Die Rosen­kreuzer: Bin­de­glied zwi­schen Frei­mau­rerei und Satanismus

Die Bezeichnung Rosen­kreuzer sowie das goldene Kreuz mit der Rose wirken auf den ersten Blick christlich und tat­sächlich basiert der Geheimbund auf einer lite­ra­ri­schen Figur des Theo­logen Johann Valentin Andreae (1586–1654). Mit seinem Werk „Chy­mische Hochzeit Chris­tiani Rosen­creutz“ wollte dieser eine Gene­ral­re­for­mation der Lebens­um­stände und Wis­sen­schaften anregen, womit Andreae als Vor­denker der Auf­klärung gesehen werden kann.

Die Absichten hinter der Schrift waren an und für sich ehrenwert und der Orden des Christian Rosen­creutz eine reine Fiktion. Einige Zeit­ge­nossen von Andreae miss­ver­standen dessen Werk jedoch. Sie glaubten irr­tümlich, bei Christian Rosen­creutz handele es sich um eine reale his­to­rische Person und so grün­deten sie in Tübingen eine Reform­be­wegung nach seinem Vorbild.

Einer dieser Reformer war der Theologe Johann Amos Comenius (1592–1670), welcher die erste Rosen­kreu­zer­bru­der­schaft leitete. Auch er war ein Mann der Wis­sen­schaften und die Reform­be­wegung als Ganzes hatte Anteil an der Gründung der Royal Society, der bri­ti­schen Aka­demie der Wissenschaften.

Es ist wichtig zu wissen, dass weder diese Reform­be­wegung noch Andreae selbst etwas mit den heu­tigen Rosen­kreuzern zu tun hatten. Diese grün­deten sich erst rund 140 Jahre später und beriefen sich auf zwei weitere Mani­feste, welche bewusst die Geschichte verfälschten.

In der „Fama Fra­ter­ni­tatis“ von 1614 wurde eine Bru­der­schaft der Rosen­kreuzer im 14. Jahr­hundert ver­ortet und in der dazu­ge­hö­rigen Ver­tei­di­gungs­schrift „Con­fessio Fra­ter­ni­tatis“ von 1615 war von einer „löb­lichen Brü­der­schaft des hoch geehrten Rosen Creutzes“ die Rede. Obwohl beide Werke geschichts­re­vi­sio­nis­tisch sind, tragen sie doch den Keim der Auf­klärung in sich, was ange­sichts der spä­teren Ziele der Rosen­kreuzer über­ra­schend ist.

Der erste Orden der Gold- und Rosen­kreuzer, welcher sich irgendwann um das Jahr 1757 in Frankfurt am Main for­mierte, vertrat nämlich so ziemlich das genaue Gegenteil von dem, was Andreae beab­sichtigt hatte. Die modernen Rosen­kreuzer bil­deten sich im Umfeld der deut­schen Hoch­g­rad­frei­mau­rerei und ver­traten von Anfang an ein anti­auf­klä­re­ri­sches Weltbild, voll von Alchemie, Magie und Kab­ba­listik. Statt Wis­sen­schaft und Gesell­schaft zu refor­mieren, ver­schrieben sich die Rosen­kreuzer dem mys­ti­schen Irra­tio­na­lismus und Illu­mi­nismus (Der Fall Mozart und seine enge Beziehung zu den Frei­maurern und Illu­mi­naten).

Wo wir schon mal beim Irra­tio­na­lismus sind: Ent­gegen den his­to­ri­schen Tat­sachen ver­orten die Rosen­kreuzer ihre Anfänge in den Zeiten von Moses und manche sogar in der Genesis. Adam wäre demnach der erste Rosen­kreuzer gewesen, was natürlich in jeder Hin­sicht totaler Schwachsinn ist.

Die wahren Initia­toren des ersten Rosen­kreu­zer­ordens hießen Johann Christoph von Woellner (1732–1800) und Johann Rudolf von Bisch­off­werder (1741–1803). Beide waren Hoch­g­rad­frei­maurer und Staats­männer unter Friedrich Wilhelm II. von Preußen (1744–1797).

Letz­terer trat später eben­falls den Rosen­kreuzern bei und wurde Zeuge einer der ersten Geis­ter­be­schwö­rungen auf Schloss Char­lot­tenburg. Offenbar war er recht leicht­gläubig, denn das ganze Theater war lediglich eine Inszenierung.

Séancen gehören bis heute zum Reper­toire der Rosen­kreuzer, wobei die Füh­rungs­riege natürlich wissen muss, dass alles nur Show ist. Der gesunde Men­schen­ver­stand muss ernsthaft an dieser Orga­ni­sation zweifeln, doch wie gesagt ver­tritt diese den Irrationalismus.

Schlimm wird es, wenn solch krude Vereine poli­tische Macht gewinnen. Diese hatten sie leider von Anfang an, denn unter Friedrich Wilhelm II. wurden von Bisch­off­werder zum Kriegs­mi­nister und von Woellner zum Kul­tus­mi­nister ernannt.

 

In diesen Funk­tionen schafften sie es sogar, das Bündnis zwi­schen preu­ßi­scher Staats­kirche und Auf­klä­rungs­pro­tes­tan­tismus auf­zu­kün­digen. Aller­dings endete dieser Ein­fluss, als Friedrich Wilhelm II. fünf Jahre vor seinem Tod auf Abstand zu den Rosen­kreuzern ging. Ob er wohl bemerkt hat, dass er von ihnen übers Ohr gehauen wurde?

Inter­essant war während der Grün­dungs­phase der Rosen­kreuzer auch deren Ver­hältnis zu anderen Geheim­bünden. Während sich die Johan­nes­frei­mau­rerei den Zielen der Auf­klärung ver­schrieben hatte, unter­stützte die Hoch­g­rad­frei­mau­rerei den anti­auf­klä­re­ri­schen Kurs der Rosenkreuzer.

Es kam in der Folge schon damals zu zahl­reichen Dop­pel­mit­glied­schaften. Ein posi­tives Ver­hältnis suchten die Rosen­kreuzer wei­terhin zu den Jesuiten, mit deren Unter­stützung sie den auf­klä­re­ri­schen Illu­mi­na­ten­orden Adam Weiß­haupts aus­rotten wollten. Den ver­bor­genen Krieg zwi­schen diversen frei­mau­re­ri­schen Geheim­ge­sell­schaften gab es also schon im 18. Jahrhundert.

Nachdem sich der Orden der Gold- und Rosen­kreuzer in Deutschland mit den Illu­mi­naten gekloppt hatte, ver­schrieb sich die 1865 von Robert Went­worth Little (1840–1878) in London gegründete Societas Rosi­cru­ciana in Anglia ganz und gar der Frei­mau­rerei. Mit­glied konnten dort von Beginn an nur jene werden, die min­destens den Meis­tergrad erreicht hatten.

Alsbald grün­deten sich neue Zweig­stellen wie die schot­tische Societas Rosi­cru­ciana in Scotia oder in den USA die Societas Rosi­cru­ciana in Civi­ta­tibus Foe­de­ratis. In den Ver­ei­nigten Staaten kam es 1908 unter George Winslow Plummer zu einer Abspaltung, wobei dessen Societas Rosi­cru­ciana in America auch Nicht­frei­maurer aufnahm.

Hier sind wir nun beim modernen Rosen­kreu­zertum, welches im Wesent­lichen auf dem deut­schen Orden der Gold- und Rosen­kreuzer basiert. So wurde die Orga­ni­sation in einem System von 9 Graden übernommen.

Der erste Orden (Lehr­linge) umfasst die vier Grade: Zelator, Theo­ricus, Prac­ticus und Phi­lo­sophus. Der zweite Orden (Lehrer oder Adepten) besteht aus den drei Graden: Adeptus Minor, Adeptus Major und Adeptus Exemptus. Der dritte Orden (Herr­scher oder Magi) umfasst schluss­endlich die zwei Grade: Magister und Magus. Die Träger des neunten Grades sind die Inhaber der höchsten Füh­rer­schaft und gelten als gottähnlich.

Das Ver­sprechen der Gott­werdung des Men­schen stellt eine erstaun­liche Par­allele zur Theo­sophie dar und tat­sächlich gibt es starke Ver­bin­dungen der Rosen­kreuzer zu Blava­tskys Theo­so­phi­scher Gesell­schaft. Diese sind sowohl per­sonell als auch ideologisch.

Unter anderem beschäf­tigen sich beide Orga­ni­sa­tionen mit Geis­ter­be­schwörung, Astro­logie und Kab­ba­listik. Es kommt aber noch besser, denn die Rosen­kreuzer schlagen nicht nur eine Brücke zwi­schen Hoch­g­rad­frei­mau­rerei und Eso­terik, sondern auch zum Satanismus.

Am 12. Februar 1888 grün­deten die Rosen­kreuzer William Wynn Westcott (1848–1925), William Robert Woodman (1828–1891) und Samuel Liddell „Mac­Gregor“ Mathers (1854–1918) in London den Her­metic Order of the Golden Dawn. Der Orden sah sich in direkter Tra­dition der Rosen­kreuzer und übernahm dessen Grad­system, fügte aller­dings den zehnten Grad des Ipsis­simus hinzu.

Wie eng die Ver­bin­dungen waren zeigte sich 1891. In diesem Jahr übernahm William Wynn Westcott, der oben­drein auch noch Theosoph war, als Oberster Magus die Leitung der Societas Rosi­cru­ciana in Anglia. Darüber hinaus waren alle drei Grün­dungs­mit­glieder Freimaurer.

Das bekann­teste Mit­glied des Her­metic Order of the Golden Dawn sollte später Aleister Crowley (1875–1947) werden und obgleich sich einige Mit­glieder des Lon­doner Tempels Isis-Urania No. 3 gegen dessen Auf­nahme in den inneren Orden sträubten, stand die Führung der Rosen­kreuzer doch hinter dem Sata­nisten (Der dunkle Kult der sata­nis­ti­schen Elite: Ein Live­be­richt über das Unsagbare).

Aus dem Golden Dawn gingen sowohl Crowleys Thelema als auch die Wicca-Bewegung hervor. Nach der Auf­lösung des Tempels Isis-Urania No. 3 im Jahr 1903 spaltete der ehe­malige Mit­be­gründer Samuel Liddell Mathers seinen eigenen Orden Alpha et Omega ab und par­allel dazu gründete Robert William Felkin (1853–1926) den Orden Stella Matutina (dt.: „Mor­gen­stern“).

Eine weitere Nach­fol­ge­or­ga­ni­sation des Golden Dawn ent­stand 1922 in Los Angeles. Die Builders of the Adytum wurden von Paul Foster Case (1884–1954) gegründet, welcher das Rosen­kreu­zertum weniger als Orga­ni­sation ver­stand, sondern als Bewusst­seins­zu­stand. Bereits 1918 war Case Schatz­meister der Thot-Hermes-Lodge of the Rosi­crucian Order of Alpha and Omega, einer Loge des Ordens von Samuel Liddell Mathers.

Drehen wir die Zeit aber noch etwas weiter zurück. Im selben Jahr, in dem der Golden Dawn seinen Anfang nahm, grün­deten fran­zö­sische Okkul­tisten den Ordre Mar­ti­niste. Aus diesem ging noch im selben Jahr der Ordre Kab­ba­lis­tique de la Rose-Croix hervor, welcher schon dem Namen nach kab­ba­lis­tisch aus­ge­richtet war. Die Gründer waren Joséphin Péladan (1858–1918) und Sta­nislas de Guaita (1861–1897). Ers­terer ver­ab­schiedete sich jedoch 1890, da er als katho­li­scher Mys­tiker dem offen prak­ti­zierten Sata­nismus de Guaitas nichts abge­winnen konnte. Zwei Jahre später gründete Péladan den Ordre de la Rose Croix Catho­lique et esthé­tique du Temple et du Graal, welcher eine gegen­sätz­liche Ideo­logie vertrat.

Sta­nislas de Guaita übernahm indes die Leitung des Ordre Kab­ba­lis­tique de la Rose-Croix und brachte den Orden auf den Pfad zur linken Hand. Ihm folgten u.a. der Astrologe und Alchemist Albert Fau­cheaux (1838–1921) und der Schrift­steller Paul Adam (1862–1920). Der Ordre Kab­ba­lis­tique de la Rose-Croix ist bis heute aktiv und viele Rosen­kreu­zer­or­ga­ni­sa­tionen leiten ihre Auto­rität von ihm ab. Welche Rolle dieser sata­nis­tische Flügel der Rosen­kreuzer beim weit ver­brei­teten ritu­ellen Kin­des­miss­brauch spielt, lässt sich nur erahnen (Die pädo­philen Machen­schaften der Eliten in Europa (Videos)).

Ein wei­terer sata­nis­ti­scher Orden mit engen Ver­bin­dungen zu den Rosen­kreuzern ent­stand mit dem Ordo Templi Ori­entis, welcher wahr­scheinlich am 1. Sep­tember 1901 gründet wurde. Da die Gründung im Geheimen stattfand, weichen die Daten in dem Punkt teils erheblich von­ein­ander ab. Gesi­chert ist jedoch, dass die Gründer allesamt Frei­maurer waren. Dar­unter der Wiener Indus­trielle Carl Kellner (1850–1905), der deutsche Theosoph Franz Hartman und Heinrich Klein. Diese sahen den OTO zunächst als Erwei­terung zur blauen Frei­mau­rerei und hofften auf Aner­kennung durch die Ver­ei­nigte Großloge von England.

Später übernahm der Rosen­kreuzer Theodor Reuß (1855–1923) die Führung des OTO, nach dessen Aus­sagen der Orden zu dieser Zeit die äußere Fassade des Rosen­kreu­zertums in Europa war. Reuß, der zugleich Frei­maurer und Theosoph war, sah im Ordo Templi Ori­entis zudem die Chance zur Wider­be­lebung von Adam Weiß­haupts Illu­mi­na­ten­orden. Ange­sichts der ehe­ma­ligen Feind­schaft zwi­schen Rosen­kreuzern und Illu­mi­naten ist es erstaunlich, dass sich der OTO von da an offi­ziell als Nach­folger des Illu­mi­na­ten­ordens betrachtete.

Zu den bekann­testen Mit­gliedern des Ordo Templi Ori­entis zählte der Satanist Aleister Crowley. Am 25. Oktober 1921 wurde dieser zwar aus dem OTO aus­ge­schlossen, doch nachdem Theodor Reuß ver­starb, ohne zuvor einen Nach­folger zu benennen, übernahm er 1925 eigen­mächtig die Leitung des Ordens. Infolge dessen zerfiel der OTO in mehrere Zweige, von denen Crowleys Sektion die maß­geb­liche blieb. Ein wei­teres bekanntes OTO-Mit­glied, der Rake­ten­wis­sen­schaftler Jack Parsons (1914–1952), war einer der wich­tigsten Schüler des sata­nis­ti­schen Großmeisters.

Des Wei­teren war auch der ehe­malige Theosoph Rudolf Steiner (1861–1925) Mit­glied des OTO. Gesi­chert ist eben­falls, dass Steiner Rosen­kreuzer war und an die Wahr­haf­tigkeit der fik­tiven Figur des Christian Rosen­creutz glaubte. Er dichtete diesem Cha­rakter sogar noch einiges Absurdes an, was dessen Erfinder Andreae nie in den Sinn gekommen wäre. So soll Rosen­creutz laut Steiner von Buddha auf den Mars geschickt worden sein, wo er eine Opfertat analog zu Jesus’ Kreu­zigung auf dem Hügel Gol­gatha voll­bracht habe. Steiner nahm auch die Mani­feste der Rosen­kreuzer für bare Münze und ver­legte den Beginn der Rosen­kreu­zer­be­wegung ins 13. Jahrhundert.

Er glaubte fest daran, dass die Rosen­kreuzer Abge­sandte der weißen Loge sowie die geheimen Draht­zieher hinter allen poli­ti­schen Akti­vi­täten seien. Zumindest dieser Punkt scheint nicht vollends aus der Luft gegriffen zu sein, denn Rosen­kreuzer sowie Frei­maurer finden sich in zahl­reichen Schlüs­sel­po­si­tionen von Politik, Justiz, Religion und Unter­hal­tungs­in­dustrie (Ver­schwö­rungen oder Ver­schwö­rungs­theorien? Die 13 sata­ni­schen Blut­linien und die Luzi­ferier (Videos)).

Rudolf Steiner sorgte nicht zuletzt selbst dafür, das Rosen­kreu­zertum über seine Anthro­po­sophie in der Gesell­schaft zu ver­ankern. Die Anthro­po­so­phische Gesell­schaft gründete Steiner am 28. Dezember 1912 in Köln, nachdem es in der Theo­so­phi­schen Gesell­schaft zu internen Kon­flikten gekommen war. Ver­bin­dungen zu den Rosen­kreuzern haben jedoch nach wie vor beide Vereine.

(Rudolf Steiners Rosenkreuz)

Auf Steiners anthro­po­so­phi­schem Rosen­kreu­zertum basiert auch die Rosi­crucian Fel­lowship (Rosen­kreuzer-Gemein­schaft), welche 1909 von Carl Louis Fredrik Graßhoff unter dem Pseudonym Max Heindel in den USA gegründet wurde. Zwei Jahre zuvor hatte Graßhoff einige Vor­träge sowie Schu­lungen von Rudolph Steiner besucht und wurde in die Stein­ersche Frei­mau­rerei ein­ge­weiht. Später zog er sich jedoch den Zorn seines Meisters zu, indem er dessen geheim gehaltene Rosen­kreu­zerlehren veröffentlichte.

Damit wären eigentlich die wich­tigsten Rosen­kreu­zer­or­ga­ni­sa­tionen abge­handelt. Es gibt jedoch noch mehr als ein Dutzend weitere, die oft län­der­spe­zi­fisch oder auf ein bestimmtes Kern­thema fest­gelegt sind. So gründete der Okkultist Paschal Beverly Ran­dolph (1825–1875), welcher als erster Rosen­kreuzer der USA gilt, Mitte des 19. Jahr­hundert in San Fran­cisco den Tri­plicate Order of Rosucrucia, Phythianae and Eulis, welcher auf das Thema der Sexu­al­magie zuge­schnitten war. Nach seinem Tod zerfiel der Puff jedoch, was ver­muten lässt, dass er allein den sexu­ellen Gelüsten seines Gründers diente.

1910 for­mierten sich die US-ame­ri­ka­ni­schen Rosen­kreuzer unter der Führung von Reuben Swin­burne Clymer (1878–1966) neu, welcher in Qua­kertown (Penn­syl­vania) die Fra­ter­nitas Rosae Crucis gründete. Clymer sah sich als recht­mä­ßiger Nach­folger Ran­dolphs und erhob für sich einen Allein­ver­tre­tungs­an­spruch im Rosen­kreu­zertum. Um seine Auto­rität zu unter­streichen, ver­breitete er falsche his­to­rische Angaben über seine eigene Bru­der­schaft. Der Bekämpfung anderer Rosen­kreu­zer­grup­pie­rungen widmete er ganze Bücher.

Haupt­kon­kurrent von Clymers Bru­der­schaft war der 1915 in New York gegründete Antiquus Mys­ticus Ordo Rosae Crucis (dt.: „Alter mys­ti­scher Orden vom Rosen­kreuz“). Gründer des AMORC war Harvey Spencer Lewis (1883–1939), welcher bis zu seinem Tode auch dessen Vor­sit­zender blieb. Lewis war Clymer gar nicht mal so unähnlich, da er zumindest für Nord­amerika eben­falls einen Allein­ver­tre­tungs­an­spruch erhob und eben­falls Sexu­al­magie lehrte. Aller­dings wurde der AMORC vom OTO aner­kannt und unter­hielt enge Bezie­hungen zu Theodor Reuß.

 

Sowie sich der OTO in Amerika ver­breitete, gründete der AMORC sei­ner­seits Ableger in Europa. Die Großloge der deutsch­spra­chigen Länder exis­tiert seit 1952 und hat ihren Sitz seit 1963 in Baden-Baden (Baden-Würt­temberg). Der erste deutsche Groß­meister Martin Erler verließ den Orden auf­grund von Mei­nungs­ver­schie­den­heiten jedoch schon 1954 wieder und gründete seinen eigenen Ordo rosae aurea.

All­mählich beginnt es, unüber­sichtlich zu werden. Zumindest ähneln sich aber die Logos der ver­schie­denen Rosen­kreu­zer­or­ga­ni­sa­tionen. In der Regel handelt es sich um ein gol­denes Kreuz mit einer Rose. Beim AMORC befindet sich das Kreuz zudem in einer umge­drehten Pyramide. Der oberer Pyra­mi­den­balken sowie der Ver­ti­kal­balken des Kreuzes bilden Teile eines ägyp­ti­schen Anch.

Die größte Rosen­kreu­zer­gruppe im spa­ni­schen Sprachraum wurde in den 1920ern von Arnold Krumm-Heller (1876–1949) gegründet. Der gebürtige Deutsche war mit 16 nach Mexiko aus­ge­wandert. Er hatte die Lehren von Helena Blavatsky stu­diert und war ein Schützling von Aleister Crowley. Seine Fra­ter­nitas Rosi­cru­ciana Antiqua gründete sich dem­entspre­chend neben der Frei­mau­rerei auch auf die Theo­sophie und Sexualmagie.

Basierend auf der Bru­der­schaft wurde in den 1950ern in Mexiko die Gnostic Church von Victor Gómez Rodriguez alias Samael Aun Weot (1917–1977) begründet. Nach dem Tod des Kolum­bianers Weot zerfiel dessen Gnostic Church in mehrere riva­li­sie­rende Gruppen, die sich jedoch allesamt an die Fra­ter­nitas Rosi­cru­ciana Antiqua anlehnen.

Um die Jahre 1927/28 bildete sich in London die Fra­ternity of the Inner Light, welche auf Samuel Liddell Mathers Alpha et Omega basiert. Die wali­sische Theo­sophin und Rosen­kreu­zerin Violet Mary Firth alias Dion Fortune (1890–1946) trat 1922 aus Alpha et Omega aus, setzte ihre Aus­bildung dann bei Stella Matutina fort und ging schließlich eigene Wege. 1939 nannte sie ihre Bru­der­schaft in Society of the Inner Light um, welche in dieser Form bis heute exis­tiert. Aus ihr gingen später außerdem die Ser­vants of the Light hervor, die von W.E. Butler gegründet wurden.

Traurige Berühmtheit erlangte indes der 1984 von Joseph Di Mambro (1924–1994) gegründete fran­zö­sische Ordre du Temple Solaire. Di Mambro gehörte 1956 bis 1968 dem AMORC an, ori­en­tierte sich jedoch mehr an den Tem­pel­rittern. Dies schlug sich auch im Logo der Son­nen­templer nieder. Sein dies­be­züg­licher Kontakt Jacques Breyer hatte bereits 1952 eine Neu­gründung des mit­tel­al­ter­lichen Temp­ler­ordens mit theo­so­phi­schen Ein­flüssen unter­nommen. Von ihm übernahm Di Mambro auch die apo­ka­lyp­ti­schen Wahn­ideen, mit denen er später seine Son­nen­templer indoktrinierte.

Zunächst hatte der ganze Hokus­pokus noch relativ harmlose Ausmaße, die dem spä­teren Ordens­gründer aller­dings schon früh Anklagen wegen Betrugs ein­brachten. Di Mambro floh in die Nähe von Genf, wo er zunächst eine Tempel-Loge und am 12. Juli 1978 die Golden Way Foun­dation ein­richtete. Die waren bereits die Anfänge der spä­teren Sonnentempler-Sekte.

1983 gelang seinem Mit­streiter Luc Jouret die Über­nahme des vom ehe­ma­ligen fran­zö­si­schen AMORC-Leiter Raymond Bernard mit­ge­gründete Neo-Temp­ler­orden Ordre Rénové du Temple. Für Jouret und Di Mambro war dies ein ein­träg­liches Geschäft, denn mit dem Sze­nario des dro­henden Welt­un­ter­gangs knöpften sie ihren Anhängern große Geld­be­träge für die Errichtung von Über­le­bens­zentren ab.

Um ihren luxu­riösen Lebensstil zu sichern, griffen die beiden Gurus tief in die Trick­kiste. Ins­gesamt 442 Mit­gliedern hatten sie mit tech­ni­schen Tricks „Meister-Erschei­nungen“ vor­ge­gaukelt. Außerdem hatte Di Mambro die Abholung durch ein UFO kurz vor der Apo­ka­lypse in Aus­sicht gestellt.

Selbst­ver­ständlich führten der­artige Betrü­ge­reien abermals zu Geld­rück­for­de­rungen sowie Aus­tritten. Die Reaktion Joseph Di Mambros bestand darin, sich dem Ver­fol­gungswahn zu ergeben und vollends in eine ableh­nende Haltung gegenüber der Welt abzugleiten.

 

In der Folge ließ er Waffen beschaffen, um Ver­räter in den eigenen Reihen zu bestrafen. Jenen, die ihm weiter folgten, skan­dierte er ab Anfang der 1990er eine elitäre Welt­ver­achtung. Sein Ziel war es fortan, den Transit in eine höhere Ent­wick­lungs­stufe zu vollziehen.

Dieser Irrsinn gip­felte in meh­reren Mord- sowie Selbst­mord­ak­tionen in den Jahren 1994, 1995 und 1997, bei denen ins­gesamt 74 Sek­ten­mit­glieder in Kanada, Frank­reich und der Schweiz ums Leben kamen. Unter den Opfern befanden sich auch Di Mambro und Jouret, welche am 6. Oktober 1994 zusammen mit über 50 ihrer Anhänger tot auf­ge­funden wurden (Ver­schwörung oder Fakt? – Frei­maurer und die Fran­zö­sische Revo­lution).

Neben den sata­nis­ti­schen Ver­stri­ckungen zeigt das Bei­spiel der Son­nen­templer am deut­lichsten, wohin die Rosen­kreu­zerei führen kann. Den Keim der Selbst­zer­störung trägt auch der seit 1998 in Deutschland regis­trierte Lec­torium Rosi­cru­cianum e. V. in sich.

Her­vor­ge­gangen ist die so genannte „Inter­na­tionale Schule des Gol­denen Rosen­kreuzes“ aus der seit 1941 bestehenden Jakob-Böhme-Gesell­schaft. Ursprünglich gegründet wurde diese Schule bereits 1945 im nie­der­län­di­schen Haarlem und zu ihren Initia­toren gehörten Jan Leene (1896–1968), Antonin Gadal und Leenes Assis­tentin Catharose de Petri.

Das Lec­torium Rosi­cru­cianum sieht sich als Teil des Gnos­ti­schen Rosen­kreu­zertums in der Tra­dition der Katharer. Außer der Askese und dem Erlö­sungs­ge­danken hat der Verein jedoch nicht allzu viel mit den Katharern gemein.

Wie die Son­nen­templer betrachten seine Anhänger das Streben nach einer bes­seren Gesell­schafts­ordnung als Zeit­ver­schwendung und fordern eine Trennung von der Welt. Bisher haben die rund 12.000 Mit­glieder jedoch weder sich selbst von der Welt noch die Welt von sich erlöst.

Henk Leene brachte es immerhin fertig, sich vom Lec­torium Rosi­cru­cianum zu ver­ab­schieden, nachdem es zu Kon­flikten um den Füh­rungs­an­spruch sowie Mei­nungs­ver­schie­den­heiten bezüglich der spi­ri­tu­ellen Aus­richtung kam. Der Sohn von Jan Leene gründete nach seinem Aus­stieg 1969 seine eigene Gemein­schaft R+C, Rosae Crucis. Der wich­tigste Unter­schied bestand darin, dass bei der Gemein­schaft R+C jeder einen indi­vi­du­ellen Weg der Ein­weihung gehen konnte und nicht dem Grup­pen­zwang unterlag. Alles in allem also eine weniger extreme und absolute Ausrichtung.

1972 wurde die Gruppe in Eso­te­rische Gemein­schaft Sivas umbe­nannt. Der Bezug zu den Rosen­kreuzern ver­schwand damit aus dem Namen und zugleich wurde auch die Lite­ratur des Lec­torium Rosi­cru­cianum aus der Gruppe ver­bannt. Henk Leene distan­zierte sich auch von anderen Rosen­kreu­zer­gruppen und wandte sich dem Hin­du­ismus zu.

Zum Schluss wäre da noch eine der jüngsten Rosen­kreu­zer­gruppen, welche sich erst in den 1990ern gebildet haben soll. Angeblich soll der in Öster­reich behei­matete Antiquus Ordo Rosi­cru­cianis – Alter Orden der Rosen­kreuzer zu dieser Zeit von „hohen Ein­ge­weihten“ des Cercle d’Alexandrie gegründet worden sein. Wann genau die Gründung statt­ge­funden haben soll und wer genau die Gründer waren, ist nicht bekannt. Offenbar soll hier ein moderner Mythos begründet werden, denn der Orden ent­faltete erst im März 2006 sichtbare Aktivitäten.

   

Geleitet wird die Gruppe vom freien Hoch­zeits- und Bestat­tungs­redner Hamid Mirzaie, welcher sich seit 2011 Elias Ruben­stein nennt. Tat­sächlich war Mirzaie zuvor schon bei den rosen­kreu­ze­ri­schen Builders of the Adytum tätig, hat also durchaus eine ent­spre­chende Ver­gan­genheit mit Bezügen zum Golden Dawn.

Seine Inter­essen dürften jedoch eher kom­mer­zi­eller Natur sein, denn für 25 € im Monat bietet er inter­es­sierten zwei Lehr­briefe zum Selbst­studium an. Diese ent­halten Geheim­tipps und Übungen zur Ver­wirk­li­chung von Wün­schen und Träumen. Inzwi­schen gibt es vier weitere Ableger in Öster­reich, drei in Deutschland und einen in Kroatien.

Zusam­men­fassend lässt sich sagen, dass die Rosen­kreuzer eine viel­schichtige frei­mau­re­rische Bewegung sind, deren Hauptziel die Ver­breitung von eso­te­ri­schen Irr­lehren ist. Die Ver­bin­dungen reichen dabei von den Theo­sophen über die Anthro­po­sophen bis hin zu Hardcore Satanisten.

Obwohl sich zumindest einige Grup­pie­rungen von Crowley und de Guaita los­gesagt haben, um sich dem Katho­li­zismus zu ver­schreiben, blieb eine gene­relle Distan­zierung bis heute aus. Im Gegenteil hat der schad­hafte Ein­fluss der Rosen­kreuzer sogar zuge­nommen und gemeinsam mit den Theo­sophen domi­nieren sie die Eso­te­rik­szene, zu der mit­unter auch nam­hafte Ver­schwö­rungs­portale gehören (Jesuiten, Frei­maurer und Illu­mi­naten: Eine (un)heilige Allianz zur Eta­blierung der Neuen Welt­ordnung (Video)).

Poli­tisch sind die Rosen­kreuzer eben­falls noch sehr aktiv und arbeiten zusammen mit den Frei­maurern an einer neuen Weltordnung.

Die 1978 in Elbert County (Georgia) errich­teten Gui­des­tones, auf welchen die 10 Gebote dieser neuen Welt­ordnung in 11 Sprachen auf­ge­führt sind, tragen ganz klar die Hand­schrift der Rosen­kreuzer. Als Auf­trag­geber ist nämlich nur das Pseudonym „R.C. Christian“ auf­ge­führt, was eine ziemlich unver­hohlene Anspielung auf Christian Rosen­Creutz ist.

Lite­ratur:

Ter­ror­staat: Die dunkle Seite der Macht von Dan Davis

Die Roth­schilds: Eine Familie beherrscht die Welt. von Tilman Knechtel

Die 13 sata­ni­schen Blut­linien (QUA­DRI­LOGIE): QUA­DRI­LOGIE: 1. Der globale Zusam­men­bruch des gegen­wär­tigen Welt­systems steht unmit­telbar bevor – 2. Die … auf Erden – 3. Der Anti­christ – 4. Trost von Robin de Ruiter

Geheim­ge­sell­schaften 3. Krieg der Frei­maurer von Jan van Helsing

Quellen: PublicDomain/zombiewoodproductions.wordpress.com am 12.07.2017

Der Artikel erschien ursprünglich hier:

https://www.pravda-tv.com/2017/07/die-rosenkreuzer-bindeglied-zwischen-freimaurerei-und-satanismus/