Von christ­licher Nächs­ten­liebe und krank­hafter Selbst­lo­sigkeit — Eine moderne Flüchtlingsgeschichte

(Von Michael Klonovsky)

Wenn das Haus Ihres Nachbarn von einer Flut­ka­ta­strophe zer­stört wird und sie dem vom Schicksal Heim­ge­suchten ein Obdach geben, sind Sie ein guter Mensch. Wenn sie den Nachbarn dann noch längere Zeit beher­bergen und ver­sorgen, sind Sie ein sehr groß­zü­giger Mensch. Wenn der Nachbar Ihr Haus nicht mehr ver­lassen will, nachdem die Flut vorüber ist, sondern weiter auf Ihre Kosten zu leben gedenkt, und Sie lassen sich das bieten, dann sind Sie ein fast krankhaft selbst­loser Mensch. Wenn Sie ihn immer noch bewirten, nachdem er begonnen hat, sich in ihr Leben ein­zu­mi­schen, Ihre Sitten zu miss­achten oder zu ver­ur­teilen und von Ihnen ver­langt, dass Sie alte Gewohn­heiten aus Rück­sicht auf ihn ablegen sowie gewisse Speisen nicht essen sollen, dann sind Sie ver­mutlich ein bisschen irre. Wenn Sie oben­drein noch klaglos hin­nehmen, dass er immer mehr Zimmer in Ihrem Haus für sich bean­sprucht und Sie aggressiv behandelt, weil Sie unrein sind und zum fal­schen Gott beten, brauchen Sie dringend Hilfe. Wenn Sie dennoch darauf bestehen, dass er bleibt, auch noch wenn er Ihrer Tochter an die Wäsche geht, im Keller Waffen zu horten beginnt und mit Gewalt droht, sollten Sie ihn nicht mit gleichen Rechten in Ihren Miet­vertrag ein­setzen, dann sind Sie kom­plett wahn­sinnig, und Ihnen ist kaum mehr zu helfen.

Und wenn Ihnen die Haus­ver­waltung im Namen des Bür­ger­meisters erklärt, Ihr ehe­ma­liger Nachbar und neuer Mit­mieter ver­halte sich völlig ange­messen, er habe das­selbe Recht auf Ihr Haus wie Sie und jeder andere auch, und Ihre heilige Pflicht bestehe jetzt darin, die Reno­vierung seiner von der Flut beschä­digten Bleibe zu bezahlen, dann leben Sie wahr­scheinlich im besten Deutschland, das es je gab.

 

Quelle: TheEuropean.com