Ahmad Mansour ist ein ausgewiesener Islamismus-Experte und Psychologe. Er warnt vor der Erlaubnis, zwei Jahre lang von der großen Kölner Moschee der Türkisch-Islamischen-Union-Ditib den Muezzinruf zum Gebet ab Freitag, den 14. Oktober erschallen zu lassen. Er befürchtet „fatale Folgen“. Er sieht in der Erlaubnis der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker einen Fehler und ein naives Vertrauen, das sicher enttäuscht werden wird.
Herr Mansour weiß, wovon er spricht. Er wuchs in Israel in einer arabisch-palästinensichen Familie auf. Sein Buch „Operation Allah – wie der politische Islam unsere Demokratie unterwandern will“ wurde zum Bestseller und öffnete vielen Gutgläubigen die Augen. Denn die Union Ditib ist zweifelsohne der „verlängerte Arm der türkischen Religionsbehörde“ mit Sitz in der türkischen Hauptstadt Ankara. Die Bedeutung dieser Kölner Moschee wird auch dadurch deutlich, dass der türkische Präsident, Herr Recep Tayyip Erdogan, persönlich die Eröffnung dieser Moschee vornahm.
Herrn Mansour’s Kommentar hierzu: „Es ist verheerend, wenn ausgerechnet dieser Organisation jetzt eine derartige öffentliche Anerkennung zuteil wird.“
Wie naiv-doof in diesen Dingen die konforme, deutsche Meinungslandschaft sein kann, zeigte sich vor kurzem: Die ach-so-politisch-korrekte SPD meinte es mal wieder sooo gut, als sie den Juden in Deutschland zum Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, per Tweet gratulierte. Dumm nur, dass sie dabei nicht nur eine Moschee statt einer Synagoge abbildete, sondern dazu auch noch den Felsendom auf dem Tempelberg in Jerusalem! Dieser Felsendom ist nicht nur das Hauptheiligtum der Muslime, er repräsentiert auch noch den Sieg des Islam über das Judentum. Schlimmer geht’s nimmer. Entsprechend fielen die Kommentare darunter aus.
Es ist dieses blauäugige, inkompetente, flache Gutmenschentum, das meistens nur zur Selbstdarstellung instrumentalisiert wird: „Seht her, ich gehöre zu den Guten und bin tolerant für alles, was als ‚gut‘ etikettiert ist und gnadenlos gegen alles, was als böse gilt.“ Umso dümmer schaut man dann aus der Wäsche, wenn sich im Nachhinein herausstellt, dass man keinen blassen Schimmer von dem hat, was man da breitspurig in die Welt tönt. Als der unglaubliche Fauxpas klar wurde, meinte ein SPD-Parteisprecher zerknirscht: „Uns ist etwas unterirdisch Dummes passiert“.
Diese Ahnungslosigkeit sieht Herr Ahmad Mansour auch in Sachen „Politischer Islam“. So verkenne die Oberbürgermeisterin Reker den Unterschied zwischen Kirchenglocken und dem Muezzinruf. Frau Reker verweist dabei auf die im Grundgesetz verbriefte Freiheit der Religionsausübung. Während in Kirchen die Glocken läuteten, um die Gläubigen zum Gottesdienst zu rufen, seien es in den Moscheen die Rufe des Muezzins. Ahmad Mansour macht den Unterschied klar: Das christlichen Glockenäuten sei einfach nur ein akustisches Signal, das die Christen zum Gebet rufe und sich gegen niemanden richte. Dagegen sei der Muezzinruf eine „konkrete, religiöse Botschaft“, dass es keinen anderen Gott als Allah gebe und Mohammed sein Prophet sei. „Es ist also ein Ruf, der sich – muss man ergänzen – explizit gegen den christlichen Glauben richtet und das mit 80 Phon. Das ist also ein deutlicher Unterschied zu einfachem Läuten.“
Überdies sei die unabgestimmte, einsame Entscheidung des Oberbürgermeisters, Frau Henriette Reker sehr naiv. Weder sei diese Entscheidung überhaupt diskutiert worden, noch habe es Überlegungen gegeben, wie gleichberechtigt der Islam in Deutschland sein soll. Da gehe es doch auch um Fragen wie: „Welche Stellung hat der Islam in unserer Gesellschaft? Ist er wirklich gleichberechtigt? Wenn das so ist, dann müssten Muslime auch staatliche Feiertage einfordern können und vieles andere mehr. Und eben das wird jetzt geschehen: Die Konservativen fühlen sich bestätigt, sehen dies als einen wichtigen Schritt hin zur Islamisierung Europas und werden immer mehr fordern.“
Herr Mansour ergänzt: „Nicht einmal bei Moslems sei der Ruf des Muezzin willkommen. Viele der jüngeren Moslems sind froh, in einem Land zu leben, in dem Religion den öffentlichen Raum weniger stark bestimmt“ und nicht so sichtbar sei wie in den islamischen Herkunftsländern ihrer Familien. „Sie finden das entspannend, sie finden das gut. Wenn sie pünktlich zum Gebet erscheinen wollen, dann stellen sie einfach ihre Handys ein.“
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