtube gibt es einen Film mit dem Titel „Die 5 biologischen Naturgesetze“, für alle, die davon noch nichts gehört haben…
Quelle: Beate Wiemers, Journalistin und Betreiberin von https://frieda-online.de/
Foto: pixabay.com/en/mother-child-sculpture-figure-589730/