Merkels Ener­gie­po­litik und EU-Russland-Sank­tionen zwingen erste Unter­nehmen in die Knie – Die schlei­chende Deindustrialisierung

Das 120 Jahre alte Stahl­bau­un­ter­nehmen Indus­trie­mon­tagen Leipzig (IMO) ist seit dieser Woche nicht mehr zah­lungs­fähig. Geschäfts­führer Wolfgang Topf nimmt kein Blatt vor den Mund und nennt gleich zwei Gründe, warum die ehemals erfolg­reiche Firma Insolvenz anmelden musste.

Direkt nach Bekannt­werden der Insolvenz des Stahl­bau­un­ter­nehmens meldete sich der  Geschäfts­führer im Mit­tel­deut­schen Rundfunk Sachsen (MDR) zu Wort. Im Interview nannte Wolfgang Topf gleich zwei aus­schlag­ge­bende Gründe für die Zah­lungs­un­fä­higkeit der Firma mit rund 320 Ange­stellten. Einer der Gründe seien ganz klar die Russland-Sank­tionen, die dem Unter­nehmen massive Umsatz-Ein­bußen bescherten:

Ich bin dagegen (Sank­tionen — Anm. d. Red.), weil die Wirt­schaft nicht das aus­baden kann, was die Politik nicht bestimmt oder nicht zu Wege bringt. Letzten Endes greift man damit auch in die Pri­vat­wirt­schaft ein, ohne dass die eine ent­spre­chende Mög­lichkeit hat, das zu kom­pen­sieren. So Wolfgang Topf, Geschäfts­führer IMO, gegenüber dem MDR

Zum Hin­ter­grund: 2014 ver­hängte die Euro­päische Union unter anderem Wirt­schafts­sank­tionen gegen Russland, als Druck­mittel gegen die rus­sische Krim-Politik. Bis dahin hatten viele deutsche Unter­nehmen Han­dels­be­zie­hungen mit Russland und rus­si­schen Unter­nehmen auf­gebaut, können diese jetzt aber durch die Sank­ti­ons­po­litik der EU nicht mehr auf­recht­erhalten. Nach Aus­sagen von Topf sind mehrere Unter­nehmen im Leip­ziger Raum betroffen — wahr­scheinlich sind es einige 100 im ganzen deut­schen Raum, worüber jedoch keine offi­zi­ellen Zahlen bekannt sind. Topf dazu im Interview:

“Es sind eine Reihe von Firmen aus diesem Gewerk ver­schwunden oder haben sich wesentlich ver­kleinert. Viele Firmen haben sich auch umori­en­tiert. Dazu war die IMO zu groß.”

Die Geschäfts­leitung der IMO hatte bereits überlegt, einen Teil — oder sogar das gesamte Unter­nehmen — aus stra­te­gi­schen Gründen direkt nach Russland oder Kasachstan zu ver­legen, um damit zumindest einen Teil der Pro­duktion zu retten. Der Stand­ort­wechsel war dann aber auch auf­grund der Sank­ti­ons­po­litik nicht möglich.

Aber die Sank­tionen sind nicht der einzige Grund für die Insolvenz, so IMO-Geschäfts­führer Topf. Große Pro­bleme im Ener­gie­be­reich habe es schon seit einiger Zeit gegeben:

“Es ist im Prinzip die gesamte Markt­ent­wicklung im Ener­gie­sektor. Dort wurde mit der Ener­gie­po­litik mit Bra­chi­al­gewalt in den Kraft­werksbau ein­ge­griffen. Dem­zu­folge fand in Deutschland von einem Tag auf den anderen kein Kraft­werks­neubau mehr von Groß­kraft­werken statt. Das war ein Haupt­ge­schäftsfeld der IMO.“

Dabei liegt das größte Problem in den stei­genden Preisen für Energie und der Unsi­cherheit, wie tief deutsche Unter­nehmen bei den Ener­gie­kosten in Zukunft noch in die Tasche greifen müssen. Diese Unsi­cherheit steht derzeit auch diversen Inves­ti­tionen für Groß­pro­jekte, Geschäfts­er­wei­te­rungen etc. massiv im Weg. Was zur Folge hat, dass Deutschland schlei­chend deindus­tria­li­siert wird.

“Es müsste ein Umdenken pas­sieren, dass man den Ener­gie­sektor so umge­staltet, dass erstmal Lei­tungen da sind, bevor ich die Wind­räder hin­setze. Und dass ich weg­komme von diesem Sub­ven­ti­ons­prinzip der alter­na­tiven Energien”, so Topf.