Linie 41: Ein Bei­spiel für kol­lektive Anosognosie?

Beate Wiemers im Gespräch mit Dr. Hans Hein

Linie 41 lautet der Titel eines Doku­men­tar­films von Tanja Cum­mings. Die Linie 41 war eine Stra­ßen­bahn­linie, die mitten durch das Ghetto von Łódź führte. Sie ist heute noch in Betrieb. Dort, wo inzwi­schen Pla­kat­wände für Elek­tronik­pro­dukte werben und in Video­theken ame­ri­ka­nische Block­buster aus­ge­liehen werden können, wurden zu Beginn der 1940er Jahre deutsche und pol­nische Fahr­gäste täglich Zeugen unfass­baren mensch­lichen Leidens.

Die Ber­liner Regis­seurin begab sich mit ihrem Film auf eine Spu­ren­suche, bei der es um Täter, Opfer und um Ver­drängung geht, und um mensch­liche Begeg­nungen viele Jahr­zehnte nach dem Grauen, das sich in Łódź und auch anderswo während des 2. Welt­krieges zuge­tragen hat.

Tanja Cum­mings begleitet mit der Kamera zwei Männer auf ihrer Reise in die Ver­gan­genheit: Der 1927 geborene Natan Grossmann ist einer von ihnen. Seine Eltern starben im Ghetto und sein Bruder ver­schwand damals spurlos. Der andere der beiden Männer ist Jens-Jürgen Ventzki. Sein Vater war glü­hender Natio­nal­so­zialist und Ober­bür­ger­meister von Łódź.

Anoso­gnosie – Abspaltung – Verdrängung?

Das Ghetto Łódź, das unter der deut­schen Besatzung nach dem NSDAP-Mit­glied und General Karl Litzmann in Litz­mann­stadt umbe­nannt wurde, war das am längsten exis­tie­rende und zweit­größte Ghetto im NS-Regime. Bevor die Wehr­macht Łódź annek­tierte, lebten die „Łódźer­men­schen“ friedlich mit­ein­ander, doch dann erlebten sie hautnah, wie Nachbarn und Freunde ein­ge­sperrt wurden, litten und starben, ohne dass sich ein kol­lek­tiver Wider­stand regte – weder seitens der Opfer noch seitens jener, die nun – teil­nahmslos – zusahen, wie Men­schen aus ihren Reihen unter unmensch­lichen Bedin­gungen als Arbeits­sklaven gehalten wurden. Zwi­schen den beiden Männern, die sich zuvor nicht kannten, findet während der Dreh­ar­beiten eine Annä­herung statt. Heute sind sie befreundet.

Der Film Linie 41 ver­an­schau­licht, welche Erin­ne­rungen und Emo­tionen die heute noch lebenden Men­schen mit jener Zeit in Ver­bindung bringen. Doch der Doku­men­tarfilm wirft auch Fragen auf, zum Bei­spiel diese: Wie ist es möglich, dass Men­schen das direkt vor ihren Augen statt­fin­dende Elend derart ver­drängen oder abspalten können?

Viel­leicht weiß Dr. Hans Hein Ant­worten darauf? Schon in dem Interview „Sou­ve­rä­nität: Von Karpfen und Del­finen“ zeigte sich der Arzt, Psy­cho­the­rapeut und Gründer des Forums Syn­ergie schließlich inspi­rierend und geduldig als Gesprächspartner…?

FRIEDA im Gespräch mit Dr. Hans Hein

FRIEDA: Unter Anoso­gnosie wird das Phä­nomen der Leugnung und des Nicht­wahr­nehmens einer Halb­sei­ten­lähmung ver­standen. Anoso­gnosien können nach Infarkten, Schlag­an­fällen, aber auch nach trau­ma­ti­schen Erleb­nissen auf­treten. „Die Anoso­gnosie hat ihre Ursache in jenen Hirn­re­gionen, die mit dem Bewusstsein zu tun haben, und führt zu einer Unfä­higkeit, die Schwere des Defizits zu erkennen oder anzu­nehmen“, ist in einem Beitrag dazu auf dem Portal Gedan­kenwelt zu lesen. Könnte es sein, dass ein „Defekt“ in diesen Hirn­re­gionen, womöglich auf­grund trau­ma­ti­scher Erfah­rungen, auch bei anderen Men­schen die Ursache dafür ist, wenn offen­sicht­liches Leiden anderer nicht wahr­ge­nommen wird? Hat das Nicht-Wahr­nehmen des Offen­sicht­lichen etwas mit Anoso­gnosie zu tun oder eher mit Abwehr, Abspaltung oder mit Ver­drängung als Über­le­bens­stra­tegie innerhalb eines Systems, das es nicht erlaubt, empa­thisch mit den Leid­tra­genden zu sein?

 Dr. Hans Hein: Bei dem Umfang des Fra­gen­ka­ta­loges habe ich mein Denken beob­achtet, um zu sehen, wie es das alles umsetzt. Es geht los mit dem Bild der Linie 41, die einen Ort oder Raum, wenn man so will, in zwei Teile teilt, die elek­trische Stra­ßenbahn, die auf metal­lenen Schienen mitten durch das Ghetto fährt als Aus­druck Materie gewor­denen Geistes, oder eines Mems, wie ich es nenne. Mir fiel dazu der Satz ein: „Die Rechte weiß nicht, was die Linke tut“. In der hirn­phy­sio­lo­gi­schen For­schung gab es eine Zeit, in der epi­lep­tische Anfälle dadurch behandelt wurden, indem das Corpus Cal­losum, das ist der Teil, der die beiden Hirn­hälften ver­bindet, getrennt wurde. Das nannte man bei diesen Pati­enten später Split Brain. Dadurch hat man sei­nerzeit viele Ein­sichten in die Funk­tionen der beiden Hirn­hälften bekommen. Diese Linie 41 ist wirklich ein Bild für ein durch­trenntes Gehirn, das die rechte, sprich holo­gra­fische, von der linken, ana­ly­ti­schen logi­schen Hirn­seite, trennt. Und beide Teile können sich nicht ver­stehen, weil sie nicht mit­ein­ander kom­mu­ni­zieren können. Dieses Bild könnte auch die Unge­reimt­heiten dieses Ver­haltens und unsere heutige Ver­wun­derung darüber erklären, warum Men­schen über­haupt so etwas tun. Aus meiner Sicht gibt es in einem solchen Fall keine Kom­mu­ni­kation zwi­schen, ganz abs­trakt gesprochen, Ratio­na­lität und mit­füh­lender Emotionalität.

Als Erklärung für das Ver­halten der Men­schen in dem beschrie­benen Fall reicht das gewiss nicht aus; zumindest könnte der Ansatz man­gelnder Kom­mu­ni­kation zwi­schen den Gehirn­hälften ein Erklä­rungs­konzept von meh­reren sein und meiner Ansicht nach kein zu weit hergeholtes.

FRIEDA: Vor dem Ein­marsch der Wehr­macht lebten die Łódźer­men­schen, wie ein­gangs erwähnt, friedlich mit­ein­ander. Die Ideo­logie spaltete die Gesell­schaft. Ideo­logien und fun­da­men­ta­lis­tisch geprägte Reli­gionen spalten heute noch Men­schen. Wie alle dik­ta­to­ri­schen Systeme bedienten sich die Macht­ha­benden „des Systems“ damals der Pro­pa­ganda, was aber auch eine gewisse Bereit­schaft zum Gehorsam und will­fährige „Mario­netten“ vor­aus­setzte, um ein solches System zu eta­blieren oder, anders aus­ge­drückt, das Feld eines solchen Systems „ener­ge­tisch zu füttern“. Damals war es der Natio­nal­so­zia­lismus, später der Sozia­lismus in der DDR – Dik­ta­turen kommen in der Geschichte in unter­schiedlich gefärbtem Gewand daher. Die Zuge­hö­rigkeit zu einer Gruppe, und zwar zu jener, die gerade die Macht für sich bean­sprucht, kann für Men­schen als über­le­bens­wichtig wahr­ge­nommen werden und Empathie scheinbar spontan erstarren lassen. Noch heute sehen wir, werfen wir einmal einen Blick auf Nord­korea, wie es Macht­ha­benden gelingt, ganze Heer­scharen dazu zu bewegen, in Uniform und im Gleich­schritt Befehle aus­zu­führen. Emo­tional auf­ge­ladene Pro­pa­ganda mit ent­spre­chenden Bildern oder Sym­bolen sowie ritua­li­sierte Grup­pen­ver­an­stal­tungen scheinen Men­schen dazu zu bringen, ihren Ver­stand und ihr Herz kom­plett aus­zu­schalten. Worauf ist diese augen­schein­liche „innere Bereit­schaft“ zum Gehorsam beim Men­schen Ihrer Ansicht nach zurückzuführen? 

H.H.: Auch da spielen sicherlich mehrere Fak­toren eine Rolle. Ich greife den Gedanken der Anoso­gnosie nochmal auf. Anoso­gnosie und das zuge­hörige Wort Neglect ist ja ein psy­cho­pa­tho­lo­gi­scher oder neu­ro­phy­sio­lo­gi­scher Fakt, der sich auf Aus­fälle im Hirn­be­reich bezieht. Als Neglect (lat. neglegere = nicht wissen, ver­nach­läs­sigen) bezeichnet man in der Neu­ro­logie eine Störung der Auf­merk­samkeit, die auf eine Schä­digung oder Beein­träch­tigung des Gehirns zurück­zu­führen ist. Gekenn­zeichnet ist solch ein Neglect durch mehrere Sym­ptome, dar­unter auch, dass Betroffene die Hirn­hälfte, die der Hirn­läsion gegen­über­liegt, nicht mehr richtig oder gar nicht wahr­nehmen können. Das kann zu einem feh­lenden Bewusstsein über die Krankheit führen. Diese wird negiert, als nicht existent wahr­ge­nommen. Über­tragen auf das Sub­system Medizin würde man gar nicht mit­kriegen, dass dieses Phä­nomen der Anoso­gnosie eigentlich ein All­tags­phä­nomen ist. Wir wissen nicht, was wir nicht wissen. Und wir wissen auch nicht, sofern ein Trauma vor­liegt, was wir mal gewusst haben. Das ginge dann in Richtung Neglect. Auf jeden Fall sind wir ja schon mal hoch ein­ge­schränkt in der sehr redu­zierten Art, wie wir unsere Welt wahr­nehmen. Wir haben ja nur Wahr­neh­mungs­schlitze, sprich bestimmte Fre­quenzen, die wir sehen oder hören, und kriegen zum Bei­spiel nicht mit, was Hunde, Vögel, Bienen oder Fle­der­mäuse wahr­nehmen, obwohl alles da ist. Das ist eine Tatsache.

Ansonsten ist es ganz spannend, wie unser Ner­ven­system quasi durch Sozia­li­sierung, Kon­di­tio­nierung und Ver­sklavung durch Meme in Rea­li­täten gefangen gehalten wird, die zum Teil ritu­alhaft ent­stehen, zum Teil auch beab­sichtigt sind. Für ganz wichtig halte ich in diesem Zusam­menhang, sich die Wirk­me­cha­nismen der Meme bewusst zu machen. Zum Ver­ständnis: Meme sind so etwas wie „Viren des Geistes“. Dazu hat auch Vera Bir­kenbihl viel gesagt. Aus meiner Sicht ist ein Mem ein intel­li­gentes Feld, das seinen Auftrag oder seine Absicht unter höchst­in­tel­li­genter Nutzung sicht­barer und nicht sicht­barer Res­sourcen umsetzt und letztlich drei­di­men­sionale Rea­li­täten gestaltet. Unter diesem Gesichts­punkt sind alle exis­tie­renden Systeme aus dem Nichts gestartet mit einer Absicht oder einer Idee, die dann umge­setzt wird. Und je länger diese Ideen bestehen, desto sta­biler sind diese Systeme. Das Ergebnis all dieser Absichten und Ideen haben wir jeden Tag vor Augen, besonders dann, wenn wir den Fern­seher anstellen.

Das typische Bei­spiel für „lange bestehende Ideen, die einer bestimmten Absicht folgen“, sind Reli­gionen, die sich ja auch auf nicht beweisbare Annahmen von Men­schen stützen, die behaupten, dass Gott mit ihnen geredet oder ihnen irgend­etwas dik­tiert hat. Wie viel dafür getan wurde, um diese Systeme zu errichten und das alles zu beweisen, bei­spiels­weise mit Schriften, ist bekannt. Doch zumeist haben Reli­gionen zur Spaltung geführt und das tun sie heute noch. Mit den reli­giösen Dogmen ein­her­gehend werden zudem mit allen mög­lichen Über­set­zungen bis zu ein­zelnen Vor­schriften dann Spiele und Rituale erfunden, die ganz klar vor­geben, welche Men­schen dazu­ge­hören oder nicht dazu­ge­hören, wie die Grenzen sind usw.. Ideo­logien haben da eine ver­gleichbare Wirkung. Die Rituale, Parolen und Requi­siten sind zwar anders, doch wieder sind es bestimmte Meme, die einer Absicht folgen und für die sich „Viren des Geistes“ gene­rieren lassen, bei­spiels­weise durch Pro­pa­ganda. Der große Trick bei der ganzen Geschichte ist: Lenke den Men­schen in eine gewollte Richtung oder bringe ihn ab von dem Gedanken, so etwas wie die eigene Sou­ve­rä­nität zu ent­decken und zu bean­spruchen und die eigenen geis­tigen Poten­ziale oder Bewusst­seins­po­ten­ziale zu entwickeln!

FRIEDA: „Fami­li­en­väter, Kri­mi­nal­beamte, die sich ein Leben lang an „Recht und Gesetz“ gehalten hatten, wurden in den Ein­satz­gruppen der Nazi-Mord­ma­schine zu Schlächtern. Kann man sich das erklären?“, lautet eine Frage, die die NZZ* Prof. Jörg Bar­be­rowski in einem Interview stellte. Der His­to­riker, Autor und Gewalt­for­scher ant­wortete darauf, dass Männer dazu auf­ge­fordert wurden, Frauen und Kinder zu erschießen. Diese Männer hätten die Mög­lichkeit gehabt, diese Befehle nicht aus­zu­führen und einige von ihnen nutzten diese Option auch, doch die meisten führten die Befehle aus. Inter­essant dabei sei, so Prof. Jörg Bar­be­rowski, dass die Männer, die die Befehle aus­führten, in den ersten Wochen noch an Magen­schmerzen, Depres­sionen, Alp­träumen und anderen Sym­ptomen litten, sich aber nach zwei bis drei Wochen schon an das blutige Handwerk gewöhnten und es wie jede andere Tätigkeit ver­rich­teten. Gründe für solch ein Ver­halten sieht Prof. Bar­be­rowski unter anderem darin, dass ein hier­ar­chisch orga­ni­siertes System, in dem es Leute mit Uni­formen und Dienst­rängen gibt, Bedin­gungen schafft, in dem andere gehorchen müssen, da der „Ehr­be­griff“ am Gehorsam hänge. Die Tat­sache, uneh­renhaft ent­lassen und nach Hause geschickt zu werden, sich also non­konform innerhalb des Systems zu ver­halten, sei für viele schlimmer gewesen als das Ver­richten des „Dienstes“. Diese Taten zu begehen wäre den Männern somit auch deshalb leichter gefallen, weil sie der Ansicht waren, ihr Ver­halten sei erlaubt gewesen. Das Töten sei also ge- und nicht ver­boten gewesen. Man ging zudem davon aus, dass das eigene Handeln straffrei bleiben würde. Vor allem aber war, so Prof. Bar­be­rowski, die Tat­sache, dass niemand aus ihren eigenen Familien sehen konnte, was sie taten, ein Grund dafür, dass sich diese Männer den Befehlen nicht wider­setzten. „Diese Männer waren in einem Kontext, in dem sie ohne Straf­an­drohung tun und lassen konnten, was sie wollten“, sagt der Gewalt­for­scher in dem Interview wörtlich. Dennoch gab es eben auch ein­zelne Men­schen, die sich wei­gerten, Gewalt aus­zuüben. Wie inter­pre­tieren Sie es, dass die Mehrheit der Männer Gewalt ausübte, eine Min­derheit eben nicht? Oder anders gefragt: Was braucht es für Vor­aus­set­zungen, um als Mensch selbst innerhalb eines solchen Systems den Mut zu haben, sich nicht an der Aus­übung von Gewalt zu beteiligen? 

H.H.: Es braucht innere Sou­ve­rä­nität, um sich Befehlen zu wider­setzen, also eine stabile innere Haltung, um nicht in irgendeine Falle zu geraten. Um zu ver­an­schau­lichen, warum wir in all­täg­lichen Situa­tionen nicht mit­kriegen, was wir nicht mit­kriegen, eignet sich sehr gut das Syn­er­gie­modell der Tetra­edri­schen Intel­li­genzen. Dabei kann man die vier Fallen betrachten, die ja auch einen hirn­phy­sio­lo­gi­schen Hin­ter­grund haben. Diesen Hin­ter­grund näher aus­zu­führen, würde nun den Rahmen sprengen, doch die „Fallen“ ver­an­schau­lichen, was gemeint ist. Bei der ersten Falle, der so genannten Sehn­suchts­falle, wird aus­ge­blendet und der Mensch ver­gisst einfach, dass er hand­lungs­fähig ist und etwas tun, sein Schicksal selbst in die Hand nehmen kann. Bei der zweiten Falle, der Ideo­lo­gie­falle, kommt die ganze The­matik der Abspaltung von Gefühlen, der Dis­so­ziation, der Ver­drängung ins Spiel. Die üblichen tes­to­ste­ron­ge­steu­erten Systeme im Patri­archat benutzen genau dieses Muster über Ideo­logien, wo Gefühle knallhart aus­ge­spart werden, um zu herr­schen. Ein Bei­spiel: Wenn man so einen Ideo­logen hat, dann ist die beste „Waffe“ gegenüber so einem Typen eine hys­te­rische, wilde, unbe­re­chenbare Frau, weil sein „Spiel“ dann versagt. Das Einzige, was er dann natürlich machen kann ist, die Frau zu töten, wie das ja auch oft genug geschehen ist und noch geschieht. Das erklärt auch die oft auf bestimmte Kli­schees redu­zierte Rolle der Frau. Gerade sehr religiös und ideo­lo­gisch geprägte Systeme unter­drücken auf dieses Weise das Potenzial der wilden Frau mit Kon­se­quenzen, die seit Jahr­tau­senden lange Schatten werfen, und die auch vie­lerorts am öko­lo­gi­schen Zustand der Erde sichtbar werden.

Die nächste Falle, das ist im Tetraeder-Modell die Nr. 3, ist die Kon­fron­ta­ti­ons­falle. Wer in dieser Falle steckt, weiß nicht mehr, dass er sou­verän ist. Ein poli­ti­sches Bei­spiel dafür ist natürlich die Bun­des­re­publik Deutschland, wo die Men­schen das gar nicht wissen, weil das Volk die Spiel­regeln nicht kapiert. Dabei geht es darum, die Spiele, die Gesetze, die Regeln zu ver­stehen, um Ein­blick zu haben und Klarheit zu gewinnen. Dann ist auch Sou­ve­rä­nität möglich. Es gibt ja genügend Bei­spiele dafür, wie Pro­pa­ganda das Auf­wachen und das wirk­liche (Be-)Merken der eigenen Qua­li­täten ver­hindert. Bei der vierten Falle, der All­tags­falle, geht es darum, dass man so ein­ge­bunden und abge­lenkt ist, dass man einfach nicht merkt, dass andere Glau­bens­muster, Ideen, Kon­zepte und Vor­stel­lungen möglich sind, um etwas zu ändern. Das mag auch etwas mit Kogni­tiver Dis­sonanz zu tun haben. Wir sind nicht darauf trai­niert worden, fle­xibel im Denken zu sein. Das fängt schon bei der Erziehung und Bildung an, wo immer noch Belohnung und Strafe ein­ge­setzt werden, wo Hier­ar­chien bestehen und somit auch Herr­scher-Sklaven-Mecha­nismen wirken. So etwas führt in der Kon­se­quenz zu Ohn­macht, womöglich auch zu Wut, Trauer und dazu, nicht mehr authen­tisch zu sein. Zu Sou­ve­rä­nität führt diese Struktur somit nicht. Sou­veräne Men­schen sind, wie schon in unserem anderen Interview beschrieben, die Delfine, die mit den Grenzen spielen und auf diese Weise zu Ver­än­derung bei­tragen, indem bei­spiels­weise neue Rituale kreiert werden, Rituale, die heilsam sind zum Wohle des Ganzen.

Dass tota­litäre, ideo­lo­gisch gefärbte Systeme gehorsame Indi­viduen gene­rieren, die dann eben auch Befehle befolgen bis hin zum Morden, weil das innerhalb des Systems als konform gilt, erklärt sich somit von selbst. Wir werden also nicht darauf trai­niert, kon­zept­fle­xibel zu sein. Kon­zept­fle­xi­bi­lität wird in reli­giösen und ideo­lo­gisch-tota­li­tären Sys­temen aus­ge­spart. Dort geht es ums Recht­haben und um Selbst­er­haltung bzw. um Erhaltung des eigenen Welt­bildes oder Kon­zeptes der Welt. Es können dann einfach keine anderen Gedanken gedacht werden als die, die vor­ge­geben sind. Und vor­ge­geben werden diese Gedanken in ideo­lo­gisch und religiös beein­flussten Sys­temen durch Pro­pa­ganda und „Brot und Spiele“. Wir gingen ja schon im letzten Interview darauf ein. Das ist eben auch die Stra­tegie von tota­li­tären Sys­temen, das mentale Training und die mentale Kon­di­tio­nierung so perfekt durch­zu­führen, dass gar keine anderen Gedanken mehr gedacht werden können und dürfen. Hier liegt übrigens auch der Nähr­boden für Faschismus. Ich selbst habe ja diese Kon­di­tio­nierung in der katho­li­schen Kirche mit­ge­kriegt. Natürlich ver­kauft die katho­lische Kirche, und das ist wahr­scheinlich auch wirklich eine gute Absicht, das, was sie da anbietet an Kon­di­tio­nie­rungen, einfach als Hilfe, den Men­schen aus seinem merk­wür­digen Spiel zu erlösen und ein geschickter Schachzug dabei ist eben die Schwei­nerei mit der Belastung durch die Erb­sünde. Das ist ein ganz freches Ding, weil man damit nicht einmal eine Chance hat, wieder unschuldig zu werden.

Also diese vier Muster, wo man ver­gisst etwas zu tun, wo Gefühle abge­spalten sind, wo man seine Sou­ve­rä­nität ver­gisst, wo man keine Chance hat, anders zu denken, das ist (System-)Alltag. Wir haben da jede Menge par­allel lau­fender Rea­li­täts­tunnel, die uns die Chance zum woh­ligen Gestalten erwünschter Wirk­lich­keiten nehmen.

FRIEDA: Nun wissen wir ja aus Fami­li­en­auf­stel­lungen zur Genüge, dass Gräu­el­taten sich nicht in Luft auf­lösen, sondern im Sip­pen­ge­dächtnis erhalten bleiben können. Welche Erfah­rungen haben Sie im Rahmen Ihrer Syn­ergie-Auf­stel­lungen mit dem Thema Krieg gemacht? 

H.H.: Vorweg noch: Das Haupt­problem bei all diesen rea­li­täts­er­zeu­genden Anoso­gnosien, wo wir nicht wissen, dass wir was nicht wissen, ist die Bildung sta­biler Rituale der Wahr­nehmung, also Evidenz- und Wahr­neh­mungs­fallen, in denen wir auto­ma­tisch drin sind. Das ist sehr einfach zu sehen beim Tetraeder. Es gibt diese vier Dreiecke, die stabile Ritu­al­muster bilden unter Aus­schluss des Punktes, der nicht wahr­ge­nommen wird. Auch aus dem NLP-Bereich gibt es so ein paar Übungen, die einfach wun­derbar zeigen, wie eine Pro­ble­matik sich ver­ändert, wenn man den Aspekt ein­be­zieht, der bislang nicht gesehen wurde. Und schon ver­ändert sich die Wahr­nehmung. Das ist übli­cher­weise so etwas Selbst­ver­ständ­liches, wie wir uns in den üblichen Fal­len­mustern ver­stricken, dass wir da noch gar kein so großes Bewusstsein haben, wie Muster zu ver­ändern sind.

Beim Tetraeder geht es ja auch um Fal­len­auf­stellung und den Wand­lungs­punkt, das ist der aus­ge­klam­merte Punkt (Tun, Fühlen, Klären, neue Ideen…). Ins­be­sondere bei den Syn­ergie-Auf­stel­lungen geht es ja um die Frage, was von allen mög­lichen Ebenen wirkt wie zusammen, und nicht nur um die Frage, die bei den Fami­li­en­auf­stel­lungen nach Hel­linger gestellt wird, die sich daran ori­en­tiert, wie ein Fami­li­en­system zusam­men­wirkt, denn es gibt sehr viel mehr Ebenen, sichtbare und nicht sichtbare, die zusam­men­wirken. Bei den Syn­ergie-Auf­stel­lungen hat sich gezeigt, dass die Muster, die noch im kol­lek­tiven Unbe­wussten Akti­vi­täten haben und einfach nicht bewusst sind, jetzt durch diese Auf­stel­lungen auf den Tisch kommen und diese Muster sind somit, und das ist die große Chance zum Glück, ver­än­derbar. Das Ausmaß der kol­lek­tiven Traumata, der ganzen Ver­stri­ckungen, der Geheim­nisse, der abge­spal­tenen Teile ist gigan­tisch. Als ich anfing, wurden bei den typi­schen Fami­li­en­auf­stel­lungen Themen wie unbe­wäl­tigte Kriegs­zeiten, Nazi­ver­gan­gen­heiten bei den Ahnen etc. zum Teil aus­ufernd lange auf­ge­stellt und sie wurden mit quä­lender Detail­haf­tigkeit ange­gangen, was letzten Endes nützlich war, weil dadurch von dem kol­lek­tiven Brocken einiges abge­wetzt werden konnte. Jetzt gehen diese The­ma­tiken sehr viel schneller und leichter. Nach wie vor bin ich immer wieder erstaunt, erschüttert und doch noch über­rascht, selbst bei Leuten, die schon viel auf­ge­stellt haben, in welchen Tiefen und Rea­li­täts­spalten diese Themen noch mit­hängen und mit­be­stimmen. Insofern ist dieses Werkzeug der Auf­stel­lungs­arbeit genial, um diese ganzen Ver­stri­ckungen, die ganzen Tun­ne­l­ungen, Ver­haf­tungen, Fallen und Muster zu ver­ändern. Der große Punkt, um den es jetzt geht, unter dem nun auch eine Chance besteht, dieses Kon­glo­merat der exis­tie­renden Meme zu ver­ändern, lässt also Zuver­sicht gedeihen.

FRIEDA: Ein Psy­chologe sagte mal zu mir, auf den Krie­ger­denk­mälern stünden immer nur die Namen der Opfer, nie die der Täter. Das sei ein Symptom für ein kol­lektiv vor­han­denes Täterin­trojekt in den Köpfen der Men­schen, denn eigentlich gehörten die Namen der Täter an die Öffent­lichkeit. Welche Gedanken haben Sie dazu? Und worauf führen Sie die Gewalt­be­reit­schaft, gerade bei Männern, zurück?

H.H.: Dazu fällt mir ein Buch ein mit dem Titel „Die Söhne des Mars – Eine Geschichte des Krieges vom Ende der Steinzeit bis zur Antike“ von Armin Eich. Er kam zu dem Ergebnis, dass der Zwang, Kriege zu „spielen“, nicht gene­tisch ein­gebaut oder unaus­weichlich ist, sondern eine Ange­wohnheit. Dazu kommt noch ein ganz inter­es­santer Gedanke des His­to­rikers Lloyd de Mause. Er ist der Ansicht, dass wir nicht nur in unserer Embryo­logie die kör­per­liche Ent­wick­lungs­ge­schichte mit den ver­schie­denen Stadien der Evo­lution wie­der­holen, sondern die gesamte emo­tionale Welt­ge­schichte. Seine Thesen zum Krieg als Metapher für die Geburt, also bild­haftem Aus­druck, lassen plau­sible Schluss­fol­ge­rungen zu. Von ihm stammt das Buch „Hört ihr die Kinder weinen“. De Mause, so wie ich ihn ver­standen habe, vertrat die Ansicht, dass sich Kriege am besten ver­hindern lassen durch eine Gene­ration aus Erwach­senen, Erwachsene, die sich empa­thisch und getragen von per­sön­licher Reife auf die Ent­wicklung der eigenen Kinder ein­lassen können, weil sie sich durch die selbst­re­flexive Aus­ein­an­der­setzung mit den Bedin­gungen der eigenen Kindheit, also ihrer eigenen see­li­schen Ver­let­zungen, aus­ein­an­der­ge­setzt haben. Kriege sind somit eine Metapher von erlebten Geburts­traumen oder, anders gesagt, wir reinsze­nieren unsere oft als trau­ma­tisch erlebten Geburten später in Form von Kriegen. Die Gebär­mutter spielt dabei natürlich nicht nur sym­bo­lisch eine Rolle, sondern auch konkret als Raum der Obhut, der womöglich auf schmerz­hafte Weise ver­lassen wurde…

Ein­schub FRIEDA: Das deckt sich übrigens sehr mit dem, was meine Inter­view­part­nerin Iris Ham­mer­meister in dem Beitrag „Die Heilung der Mut­ter­wunde durch die eigene Stimme“ sagte und erklärt auch, warum es in Kriegen so oft zu Ver­ge­wal­ti­gungen kommt. Vor dem Hin­ter­grund der Metapher „Krieg als Reinsze­nierung des Geburts­traumas“ ließe sich ja schluss­folgern, dass durch die gewaltsame „Aneignung“ der Frau bei einer Ver­ge­wal­tigung wenigstens wieder für Momente ver­sucht wird, die ursprüng­liche Einheit mit der Mutter her­zu­stellen. Und da es Männer nicht auf andere Weise schaffen, bei­spiels­weise durch die Inte­gration ihrer eigenen weib­lichen Anteile, der rechten Hirn­hälfte, der empa­thi­schen Seite in sich, ver­suchen sie es gewaltsam, damit sie die Oberhand behalten ent­spre­chend den Herr­schafts­struk­turen im System, das die gewaltsame Aneignung der Frau als Objekt nicht nur tole­riert, sondern sogar auf Straf­freiheit hoffen lässt. Dass das immer noch zu gelten scheint, sehen wir ja auch heute noch im Umgang mit Sexu­al­straf­tätern, die sich an Frauen oder Kindern ver­gangen haben. Sie werden ja häufig mild oder gar nicht bestraft, denn in den Gerichten sitzen ja über­wiegend Männer oder aber Frauen, die viel­leicht selbst einen Kon­flikt mit ihrer Weib­lichkeit haben.

Zu dem Thema emp­fehle ich bei dieser Gele­genheit noch das Interview mit Carsten Pötter „Eman­zi­pation mal anders betrachtet“. Da fragt man sich natürlich, wie die Exe­kutive, die Judi­kative und die Legis­lative (sou­veräne) Indi­viduen ver­treten sollen, ohne womöglich selbst sou­verän zu sein, weil wir ALLE mehr oder weniger unter trau­ma­ti­schen prä‑, peri- und post­na­talen Erleb­nissen leiden? In nahezu allen Reli­gionen wird ja die Kraft der Frau mehr oder weniger „ver­teufelt“. Das Perfide an Kriegen ist ja zudem, dass sie meist zu neuen Ideo­logien führen, also immer wieder spalten. Was der „Männ­liche Gebärneid“ mit all dem zu tun haben könnte, erläutert Dr. Hilde Schmölzer aus­führlich in einem Interview, das hier zu finden ist. Auch Peter Slo­terdijk sagte ja: „In Wirk­lichkeit sind wir lebende Resultate unserer Geburts­dramen und tragen im Kör­per­ge­dächtnis und in unseren Lebens­stilen die Spuren dieses Urer­eig­nisses“. Übrigens hat sich auch der Psy­cho­ana­ly­tiker Dr. Ludwig Janus sehr mit den prä- und peri­na­talen Grund­lagen sozio-poli­ti­scher Ereig­nisse beschäftigt. Er ist einer der Experten des von Julia und Chris Schmiedel ver­an­stal­teten Eltern-Kind-Bin­dungs­kon­gresses.

H.H.: Ein typi­sches Bei­spiel ist, dass Jungs einfach zu bestimmten Zeiten ihrer Ent­wicklung „kämpfen müssen“, Ban­den­kriege ver­an­stalten etc., so als würden sie die Urge­schichte, das Mit­tel­alter oder sonstwas nochmal abfa­ckeln. Die Achil­les­ferse des Mannes, und somit auch des Kampfes zwi­schen den Geschlechtern, sehe ich in der sehr großen Schwie­rigkeit, mit inten­siven Gefühlen, sprich Liebe, umzu­gehen, weil all das bei ihm zur Auf­lösung seiner zuge­spitzten Kon­turen führen kann und das ver­ur­sacht bei Männern eine Grund­angst. Und die übliche Abwehrform ist natürlich: Ver­nichte den Aus­löser! Doch statt sich auf die innere Reise zu begeben und dieser Urangst zu begegnen, das Uner­löste in sich selbst zu heilen, wird gemordet und ver­ge­waltigt. Wie sehr dieses Ver­halten sys­te­misch und gesell­schaftlich gebilligt wird, sieht man dann eben auch an den von Ihnen erwähnten oft milden Strafen für Ver­brechen dieser Art, wohin­gegen sys­tem­kri­tische Men­schen, Pio­niere und Vor­denker oftmals wegen Nich­tig­keiten dif­fa­miert und ein­ge­sperrt werden. Das Tra­gische an der Sache ist, dass diese Dyna­miken den meisten Men­schen nicht bewusst sind und da sie es nicht sind, können die „Viren des Geistes“, die im Unter­be­wusstsein ihr Unwesen treiben, dann immer wieder in der Materie zum Aus­druck kommen – eine unend­liche Geschichte somit, es sei denn, wir erkennen das Muster dahinter und erlösen und selbst. Dafür gibt es heute ja viele Hilfsmittel…

 FRIEDA: In dem Film Linie 41 geht es auch um ein Foto seiner Mutter, das Nathan suchte. Es wurde nicht gefunden. Dass nach diesem Foto gesucht wurde und es nicht gefunden wurde, könnte auch als Sym­bolik gedeutet werden, denn trotz der Annä­herung der Männer ist die Frage, warum es Kriege gibt, nicht beant­wortet. Diese Frage war auch nicht Thema des Filmes; m.E. schwingt sie aber mit, wenn wir ver­stehen wollen, warum es immer wieder Kriege gibt und erkennen möchten, wie wir sie künftig ver­meiden. Die Suche nach der Mutter (sym­bo­li­siert durch das Foto) kenn­zeichnet m.E. eine Sehn­sucht. Auch ohne das Foto gefunden zu haben, ver­söhnten sich die Männer, fanden also zurück zur Empathie – und so betrachtet war das Finden des Fotos dann viel­leicht auch nicht mehr so wichtig, weil durch die Ver­söhnung in den Herzen der Männer Raum für „das Müt­ter­liche“ und „das Väter­liche“ ent­stehen konnte…

In Inter­views, die ich mit Matri­ar­chats­for­sche­rinnen führte, wurde deutlich, dass es in matri­archal orga­ni­sierten Ethnien, die sich an der Mut­ter­linie ori­en­tieren, Gewalt­phä­nomene wie in Kriegen nicht gibt, wohl auch deshalb nicht, weil matri­ar­chale Ethnien nicht hier­ar­chisch struk­tu­riert sind. Dr. Hilde Schmölzer the­ma­ti­siert das u.a. in ihrem Buch „Die abge­schaffte Mutter – Der männ­liche Gebärneid und seine Folgen“. Die Reli­gionen sind stark patri­archal orga­ni­siert. Die Aus­wir­kungen bekommen ins­be­sondere Frauen und Kinder weltweit zu spüren und das auch heute noch. Sie haben sich intensiv mit sys­te­mi­schen Wirk­me­cha­nismen beschäftigt. Fehlt es „dem System“ an der „Großen Mutter?“

H.H.: Dar­unter ver­stehe ich im Moment als beste Metapher die der Mutter Erde, also Gaia, als die­jenige, die sich jetzt räkelt und putzt und neu sor­tiert, um das Bewusstsein der Menschheit, also die Menschheit als Gehirn der Erde, neu aus­zu­richten und sich von diesen unglaub­lichen, mehrere Jahr­tau­sende alten Marotten wie Gewalt, Kri­mi­na­lität, Geheim­nis­krä­merei, Heim­tücke, Mord und Ver­ge­wal­tigung zu rei­nigen und zu heilen. All­mählich wird immer mehr bewusst, wie diese alten Muster in den Händen der Mäch­tigen und der Strip­pen­zieher so etwas wie die Laden­hüter der Geschichte werden, und es beginnen sich neue Mög­lich­keiten zu ent­wi­ckeln. Auf der anderen Seite wird natürlich auch sehr schön deutlich, wie die bestehenden Systeme alle Intel­ligenz nutzen, um sich zu behaupten und ihre Spiele zu bewahren. Das kann man gerade wieder gut beob­achten. Und ein Indiz dafür sind die unklaren Ver­stri­ckungen von Geheim­diensten in die aktu­ellen Ter­ror­ge­schichten. Das ist ganz besonders inter­essant und es ist sinnvoll zu hin­ter­fragen, inwiefern auch Fana­tismus instru­men­ta­li­siert wird, um die alten Spiele in eine Richtung zu bringen, die die Bevöl­kerung und die ein­zelnen Völker im Grunde nicht mögen. Also, die bestehenden Systeme ver­tei­digen sich hoch­in­tel­ligent mit allen Mög­lich­keiten, um die poli­ti­schen Rän­ke­spiele weiter auf­recht­zu­er­halten. Und dennoch scheint es so zu sein, dass Gaia, stell­ver­tretend für die „Große Mutter“, sich nun dagegen wehrt und Impulse für die Heilung immer offen­sicht­licher werden und wirken.

FRIEDA: Es mangelt uns also am Wand­lungs­punkt, wenn man vom Tetra­eder­modell ausgeht, sofern ich Sie richtig ver­standen habe oder anders gesagt: Es mangelt uns am Fühlen, am Handeln, an Klarheit und an neuen Ideen, an neuen Per­spek­tiven. So ähnlich sieht das ja auch der Hirn­for­scher Prof. Dr. Gerald Hüther, der ja sagt, dass die Gesell­schaft Rebellen braucht oder viel­leicht einfach nur einen kind­li­cheren Zugang zu den Pro­blemen unserer Zeit, einen spie­le­ri­scheren, krea­ti­veren und vor allem einen, der eben das Fühlen erlaubt! Anlässlich der (inzwi­schen zurück­lie­genden) Mili­tär­messe in Bremen schrieb ich einen Beitrag, in dem ich anregte, die „Prot­ago­nisten“ auf der Messe doch mal mit Kindern, Samba-Tän­ze­rinnen und Kör­per­the­ra­peuten zusam­men­zu­bringen. Was ist von so einer Maß­nahme zu halten ange­sichts Ihrer Kennt­nisse des Tetraeder-Modells?

H.H.: Der Gedanke, auf so einer Messe quasi Ideo­logie zu „bekämpfen“ mit Buntheit, mit Leben­digkeit und Far­bigkeit sowie mit Über­ra­schungen, da etwas zu bewirken, das ist eine wun­derbare Idee und die maximale Stei­gerung für diesen Wandel, weil jeder kon­trol­liert Depressive auf Dauer keiner bunten Hys­terie stand­halten kann. Das gipfelt in der Idee, die kol­lek­tiven Meme zu ver­ändern über Groß­ver­an­stal­tungen mit Syn­ergie-Auf­stel­lungen, um da das Feld anders zu gestalten, weil das Feld gewinnt. Eine Web­seite über den Umgang und den Wandel von Memen ist in Vor­be­reitung: www.mem-hacking.de

FRIEDA: Herz­lichen Dank für dieses weitere Interview!

 

* https://www.youtube.com/watch?v=LypjYmhzG7U

Näheres zu Syn­ergie-Auf­stel­lungen mit Dr. Hans Hein ist u.a. hier zu finden.

Titelfoto: pixabay.com/en/users/geralt

Quelle: Beate Wiemers, Jour­na­listin und Betrei­berin von https://frieda-online.de/