Sachsen im Tausch gegen Atommüll — Anti AfD-Tweet von Kir­chen­re­prä­sentant bla­miert Erzbistum

Ansgar Mayer ist der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­di­rektor des Erz­bistums Köln, er ist ein fachlich ver­sierter Jour­nalist und seine Aufgabe ist es, für die Kirche im Erz­bistum Köln die Public Rela­tions zu managen. Außerdem obliegt ihm, um es fachlich aus­zu­drücken, die Image­pflege des Erz­bistums, ins­be­sondere des Erz­bi­schofs in den Medien.

Twitter ist ein mäch­tiges Medium, und Herr Mayer hat einen Tweet zum Wahl­er­gebnis der AfD in Sachsen plat­ziert, der ihm prompt um die Ohren fliegt:

„Tsche­chien, wie wär’s? Wir nehmen Euren Atommüll, Ihr nehmt Sachsen. #BTW17“

In Sachsen hat die AfD die Bun­des­tagswahl mit einem Stim­men­anteil von 27% noch vor der CDU gewonnen.

Der Post löste heftige Kritik aus. Sehr viele Nutzer hatten kein Ver­ständnis dafür, dass ein Reprä­sentant der Kirche eine derart men­schen­ver­ach­tende Äußerung von sich gibt, indem er ein ganzes Bun­desland und seine Bürger als wert­loser und schäd­licher als Atommüll bezeichnet. Hun­derte von ent­setzen Kom­men­taren pras­selten auf Ansgar Mayer ein. Der Verbund der ost­deut­schen Kir­chen­zei­tungen, der „Tag des Herrn“, meldete sich mit einer zor­nigen Replik zu Wort, die aber mitt­ler­weile aus dem Netz genommen wurde.

Mayer ent­schul­digte sich dar­aufhin für seinen „sehr spitzen, privat ver­fassten Kom­mentar“ und wandte ein, er sei „leider ähnlich miss­ver­standen worden, wie Hiob“, von dem im Alten Tes­tament der Aus­spruch über­liefert steht „Wollt ihr mich wegen meiner Worte tadeln und bemerkt nicht, dass Ver­zweiflung aus mir spricht?“

Diese Reaktion haben wir schon so oft erlebt, dass man sie als ein Zeit­phä­nomen bezeichnen kann, wie es immer in Gesell­schafts­sys­temen auf­tritt, in denen eine Ideo­logie das Denken und Fühlen der Men­schen so sehr steuert und besetzt, belohnt oder abstraft, dass der Ein­zelne zu seinem Vorteil stets bemüht ist, seine kor­rekte Gesinnung zur Schau zu tragen.

Hat eine über­mächtige Ideo­logie Reli­gi­ons­status erlangt und eine Gesell­schaft im Griff, kris­tal­li­sieren sich schnell solche Struk­turen heraus. Es gibt dann die, die die Faust in der Tasche machen und sich, sogar innerhalb der eigenen Familie, nicht offen äußern aus Angst, iso­liert und abge­straft zu werden. Denn die Block­warte sind überall. Die Über­eif­rigen, die poli­tisch Kor­rekten, die Petzer und Anpran­gerer, die sich dem Diktat der Ideo­logie anbiedern und „lieb Kind“ machen, einer­seits, um per­sönlich zu reus­sieren und weithin sichtbar auf der „rich­tigen Seite“ zu stehen. Ande­rer­seits auch aus Feigheit und Angst, nur ja nicht in das Faden­kreuz der Inqui­sition zu geraten. Zuckerbrot und Peitsche, das ist immer das Erfolgs­prinzip der ideo­lo­gi­schen Diktatur.

Über­schreitet der über­eifrige Dif­fa­mierer in seliger Gewissheit, für das Abwat­schen des Feindes beklatscht werden zu müssen, auch die letzten Grenzen, ist die Recht­fer­tigung immer die­selbe. Er ist miss­ver­standen worden in seiner an sich aber unta­de­ligen Moti­vation. So auch Ansgar Mayer, und er bekommt dem­zu­folge auch einen Rüffel, was die Form seiner uner­hörten Belei­digung und Volks­ver­hetzung betrifft, aber inhaltlich steht Erz­bi­schof Woelki hinter Mayer. Die heilige Inqui­sition hat sich zwar im Fol­ter­in­strument ver­griffen, aber der Ketzer muss dennoch brennen.

Diese Ver­hal­tens­struktur ist leider dem Men­schen immanent und wird es immer sein. Eine der weniger lie­bens­werten Seiten des Homo Sapiens Sapiens.

Bei­tragsbild: Hin­richtung des Ketzers Hus Merian, Holz­schnitt, gemeinfrei